Einer der irritierendsten Augenblicke der vergangenen 18 Monate war für mich der Moment, in dem ich hörte, wie der Mörder meiner Frau vor Gericht einen zusammenhängenden Satz bildete. Seit Jills Ermordung waren fast sechs Monate vergangen, und das Verteidigerteam des Täters hatte gerade beantragt, die Verhandlung zur Beweisaufnahme um vier Wochen aufzuschieben. Der Angeklagte wurde per Video in den Melbourner Gerichtssaal zugeschaltet, in dem ich zwischen zwei Freunden saß. Eine angespannte Stille erfüllte den Raum. Nur ab und zu hörte man, wie in Unterlagen geblättert wurde. Als sein Gesicht auf dem großen Bildschirm erschien, wurde ich kurz von Ekel erfasst.
Der Richter fragte ihn, ob er den Gerichtssaal sehen könne. Er entgegnete, er sehe seinen Anwalt und einen Teil des Gerichts. Obwohl ich ihm schon öfter vor Gericht begegnet war, hatte ich bis dahin nie mehr von ihm gehört als ein eintöniges Nuscheln. Jetzt war seine Artikulation klar, seine Sätze hatten Struktur, seine Grammatik war korrekt – mich schauderte.
Ich hatte mir eingeredet, dass dieser Mann kein Mensch war, sondern das personifizierte Böse. Doch etwas an seiner Fähigkeit, Wörter zu sinnvollen Sätzen zu verbinden, zwang mich nun dazu, meine Sichtweise zu hinterfragen.
Neues Bild vom Kontext
Mit der Vorstellung, gewalttätige Männer seien psychotische oder soziopathische Abweichler, hatte ich mich lange vor einer viel beängstigenderen Einsicht geschützt – dass sie nämlich mit dem tiefsitzenden Sexismus und den fest verwurzelten Männlichkeitsvorstellungen sozialisiert werden, die unsere Gesellschaft durchdringen. Ich verließ das Gericht an jenem Tag mit dem Wissen, dass ich mir ein neues Bild vom gesellschaftlichen, institutionellen und kulturellen Kontext machen musste, in dem ein Mann wie er sozialisiert wird und lebt.
Meine Frau Jill Meagher wurde am 22. September 2012 auf ihrem Nachhauseweg von einem Pub in einem Vorort von Melbourne überfallen, vergewaltigt und erwürgt. Sechs Tage später wurde ihre Leiche 50 Kilometer entfernt vergraben gefunden. Drei Tage nachdem Jills Leiche entdeckt worden war, nahmen 30.000 Menschen an einem Trauermarsch entlang der Hauptstraße unseres Wohnorts teil. Ich sah im Fernsehen, wie all diese Menschen auf das, was Jill angetan worden war, mit Mitgefühl reagierten. Wie sie Anteil nahmen.
Nach dem Gerichtstermin, bei dem ich den Mörder zum ersten Mal sprechen gehört hatte, erinnerte ich mich an dieses Bild. Aus irgendeinem Grund identifizierten die Menschen sich mit diesem Fall. Ich fragte mich: Lässt sich diese Anteilnahme verallgemeinern? Und wenn ja, wie kann man das nutzen, um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen? Dass die öffentliche Empörung nicht immer so groß ist, wenn ein Mann einer Frau Gewalt antut, liegt unter anderem daran, dass es oft keine archetypischen Bösewichte gibt. Und dass die meisten Fälle im Stillen verübt und erduldet werden, weil die Gewalt von jemandem ausgeht, den das Opfer kennt.
Je stärker ich die Unterstützung der Menschen spürte, desto schwerer fiel es mir, die schweigende Mehrheit derjenigen zu ignorieren, die nicht auf der Straße von „Monstern“ vergewaltigt und geschlagen werden, sondern in ihrem Zuhause von Freunden, Bekannten, Ehemännern, Liebhabern, Brüdern und Vätern.
Seit Jills Tod quillt mein E-Mail-Postfach über vor Nachrichten von Frauen, die mir von ihren Erfahrungen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Gewalt erzählen. Einige von ihnen sind Prostituierte, die keinen Sinn darin sehen, die Übergriffe anzuzeigen. Andere Frauen haben Angst, in ihrer Stadt zu bleiben, weil ihre Peiniger nur Bewährungsstrafen bekommen haben. Diese Fälle passieren Tag für Tag.
Obwohl die große Mehrheit von Männern Gewalt gegen Frauen verabscheut, sind sie in der Öffentlichkeit kaum zu diesem Thema zu hören. Das allgemeine Verhalten von Männern kommt in der Diskussion nur selten vor. Das führt dazu, dass Männer keinen Handlungsbedarf sehen, etwas zu verändern. Viele wissen noch nicht mal, wie weit verbreitet und vielfältig Gewalt gegen Frauen ist. Schon allein die Formulierung „Gewalt gegen Frauen“ klingt nach einer subjektlosen, blinden Naturgewalt. Weitaus seltener ist von „Gewalt von Männern gegen Frauen“ die Rede. Einer EU-weiten Studie von 2010 zufolge sind in jedem fünften Freundes- und Familienkreis Fälle von häuslicher Gewalt bekannt.
