Den Briten James Lovelock kennt man am ehesten als Vater der „Gaia-Theorie“. Die besagt, dass das Leben auf der Erde eine sich selbst regulierende Gemeinschaft von Organismen ist, die untereinander und mit ihrer Umgebung kommunizieren. Lovelock, der dieser Tage 101 wird, kann Abschlüsse in Medizin, Chemie und Biophysik vorweisen. Er meidet das akademische Establishment und wurde schon als Außenseiter, Untergangsprophet oder Gandalf beschrieben.
der Freitag: Herr Lovelock, vor vierzehn Jahren sagten Sie voraus, dass extreme Wetterverhältnisse zur Normalität werden und die Welt im Jahr 2020 zahlreiche Katastrophen erleben würde. In der ersten Hälfte dieses Jahres gab es eine globale Pandemie, am Polarkreis die ersten Temperaturen über 35 Grad Celsius, gewaltige Brände in Australien und Sibirien und Heuschreckenplagen in Afrika und Südamerika. Fühlen Sie sich dadurch als Wissenschaftler bestätigt oder als Mensch enttäuscht, dass Ihre Worte so prophetisch waren?
James Lovelock: Ich bin nicht wirklich Wissenschaftler. Ich bin Erfinder oder Mechaniker. Das ist eine andere Sache. Die Gaia-Theorie ist einfach Ingenieurswissenschaft, in großem Maßstab, zugegeben. Schauen Sie, da gibt’s diese ideal rotierende Kugel im Weltraum, die von einem schönen Standardstern beleuchtet wird. Bis jetzt hat das Erdsystem immer alles kühl und lebensfähig gehalten, das ist die Essenz von Gaia. Es ist eine Ingenieursarbeit, und sie ist gut ausgeführt. Aber ich würde auch sagen, dass die Biosphäre und ich uns beide im letzten Prozent unseres Lebens bewegen.
Ist das Covid-19-Virus denn auch ein Teil der Selbstregulierung von Gaia?
Definitiv. Das ist alles Teil der Evolution, so wie Charles Darwin sie sah. Eine neue Spezies wird nicht gedeihen, wenn sie keine Nahrungsquelle hat. In gewisser Weise ist es das, wozu wir werden: Wir sind die Nahrung. Ich könnte Ihnen leicht ein Modell erstellen und demonstrieren, dass die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Virus entwickelt, das die menschliche Population verringert, ziemlich groß ist, weil die Bevölkerung auf dem Planeten immer zahlreicher und zahlreicher wird. Wir sind nicht gerade dasjenige Tier, von dem man sich wünschen würde, dass es in unbegrenzter Zahl auf den Planeten losgelassen wird. Malthus hatte in gewisser Weise schon recht. Zu seiner Zeit, denke ich, als die menschliche Bevölkerung viel geringer und weniger dicht über den Planeten verteilt war, hätte Covid kaum eine Chance gehabt.
Welche längerfristigen Folgen wird der Lockdown haben?
Ich vermute, dass sich nach dieser Pandemie ziemlich viel ändern wird. Ich denke, die Menschen werden alles Mögliche entdecken, was sie tun können, das sie vorher nicht getan haben. Vielleicht werden sie merken, dass es keine so gute Idee ist, dick zu werden; dass ein großer Teil des Leidens, das sie im mittleren Alter und in der späteren Lebensphase befällt, einfach dadurch verursacht wird, dass sie zu viel von der falschen Art Nahrung zu sich nehmen. Mich fasziniert immer wieder, Statistiken zu sehen, die zeigen, dass die allgemeine Gesundheit am Ende des Zweiten Weltkriegs so viel besser war als an seinem Beginn.
Am Anfang Ihrer Karriere haben Sie in diesem Bereich geforscht.
