Als Sofie Peeters für ihr Filmstudium nach Brüssel zog, stellte sich ihr dort schon bald jedes Mal, wenn sie vor die Haustür trat, ein Problem, das sie außerordentlich frustrierte. Egal zu welcher Tageszeit sie durch ihr Viertel – den Arbeiterbezirk Annessens – lief, folgten ihr Pfiffe, Anmachen, Rufe, sie sei eine Schlampe oder Fragen danach, für wie viel sie zu haben sei.
Irgendwann hatte sie es satt, sich zu fragen, ob sie schuld an diesen Reaktionen sei, weil sie bestimmte Kleidung trägt und befasste sich zum Abschluss eines Semesters filmisch mit dem Thema. Sie bewaffnete sich mit einer versteckten Kamera und dokumentierte die Belästigungen, denen sie auf der Straße ausgesetzt war.
Weibliche Bekannte berichteten ihr, sie selbst würden nie in Rock oder Shorts das Haus verlassen, die Metro und bestimmte Straßen meiden oder niemals Augenkontakt zu Männern aufnehmen. Eine sagte sogar, sie würde sich nur noch auf dem Fahrrad fortbewegen.
Peeters Film Femme de la Rue zeigt auf schockierende Weise die tägliche sexuelle Belästigung auf der Straße und hat auch über die Grenzen Belgiens hinaus heftige öffentliche Debatten ausgelöst. Nachdem er zunächst im Fernsehen und in der vergangenen Woche auch in einem Kino gezeigt wurde, machte er im Internet die Runde.
Rassismusvorwürfe
Belgische Politiker sagten, sie hätten bereits Pläne, gegen sexuelle Beleidigungen und Belästigungen vorzugehen und versprachen, die Täter würden künftig bestraft werden. Feministische Gruppen in Frankreich nahmen den Film zum Anlass, auf ähnliche Probleme in ihrem Land aufmerksam zu machen und das Tabu um Belästigung auf der Straße zu brechen. Andererseits musste Peeters sich auch gegen Rassismusvorwürfe verteidigen. Der Film zeigt vorwiegend männliche Immigranten nordafrikanischer Herkunft.
Peeters trägt in den Aufnahmen Jeans und Strickjacke, dann ein knielanges Sommerkleid und flache Stiefel. Beide Male zeigt die versteckte Kamera anzügliche Blicke, Bemerkungen oder Anmachen von Männern jeden Alters. Sie wird „Hure“ oder „Schlampe“ genannt, bekommt zu hören, sie sehe aus, als sei sie auf Sex aus. Ein Mann lädt sie zu sich nach Hause oder in ein Hotelzimmer ein. Peeters sagt, sie erhalte täglich etwa acht bis zehn solcher Kommentare.
„Zuerst fragen Frauen sich: ,Liegt es an mir? An meinem Verhalten oder meiner Kleidung?' Aber als ich diesen Film gemacht habe, habe ich erkannt, dass es nicht nur mir so geht, dass viele Frauen dieses Problem haben“, sagte Peeters im belgischen Fernsehen.
Eine der im Film gezeigten Frauen sagt, es sei zwar „traurig“, aber selbst wenn sie nur kurz ausgehe, wechsle sie die Kleidung, trage keine Röcke.
Peeters spricht auch mit einer Gruppe von Männern nordafrikanischer Herkunft. Die sagen ihr, sie solle sagen, sie sei verheiratet. Peeters meint dazu: „Mir wurde gesagt: ,Gehe mit einem Mann aus, deinem Freund zum Beispiel und wir lassen dich in Ruhe.' Aber das ist doch lächerlich. Frauen haben das Recht, sich dort zu bewegen, wo sie wollen.“
Pfiffe im Parlament
Gegenüber der Zeitung La Capitale sagte sie, der Großteil der Belästigungen komme zwar von Männern, die aus dem Maghreb stammten, im Film gehe es ihr aber mehr um den sozialen Status des Viertels als um Fragen der ethnischen Herkunft.
Auch in Frankreich, wo im Zuge der Selbstreflexion nach dem Fall Strauss-Kahn gerade ein neues Gesetz gegen sexuelle Belästigung verabschiedet wurde, hat der Film einen Nerv getroffen. Dort wurde vor kurzem die Wohnungsbauministerin Cecile Duflot im Parlamentssaal von Pfiffen und Rufen begrüßt, als sie in einem langärmeligen geblümten Kleid auftrat. So ein Kleid müsse sie getragen haben, „damit man sie anschaut, nicht damit man ihr zuhört“, kommentierte etwa Patrick Balkany von der UMP, der ein enger Freund Nicolas Sarkozys ist.
