Monopoly à la carte

Weihnachtsspiele Die Straßen werden teurer, man zahlt mit Kreditkarte, dafür gibt es jetzt Songs aus den letzten 75 Jahren. Monopoly Revolution ist der Favorit für's Weihnachtsgeschäft

Selbst die Miesepeter, die nach dem Weihnachtsessen lieber den Abwasch machen als eine Runde Monopoly mitzuspielen, mussten bislang zugeben, dass das Brettspiel (im Gegensatz zu anderen Geschenken) zwei große Vorteile besitzt: Es braucht keine Batterien und macht keinen Krach.

Damit ist es ab sofort vorbei: Denn die neue Version Monopoly Revolution, die als einer der Verkaufsschlager des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts gehandelt wird, braucht nicht nur drei Mikrobatterien, sondern spielt auch jedes Mal „Hits der vergangenen 75 Jahre“, wenn jemand über Los geht. Und das ist noch nicht alles, was Hersteller Hasbro sich ausgedacht hat: Das Brett ist jetzt nicht mehr rechtwinklig, sondern rund und die Preise haben ordentlich angezogen: Old Kent Road (das Äquivalent zur deutschen Badstraße) kostet jetzt 600 Riesen, während die Mayfair (unsere Schlossallee) mit gediegenen 4 Millionen zu Buche schlägt.

Schließlich war es an der Zeit, dass die Inflation in die Wirklichkeit des Spieles Einzug hielt. Die Entscheidung, das Papiergeld durch Kreditkarten zu ersetzen, dürfte von einigen aber als zu unromantisch kritisiert werden, die gerne einmal für schlechte Zeiten einen Fünfhunderter unter dem Brett verstecken oder ihr ganzes Geld in die Luft werfen, wenn sie gewonnen haben. Eines aber bleibt gleich: Man muss noch immer mit dem Bügeleisen oder dem alten Stiefel spielen, wenn die Geschwister sich als erste das Rennauto geschnappt haben.

Barbies Beweise

Monopoly Revolution wurde heute von der britischen Spielwarenvereinigung zu einem der „Traumspielzeuge“ des Jahres 2010 gekürt. Ein anderes Spielzeug, das den Marketing-Experten zufolge äußerst erfolgreich werden könnte, ist ein orangenes Gewehr namens Nerf-N-Strike Stampede ECS – eine vollautomatische Waffe von der Größe einer AK 47, die Schaumkugeln verschießt und über ein Schutzschild verfügt, um das gegnerische Feuer von dem Schützen abzuwehren.

Für Pazifisten geeigneter erscheint uns der Racketenrucksack-Pilot Buzz Lightyear aus dem Film Toy Story von Mattel, dem es allerdings an der Schlüsselqualifikation mangelt: Er kann nicht fliegen. Stattdessen macht er nur ein bisschen Wind und rattert die Sprüche herunter, die man aus Toy Story von ihm kennt. Das FurReal My Gog Go Walking Pup bereitet einem da schon wesentlich mehr Freude. Es handelt sich um einen kleinen Hund mit einer Leine, der durch Bewegungssensoren in der Lage ist, neben einem herzutrotten, wenn man sich in Bewegung setzt.

Das finsterste Spielzeug dieses Jahres ist vielleicht die neueste Version der Barbie-Puppe, die mit einer kleinen Videokamera ausgestattet ist, die sich am Amulett ihrer Halskette verbirgt. Am Rücken von Barbie Video Girl findet sich zwar ein Sucher, aber die Mädchen, die gerne herausfinden möchten, ob ihr Bruder sich an ihrem Sparschwein vergriffen hat, sollten die Puppe wohl besser an einer strategisch günstigen Stelle postieren und sich das Beweismaterial später ansehen.

Keine Mädchensachen

Für Eltern, die sich Sorgen über die immer weiter um sich greifenden Überwachungstendenzen in unserer Gesellschaft machen, gibt es auch noch die Zhu Zhu Hamster, die sich im vergangenen Jahr im Mittelpunkt eines PR-Alptraums wiederfanden. Man warf ihnen vor, ihr Pelz sei giftig. Jetzt sind sie aus der Entgiftungstherapie zurück und haben ihren eigenen Schönheitssalon mitgebracht.

Kinder, die lieber boxen als Tiere zu verwöhnen, werden die neue Kung Zhu Kampfarena mit Sicherheit lieben, die der siebenjährige Jayden Chamberlain heute Morgen getestet hat. Sein Urteil: „Es ist lustig, wie die Hamster miteinander kämpfen“, sagte er – fügte dann für den Fall, dass der Weihnachtsmann zuhört, aber noch hinzu: „Ich will nichts von den Mädchensachen zu Weihnachten kriegen.“ Monopoly mag jetzt Batterien haben, manche Dinge aber ändern sich nie.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Helen Pidd und Julia Mueller | The Guardian

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