Immer Ärger mit dem V-Wort

Werbekritik Tampon-Werbespots zeigen gern weichgespülte romantische Landschaften. Ein Hersteller wollte das ändern - und stellte fest, dass das Wort "Vagina" im US-TV nicht sendefähig ist

Seit Jahren schon ergeht sich die Werbung für Tampons und „Hygieneartikel“ in nebulösen Euphemismen. Was aber passiert, wenn ein US-amerikanischer Tamponhersteller das Geziere sein lässt und die Dinge beim Namen nennt? Ganz einfach: Seine Werbeclips werden von den großen Fernsehanstalten nicht gesendet, wenn sie das Wort Vagina enthalten.

Selbst als die Firma Kotex das Wort "Vagina" durch „da unten“ ersetzte, weigerten sich zwei der Sender immer noch, die Werbung auszustrahlen, so dass man die ganze Sache schließlich abblasen musste. Amanda Hess kommentierte dies auf ihrem Blog The Sexist mit den Worten: „Die Werbung enthält nun keine direkten Bezüge mehr auf die weiblichen Genitalien – Sie wissen schon, das ist da, wo der verdammte Tampon hinwandert.“




Bei Kimberly-Clark, zu dem der Tampon-Hersteller Kotex gehört, verweist man darauf, dass die amerikanischen Fernsehsender offenbar keine vergleichbaren Gewissensbisse plagen, wenn in Werbeclips für Potenzmittel wie Viagra und Ciallis zur besten Sendezeit von „erektiler Dysfunktion“ die Rede ist.

Die New York Times schreibt in ihrem Bericht über den Fall, die von der Webeagentur JWT produzierte Kampagne sei für einige amerikanische Fernsehsender wohl „ein wenig zu freizügig“ gewesen und zitiert Kotexs kaufmännische Direktorin: „Die Sache ist sehr lustig, weil es bei dem Spot ja gerade um Zensur geht. In diesen Spots ist es immer schon äußerst euphemistisch, wenn nicht sogar paternalistisch zugegangen. Damit muss endlich Schluss sein – Tampon ist ebenso wenig ein schlimmer Ausdruck wie Vagina.“

Der überarbeitete Spot enthält nun eine Reihe von Bildern, mit denen das gängige Repertoire an Metaphern parodiert wird, die sich in so ziemlich jeder Werbung für weibliche Hygieneprodukte wiederfinden. Am Schluss sagt die Frau: „Die Werbespots im Fernsehen sind wirklich eine große Hilfe, denn in ihnen ist immer diese blaue Flüssigkeit zu sehen und ich denk mir: Oh, das ist es also, was passieren soll.“ Der Spot lief diese Woche im amerikanischen Fernsehen an.

Im liberalen Großbritannien liegen die Dinge anders. Hier nennen die Hersteller des wiederverwertbaren Menstruationsbechers Mooncup ihre Website gleich loveyourvagina.com.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Richard Adams | The Guardian

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