Meine erste Arbeitsstelle nach der Universität war das Britische MRC, das Medical Research Council. Ich habe in der Abteilung von Sir Christopher Andrewes gearbeitet. Das war der des Entdecker des Influenzavirus. Meine Aufgabe bestand darin, die Anzahl der Tröpfchen zu messen, die durch Husten und Niesen in unterirdischen Schutzräumen während des Zweiten Weltkriegs verursacht wurden. Am Ende des Ersten Weltkriegs hatte es ein tödliches Grippevirus gegeben, und man hatten eine genauso tödliche Angst davor, dass es damit wieder anfängt, weil die U-Bahn immer mit Menschen vollgestopft war.
Zur Person
James Ephraim Lovelock wurde am 26. Juli 1919 in Letchworth geboren. Seine Mutter, obwohl hochbegabt, arbeitete von früh auf in einer Konservenfabrik. Der Vater lernte erst spät lesen und führte später eine Buchhandlung. Mit Lynn Margulis formulierte Lovelock in den 1970ern die Gaia-Theorie. Sein Buch Novozän erschien im Januar bei C.H. Beck
Am MRC haben Sie den Elektroneneinfangdetektor erfunden, einen Apparat, den man in der Umwelt- und Spurenanalytik zum Nachweis von Umweltschadstoffen benutzt.
Ja, wir haben eine Methode entwickelt, Hamster so einzufrieren, dass sie zu Eisklumpen werden, die man auf den Tisch knallen kann. Dann erweckten wir sie in einem der ersten Mikrowellenherde, die es gab, wieder zum Leben. Es stellte sich heraus, dass die Gründe, warum die Hamster überleben konnten und andere Tiere nicht, darin lagen, dass ihr Fett Gefrierpunkte hat, die weit unter denen von Wasser lagen. Ich fragte meinen Kollegen Archer Martin, der die Gaschromatographie erfunden hatte, ob er das für mich analysieren könne. Der sagte: „Nur wenn Sie für mich einen noch empfindlicheren Detektor erfinden können.“ Also machte ich mich an die Arbeit, und zwei Wochen später kam ich mit zwei Detektoren zurück ins MCR, von denen einer der erste kommerzielle Detektor war, der weltweit in der Gaschromatographie eingesetzt wurde. Das hat dem Council eine Menge Geld eingebracht. Der andere war der Elektroneneinfangdetektor, mit dem später ozonschädigende Gase in der Stratosphäre und organische Giftstoffe wie PCB in Luft, Boden und Wasser nachgewiesen werden konnten. Aus diesem Grund war ich wahrscheinlich der erste Brite, der von der NASA gebeten wurde, ihnen bei den Mond- und Marslandungen zu helfen. Mein Gerät wog nur wenige Gramm, war empfindlicher als alles andere und verbrauchte fast überhaupt keinen Strom. Da dachten sie bei der NASA: „Toll, das ist es, was wir brauchen. Kommen Sie rüber in die Staaten.“ Also ging ich rüber.
Der französische Philosoph Bruno Latour erzählte mir kürzlich, dass Ihre Erfindung des Elektroneneinfangdetektors Wahrheiten über das Leben auf diesem Planeten enthüllt habe, die damit vergleichbar sind, was Galileis Teleskop über das Universum offenbart hat. War Ihnen klar, wie wichtig das Gerät werden würde?
Damals hatte ich noch keine Ahnung. Latour hat völlig recht, aber ich habe das zunächst nicht so gesehen, weil Galileos Entdeckung viel direkter ist. Wenn Sie durchs Teleskop den Mond und die Planeten beobachten, die die Sonne so und so umkreisen, können Sie Rückschlüsse auf das ganze System ziehen. Wenn ich in meiner Hütte in Irland die Emissionen von Laminaria saccharina – einer riemenartigen Meeresalge, die Jodidverbindungen freisetzt – messe, komme ich nicht sofort zu einer Theorie darüber, wie sich die Erde selbst reguliert. Da liegen etliche Schritte dazwischen. Es ist nur ein kleiner Beweis für die Verkettung des Lebens. Wenn sich diese Beweise allmählich häufen, entsteht eine Geschichte wie die von Gaia.