Dadurch, dass der Mörder meiner Frau wirklich den Archetyp eines „Monsters“ darstellte, gab er dem weitverbreiteten Mythos Nahrung, wonach Männer, die Frauen vergewaltigen, gewalttätige Fremde sind, die ihren Opfern nachstellen und zuschlagen, wenn sich eine Gelegenheit dazu bietet. Dieser Mythos verzerrt die Wirklichkeit. Er betont die seltenste Form von Vergewaltigung und ignoriert die ganze Bandbreite an nicht einvernehmlichem Sex, der täglich stattfindet. Er dient dazu, den Grund für Vergewaltigungen eher im Verhalten des Opfers zu suchen als beim Täter.
Und der Monster-Mythos erlaubt uns, die öffentliche Verletzung weiblicher Souveränität in ihrer Bedeutung herabzustufen – schließlich ist der Mann, der sich übergriffig oder respektlos verhält, kein Monster. Er mag sich nicht immer korrekt benehmen, aber so jemand wie der ist er nicht. Wir können so etwas in Bars erleben, wenn Männer wütend und beleidigend werden, weil Frauen ihr Interesse nicht erwidern. Wir sehen es auf der Straße, wenn Männer in Gruppen Frauen Anzüglichkeiten hinterherrufen, sie anfassen, begrabschen und einschüchtern – und die Freunde dies entweder ignorieren oder sogar mitmachen. Und wir finden es in Männergruppen, in denen Vergewaltigungswitze erzählt werden.
Während die meisten rassistischen Kommentare unter Freunden niemals unwidersprochen durchgehen würden, unterbleibt der Widerspruch oft, wenn Gewalt von Männern gegen Frauen verharmlost wird. Es gibt zwei Möglichkeiten, sich dazu zu verhalten: Entweder grenzen wir unser Verhalten gegenüber dem Monster-Vergewaltiger ab. Oder aber wir gestehen uns ein, dass dieses Verhalten zu einer Kultur beiträgt, die Vergewaltigung und Gewalt gegen Frauen schweigend hinnimmt.
Als ich hörte, wie der Mörder meiner Frau normale Sätze bildete, erschauderte ich, weil ich mit der Vorstellung sozialisiert worden war, dass Vergewaltiger brabbelnde Irre sind, die Halbschuhe zu Trainingshosen tragen und die Socken bis an die Knie hochziehen. Viel mehr als eine solche Freak-Figur irritiert einen aber die Tatsache, dass die meisten Vergewaltiger normale Typen sind, Typen, mit denen wir zusammen arbeiten oder unsere Freizeit verbringen, Nachbarn, Familienmitglieder. Und wenn ein Mann seine Frau verprügelt, schieben wir das oft ohne nachzudenken auf die sozioökonomischen Umstände oder auf Alkohol und Drogen. Wir denken nicht daran, wie Jungs erzogen und in ihrem Blick auf Frauen sozialisiert werden.
Die Vorstellung eines lauernden Monsters ist dabei zweifellos ein nützlicher Mythos. Mit ihm können wir die Angst mildern, dass der Frau, die wir lieben, etwas angetan werden könnte. Ohne dass wir uns selbst und die von Männern dominierte Gesellschaft hinterfragen müssen.
Naiv und zynisch
Der Monster-Mythos dient auch als Rechtfertigung dafür, Frauen eine Reihe von Regeln aufzuerlegen, an die sie sich halten sollen, um nicht vergewaltigt zu werden. Dabei mischen sich Naivität und Zynismus auf befremdliche Weise. Naiv daran ist, dass Vergewaltiger als homogene Gruppe dargestellt werden, die man an ganz bestimmten Merkmalen zu erkennen glaubt. Zynisch ist die Haltung, weil solche Regeln uns erlauben, die Opfer zu klassifizieren: Wenn sie X getragen oder Y getrunken hat, nun ja, dann wird das Ungeheuer zuschlagen – hat sie die Regeln nicht verstanden?
Aber die Wahrheit ist: Keine dieser Regeln hätte den Mörder von Jill in jener Nacht davon abgehalten, eine Frau zu vergewaltigen. Und es würde diese Tragödie noch tragischer machen, wenn wir das, was Jill widerfahren ist, von Fällen von Gewalt von Männern gegen Frauen trennen würden, in denen das Opfer den Täter kannte, früher eine Beziehung mit ihm hatte oder mit ihm nach Hause gegangen ist. Man kann die Fälle nicht voneinander trennen. Wir dürfen nicht die Tatsache ignorieren, dass all diese Verbrechen dieselbe Ursache haben – gewalttätige Männer und das Schweigen nicht-gewalttätiger Männer.
Seit Jills Tod lese ich jeden Tag nach dem Aufwachen ein Zitat der afroamerikanischen Schriftstellerin Maya Angelou: „Die Geschichte kann trotz aller Schmerzen, die sie mit sich bringt, nicht ungeschehen gemacht werden. Doch wenn man ihr mit Mut begegnet, braucht sie nicht noch ein zweites Mal durchlebt werden.“ Damit Männer ihr Verhalten hinterfragen, braucht es diesen Mut. Wir können die Gewalt von Männern gegen Frauen nicht überwinden, ohne unser Schweigen zu brechen.