Auch bei Twitter löste Peeters Film einen Sturm aus. Ein männlicher Tweeter behauptetet, er habe noch nie mitbekommen, dass eine Frau sich über ähnliche Vorfälle beklagt habe, es müsse sich bei den im Film gezeigten um Einzelfälle handeln. Unter dem hashtag #harcelementderue (Belästigung auf der Straße) und später dann auch #harcelementdemetro postete daraufhin eine Vielzahl von Frauen eine Flut von Berichten, die das Gegenteil beweisen.
Die französische feministische Organisation Osez Le Feminisme lobte den Film dafür, dass er eine Debatte zu dem Thema angestoßen habe und verlinkte ihn mit einem eigenen Comic, der im Rollentausch zeigt, wie Frauen auf der Straße Männer belästigen. Das Thema sei ein universelles Frauenthema, hieß es von französischen Feministinnen.
Im Mai zeigte eine Umfrage aus London, dass auch in der britischen Hauptstadt vier von zehn Frauen im vergangenen Jahr im öffentlichen Raum sexuell belästigt worden sind.
Kommentare 22
Wenn ich mir so überlege, was der "Gott Allah" einigen seiner "Gläubigen" so eingibt...
Was im Film deutlich wird, sind gravierende kulturelle Unterschiede. Viele Zuwanderer aus dem islamischen Raum kommen aus archaischen patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen, die religiös legitimiert werden. Sie leben hier in Parallelgesellschaften und Parallelstrukturen, die eng ans Dorfleben in den Heimatländern gebunden sind. Verstöße gegen die dort geltenden "Werte" werden mit dem Ausschluss aus der Community und der sogenannten "Meidung" bis hin zum Mord sanktioniert.
Diese Form des Islam gehört weder zu Deutschland, noch zu Europa. Sie ist einfach nur eine Form von extrem schlechtem Benehmen.
In Belgien wird nunmal "Belgisches Niederländisch" gesprochen ... und Hoer ist niederländisch für Hure.
Den meisten der hier kommentierenden Herren fehlt's ganz offensichtlich an Wahrnehmung und Denkvermögen: was im Film geschildert wird, passiert jeder jungen Frau.
Die Herren könnten einmal versuchen, sich vorzustellen, wie es Ihnen selbst erginge, wenn Sie unerwünschte sexualisierte Aufmerksamkeit bekämen. Bitte versetzen Sie sich dazu, sofern Sie heterosexuell sind, in einen Homosexuellen-Club (Homosexuelle mögen mir bitte den Vergleich verzeihen, ich möchte damit NICHT aussagen, Homosexuelle seien übergriffig, sondern es geht mir um unerbetene Aufmerksamkeit aufgrund der fälschlichen Annahme von möglichem sexuellem Interesse).
Ja, genau - es wäre Ihnen vermutlich sehr wenig angenehm, unerbeten mit Blicken ausgezogen zu werden. Unerbetene sexualisierte Aufmerksamkeiten sind nicht schmeichelhaft oder sonstwie positiv. Mit Ihrem gedanklichen Aufenthalt unter an Ihnen interessierten Homosexuellen ist übrigens noch gar nicht gesprochen von männlicher Belästigung als tägliches Brot für Frauen auf der Straße und auch noch nicht von *Komplimenten* wie 'Schlampe' oder 'Hure', die ebenfalls jeder jungen Frau von Zeit zu Zeit entgegen gebracht werden.
Die unerbetenen Aufmerksamkeiten haben rein gar nichts mit Islam oder nicht-deutscher (-belgischer/-europäischer) Herkunft zu tun - aus meiner Erfahrung kommen sie unter deutschen Männern exakt genau so vor. Sie lassen auf Rattenloch statt Kinderstube und/oder mangelnden Respekt vor Frauen schließen. Frauen sind übrigens Menschen wie die Herren auch und nicht Löcher mit Frau dran zu männlicher Verfügung.
Möchte der Herr Sünnerklaas etwa aussagen, in Europa gehörten archaische patriarchalische Gesellschaftsstrukturen der Vergangenheit an? Immer wieder schön, von potentiellen Nutznießern besagter Gesellschaftsstrukturen zu hören, sie seien nur in DerIslamistunserUnglück beheimatet. Nicht nur, daß er für viele Zuwanderer mangelnden Respekt vor Frauen und Rattenloch statt Kinderstube annimmt, es stellt sich auch die Frage, wer oder was ihm eigentlich eingibt, Androzentrismus und archaische patriarchalische Gesellschaftsstrukturen wären unter nichtmuslimischen Männern nicht vertreten. Aber: ein Vorurteil kommt bekanntlich selten allein.