Während Galileo uns die Erforschung eines unendlichen Universums eröffnet hat, haben Sie gezeigt, dass wir uns in einem geschlossenen, sehr prekären System befinden, das wir stabilisieren müssen. Glauben Sie, dass die Menschen bereit sind, das anzuerkennen?
Ich würde gerne mit Galileo sprechen, um zu verstehen, wie er sich gefühlt hat. Wir waren beide Einzelgänger, die auf viel Widerstand gestoßen sind. Ich glaube, Galileos Problem lag hauptsächlich bei der Kirche und nicht bei den Menschen im Allgemeinen. Was er herausgefunden hatte, stand so sehr im Widerspruch zu ihrem Dogma, dass sie ihn richtiggehend hasste. Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass die Universitäten so gefährlich werden wie die frühe Kirche. Da gibt’s Dutzende von Sekten, und die sind ziemlich stolz, wenn man zu einer von ihnen gehört: Wenn man Chemiker ist, weiß man oft nichts über Biologie und so weiter und so fort. Aus diesem Grund ist die normale Universitätswissenschaft nicht wirklich hilfreich, denn die Abteilung, die sich mit Algen befasst, wäre nicht die gleiche wie die, die sich mit Methyljodid befasst. Es ist eine Einteilung in Bits. Es ist an der Zeit, dass die Universitäten revolutioniert werden und viel kollektiver denken. Erstaunlich, wie viele Einwände es gegen Gaia gibt. Ich frage mich, inwieweit man das auf die Kohle- und Ölindustrie zurückführen kann, die gegen alles gekämpft haben, was schlecht für sie ist.
Könnte eine besser verstandene Gaia-Theorie die Grundlage sein für einen Glauben, der die Leerstellen füllt, die die Religion einmal ausgefüllt hat? Also Antworten geben über ein gutes Leben, ein Leben für andere und für zukünftige Generationen?
Ich denke, in gewisser Weise haben Sie recht. Niemand versteht Gaia vollständig, auch ich nicht, aber sie ist leichter zu verstehen als Gott und Religion. Die muss man einfach als gegeben hinnehmen. Aber mit Gaia im Gepäck kann man in die Welt hinausgehen und anfangen, Dinge zu vermessen.
Sind Sie eigentlich religiös?
Nein, ich wurde als Quäker erzogen. Ich wurde mit der Vorstellung indoktriniert, dass Gott eher eine stille, kleine Stimme in unserem Innern ist als ein mysteriöser alter Herr weit draußen im Universum. Die Intuition kommt von dieser inneren Stimme und ist ein großes Geschenk für Erfinder.
Glauben Sie, dass die Menschheit etwas erfinden kann, um das Klima zu stabilisieren?
Wir sollten – oder wir sind dem Untergang geweiht. Aber wir tun das Gegenteil und nutzen weiter fossile Brennstoffe. Ich habe immer für Kernenergie als eine gute, billige und vernünftige Form der Energiegewinnung plädiert, gerade jetzt, da Thorium als Brennstoff zur Verfügung steht. Aber zu viele hassen sie. Mir gefällt Edward Tellers Vorschlag eines Sonnenschirms in einer heliozentrischen Umlaufbahn, der ein paar Prozent des Sonnenlichts von der Erde abschirmen würde. Man würde kaum merken, dass er da ist. Wenn es machbar wäre – ich denke, ein großes NASA-Programm könnte das ziemlich sicher schaffen –, könnten wir damit unseren Kopf aus der Schlinge ziehen. Das erscheint ungeheuerlicher und schwieriger als andere Geo-Engineering-Projekte, etwa das Einbringen von Schwefel in die Stratosphäre, aber ich bevorzuge es. Man könnte den Schirm so entwerfen, dass er automatisch zusammenbricht, wenn etwas schiefgeht. Aber insgesamt denke ich nicht, dass wir anfangen sollten, am Gaia-System herumzudoktorn, bevor wir nicht verdammt viel mehr drüber wissen. Es sieht langsam so aus, als ob erneuerbare Energien – Wind und Sonne – bei richtiger Nutzung die Antwort auf die Energieprobleme der Menschheit sein könnten.