Tom Meagher engagiert sich für die White-Ribbon-Kampagne, eine internationale Organisation, die gegen die Gewalt von Männern gegen Frauen kämpft. Dieser Text erschien zuerst auf whiteribbonblog.com.
Kommentare 30
"Wir denken nicht daran, wie Jungs erzogen und in ihrem Blick auf Frauen sozialisiert werden."
Es ist tatsächlich noch immer größtenteils der männliche Blick auf Frauen (den selbst Frauen nicht selten übernehmen), der Frauen (ab)misst und be(auf/ab)wertet. Angefangen bei den Religionen bis hin zu den sogenannten aufgeklärten Gesellschaften mit ihrem Fokus auf (ökonomischen) Erfolg und Sieg als gesellschaftlich akzeptierte noch immer vorwiegend männliche Domäne. So produziert man Opfer und Täter und stilisiert sie, ohne die alltäglichen Demütigungen und den Kampf dagegen als Erziehung zur latenten Gewaltbereitschaft zu reflektieren und zu realisieren.
Danke für Ihre Reflexion, Mr. Meagher, und Ihren Mut, Ihre Gedanken zu veröffentlichen! Und vielen Dank für Ihre Übersetzung, Holger Hutt!
"Das führt dazu, dass Männer keinen Handlungsbedarf sehen, etwas zu verändern."
"Viel mehr als eine solche Freak-Figur irritiert einen aber die Tatsache, dass die meisten Vergewaltiger normale Typen sind, Typen, mit denen wir zusammen arbeiten oder unsere Freizeit verbringen, Nachbarn, Familienmitglieder. Und wenn ein Mann seine Frau verprügelt, schieben wir das oft ohne nachzudenken auf die sozioökonomischen Umstände oder auf Alkohol und Drogen. Wir denken nicht daran, wie Jungs erzogen und in ihrem Blick auf Frauen sozialisiert werden."
Auch von mir vielen Dank für die Übersetzung.
Ob die meisten Vergewaltiger normale Typen sind, hängt natürlich von der Frage ab, wie man "normal" definiert. Da passt das Statement eines Freundes: "Normal people worry me!"
Häufig entstehen Gewaltszenarien dadurch, dass an etwas verkehrtem festgehalten wird. Ich glaube, dass hier vor allem die extrem verbreitete Angst vor dem allein sein eine grosse Rolle spielt.
Und dann spielen natürlich auch weitere Einflüsse von aussen, wie Mann und Frau zu haben sein, eine grosse Rolle. Der Mann bestimmt......., hat die Kontrolle, also die Macht, die Frau ist weich, fügt sich, gleicht aus und entschuldigt beide hinterher beim Gastgeber :o)
Ich glaube, dass es vor allem Männer sind, deren Charakter die "vorgeschriebene" Rolle so nicht erlaubt, die dann meinen, auf Angst als Mittel zum Zweck zurückgreifen zu müssen. Aus solcher Konstellation kann dann schnell auch Gewalt entspringen.
Den Handlungsbedarf zu übersehen, ist wohl kaum möglich, wenn man bedenkt, dass somit ein fünftel aller Frauen kein unvoreingenommenes Bild (mehr) von Männern haben, was das Zusammenleben offensichtlich beeinträchtigt. Die weit verbreitete Homophobie ist sicherlich auch ein daraus resultierendes Phänomen.
Was wir Männer dagegen tun können, ist begrenzt. Erstmal natürlich nicht selbst zum Täter werden, ausserdem bin ich dazu übergegangen, Menschen in meinem Umfeld, von denen ich glaube, dass sie für einander nicht förderlich sind, sondern sich eher gegenseitig blockieren, dieses auch behutsam mitzuteilen.
Wichtig ist der Unterschied in der Einschätzung, wie Gewalt entsteht. In den 70ern herrschte die Ansicht, die Neigung zu Gewalt resultiere ausschließlich aus selbst erlittener Gewalt, in der Kindheit oder Jugend. Mit der evolutionären Neigung zu strategischer Gewalt wird klar, daß subtilere Mechanismen genau so wirksam sind: väterliches Vorbild, erlernte Beispiele: die Rolle der Frau in islamischen Gesellschaften prägt die Kinder zu Gewaltbereitschaft bei Regelverstößen, selbst wenn wenn die Kinder nie ausdrückliche Gewalt gegen ihre Mütter und Schwestern erlebten. Allein das Beispiel, wie der Vater der Mutter Befehle erteilt, das intuitive Erkennen der latenten Gewaltbereitschaft reicht aus, um die Heranwachsenden zu Gewaltausbrüchen bei ihren Frauen anzuleiten.
Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es zum Lachen: Vergewaltiger können also tatsächlich auch vernünftige Sätze bilden. Die vom Autor beschriebenen Verhältnisse treffen hierzulande nicht zu, lange nicht so krass. Es ist doch allgemein bekannt, daß Vergewaltiger zum großen Teil aus der Bekanntschaft stammen, in den Edathy-Blogs wurde das sehr deutlich formuliert.