Der Slut-Walk und die Diskussion darüber mag ja bei Herrn Ratcreutz für gute Unterhaltung gesorgt haben, er demonstriert damit vor allem seine mangelnden intellektuellen Fähigkeiten (GvG nannte das zutreffend hilflose Reaktion männlicher geistiger Impotenz). Es ging nicht wirklich darum, Sie mit spärlich bekleideten weiblichen Körpern zu erfreuen oder für ein Recht auf weiblichen Exhibitionismus zu demonstrieren, sondern u.a. Ihnen zu verdeutlichen, daß es nichts gibt, was Übergriffe auf Frauen rechtfertigt. Ihnen entgingen offensichtlich auch all die Frauen, die unspektakulär und züchtig gekleidet (und so vergewaltigt) demonstrierten.
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Insgesamt ein weiteres Mal erhellend und ernüchternd zugleich, daß 'irgendwie links' Rassismus und Sexismus nicht mal ein bißchen ausschließt.
Meinen Glückwunsch zur aktuell präferierten Nutzerschaft @Der Freitag.
Da hamse wahr...;-)... Nur: hätte ich das weniger versteckt und weniger pauschalisierend geschrieben, wäre auch ich raus. Näheres finden Sie hier und hier, bislang sind es 4 Nicht-Präferierte.
Oh, ich bin sogar ziemlich sicher, daß die beschriebenen Herren Rassisten und Sexisten sind.
Ich hörte Texte dieser Art von Männern jeglicher Nationalität in Berlin und an anderen Orten. Woran sich die Frage anschließen ließe, inwieweit manche Männer integriert sind. Es reicht auch einer aus, um einer Frau den Moment, den Tag, die Woche oder das Leben zu versauen. Unterschiedlich nach den Abwehrkräften der Frau und dem Grad des sexualisierten Übergriffs.
'Der einzige „Schutz“ gegen Dergleichen wäre ein und unter Sanktionsdrohungen durchgesetzter GENERELLER Blickverbot'
Nö, der einzige Schutz wäre, wenn Männer sich mal klarmachten, daß unerbetene Aufmerksamkeiten Frauen nicht dazu bringen, sie attraktiver zu finden. Sondern, daß unerbetene Aufmerksamkeiten besonders junge Frauen, für die das oft zum täglichen Spießrutenlaufen gerät, verunsichert und belästigt. Deswegen zog ich den Vergleich mit dem Homosexuellen-Club. Der entsprang übrigens der Erfahrung zweier Freunde, die mich unabhängig voneinander vor Jahren in Berlin besuchten und versehentlich in Homosexuellen-Clubs landeten.
Es gab Parallelen: bei beiden führte die unerbetene Aufmerksamkeit (es wurde nur interessiert geguckt, nicht angefasst und es fiel auch kein Spruch) nur knapp an körperlicher Gewalt vorbei, beide fanden Prügel beim zweiten Nachdenken völlig übertrieben und beide kamen beim dritten Nachdenken zu dem Schluß, daß sich so wohl Frauen unter unerbetenen Aufmerksamkeiten fühlen mögen und daß ihnen das zuvor noch nie wirklich klar geworden sei.
Mir ist nicht bekannt, daß Frauen Männern auf der Straße hinterherpfeifen, -grölen, -pöbeln, allein oder im Rudel lautstark männliche körperliche Vorzüge und Nachteile kommentiert werden, mir ist auch nicht bekanntm, daß Frauen in nennenswerter Häufigkeit Männer vergewaltigen.
Insofern verstehe ich wohl Ihren Schlußsatz 'Dass gilt für Männlein wie für Weiblein' nicht ganz.
Besten Dank für das Etikett 'neurotische Erbärmlichkeit', aber ich werde dennoch nicht zum Flirten, also zum Austausch von Aufmerksamkeiten, veranlaßt, wenn mir ein mir unbekannter männlicher Jemand unerbetene Aufmerksamkeiten in Form der Kommentierung meiner körperlichen Vorzüge, nach höflichem 'Nein, danke', meiner körperlichen Nachteile plus Wertungen meiner Person als 'Schlampe', 'Nutte', 'Votze' zuteil werden läßt. Wie ich auch nach wie vor nicht weiß, womit ich mir eigentlich Ihre Mißbilligung zugezogen habe - Sie kommentieren mich stets reichlich aggro. Na, wie auch immer - ich troll mich...;-)...