Sie werden am 26. Juli 101 Jahre alt. Wie werden Sie feiern?
Es wird nicht so wie im letzten Jahr sein, dann würden wir pleitegehen. Aber wir werden feiern. Wenn das Wetter gut ist, werden wir spazieren gehen. Meine Frau Sandy und ich gehen an den meisten Tagen zwei bis drei Meilen spazieren, an der Küste entlang oder die Hügel hinauf. Ich gehöre zu den Glücklichen, die den Lockdown genossen haben, weil es weniger Leute gab, die unterwegs waren, und keine Autos, die überall parkten. Vielleicht arbeite ich auch an meinem nächsten Buch. Es handelt von der Evolution, insbesondere von der des Menschen. Der Mensch entwickelt sich schnell. Wir haben uns von einem Stammestier in ein Stadttier verwandelt. Gucken Sie sich die meisten Insekten an, die haben diesen Weg bereits beschritten. Es gibt viel, worüber man schreiben kann.
Kommentare 33
"Ich habe immer für Kernenergie als eine gute, billige und vernünftige Form der Energiegewinnung plädiert,..."
Da haben wir ihn ja, den Wolf im Schafspelz.
Ich denke, man kann das aus dieser Selbstbeschreibung heraus verstehen:
„Ich bin nicht wirklich Wissenschaftler. Ich bin Erfinder oder Mechaniker. Das ist eine andere Sache. Die Gaia-Theorie ist einfach Ingenieurswissenschaft, in großem Maßstab, zugegeben.“
Als Ingenieur nimmt er einfach eine Riskoabschätzung vor und kommt zu dem Schluss dass die Folgen der Klimaerwärmung die grössere Gefahr für das Leben auf der Erde sind als Kernenergie und plädiert für das geringere Risiko.
Eine andere Sichtweise (auch meine) kommt zu dem Schluss, dass strikt rationeller Umgang* mit technischer Energie auch ohne Kernkraft den Verbrennungsanteil auf eine marginale Grösse reduzieren kann.
*Damit ist nicht nur die technische Rationalität gemeint, sondern auch solche der Lebensziele, siehe hier
Esoterische Katastrophenszenarien plus Futurismus und KI-Apologetik der stramm neoliberalen Sorte – der Guardian, der dieser Melange kritiklos ein Forum zu bieten glaubt, hat die Option »linke Politik« offensichtlich in weitgehender Weise ad acta gelegt.
Zu Lovecraft: Wikipedia führt im Abschnitt »Kontroversen um Klimawandel und Atomenergie« gleich zwei hochproblematische Positionen auf. Zitat: »Ein umfangreiches Medienecho gab es in der deutschen Presse. Hier war ein Hauptkritikpunkt, dass Lovelock die Atomenergie über- und die erneuerbaren Energien unterschätze. Sein Eintreten für die Atomenergie beruht darauf, dass er glaubt, dass nur unter Nutzung dieser Möglichkeit der CO2-Ausstoß schnell und nachhaltig reduziert werden kann. Zugleich sieht er eine erste reale Möglichkeit, dass sich die Menschheit vor Meteoriteneinschlägen schützen kann: mit rechtzeitig abgeschossenen Raketen und Atomsprengköpfen.«
Insbesondere die zweite Position stellt hinlänglich unter Beweis, dass der Mann – im besten Fall – ein paar »Star Wars«-Filme zu viel gesehen hat. Es kommt allerdings noch schlimmer. Anfang des Jahres hat Lovelock ein neues Buch veröffentlicht: »Novozän – Das kommende Zeitalter der Hyperintelligenz«. Darin vertretene Hauptthese: bald würde aus der KI eine neue Spezies von Mensch hervorgehen: Cyborgs – Wesen, die sich unter anderem dadurch auszeichnen, dass sie sich bis zu 10.000 mal schneller bewegen können als wir. Der von der Vita her im Zwischenbereich von Rechtsesoterik und Ökologie angesiedelte Lovelock nimmt hier die Position ein als prominenter Apologet transhumanistischer und posthumanistischer Positionen – Positionen, die den Menschen in bekannten Sinn »überwinden« wollen zugunsten durchcomputerisierter menschlicher Hüllen, die für die großen Tech-Konzerne grenzenlos verwertbar sind und bei denen das fleischliche Restmaterial vorzugsweise dazu dient, potenziell unsterbliche Supermenschen zu generieren.