Die Monster-Theorie würde ich intuitiv als Ausdruck US-amerikanischer Verhältnisse sehen: durch den starken religiösen Einfluss werden die Menschen in Gut und Böse eingeteilt, für vergleichsweise harmlose Vergehen gibt es drakonische Strafen. Anscheinend herrschen solche Vorstellungen auch in Australien. Der fließende Übergang von nicht straffälligen Menschen zu Verbrechern wird dort nicht so wahrgenommen. Spontan fielen mir Shakespeare-Artikel ein, die ich vor kurzem las: in diesen Dramen wird das zum Teil tragische Abgleiten der Menschen in gewalttätige Verstrickungen eindringlich geschildert. Aber von erst unbescholtenen Menschen, keine Turnhosen-Halbschuh-Monster. Dieses Schema scheint in Australien verbreitet zu sein, ich habe hier noch nie davon gehört.
„Obwohl die große Mehrheit von Männern Gewalt gegen Frauen verabscheut, sind sie in der Öffentlichkeit kaum zu diesem Thema zu hören.“
„Während die meisten rassistischen Kommentare unter Freunden niemals unwidersprochen durchgehen würden, unterbleibt der Widerspruch oft, wenn Gewalt von Männern gegen Frauen verharmlost wird. „
Diese beiden Sätze widersprechen sich: es sei denn, seine Freunde wären aus der kleinen Minderheit derer, die Gewalt gegen Frauen nicht verabscheuen, jedenfalls öffentlich.
Die meisten Menschen sind mit ihrem Existenzkampf in globalen Neoliberalismus beschäftigt und haben in ihrer Freizeit wenig Lust, sich mit zusätzlichen Problemen zu beschäftigen. Es gibt auch noch andere Mißstände und Verbrechen als gegen Frauen gerichtete, und damit hätte man viel zu tun. Solche Dinge werden allgemein geächtet, und man müßte sich eigens an Problemgruppen wenden, um hier so zu wirken. Soll man in Kneipen gehen und Gespräche belauschen, um sie auf ihre Korrektheit zu kontrollieren ?
„Und wenn ein Mann seine Frau verprügelt, schieben wir das oft ohne nachzudenken auf die sozioökonomischen Umstände oder auf Alkohol und Drogen. Wir denken nicht daran, wie Jungs erzogen und in ihrem Blick auf Frauen sozialisiert werden.“ Das ist ja die Aussage dieses Blogs: die Gesellschaft, die Umstände sind mindestens mitschuld. Ich kann mich nicht erninnern, zum Verprügeln von Frauen sozialisiert worden zu sein.
Das soll natürlich nicht heißen, daß solche Mißstände nicht existieren und nicht bekämpft werden sollen, sondern daß die Begründungen für deren Existenz nicht so stimmig sind. Ein wesentlicher Grund ist die zunehmende Verarmung der meisten Menschen, und dagegen hilft keine bessere Sozialisation.
Allerdings könnte es sein, daß die Gefahr des Abgleitens in solche Verhaltensweisen auch für „normale“ heranwachsende Jugendliche stärker thematisiert werden müßte. Zumindes in meiner Schulzeit, allerdings vor 40 Jahren, war es irgendwie selbstverständlich anzunhemen, daß uns so etwas nicht geschehen kann. Ich kenne die heutigen Lehrpläne allerdings nicht.
„Der Monster-Mythos dient auch als Rechtfertigung dafür, Frauen eine Reihe von Regeln aufzuerlegen, an die sie sich halten sollen, um nicht vergewaltigt zu werden. „ Dies ist wohl eher ein Problem in den US, könnte aber hier auch noch verbreitet sein. Prüde und verklemmte Gesellschaften wie die USA sind für solche Mythen anfälliger.
Grundsätzlich ist die Frage, woher die Neigung zu solchem Fehlverhalten kommt. In den 70ern herrschte die Meinung vom Menschen als unbeschriebenem weißen Blatt, das die Sozialisation beliebig beschreiben kann. Deshalb wurde die Ursache für Gewalt immer nur in der Gesellschaft gesucht und die Vorstellung etablierte sich, wenn man lange genug und ausdauernd genug nett zu allen ist, wird es schon.
Die evolutionäre Psychologie benennt genetische Dispositionen zu Gewalt, die mir recht plausibel erscheinen. Diese führt aber nicht unvermeidlich dazu, sondern es ist Aufgabe der Gesellschaft, dieser Disposition in Schach zu halten, dagegen zu wirken. Hierzu bedarf es der vom Autor geforderten Aufmerksamkeit und Anstrenung.
Ohne diesem Ansatz stellt sich die Frage, woher die Gesellschaft ihre Neigung zu Sozialisation zu Gewalt hat: die wäre dann ein Erbe aus früheren rein kulturellen Fehlentwicklungen, und dann natürlich wieder, woher die kamen.
Entschuldigung, da war noch ein anderer Text in Word, der gehört nicht hierher. Der erste Absatz ist hier fehl am Platz.
Ist "Gewalt von Männern gegen Frauen" Normcore?
Im Artikel im Guardian steht nicht, dass Maya Angelou afroamerikanisch ist. Bei weißen Schriftstellern steht auch nicht ausdrücklich dabei, dass sie weiß sind.