Ach Phineas Freek, es wird nicht wirklich besser.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind laut Frauengesundheitsbericht rund 25% aller Frauen von sexualisierter Gewalt seit dem 16. Lebensjahr betroffen, (vor dem 16. Lebensjahr liegt die Dunkelfeldschätzung bei jedem 3.-4. Mädchen (und jedem 5.-7. Jungen) mit mindestens einer Erfahrung sexualisierter Gewalt).
So gut wie jede Frau war schon einmal in einer Situation, in der sie von einem Mann amtlich bedroht wurde, so gut wie jede Frau hat Angst vor möglichen Weiterungen verbaler Übergriffe oder dem Getatsche an Po, Brust oder sonstiger unerbetener Aufmerksamkeiten. Wenn Sie Unbehagen und Angst vor Übergriffen aller Art für neurotische Erbärmlichkeit halten wollen, bitte - ich kann Sie nicht daran hindern.
Es gibt wohl nur selten beinahe gewalttätige weibliche Reaktionen auf unerbetene Aufmerksamkeiten wie die meiner männlichen Hetero-Freunde in Homosexuellen-Clubs (bitte beachten Sie das 'beinahe') - Frauen sollten darüber wohl besser auch mal nachdenken - erscheint mir jedenfalls weit besser als Angst. Angst trägt dazu bei, zum Opfer zu werden. Gegen Angst hilft fürs Erste ein Selbstbehauptungskurs. Der Spießrutenlauf, den so gut wie jede junge Frau zu durchlaufen hat, ist nämlich keineswegs nur von freundlichen Komplimenten oder dem Wunsch nach Flirt getragen, nicht wenige Männer scheinen es zu genießen, Frauen herab zu setzen, zu verunsichern und in Angst zu versetzen. Die Männer, die das auf gar keinen Fall wollen, sollten sich besser über mögliche Wirkungen ihrer Avancen klar werden.
Wirklich erbärmlich wird aber, daß und wie Sie mich in die Opferpfanne hauen wollen. Ich bin zwar tatsächlich von sexualisierter Gewalt zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr betroffen, aber eins sicher nicht: Opfer. Dafür habe ich viel getan und es war kein Spaziergang.
Sie schrieben: 'Wer dann – Männlein wie Weiblein – hoffentlich herausgefunden hat wie die Aktien stehen, also ob die Aufmerksamkeit genehm, „erbeten“ und als attraktiv empfunden wurde, trollt sich oder freut sich.'
Weil ich keinen Bedarf an weiteren Ihrer Etiketten habe und die Aktien stehen sehe, wählte ich: ich troll mich...;-)...und nicht, weil ich mich als von Ihnen plattgewalztes Opfer empfände. Falls Sie aber Zweifel an meiner Wahrnehmung Ihrer Aggro-Kommentierung haben, empfehle ich das Nachlesen des letzten Dialogs. Eine Auswahl Ihrer Etiketten aus zwei Diskussionen: neurotische Erbärmlichkeit, Opfer, Ignoranz, trauriger Standard, bewusste Methodik allerdümmster Affirmation.
Das mag ja in Ihren Augen ein freundlicher und respektvoller Ton sein, prima geeignet zum Gedankenaustausch, in meinen ist es das definitiv nicht. Meine Frage, womit ich mir Ihre Mißbilligung zugezogen haben könnte, war durchaus ernst gemeint - ich würde mich eigentlich gern mit Ihnen auseinander setzen. Sollten Sie keinen Austausch mit mir wünschen, dann machen Sie eben ganz genau so weiter *schulterzuck*
Scusi, ausgeloggt-werden und die komische Kommentar-Maske haben Absätze und andere Formatierungen getilgt, noch einmal:
Es sind keine 'gewalttätigen Institute und Kernbereiche unserer sauberen und patriarchalen „Gesellschaft“', die übergriffig gegenüber (hier) Frauen sind, sondern (hier) männliche Individuen, die wie jeder Mensch selbst verantwortlich für ihr Tun und Lassen sind - da hilft auch kein Herausgerede auf Institute, Gedankengebäude, Mehrheiten, Gewalt, wasauchimmer. Es kann Sie wohl auch kaum überraschen, daß sexualisierte Herabsetzung, Verbalgewalt nebst möglicher Weiterungen persönlich genommen werden.
