Leben unter Toten

Südsudan Ein Friedhof in der Hauptstadt Juba wurde für Tausende von Binnenflüchtlingen zum Zufluchtsort
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2017
Wo sie lebten, sollten Hotels und Bürogebäude entstehen
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Foto: Epd/Imago

Rose Juan schirmt ihre Augen mit dem Arm gegen die Sonne ab und blickt auf den Grabstein vor ihrer improvisierten Unterkunft. „In meinen Träumen sehe ich Geister“, sagt die gebrechliche, 50 Jahre alte Frau. Seit einem halben Jahrzehnt lebt die fünffache Mutter nun schon unter den Toten. Aber die Zeit hat dem Leben hier nichts von seiner Unheimlichkeit genommen. Juan ist eine der Zehntausenden von Obdachlosen in Südsudans Hauptstadt Juba. Da sie nicht wusste, wo sie sonst hingehen sollte, musste sie sich auf dem städtischen Friedhof niederlassen. „Manchmal grüßen mich die Toten – Männer, Frauen und Kinder – und fragen mich ,Warum lebt ihr mit uns?‘“, erzählt sie von ihren Albträumen und den Geistern, die