Der australische Soziologe Michael Flood, von der Universität von Wollongong hat auf der White Ribbon Conference in Sydney gesprochen.
http://www.xyonline.net/content/involving-men-ending-violence-against-women-facing-challenges-and-making-change-keynote-spee
Solche Sachen sagt er, der australische Soziologe:
"Let’s start with the most basic point, that there is a crucial link between violence and power. Men’s violence both maintains, and is the expression of, men’s power over women and children. Men’s violence is an important element in the organisation and maintenance of gender inequality. In fact, rape and other forms of violence have been seen as paradigmatic expressions of the operation of male power over women (Miller & Biele, 1993: 53). Violence is targeted at and inflicted on women as a gender. Men’s violence serves a political function, of subordination. There are ways in which all men benefit from some men’s violence against women. And many men collude or are complicit in some men’s violence."
http://www.xyonline.net/sites/default/files/Flood,%20White%20Ribbon%20Conf%202013%20talk.pdf
Danke für den Link. Ich denke immer: Meine Güte, es ist doch schon soviel und Vernünftiges von Männern dazu gesagt, aber es trifft auf einen merkwürdig feindseligen Widerstand bei denen, die das lieber verdrängen wollen.
Danke für diesen bewegenden Beitrag.
Gut verglichen! Das habe ich beim Redigieren als Information hinzugefügt. Angelou – die ja leider an diesem Mittwoch verstorben ist – dürfte im englischen Sprachraum mehr Menschen ein Begriff sein als im deutschen, weshalb ich die Information wichtig finde. Zumals das folgende Zitat von einer schwarzen amerikanischen Schriftstellerin, die in den Zwanzigern geboren, noch die ganze Härte der Rassendiskriminierung im Süden der USA erlebte, anders klingt als von einer weißen amerikanischen Schriftstellerin.
Im SZ-Feuilleton und in der taz finden sich heute Nachrufe auf Angelou.
Danke!
Mir fallen da zigtausen Dinge ein, die wir dagegen tun koennen. Z.B. versuchen unsere Kinder anders zu erziehen, maskuli(ni)sten nicht ernst nehmen bzw. ihnen keine Plattform bieten, in der sie ihren Frauenhass verbreiten koennen, die (zur Zeit so verpoente) political correctness wiederbeleben, heisst so viel wie: Vergewaltigungswitze, dumme Kommentare gegenueber Frauen (oder Homosexuellen, etc.), nachpfeifen, angrapschen etc. nicht zu dulden. Als Mann kann man viel eher mal sagen: Hoer mal, das ist nicht witzig. Oder: Das was du eben gemacht/gesagt hast, war sexistisch, wenn du so ueber Juden/Schwarze reden wuerdest, dann wuerde keiner mitlachen, warum ist es bei Frauen/Homosexuellen ok?
Wir koennen ein bisschen mehr Zivilcourage fordern, auch wenn wir dann nicht mehr so "cool" sind. Dafuer arbeiten wir an einer Gesellschaft, in der Frauen sich genauso wohl fuehlen koennen in ihrer Haut wie Maenner.
Ja, auch von mir ein grosses Dankeschoen fuer diesen Beitrag. Bei dem ganzen Mist den man so in letzter Zeit lesen musste hier, speziell in Kommentaren von maskulinisten, hat es mich sehr bewegt einen solchen Artikel von einem Mann zu lesen.
Erinnert einen doch wieder daran, dass die meisten Maenner toll sind, und die Arschloecher eben nur lauter sind (oder mehr schreiben).
"Die meisten Menschen sind mit ihrem Existenzkampf in globalen Neoliberalismus beschäftigt und haben in ihrer Freizeit wenig Lust, sich mit zusätzlichen Problemen zu beschäftigen. Es gibt auch noch andere Mißstände und Verbrechen als gegen Frauen gerichtete, und damit hätte man viel zu tun. Solche Dinge werden allgemein geächtet, und man müßte sich eigens an Problemgruppen wenden, um hier so zu wirken. Soll man in Kneipen gehen und Gespräche belauschen, um sie auf ihre Korrektheit zu kontrollieren ?"
Sicherlich hat der taegliche Existenzkampf damit zu tun, dass Maenner und Frauen sich zuruecklehnen und sagen: keinen Bock fuer andere Menschen was zu tun, solange es mich nicht direkt betrifft, damit machen wir es uns allerdings zu einfach. Es geht ja eben nicht darum als Spitzel in die Kneipe zu gehen, und Maenner bei verbaler oder sonstiger Gewalt gegen Frauen aufzuspueren, sondern darum, wenn ein Vergewaltigungswitz gemacht wird: einfach mal nicht mitlachen, beim zweiten oder dritten Mal schafft es die Zivilcourage dann vielleicht sogar den Mund zu oeffnen und zu sagen: das war ueberhaupt nicht lustig.
Jeder war schon in so einer Situation anwesend, bei so einem Witz, oder bei einer obszoenen oder sexistischen Bemerkung, hat sowas schonmal beobachtet. Sie koennen mir nicht erzaehlen Ihnen sei sowas noch nie untergekommen.
Political correctness gegenueber Frauen zu fordern ist Heutzutage "uncool" und verpoent. Selbst die AfD hat in ihrem Parteiprogramm dass sie keine Political Correctness mehr haben will... Aber irgendwann trifft es Sie vielleicht dann doch, oder ihre Tochter, oder ihre Mutter oder ihre Cousine, etc. Dann denken Sie vielleicht beim naechsten Vergewaltigungswitz: ja, genau das ist meiner Tochter/Mutter/Cousine passiert, will ich da wirklich drueber lachen?