Im Endeffekt heißt dies: Die im Interview aufgeworfenen Fragen müssen komplett, also zu 180° entgegengesetzt aufgeworfen werden. In welche Richtung die richtigen Fragen und potenziell richtige, sinnvolle Antworten geben, zeigt ein Interview mit dem britischen Journalisten und Buchautor Paul Mason. Der Titel des auf der linksliberalen Schweizer Debattenplattform Republik pulizierten Beitrags ist ebenso genial wie treffend: »›Die Synergie von künstlicher Intelligenz und neoliberaler Ideologie ist extrem bedrohlich‹«.
Zitat: "Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass die Universitäten so gefährlich werden wie die frühe Kirche. "
Hinsichtlich unwissenschaftlichem Vorsatz und Fachidiotie scheint mir das eine trffende Beobachtung zu sein.
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KI ist eine wunderbare Sache. Bedauerlich nur, daß sich alle Sachen mißbrauchen lassen.
Im Fall der KI jedenfalls bis sie zur Bewußtsein gelangt.
Wenn man die Risikoabschätzung ernst nimmt und davon ausgeht, daß die Erderwärmung nicht aufgehalten werden wird, muß man nach A auch B sagen und es den USA gleich tun und eine Mauer nach Südeuropa und dem nahen Osten bauen um die durch die Folgen der Erderwärmung ausgelösten Flüchtlingsströme aufzuhalten.
“Insbesondere die zweite Position stellt hinlänglich unter Beweis, dass der Mann – im besten Fall – ein paar »Star Wars«-Filme zu viel gesehen hat.“
Lovelock scheint es nicht so mit dem Distanzhalten zu konkreten Szenarien zu haben, wie es für den Wissenschaftsbetrieb eher üblich ist. Na gut. Und vielleicht muss sich ein Gelehrter auch nicht zu allem äußern.
Aus einer Buchbesprechung bei amazon und einem Absatz bei Wikipedia ein fertiges Bild zu schnitzen, ist wohl die besonders ökonomisierte Art des sich ohnehin schon vergleichsweise aufwandsarmen Schlau-Machens per Internet. Was sind dagegen schon Abschlüsse in Medizin, Chemie und Biophysik?
Könnte man nicht erst einmal zu Einschätzungen wie “streitbar“ oder “ja, sicher, hier und da kontrovers“ kommen, anstatt einen Wissenschaftler und Publizisten auf Basis zweier Textschnipsel im Netz - die zudem dritter Autorschaft - sogleich in den Schmutz zu treten?
>>Wenn man die Risikoabschätzung ernst nimmt und davon ausgeht, daß die Erderwärmung nicht aufgehalten werden wird, muß man nach A auch B sagen und es den USA gleich tun und eine Mauer nach Südeuropa und dem nahen Osten bauen um die durch die Folgen der Erderwärmung ausgelösten Flüchtlingsströme aufzuhalten.<<
Als zeitlich begrenzt wirksame provisorische „Lösung“ für die Komfortzonen. (So möchten gewisse Populisten ja auch die Kriegsfolgen draussen halten, damit „unsere“ Obrigkeit lustig weiter marodieren kann.) Für Folgen der Klimaentwicklung wäre damit für die momentan noch weniger betroffenen Regionen ein bisserl Zeit gewonnen, aber nicht sehr viel wenn wir einfach weiter machen wie gewohnt & ankonditioniert. Das immerhin haben die FFF-Leute besser begriffen Kaputtalismuspopulisten.
