Ist Carla Bruni die nächste Mia Farrow?

Promiquiz Frankreichs First Lady Carla Bruni wurde von Woody Allen eingeladen, in einem seiner nächsten Filme mitzuspielen. Wir stellen uns schon mal die Rollen vor

Warum in aller Welt haben wir das nicht längst vorausgesehen? Bruni – natürlich! Sie ist der Inbegriff einer Woody-Allen-Figur: sexy, reich und jener Typ Europäerin, der in den Luxushotels dieser Welt zuhause zu sein scheint. Sie ist auf eine post-feministische Art emanzipiert, ihre künstlerischen Ambitionen mögen ein wenig lächerlich sein, aber die mächtigen Männer, die in sie vernarrt sind, schwärmen dennoch, in der Hoffnung, sie könnten eines Tages ihre exquisit geschneiderten Hosenröcke erobern.

Carla Bruni ist die typische unerreichbare Frau aus dem goldenen Zeitalter der Woody-Allen-Filme. Sie könnte niemals eine der Diane-Keaton-Hauptrollen spielen: Bruni fehlt dafür gewiss die Fähigkeit und sie nimmt sich selbst ein wenig zu ernst, um die Muse dieses grandiosen Mannes zu sein. Ich möchte auch stark bezweifeln, dass sie Scarlett Johanssons unterwürfige Jugendlichkeit hat: Welche Eigenschaften sie auch haben mag, sie ist nicht der Typ, den man gönnerhaft behandeln kann.

Wenn es möglich wäre, Bruni in eine Zeitmaschine zu setzen, dann könnte sie eine der kleinen Sprechrollen aus der Frühphase des Regisseurs annehmen: Das großspurige kleine Mädchen in der Kunstgalerie in Mach’s noch einmal, Sam etwa, die Allen vor einem großen Jackson-Pollock-Gemälde in ein Gespräch verwickeln will, woraufhin sie ohne Umschweife eine monotone kritische Abhandlung über das Wesen der Kunst und den Existentialismus beginnt.

„Was machen Sie Samstagabend?“ fragt er. „Da werde ich mich umbringen“, antwortet sie.

Eine Szene im Tonstudio

Ich könnte mir Bruni auch in einem Film aus den späten Siebzigern oder den frühen Achtzigern vorstellen, als Sirene, für die Allens bester Freund (den vielleicht Michael Murphy spielen könnte) seine Frau verlässt, was alle kolossal vor den Kopf stößt. Bruni könnte an der Dinnertafel, oder an einem der schicken Tische im New Yorker Edelrestaurant Elaine’s, einen Monolog halten und alle wären insgeheim von der Zerstörung der Ehe des Mannes abgestoßen und gleichzeitig von ihr fasziniert – Allen natürlich allen voran.

Dann böte sich in dieser Ära noch die Möglichkeit, Bruni als die Freundin eines anderen besten Kumpels von Woody Allen zu besetzen. Tony Roberts, sein männliches Gegenstück in Der Stadtneurotiker, der witziger und weniger intellektuell als Murphy ist. Damit wäre dann der Weg frei für anrüchige Gespräche über Brunis Reize unter Männern. Roberts könnte einen Plattenproduzenten spielen, der glücklos eine LP mit Brunis Anstrengungen als Solo-Künstlerin veröffentlicht. Ich stelle mir da eine Szene im Tonstudio vor: Eine Einstellung auf die beiden Männer im Regieraum, die durch die Glasscheibe hindurch beobachten, wie Bruni trillert und trällert – Allen fassungslos, Roberts entzückt.

Aber damit würde man Bruni in die Vergangenheit zurückversetzen, und man würde darüber hinaus davon ausgehen, dass es ihr nichts ausmachen würde, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Wie also könnte sie in einem aktuellen Woody-Allen-Film besetzt werden? Sollte sich ihr schauspielerisches Können als akzeptabel erweisen, müsste sie eine Naturgewalt spielen – wie Penélope Cruz in Vicky Cristina Barcelona: eine Künstlerin, eine Träumerin, die das Leben liebt. Sie könnte vielleicht eine Installationskünstlerin sein und wie Tilda Swinton in einer Glasvitrine liegen. Sollte Bruni sich als eher hölzern erweisen, dann wäre das eine Rolle, die nach einer kurzen Eingangsszene keine weiteren Dialoge erfordern würde.

Auf jeden Fall müsste sie in einer unsäglich exklusiven Umgebung vorgestellt werden, bei einer klassischen Soirée zum Beispiel oder einer Dinnerparty mit prominenten Gästen. Woody-Allen-Filme wirken dadurch heutzutage immer ein wenig altmodisch, aber genau so hat sie nun mal einst auch ihren zukünftigen Gatten Nicolas Sarkozy kennengelernt.