"Wir koennen ein bisschen mehr Zivilcourage fordern, auch wenn wir dann nicht mehr so "cool" sind."
Cool zu sein, heisst vor allem, nicht "kalt" zu sein :)
Ich stimme zu, allerdings versuche ich homophobe und sexistische Menschen zu meiden. Ich würde aber nicht auf den Gedanken kommen, Coolness und Zivilcourage als Gegensätze zu definieren.
Mit grosser Verwunderung finde ich weder in dem Artikel noch in den Kommentaren eine Spur des wahren Grundes: Die unsägliche Pornoindustrie mit all ihren perversen Auswüchsen, die seit den 70ern die Lande flutet! Da das darin vorgegaukelte Frauenbild alles andere als der Realität entspricht, was Wunder wenn die Konsumenten solcher Produkte selten auf Frauen stossen, die sich von diesem Bild angesprochen fühlen - also werden manche einschlägig Gehirngewaschenen versuchen, die Filmerlebnisse in der Wirklichkeit durchzusetzen - "die Sau rauszulassen". So gehen sie in Bordelle , fliegen in Entwicklungsländer oder vergreifen sich schlimmstenfalls per Vergewaltigung an ihren Opfern.
Ein weiterer Artikel (samt Kommentaren), der Männern eine Erb- und Kollektivschuld aufbürdet, die sie gefälligst zu akzeptieren haben, denn sonst sind sie, laut Menschen wie dem Autor, zumindest Unterstützer von Gewalt gegen Frauen. Es ist einfach nur besorgniserregend, wie krampfhaft versucht wird zu beweisen, dass Gewalt gegen Frauen irgendwie akzeptabel wäre in unserem Wertesystem. Amerikanische/Kanadische Femistinnen versuchen dieselbe Masche mithilfe des Amoklaufs von Elliot Rodger, wo, nur mal so zur Info, mehr Männer als Frauen gestorben sind. Doch Fakt ist, dass Frauenschläger und Vegewaltiger der Bodensatz unserer Gesellschaft sind und nur etwas besser darstehen als Kinderschänder. Allein schon die Anschuldigung dieser Verbrechen kann das Leben eines Mannes vollständig und nachhaltig ruinieren: Siehe Horst Arnold.
Auch gab es mehrere Feldversuche, wo Männer Frauen schlugen und umgekehrt: Tatsache ist, dass beim ersten Fall Menschen sofort eingriffen und dem männlichen Angreifer mit der Polizei oder selbst-ausgeübter Gewalt drohen. Wenn jedoch die Frau den Mann geschlagen hat, ignorierten die meisten Augenzeugen dies oder lachten sogar darüber.
Statt Männern andauernd Vorwürfe zu machen, wäre es erstmal an der Zeit, es ihnen zu erlauben, Opfer zu sein und sie nicht zu marginalisieren. Zusätzlich muss man einfach akzeptieren, dass diese Welt nicht perfekt ist und es noch viele, viele Jahre Kriminelle geben wird, die sich einfach nehmen was sie wollen. Sie juristisch zu verfolgen und gesellschaftlich zu ächten sind unsere Mittel dagegen und diese werden bei Frauenschlägern und Vergewaltigern angewandt, bis ans Äußerste. Auch ist es kein Frauenhass, wenn man einer Frau sagt, dass sie nicht sturzbesoffen und allein durch dunkle Seitengassen einer Innenstadt laufen soll, denn das gleiche gilt für Männer ebenfalls. Vllt werden sie nicht so oft vergewaltigt, dafür öfter ausgeraubt, verprügelt oder sogar ermordet. Natürlich wäre es schön, wenn Mann und Frau tun und lassen können was sie wollen, ohne auf sich achten zu müssen, aber es ist nunmal nicht so. Diese Trotz-Haltung gegenüber der Realität und dieser unsägliche Versuch die Opfer-Stellung exklusiv für Frauen zu reservieren, das sind vielleicht die wichtigsten Sauereien des Feminismus, die dieser Bewegung heutzutage so einen schlechten Ruf bescheren.
@Bernd Lauer
Wir sind allesamt, die einen mehr, die anderen weniger, Opfer unserer total oversexten Gesellschaft, die wahrscheinlich als Gegenreaktion der Unterdrückung und Beschmutzung dieses wunderbaren Aktes durch die Kirchen entstand. Die beschmutzten damit die Quelle des Lebens .
Doch man kann die Befreiung von kirchlichen Dogmen auch fürchterlich übertreiben, wie gesagt: in der Pornoflut und letztlich auch im Hype um das "Insein" der Homosexualität.
Nicht nur die Frauen sollten sich emanzipieren, den Männern täte das auch ganz gut ;) Und bevor man sich gross über Mann oder Frau auslässt, sollten wir uns lieber übers Menschsein unterhalten und erst mal das "grosse Morden" - den Krieg - abstellen. Finde ich.
