Playmobil, dessen Erfinder Hans Beck diese Woche im Alter von 79 Jahren verstorben ist, ist ein Spross der Verbindung moderner Technologie mit der traditionellen Handwerkskunst deutscher Spielzeughersteller. Sie mögen aus buntem Plastik gefertigt sein, doch die kleinen Ritter, Feen, Piraten und antiken Römer, die die Playmobilwelten bevölkern, sind von einer Eigentümlichkeit, die ihnen ein kreativer Kunsthandwerker irgendwo in einem Dorf in Bayern mit viel Liebe verliehen hat.
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Der Anblick der vielen Playmobilpackungen in den Spielzeugläden erinnert an die Spielzeugbauer in ihren Spielzeugwerkstätten und an den Spaß, den sie dort haben. Stets ausgelassen, an der Schwelle zur Verrücktheit gar, wagen sie es, den Spielzeugmarkt mit wahrhaft fantasievollen Visionen zu betreten. Der anhaltende Erfolg ihrer fabelhaften Spielwaren ist der Lohn.
Welcher andere Spielzeughersteller auf dem Massenmarkt hat heute schon ein detailverliebtes römisches Segelboot im Programm, auf das man seinen kleinen Cäsar nebst seiner kleinen Kleopatra stellen kann? Wunderbar! Nicht weniger verschwenderisch ist die Detailfülle des Playmobil-Märchenschlosses oder jüngst auch des Zirkuszeltes, das Assoziationen an die Wonnen und den Zauber edwardianischer Kinderstuben weckt.
Diese Besonderheit macht Playmobil für Kinder so hinreißend. Dieses Spielzeug bewahrt den Glauben an die Unschuld der Kindheit. Es weigert sich zu Recht, Kindern die moralischen Dilemmata der Erwachsenenwelt aufzubürden. Im Zoo, in den Zirkusnummern mit den Tieren, bei den Löwen in der römischen Arena oder den Dinosaurierjägern ist von Umweltbewusstsein nichts zu spüren. Gut so! Es ist abscheulich, kleinen Kindern umweltbewusste Spielzeuge und Bücher zu geben, als seien sie Schuld an der Zerstörung der Natur. Hier wird der Fantasie freier Lauf gestattet, die Banalitäten des Alltags und öde Didaktik werden vergnügt umgangen – und das in einer Zeit, in der Lego Produkte passend zu Kinofilmen herstellt.
Playmobil ist nicht korrekt – es ist besser!
Und hat schon so manchen korrekt inspiriert...
Kommentare 7
Lego ist (war) besser! SCNR
ich möchte wirklich keine lego-playmobil disskussion beginnen,
aber in einem punkt mag ich playmobil nicht. es beschränkt die kreativität der kinder auf das gebiet von arrangements und theaterstücken mit figürchen, meist (jedenfalls war as in meiner gegend zu meiner zeit so) mit zahlreichen schießeisen und tomahawks ausgestattet.
lego deckt dieses feld zwar auch ab. aber es ermöglicht den kindern darüber hinaus auch wesentliche freiere ausdrücke der kreativität. die möglichkeit sich individuell zum ausdruck zu bringen ist mE ein wichtiger teil der kindlichen erziehung.
ich will damit nicht sagen playmobil sei schlechtes spielzeug. nur das ich "Hier wird der Fantasie freier Lauf gestattet, die Banalitäten des Alltags und öde Didaktik werden vergnügt umgangen" nicht unangefochten lassen möchte.
PS: positiv kann man playmobil anrechnen das es seine produkte unter relativ fairen bedingungen produziert, jedenfalls global gesehen indem sie in deutschland produzieren, ich habe keine ahnung ob mit der deutschen brille gesehen die behandlung der arbeiter fair ist.
Hauptsache es ist keine kinderarbeit.
Es stimmt schon, dass Lego theoretisch mehr Möglichkeiten bietet - allerdings haben die in den letzten Jahren auch so viele fertig konzipierte Sachen auf den Markt gebracht, dass ich mich frage, wie viele Kinder überhaupt noch die Steine "einfach so" zusammensetzen.
Letztlich ist das vermutlich eine Glaubensfrage wie Beatles vs. Stones, Oasis vs. Blur ...
Ich habe immer gerne Lego und Playmobil kombiniert - meine Kinder machen es genauso ...
"positiv kann man playmobil anrechnen das es seine produkte unter relativ fairen bedingungen produziert, jedenfalls global gesehen indem sie in deutschland produzieren,"
Sicher?
http://www.playmobil.de/on/demandware.store/Sites-DE-Site/de_DE/Link-Page?cid=DATEN2007 Spielzeughersteller expandiert auf Malta (bei Handelsblatt.com am 08.10.2003 veröffentlicht)
Playmobil ist doch Managerspielzeug. Da lernt man gleich am Anfang, seine Mitmenschen aufzustellen und ihnen per Handbewegung diktatorisch zu sagen, was sie zu tun haben. Wehren oder sich selbst bewegen tun sie ja nicht. Aber schön bunt - so wie der neue Freitag.
"WO IST DER FREITAG? WAS IST HIER PASSIERT? Das hat auch nichts mit dem Schmerz am Neuen zu tun (siehe Luigi): hier ist nichts mehr von dem "Geist"(pardon) des Freitag. Wo sind die Berliner Abende, die Seite 2, Ultimo, die qualitativen/künstlerischen Zeichnungen, linksbündig, differenzierte Leserbriefe, Medientagebuch, das Dokument der Woche u.v.m. Es will ja keiner, dass alles immer genauso und nicht anders gemacht wird wie gewohnt (das wäre rigide) aber: WO IST DER FREITAG?"
Welches Spielzeug hatten Sie denn, das sich bewegte? Denen man nicht gesagt hat, was sie zu tun haben? Etwa Tiere?