In den Müll mit Öko

Plastikbecher Die Republikaner recyclen eine alte Idee: Sie führen im US-Kongress wieder Styroporbecher ein – und nehmen damit die Reformpolitik der Demokraten zurück

Ein wenig ähneln sie der Republikanischen Partei: sie sind weiß, scheinbar unzerstörbar und schlecht für die Umwelt. Aber nach vierjähriger Abwesenheit sollen Schaumstoffbecher nun in die Caféteria des US-Kongressgebäudes zurückkehren. Die Republikaner, die nun wieder die Mehrheit innehaben, wollen eine ganze Reihe von Umweltschutzmaßnahmen, die die Demokraten initiiert hatten, zurücknehmen. Die Wende wurde von einem Pressesekretär des Sprechers des Repräsentantenhauses, John Boehmner, verkündet, als er am Montagmorgen twitterte: "Die neue Mehrheit – Plastik ist zurück."

Die frühere demokratische Sprecherin Nancy Pelosi hatte die im Keller des Kongresses gelegene Kantine ins Zentrum einer Initiative gerückt: Der ökologische Fußabdruck des Kongresses sollte kleiner werden. Das uralte, ein paar Blöcke vom Kapitol entfernte Kraftwerk, das für die Beheizung und Kühlung des Kongresses zuständig ist, wurde deshalb von Kohle auf Erdgas umgestellt. Kompaktleuchtstofflampen und energiesparende Automaten wurden eingeführt. In den Cafés und Kantinen wurden Plastikverpackungen durch Tabletts und Geschirr aus biologisch abbaubarer Maisstärke ersetzt. Vier verschiedene Recycling- und Mülltrennungsstellen wurden eingerichtet. Auch das Essen in der Kantine sollte gesünder werden: keine Eier von Legehennen mehr und kein Fleisch, das Antibiotika enthält.

Was als kompostierbarer Abfall eingestuft wurde, wurde zu einem Stofflöser in den Keller geschickt. Dieser presste den letzten Tropfen Flüssigkeit aus ihnen heraus, bevor das Material mit einem Lkw zu einer privatwirtschaftlich betriebenen Kompostierdeponie am Stadtrand von Washington DC gebracht, dort mit Erde vermischt und schließlich auf den Kapitolshügel zurückgebracht wurde, um dort als Dünger eingesetzt zu werden. Hunderte von Tonnen an Müll konnten auf diese Weise jährlich eingespart werden.

"Nicht umweltfreundlich"

Aber seit die Republikaner bei den Midterm-Wahlen im November wieder die Mehrheit im Haus errungen haben, sind die Tage der kompostierbaren Kaffeetassen gezählt. Der neue Chef des Verwaltungsausschusses des Parlaments, Dan Lungren, sagte, mit 475.000 Dollar sei das Programm schlicht und ergreifend zu teuer und dabei noch nicht einmal umweltfreundlich. "Nach einer umfassenden Überprüfung unseres Kompostierbetriebs bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser weder wirtschaftlich noch energiesparend ist", heißt es in einer Erklärung auf seiner Internetseite.

Was ist auf der republikanischen Liste des umweltpolitischen Rollbacks als nächstes vorgesehen? Glühbirnen. In der vergangenen Woche haben die Republikaner einen Gesetzentwurf eingereicht: Die Entscheidung der Regierung, die alten energiefressenden Birnen gegen Energiesparlampen auszutauschen, soll von 2012 an zurückgenommen werden.

Umweltschutzorganisationen verurteilten die Rückkehr zum Plastik. "Sie versuchen Fortschritte rückgängig zu machen, wo sie besser daran täten, ihr eigenes Haus in Ordnung zu halten", kommentierte etwa Tony Iallonardo von der National Wilflife Federation.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Suzanne Goldenberg | The Guardian

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian

The Guardian

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden