Klimawandel in Schweden: Eine Industrie floriert

Schweden Weinanbau klingt nach warmen Sommern in Italien oder Frankreich, aber sicher nicht nach Schweden. Doch seit einigen Jahren lässt sich auch in Skandinavien Wein anbauen. Die Erderwärmung macht’s möglich
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 51/2022
Dank Erderwärmung  gibt es jetzt auch in Schweden Weinanbaugebiete – Tendenz: steigend
Dank Erderwärmung gibt es jetzt auch in Schweden Weinanbaugebiete – Tendenz: steigend

Foto: Imago/Chromorange

Während in den meisten Gegenden auf der Nordhalbkugel die Weinlese schon seit Monaten vorbei ist, hat sie in einem kleinen Weinberg unweit von Stockholm bei Temperaturen von minus acht Grad und 15 Zentimetern Schnee gerade erst begonnen. „Es passt perfekt“, sagt Göran Amnegård, dessen Weingut Blaxsta für sich in Anspruch nehmen kann, eines der nördlichsten Weingüter des Planeten zu sein, als er und seine Mitarbeiter Mitte Dezember mit der Ernte beginnen.

Als Amnegård vor 22 Jahren seine ersten Trauben in der Nähe von Stockholm pflanzte, war Blaxsta eine von nur einer Handvoll kommerzieller Weinkellereien Schwedens. Heute ist es eines von immer mehr Weingütern in dem nordischen Land, das nach Ansicht von Experten auf dem besten Weg ist, sich zu einem Weinanbaugebiet zu entwickeln. Amnegårds Vidal-blanc-Trauben kriegen im Hochsommer bis zu 23 Stunden Tageslicht ab, bevor sie zu seinem preisgekrönten Eiswein verarbeitet werden, den er dann an Sterne-Restaurants verkauft. „Wir haben einen der einzigartigsten Terroirs, also Böden für den Weinanbau, der Welt“, sagt er.

Ein Weinberg nahe Stockholm

Obwohl die schwedischen Weinanbauflächen mit insgesamt 150 Hektar noch vergleichsweise klein sind, haben sie sich in den vergangenen zwei Jahren um 50 Prozent vergrößert. Viele Beobachter der Entwicklung vor Ort erwarten, dass sich ihre Fläche innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr als verdoppeln wird. Langfristige Prognosen gehen davon aus, dass in Schweden bald auf mehr als 10.000 Hektar Wein angebaut wird. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Durchschnittstemperatur in Schweden seit 1860 um 1,9 Grad erhöht hat, das ist fast doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Während die Wälder in Schweden darunter und unter trockenen Sommern leiden, profitiert der Weinanbau.