Habe ich je vorgegeben, Allgemeingültiges von mir zu geben? Nein, ich äußere wie Sie und jeder andere hier auch meine Meinung, meine Sicht der Dinge. Sie sollten sich hüten, meine subjektive Wahrnehmung für 'verkehrt' zu erklären. Sie ist meine Sicht der Dinge, nicht mehr, nicht weniger. Meine Argumentationen sind auch eins ganz sicher nicht: 'willkürlich'.
'...war auch überhaupt nicht Thema meiner Kommentare, die ausschließlich Kritik daran übten, zwei unterschiedliche Sachverhalte als ununterscheidbar erscheinen zu lassen.'
Nö, es ging mir nachlesbar lediglich um zwei gemeinsame Nenner: 1. unerbetene Aufmerksamkeiten, 2. von Männern. Entgegen landläufiger Meinung kann man Äpfel und Birnen sogar sehr gut miteinander vergleichen - man erkennt nämlich so die Unterschiede, hier: den zwischen weiblichen und männlichen Reaktionen auf besagte unerbetene männliche Aufmerksamkeiten.
Sie versuchen schon wieder, u.a. mich in die Opferpfanne zu hauen: 'Es müssen tatsächlich verheerende Akte und Erfahrungen von unmittelbar-traumatisierender Gewalt und unentrinnbarer Auslieferung sein, die Menschen zusätzlich aller Gewalt jedweder sexueller „Unbefangenheit“ berauben und wohl auch fürs weitere Leben verunmöglichen können.'
Danke der Nachfrage, aber ich habe (und höre) keinen Grund zur Klage, was meine sexuelle Unbefangenheit angeht. Ich bin allerdings nicht wahllos oder jedem zu Diensten, das halte ich auch nicht für sexuelle Unbefangenheit, sondern für Unterwürfigkeit und Dummheit.
Es hat wohl auch nicht jede Frau, die etwas gegen männliche unerbetene Aufmerksamkeiten hat, Gewalterfahrungen hinter (oder vor) sich. Das halte ich nicht für eine Vorraussetzung, um Sprüche wie 'Geile (Scheiß-)Titten', 'Scharfes (frigides) Stück' (vergleiche auch 'Heilige/Hure') oder andere Verwandlungen von einem vielschichtigen Subjekt in ein meist duales Objekt zum Kotzen und in der Unausweichlichkeit für junge Frauen überaus lästig zu finden.
Das wird mit fortschreitendem Alter übrigens besser, es gibt mehr Gelegenheiten zum angenehmen flirtenden Geplänkel. Weil der Fokus der meisten Männer, die nicht wissen, wo sie aufhören und wo ein anderer Mensch anfängt, auf deutlich unter 30jährige beschränkt bleibt.
Den Punkt trifft Osus mit: 'Man machts also falsch, wenn man der Falsche ist.' So sieht's aus und mit Übergriffen aller Art wird ein Mann auch nicht zum Richtigeren. Es wäre wohl eigentlich auch kein Drama, für eine Frau der Falsche zu sein, schließlich gibt es andere Frauen und andere Chancen. Es sei denn, man ist darauf angewiesen, sich für Gottes Geschenk an alle Frauen zu halten und beleidigt zu sein/beleidigend zu werden, wenn es abgelehnt wird.
Nochmal scusi, der Kommentar geht an PHINEAS FREEK08.08.2012 17:08
Was soll ich Ihnen darauf noch antworten? Außer: Opferpfanne, die Dritte.
Schon bemerkenswert, zu welchen Mitteln Sie greifen, um sich um den Umstand herum zu drücken, daß junge Frauen regelmäßig in der Öffentlichkeit sexualisiert belästigt werden. Aber Sie meinen Ihr unerbetenes Mitleid und Ihre 'guten' Wünsche ja gar nicht persönlich. Na denn.
Vermutlich bin ich vor allem an einem Punkt mit Ihnen ähnlich uneins wie in der Vergangenheit gelegentlich mit j-ap (bei anderen Themen). Nämlich in der Reihenfolge: für mich muß nicht erst der Staat etc.etc. abgeschafft werden, bevor ich (hier) Respekt im Umgang miteinander für wünschenswert und möglich halte.
Um es etwas altbacken zu sagen: erst die Revolution und danach (eventuell, falls es gerade passt, wenn nichts Wichtiges dazwischen kommt) die Befreiung der Frau - das hatte bereits in den 70ern was von Altherrenwitz.
