Macht er tatsächlich auf lustig?

Kino Abel Ferreras "Bad Lieutenant" war ein verstörendes Kinoerlebnis. Bald startet die Neuverfilmung von Werner Herzog. Der Trailer lässt befürchten, dass uns eine schwarze Komödie erwartet

Die meisten Leute würden wohl der Behauptung zustimmen, dass es sich bei Abel Ferraras Kriminaldrama Bad Lieutenant um ein ziemlich verstörendes Filmerlebnis handelt. Der von Harvey Keitel dargestellte, moralisch nicht gefestigte Cop ist den Großteil des Filmes damit beschäftigt, jede menschliche Regung in sich abzutöten. Ganz zu schweigen von jener umstrittenen Szene, in der er vor ein paar Schulmädchen masturbiert.

Es scheint allerdings so, als habe das in Kürze erscheinende Quasi-Remake mit Nicolas Cage in Keitels Rolle und – kein Scherz – Werner Herzog im Regiestuhl das Potential, auf ganz andere Weise Unwohlsein beim Massenpublikum zu erzeugen. Ferrara selbst hält mit seiner Meinung zu der Sache nicht hinter dem Berg: „Sie sollen alle in der Hölle verrecken,“ sagte er vergangenes Jahr dem Guardian. „Es fühlt sich an, als würde man ausgeraubt – einfach schrecklich. Ich kann nicht nachvollziehen, warum die das machen.“

Bei dem neuen Bad Lieutenant handelt es sich Berichten zufolge nicht um ein Remake im engeren Sinn. So trägt Cages Charakter einen irischen Namen, wohingegen die Ahnen seines namenlosen Vorgängers italo-amerikanischer Abstammung waren. Weiterhin lautet der Titel der Neuversion Bad Lieutenant: Port of Call New Orleans – die Handlung wurde vom Big Apple New York nach Big Easy verlegt.

Darüber hinaus behauptet Herzog, weder das Original gesehen noch jemals von Abel Ferrera gehört zu haben. Hierhinter lässt sich allerdings auch ein Scherz des für seinen spöttischen Humor bekannten Deutschen vermuten. „Nein, es ist kein Remake,“ erklärte Herzog vergangenes Jahr bei Coomingsoon.net. „Sie müssen das aus ihrer Erinnerung löschen, auch wenn es uns eventuell nicht gelingen wird, es in der öffentlichen Wahrnehmung zu löschen.“

Schließlich gibt es, wenn man vom dem Trailer schließen kann, eine weitere entscheidende Veränderung gegenüber dem Original. Die Herzog-Version, in der auch Val Kilmer und Eva Mendes zu sehen sind, scheint eine skurrile schwarze Komödie zu sein. Zumindest hat Cages übertriebene Mimik mich zum Lachen gebracht.

Aber war das Original nicht so brillant grauenvoll, weil Ferrera und Keitel sich schlichtweg weigerten, die Abwärtsspirale, in der der Bad Lieutenant sich befand, zur Farce werden zu lassen? Cage und Herzog hingegen scheinen sich auf das komische Potenzial der Geschichte dieses am Abgrund lebenden Mannes, dem keine Grenzen gelten, gestürzt zu haben.

Es ist verwirrend. Wieso sollten der Schauspieler und der Regisseur sich des Projektes angenommen haben, um dann etwas zu produzieren, das so sehr vom Original abweicht? Vielleicht haben sie sich entschieden, dass ihr Film eine retrospektive Komödie sein soll, von der Art dieser nachgedrehten Filmtrailer, in denen ein bekannter Film in ein anderes Genre versetzt wird und die man sich dann bei YouTube ansehen kann? Genau diesen Eindruck macht nämlich das Promo.

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Übersetzung: Holger Hutt / Zilla Hofman
Geschrieben von

Ben Child, Guardian | The Guardian

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