Männerfesselnde Rechtskonservative

Müsste der Film in Paris spielen? Vermutlich ja, und wir würden die Stadt aus der Sicht einer Außenstehenden (Bruni selbst ist, natürlich, Italienerin) und von ihrer malerischen, wahnsinnig touristischen Seite sehen. Wenn die First Lady der Nation in einem Film dabei ist, der in Paris spielt, könnte das sicher auch für die Finanzierung von Vorteil sein.

Allens bislang letzter Film, der in Paris spielte, oder zumindest zum Teil in Paris spielte, war 1996 Alle sagen: I Love You. Alan Alda und Goldie Hawn spielen in diesem Film ein liebenswertes, liberales Paar, das von den ultra-konservativen Ansichten seines Sohnes, den Lukas Haas spielt, überrascht und geschockt ist. Diese Ansichten sind dann aber nur die Nebenerscheinung einer Krankheit, die am Ende des Films überwunden ist.

Wird Allen sich nun aber verpflichtet fühlen, zu berücksichtigen, dass Bruni mit einem der konservativsten rechtsgerichteten Staatsmänner der Welt verheiratet ist? Könnte sie vielleicht eine konservative Politikergattin spielen, die sich in einen anständigen Liberalen verliebt und ihren Fehler erkennt? Ich glaube nicht, sie würde vermutlich jegliche Kritik am Präsidenten ablehnen.

Aber eine solche Bruni-Figur – die singende, gesellschaftlich in guten Kreisen verkehrende, männerfressende Rechtskonservative, die einen kleinen Sprung in der Schüssel hat – ist einfach zu genial, um verworfen zu werden. Sollte sich also herausstellen, dass sie entweder nicht die Fähigkeit hat oder keine Lust, eine solche Rolle zu spielen, dann wäre mein Vorschlag, dass Woody Allen es mit Carlas Schwester, Valeria Bruni-Tedeschi versuchen sollte. Sie ist in Frankreich ein Filmstar, ein echter Schauspiel-Profi und könnte de facto mühelos ihre Schwester spielen.

Ich schlage also Bruni-Tedeschi als Carla Bruni vor, Daniel Auteuil als Nicolas Sarkozy und Allen selbst als den bedeutenden amerikanischen Schriftsteller, der sich in sie verliebt und sich mit dem Präsidenten um sie schlagen muss. Natürlich ist das ein wenig weit hergeholt. Aber es ist keineswegs gekünstelter als alles andere, was sich der gute Mann in letzter Zeit ausgedacht hat.




Woody Allens liebste Musen

Diane Keaton Seine größte, wenn nicht sogar seine einzige Muse, die in den Filmen Der Stadtneurotiker, Manhattan, Die letzte Nacht des Boris Gruschenko, Der Schläfer, Mach es noch einmal Sam und Innenleben spielte. Leichtsinnig, zerstreut, eine weiße anglo-amerikanische Protestantin, die aber auch eine elitäre, unkonventionelle Intellektuelle ist die von der Woody-Figur, die von ihr besessen ist, vergöttert wird.

Beste Rolle: Annie Hall in Der Stadtneurotiker

Mia Farrow Die Schöne mit der Porzellanhaut war der Star der späteren Woody-Allen-Filme: Broadway Danny Rose, The Purple Rose of Cairo, Hannah und ihre Schwestern, Verbrechen und andere Kleinigkeiten und Ehemänner und Ehefrauen. Ihre schmerzhafte Scheidung von Allen aufgrund seiner Beziehung zu ihrer Adoptivtochter hat seinem öffentlichen Image einen irreparablen Knacks zugefügt.

Beste Rolle: Tina Vitale in Broadway Danny Rose

Scarlett Johansson Sinnlich und mit rauchiger Stimme spielte sie in Allens beiden britischen Filmen Match Point und Scoop sowie in Vicky Cristina Barcelona, jenem Film, der seine viel beachtete Rückkehr zu alter Größe war. Über ihren Status als Allen-Muse wurde wild diskutiert, aber die Chemie, die sich zwischen ihr, der jungen Frau in voller Blüte und Bill Murray, dem Mann im Herbst seines Lebens, in Sophia Coppolas Film Lost in Translation entwickelte, blieb bislang unerreicht.

Beste Rolle: Cristina in Vicky Cristina Barcelona

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Mit Lust am guten Argument

Übersetzung: Christine Käppeler
Geschrieben von

Peter Bradshaw, The Guardian | The Guardian

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