Stimmt nicht ganz, es sind etwa 15.000 Straftaten pro 100.000 Einwohner. 'Die Zahl der Delikte ist in den letzten zehn Jahren um knapp zehn Prozent zurückgegangen – auch in Problemvierteln wie Anderlecht und Molenbeek.' Bevor Sie darauf hinweisen, daß Sie nur Brüssel-Stadt meinten: 'Das sei ein bisschen so, als würde man eine Reportage über die Kriminalität in Berlin machen, sagt Hertogen, und dafür nur die Zahlen der Stadtteile Kreuzberg und Neuköln gebrauchen würde.' (bezieht sich auf einen Beitrag des ZDF, in dem Brüssel zur gefährlichsten Stadt Europas erklärt wurde).
Was die im Film dokumentierten sexuellen Belästigungen junger Frauen nicht mal ein bißchen besser macht.
Aber: 'Die belgischen Behörden jedenfalls haben die Debatte aufgegriffen: Ab September können sexistische Äußerungen mit einem Bußgeld bis zu 250 Euro belegt werden.'
Und die taz: 'Ihr Film hat auch in Frankreich eine fällige Diskussion über die Frage ausgelöst, wo genau denn der Unterschied zwischen Flirt und Belästigung sei. Es fehlt nicht an Online-Kommentaren von Männern, die schreiben, es sei doch wohl noch erlaubt, „Komplimente“ zu machen. Ob sie darunter darunter dasselbe verstehen wie die betroffenen Frauen, ist eine andere Frage.
Eine Bloggerin beim Nouvel Observateur, Gaëlle-Marie Zimmermann, versucht in drei Punkten eine Grenze zu ziehen: Erstens braucht es für eine Begegnung zwei Menschen. Zweitens braucht es eine gegenseitige Zustimmung für eine Kontaktaufnahme. Drittens die stillschweigende oder explizite Ablehnung beendet den Annäherungsversuch, und stellt in keiner Weise eine Rechtfertigung sexistischer Beleidigungen dar. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, ist es aber leider nicht.
Die Pariser Ministerin für Frauenfragen, Nadjat Valluad-Belkacem, überlegt sich, ob das erst gerade revidierte Gesetz gegen sexuelle Belästigung und Nötigung nicht um den Straftatbestand der herabwürdigenden und beleidigenden Anmache auf der Strasse erweitert werden muss.'
Ob Bußgelder und Gesetze aber zu einer Verbesserung der Situation vor allem junger Frauen führen, halte ich für fraglich. Für fragwürdig halte ich auch, z.B. die allgegenwärtige weibliche Nackheit im öffentlichen Raum in Form kommerzieller Werbung aus der Diskussion auszusparen. Frauen werden auf unterschiedliche Weisen zu Sexual-Objekten gemacht. Es reicht nicht, dafür in Ausschließlichkeit 'Migranten/Asylanten aus rückständigen, archaischen Kulturkreisen' verantwortlich zu machen, deren Rolle in z.B. der Werbung ist gering. Werbung ist nur eins unter x Beispielen.
Das Problem heißt nicht 'Migranten/Asylanten', sondern Machos.
Thats the point !
"...Sondern, daß unerbetene Aufmerksamkeiten besonders junge Frauen, für die das oft zum täglichen Spießrutenlaufen gerät, verunsichert ..."
Ich glaube nicht, das - nicht mal in Belgien - sich irgendwann ein Mann alleine vor 2 oder 3 Frauen gestellt hat und derartige Sprüche losgelassen hat. Nein - sie tun es aus der Gruppe ihrer Freunde heraus, um das eigene Gefühl ihrer Stärke noch zu erhöhen und die verunsicherten Frauen noch mehr zu verunsichern. Und natürlich, um ihren Kumpels zu beweisen, was für starke Typen sie doch sind...
Eigentlich tun sie mir leid. Allein in einem Cafe zBsp hätten sie vielleicht die junge Frau kennenlernen können...
Mich überrascht eine hohe Kriminalitätsrate in Brüssel nicht wirklich: 23% Arbeitslosigkeit, lausig bezahlte und ausgestattete Polizei und eine weit auseinander klaffende Schere zwischen reich und arm räumlich sehr dicht beieinander ist eine ziemlich explosive Mischung, die mindestens Eigentumsdelikte sehr begünstigt.
