Kurze Schönheiten

Twitter-Wettbewerb Mit 140 Zeichen lassen sich nicht nur Nachrichten transportieren, sondern auch kleine Kunstwerke schaffen. Der "Guardian" sucht nun den schönsten Tweet

Die literarischen Schwergewichte, die in diesen Tagen das Hay Festival of Literature Arts im walisischen Hay-on-Wye stürmen, sind es vermutlich gewohnt, umfangreichere Werke zu rezensieren, doch in diesem Jahr soll auch für Kurzmitteilungen von 140 Zeichen Länge und weniger Platz auf der Festivalbühne sein. Es geht um nichts Geringeres, als darum, den schönsten Tweet zu finden, der je geschrieben wurde.

Die Suche nach dem Gewinner-Tweet wurde am Montag eröffnet und wird am Freitag enden. Die Tweets beurteilt der ungekrönte britische Twitter-König Stephen Fry – der Schauspieler und Autor hat bei Twitter 1,5 Millionen Follower.

"Was den schönsten Tweet ausmacht, kann verschiedene Kategorien erfüllen: Er kann der eloquenteste oder der leidenschaftlichste sein, das cleverste Wortspiel oder die beste Metapher, die anschaulichste Beschreibung eines Ortes oder eines Gefühls. Vielleicht gewinnt der Tweet, der am eindrucksvollsten beweist, dass in der Kürze die Würze liegt oder einer, der am geistreichsten auf die Twittersphäre Bezug nimmt", glaubt der Gründer und Direktor des Festivals, Peter Florence.

Während einige Kulturschaffende pikiert die Augenbrauen hochziehen werden, wenn sie erfahren, dass Twitter in das diesjährige Festival einbezogen wird, ist Florence jedoch fest davon überzeugt, dass der Wettbewerb genau zu dem anti-elitären Ansatz des Festivals passt.

"Es gibt eine Menge schlauer, inspirierender und intuitiver Kurznachrichten, die ganz bewusst getwittert werden. Ein guter Tweet bringt dich zum Lachen. Das ist in etwa so, wie wenn jemand es schafft, eine gute Postkarte zu schreiben“, meint Florence. „Ein guter Text ist gut, ungeachtet seines Formats. Junge Leute sind beim Twittern tendenziell kreativer, als wenn sie sonst schreiben. Ein Tweet lässt genug Raum für stilvolle Prosa. Wir alle kennen ein oder zwei Leute, auf deren Tweets wir uns freuen. Außerdem ist Twitter ein Gleichmacher: Jeder von uns kann Tweets schreiben, aber nicht jeder ist in der Lage, Gedichte oder Romane zu verfassen."

Twitter verfügt mit mehr als 50 Millionen registrierten Nutzern über eine beachtliche Anhängerschaft. Stephen Fry, der bereits über alle möglichen Themen getwittert hat – angefangen bei nervigen Theaterbesuchern bis hin zu Grübeleien über zu frühe Termine ("Wer auch immer das Frühstücks-Meeting erfunden hat, man sollte ihm ordentlich den Hintern versohlen") – dürfte alle Hände voll zu tun kriegen: Allein im Februar wurden auf Twitter täglich 50 Millionen Tweets veröffentlicht.

Nominierungen für den schönsten Tweet können auf Twitter mit @hayfestival gepostet werden. Auf der Seite des Festivals selbst wird dann eine Shortlist veröffentlicht, am 6. Juni wird dort der Gewinner bekannt gegeben.

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Übersetzung: Christine Käppeler
Geschrieben von

Jo Adetunji | The Guardian

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