Oje, schon wieder einer der Maenner die sich persoenlich angegriffen fuehlen, wenn ein Mann (Autor) oder mehrere Maenner und Frauen (Kommentatoren), den grundsaetzlichen Sexismus unserer Gesellschaft kritisieren.
Wir nehmen es zur Kenntnis: Sie haben noch nie Frauen unterdrueckt, dumme Witze ueber sie gemacht, sie begrapscht oder genoetigt, sie beleidigt nur wegen ihres Geschlechts. Das ist toll. Da koennen Sie stolz drauf sein.
Ja, Gewalt gibt es auch und viel zu viel gegen Maenner (wer bestreitet das?), Aber: Gewalt gegen Frauen und Diskriminierung, allein wegen ihres Geschechts ist leider inhaerent in unserer Gesellschaft, so wie es in den 30er und 40er Jahren gegen Juden war, so wie es in den USA gegen Schwarze war (und ist), genau so. Das reicht uebrigens auch bis hin zur Justiz, wo nur sehr wenige der Gewaltdelikte und Diskriminierungsfaelle ueberhaupt erst landen, und dann mit 2 Jahren auf Bewaehrung, abgetan werden.
Legen sie doch einfach mal das Gepienze beiseite, spielen sie nicht beleidigte Leberwurst und lesen Sie sich den Artikel noch mal durch.
Auch ist es kein Frauenhass, wenn man einer Frau sagt, dass sie nicht sturzbesoffen und allein durch dunkle Seitengassen einer Innenstadt laufen soll, denn das gleiche gilt für Männer ebenfalls.
Ich glaube, Sie verstehen das falsch, Herr Lauert. Kein vernünftiger Mensch würde einem anderen in einer konkreten Situation dazu raten, "allein und sturzbesoffen" durch eine (nächtliche?) dunkle Seitengasse zu laufen. Aber darum geht es gar nicht - es geht um den Zeitpunkt, an dem man etwas sagt. Davor kann es eine verständige Warnung sein - danach ist es aber definitiv Besserwisserei auf Kosten ganz bestimmter Anderer, nach Spielregeln, über die gar nicht weiter nachgedacht wird.
Es geht darum, dass häufig eine Schuld oder eine Mitverantwortung bei einer Frau gesucht wird, wenn sie vergewaltigt oder ermordet wurde. Ist der Unterschied für Sie nicht erkennbar? Und finden Sie das überhaupt nicht infam?
Anders gesagt: wenn jemand Ihnen den Rat gibt, jetzt nicht durch eine bestimmte Gegend zu laufen, weil es dort in letzter Zeit zuviele Überfälle gegeben habe, ist das etwas anderes als wenn man Ihnen sagt, Sie seien selbst schuld, wenn etwas passiert, oder?
Das "grosse Morden" hat übrigens direkt etwas mit der "sozialen Gewalt" zu tun, quasi in umgekehrter Reihenfolge, von unten nach oben sozusagen. Viele Männer (die Mehrheit) müssen dazu innerlich gebrochen werden, was früher Sinn und Zweck einer militärischen Ausbildung war.
Ansonsten gilt wie im Artikel geschildert, dass das wahre Grauen hinter der Tür eines Reihenhauses schlummert. Es sind nur selten die Freaks und man sieht es ihnen kaum an. Das macht es so gefährlich.
Es tut mir leid, dass ich der Tendenz des Artikels und der Kommentare nicht folgen kann. Schuld an einer Vergewaltigung ist immer der Vergewaltiger. Ein Mord wird von einem Mörder verübt. In unseren westlichen Gesellschaften steht beides unter Strafe. Ein Mörder bekommt bei uns im Regelfall lebenslänglich für seine Tat, auch ein Mann, der eine Frau ermordet. Wer behauptet, die, also unsere Gesellschaft fördere den Mord an Frauen, der lügt.
Dass Sie nicht folgen können, glaube ich Ihnen. Dass Sie daraus aber herleiten, Autoren oder Kommentierer seien Lügner, lässt mich vermuten, dass Sie noch etwas an sich arbeiten sollten.
Wer behauptet, die, also unsere Gesellschaft fördere den Mord an Frauen, der lügt.
Wer, als Gesellschaft Gewalt (an Menschen...) nicht zu verhindern weiß, fördert Gewalt bis hin zum Mord.
Prophylaxe statt Strafe. Einen Mörder zu bestrafen ist Folgeerscheinung einer schon begangenen, einer nicht verhinderten Tat.
Ein Beitrag, der sprachlos und zittern macht...
Ein bewegender Artikel, der wichtige Aspekte zum Thema beleuchtet. Die Abgrenzungsfunktion des Mythos "Monster", und die häusliche und alltägliche, auch sexualisierte, Gewalt.
Ich kann aber auch das Unbehagen von Bernd Lauert über die verkürzte und einseitige Schuldzuschreibung nachvollziehen, die in dem Satz gipfelt:
"Wir dürfen nicht die Tatsache ignorieren, dass all diese Verbrechen dieselbe Ursache haben – gewalttätige Männer und das Schweigen nicht-gewalttätiger Männer."
Bemerkenswert, dass solch einer Pauschal-Verdammung von den klugen Frauen, die sich hier äußerten, nicht widersprochen wird. Böse Zungen würden sagen bezeichnend.