Was Untätigkeit und Rückzug der Polizei in/aus bestimmten Gegenden angeht - das könnte kaum schlechter laufen. Wo kein staatliches Gewaltmonopol durchgesetzt wird, regiert bekanntlich andere Gewalt - das ist eine Binse. Die Duldung dessen kommt einer staatlichen Erlaubnis zum Gesetzesbruch gleich. Die Nichtdurchsetzung von Regeln und Gesetzen halte ich auch für ein Integrationshemmnis erster Ordnung.
Die schlechte Bezahlung und Ausstattung der Polizei geht auf die Dauerauseinandersetzung und Blockadepolitik zwischen Flamen und Wallonen zurück. Das ist ein Umstand, für den man unmöglich 'Migranten/Asylanten aus rückständigen archaischen Kulturkreisen' verantwortlich machen kann. Das heißt, man kann schon: auf Rassisten-Seiten wie pi, kopp-Verlag, grüne Pest etc.etc.
Zu Kreuzberg und Neukölln: ich persönlich fühle mich weit eher von Immobilien-Spekulanten und den damit verbundenen absurd gestiegenen Kosten für Wohn- und Arbeitsraum bedroht als von großstadt-typischer Kriminalität. Zu 'man kackt sich nicht ins eigene Nest': hier gibt es trotz teilweise bedrückender Armut und schwieriger Lebensumstände reichlich Lokalpatrioten, die sich in jeder Hinsicht für ein auch weiterhin lebenswertes Umfeld einsetzen. In meiner Gegenwart wird niemand rassistisch oder sexistisch beleidigt, ohne, daß ich mich einmische - eine Haltung, die ich mit vielen hier teile.
Was genau in Brüssel dahingehend schief läuft, kann ich nicht beurteilen, dazu war ich nicht oft genug da. Ich würde aber schon vermuten, daß es an besagtem Lokalpatriotismus mangelt, wenn Viertel für Frauen zu no-go-areas werden. Ich hatte auch Sofiee Peeters so verstanden, daß sie sich für ihr Viertel einsetzt, indem sie u.a. ihre üblen Erfahrungen dokumentierte. Für mangelnden Lokalpatriotismus und unterbliebenen Einsatz für die eigenen Werte und die eigene Heimat können ebenfalls nicht 'Migranten/Asylanten aus rückständigen archaischen Kulturkreisen' verantwortlich gemacht werden.
Aber genau das spricht ja aus diversen Beiträgen auch in dieser Diskussion - Sexismus ist in Wirklichkeit ein Spaß und ein biologischer Auftrag und wenn mal nicht, dann ist es DerIslamistunserUnglück schuld. Das halte ich nicht nur für sexistischen und rassistischen Unfug, sondern für schon bemerkenswert doppelmoralisch. Außerdem staune ich auch immer wieder, wie bereitwillig einem sarrazynischen Teile und herrsche! Folge geleistet wird.
Gern...;-)... Mir fehlt leider die Kürze, Tiefe und Prägnanz, die in Ihren Kommentaren stets zum Ausdruck kommt, z.B.: 'Diese belgischen Männer aber auch!'
Nein, ich bin ebenfalls nicht der Ansicht, daß Arbeitslose zwingend kriminell werden müssen. Große soziale Unterschiede auf engem Raum begünstigen aber Kriminalität, keineswegs nur in Brüssel. Nein, das soll kein Plädoyer für Kriminalität sein.
Ich hab's richtig verstanden, daß Sie in Belgien leben? Ist 'haben die meisten Einwanderer aus besagten Kulturkreisen ... auch keinen Bock irgendwas zu leisten' abseits Ihrer persönlichen Meinung irgendwie seriös belegbar?
Was schlagen Sie denn vor? Brüssel aka Dreckloch schleifen? Alle 'Migranten/Asylanten aus rückständigen archaischen Kulturkreisen' ausweisen? Jeder Frau einen Polizisten an die Seite stellen?
Ein Tabuthema? Den Eindruck habe ich nicht. Die in Ihrem link erwähnte Gruppe Sharia4Belgium steht unter Terrorismusverdacht, ihr (bisheriger?) Sprecher Fouad Belkacem sitzt im Gefängnis, der (jetzige?) Sprecher Abu Haniefa wurde soeben wegen seiner Ausfälligkeiten gegenüber Sofiee Peeters angezeigt.
Da aber Ihnen die dampfende Kacke über den Kopf zu wachsen scheint, hat Filip Dewinter sich etwas für Sie ausgedacht.
Hä?
'...wie in den Weltkriegen überrannt, ausgenutzt und im Stich gelassen'?
Erfreulicherweise besteht auch die belgische Gesellschaft nicht nur aus Vlaams-Belang-Anhängern. Insofern halte ich Ihre Formulierungen nicht nur in diesem Kommentar für ein klein bißchen überzogen.
Ich vermisse auch Antwort auf meine Frage nach IHREN Vorschlägen. Dazu schrieben Sie lediglich: 'Lösungen sind mittlerweile soweit weg wie in den Regionen, wo diese Leute herkommen'. Meines Wissens herrscht in Brüssel keine Revolution, Regimewechsel, Bürgerkrieg, keine solche Preisklasse Armut wie in Nordafrika (von Ihnen als Hauptherkunftsgegend benannt). Was Sie zugunsten Ihrer Wertungen von 'Migranten/Asylanten aus rückständigen archaischen Kulturkreisen' übergehen.
Vielleicht interessieren Sie Jubiläumsartikel und Diskussion zu 20 Jahre Pogrom in Rostock-Lichtenhagen, daraus ein Rede-Zitat von Christoph Hein (im Rahmen einer Podiumsdiskussion über die Frage, ob Deutsche ausländerfeindlich seien):
'Wir sind nicht ausländerfeindlich, wir alle lieben Ausländer!' (den Satz wiederholt er noch zweimal) 'Aber wir hassen die Armut!'
Nö, ich meinte nicht, daß Männer sich in die intuitive Wahrnehmung von Frauen hinein zu versetzen haben.
Wahrnehmung ist Erfassung der Umwelt mit den Sinnen: sehen, hören, riechen, schmecken, tasten. Das Denkvermögen verarbeitet die Sinneswahrnehmungen. Ich möchte sehr bezweifeln, daß Frauen mit einem 6. Sinn intuitive Wahrnehmung ausgestattet sind.
Männern könnte, offene Augen und Ohren vorausgesetzt, selbst auffallen, daß Frauen im öffentlichen Raum belästigt werden und das oft mindestens lästig finden. Offene Ohren wären ebenfalls hilfreich, um z.B. Freundinnen, Schwestern, Müttern zuzuhören - jede Einzelne wird einem Mann von solchen Belästigungen erzählen können.
Sehen Sie sich den Film an, da ist nicht eine Frau zu sehen, die von einem Mann belästigt wird, sondern eine Frau, die unter reichlich männlichem Publikum belästigt und beleidigt wird. Warum tritt eigentlich kein Mann für sie ein? Es ist doch offensichtlich, daß ihr die blöde Anmache zu schaffen macht.
Ihre Erklärung der statistisch größeren Stärke und Größe von Männern gegenüber Frauen könnte hingegen das abstrakte Denkvermögen beschäftigen: warum Frauen sich Männern u.a. unterlegen fühlen könnten. Oder warum Männer nach sexistischer Anmache in der Regel nicht von so adressierten Frauen ins nächstgelegene Bett gezerrt werden - Sexismus macht nicht wirklich sexy.
Das abstrakte Denkvermögen scheint aber bei einigen Kommentatoren ziemlich brach zu liegen - Sexismus ist ein ihnen zustehender, von der Natur so vorgesehener Spaß. Wenn's mal nicht ganz so spaßig ist, ist es bestimmt DerIslamistunserUnglück gewesen.
Empathie wäre die Lösung, ist auch gar keine geschlechtsspezifische Eigenschaft. Sondern eine erlern- und trainierbare Fähigkeit.
Hier der Film für Sie.
Ach was @musicman - Sie sind nicht mal einen Monat Mitglied der FC und wollen beurteilen, worüber ich 'so oft' schreibe und welcher Art meine Freunde sind?
Nicht, daß es Sie irgendetwas anginge, aber die beiden Freunde waren damals Jungs vom bayrischen Dorf und zuvor nicht allzu oft in der Großstadt gewesen, in der es doch tatsächlich auch vor gut 20 Jahren schon Bars, Cafés und Clubs gab, die nicht auf den ersten Blick oder gar von außen als Treffpunkte von Homosexuellen erkennbar sind.
Könnte es sein, daß Sie es gar nicht bemerken? Nämlich, daß Diskussionen weiter führten und insgesamt erfreulicher wären, wenn Sie Ihren Diskussionspartnern nicht das Übelstmögliche unterstellen? Ich ahne aber, welchen Vorgängernicks Ihre 'Expertise' über mich entstammt, deswegen auch unter Ihrem neuen Nick: bitte ignorieren Sie meine Beiträge, danke.
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Zu Maxi Scharfenberg und HFFTL spare ich mir lieber gleich jeden Kommentar.