Ich bin als nicht-gewalttätiger Mann nicht schuld an irgendwelchen Vergewaltigungen, nein! Auch nicht, wenn ich bei einer sexistischen Bemerkung mal geschwiegen habe!
Gehts noch?
Das Schweigen, Wegschauen und Verdrängen zu und von Gewalt ist ein Problem, aber ein gesamtgesellschaftliches. Und vor allem das Schweigen zu häuslicher Gewalt, das bekanntermaßen kein exklusiv männliches Problem ist! Und das Gewaltverbrechen durch Fremde ist wohl kaum ein Problem des (Ver-)schweigens.
Es gibt nach wie vor weitverbreitet problematische Haltungen gegenüber Frauen, Gewalt gegen Frauen jeglicher Art und mit Sicherheit viel zu tun und sich einzumischen, aber eine Verkürzung auf die Gewaltherrschaft der Männer als Wurzel allen Übels bzw. Männlichkeit per se ist undifferenziert, greift zu kurz und führt nicht weiter. Es ist wie jeder Populismus eine bequeme, einfache Erklärung.
Das Argument Porno tauchte ja auch auf, und durfte ja nicht fehlen, verfängt meiner Meinung nach auch nur bedingt. Das Porno sehr sehr oft zutiefst frauenfeindlicher Schrott ist stellt wohl kaum einer ernsthaft infrage. Aber daraus ein vermehrte Tendenz zu Gewalt gegen Frauen abzuleiten halte ich für eine steile These. Dagegen spricht die historisch aber auch aktuell eklatante, systematische und nicht selten auch institutionalisierte Gewalt (z.B. durch Vergewaltigung als Strafe, Zwangsheirat mit Vergewaltigern, oder familiäre Ächtung von Opfern) in Gesellschaften die weitesgehend überhaupt keinen Zugang zu Porno haben (bzw. historisch, in denen es kein Pornomaterial in dem Ausmaß wie heute gab).
Individuellen Mord und Totschlag wird es immer geben. Dagegen gibt es keine Vorbeugung. Dafür gibt es Strafen. Zu Recht. Niemand rechtfertigt Körperverletzung, Vergewaltigung, Totschlag und Mord. Deshalb wiederhole ich:
Wer behauptet, unsere Gesellschaft fördere den Mord an Frauen, dem widerspreche ich solange, wie er oder sie stichhaltige Beweise liefert.
Völlige Fehleinschätzung der Situation und Anklage gegen die Falschen.
Es ist unübersehbar: Männergewalt ist ein Thema, z.B. hier. Frauengewalt nicht, diese ist es, die unsichtbar gemacht wird. Wenn Du als Alter, als Pflegebedürftiger, als Kind und auch als Mann Frauengewalt ausgesetzt, dann hast Du die berühmte A-Karte gezogen, denn Frauengewalt existiert nicht und erst Recht nicht darauf zurückgehende soziale Auswirkungen, etwa wenn die Opfer die Gewalt weitergeben.
Und die beste Prävention gegen Vergewaltigung ist immer noch, dass ein Junge bei seinem leiblichen Vater aufwächst, die meisten Vergewaltiger kommen aus kaputten Verhältnissen, wie etwa Flickenteppichfamilien oder Alleinerziehenden (Quelle: Berliner Morgenpost - "Schlechte Noten für Alleinerziehenden" (die Macher der Studie kamen zum Ergebniss, dass Alleinerziehende ihre Kinder besser zur Adoption freigeben sollten, dass würde sich nicht so negativ auswirken).
Die P.C., die von der AFD und anderen angeprangert wird, hat meines Erachtens nicht das Geringste mit Gewalt gegen Frauen zu tun. Es geht doch in der Regel darum, dass man nicht mehr Zigeunersauce und Negerkuss sagen soll und sogar Kinderbücher zensiert werden. Ich habe noch nie gehört, dass sich jemand über die P.C. beschwert hat, weil man nicht mehr in Ruhe Vergewaltigungswitze erzählen kann. Abgesehen davon kann ich mich nicht daran erinnern, jemals einen solchen Witz gehört zu haben und dass obwohl ich mit unterschiedlichsten Menschen aller Schichten in Kontakt stehe. Na ja, sollte es noch kommen gibt's was auf die Nuss (verbal). Ich denke allerdings nicht, dass man die Gewaltprobleme auf böse Männer und arme Frauen beschränken sollte. Es gibt auch weibliche Gewalttäter und Vergewaltiger (wenn auch bedeutend weniger) sowie Männer, denen Gewalt angetan wird. Generell würden sich viele Probleme in dieser Richtung wohl sehr gut lösen lassen, wenn sich die Gesellschaft eingehend mit der Ponerologie befassen würde. Wie kann es z.B. sein, dass bei vielen Berufsbildern ein Führungszeugnis und ein Drogentest verlangt wird, es aber keine Rolle spielt, ob der Bewerber ein waschechter Psychopath ist. Die Härtefälle unter den Psychopathen lassen sich mit entsprechenden Tests ausfindig machen. Die Psychopathen, die sich inzwischen in der ganzen Welt an den Spitzen von Konzernen und Staaten positioniert haben, würden natürlich alles dafür tun, entsprechende Tests zu vereiteln...