siehe auch hier
>>Wenn man Chemiker ist, weiß man oft nichts über Biologie und so weiter und so fort.<<
Schon vor längerer Zeit hörte ich den treffenden Spruch:
"Spezialisierung bedeutet, dass immer mehr Menschen über immer weniger immer mehr wissen. Ihr Ziel wird die Spezialisierung erreicht haben, wenn Alle über nichts alles wissen."
besser ist der aphorismus(walter benjamins?), demnach der,
der nur von seinem speziellen fach kenntnisse hat,
auch keine hilfe ist.
wer kann den satz zitieren?
es winkt eine höchst-persönliche belobigung von mir!
Naja, was bleibt Europa anderes übrig, wenn es die hier lebenden Juden schützen will vor eingewandertem Antisemitismus? Oder zählt das dann nicht mehr im Angesicht der Klimakrise?
À la – da haben wir’s wieder, das miauxx’sche Verdikt: Wer keine akademischen Fachabschlüsse, entsprechende Publikationen und am besten eine Professur hat, ist nicht berechtigt, eine vom großen Meister abweichende Einschätzung abzugeben.
Gute Frage ist: Warum diskutieren wir hier, warum ist der Kommentarteil überhaupt freigeschaltet – wenn im Beitrag nichts als die valide Wahrheit™ steht? Da täte es eigentlich doch ein »Like«-Button, bei dem der Daumen nach oben zeigt.
Abgesehen davon sind fast alle Ihrer Grundannahmen falsch. Lovelock ist kein »Wissenschaftler« (er weist diesen Titel ja sogar selbst von sich). Im Kern ist er ein Theoretiker mit einem esoterischen Gedankengebäude, dass er verkaufen will; noch pointierter zugespitzt ist er ein Ideologe des Trans- und Posthumanismus. Man kann natürlich trotzdem mit dieser Form letztlich menschenfeindlicher Gedankengebäude d’accord gehen; tun ja schließlich auch nicht wenige andere. Allerdings muß man dann einkalkulieren, dass – wie bei anderen Themen auch – halt ein gewisser Gegenwind kommt. Speziell in einem Forum, in dem im Großen und Ganzen immer noch Restbestände eher linker Gesellschaftskritik zu erwarten sind.
Fazit: Lovelock ist ein neoliberaler Esoteriker. Das sollte man klar benennen. Und nicht seinen misanthroptischen Theorien auch noch den Teppich ausrollen.
Das ist ja auch wieder was Schönes zum Einrahmen!
Nee, kann ich nicht. Aber der Komponist Hanns Eisler hat mal so ziemlich das Gleiche gesagt: “Wer meint, nur etwas von Musik zu verstehen, versteht auch davon nichts.“
Is doch auch n Lob wert, oder?
kann der volltreffer sein:
ich verleihe Ihnen ergebenst:
höchstes lob und persönliche anerkennung!
Es geht nicht um:
- nur mit Diplom darfst du hier mitreden
oder
- Lovelock ist Wissenschaftler oder Theoretiker oder eine 101-jährige Sahnetorte
oder
- dass Kritik oder “Gegenwind“ verboten sei,
sondern auf Basis welcher Informationslage sich der Forenschreiber zu drastischen Urteilen versteigt. Nur das habe ich Ihnen unter die Nase gerieben.
Den Artikel bitte weiter lesen, da steht auch dieser Satz:
"Es sieht langsam so aus, als ob erneuerbare Energien – Wind und Sonne – bei richtiger Nutzung die Antwort auf die Energieprobleme der Menschheit sein könnten."
Der Mann ist offensichtlich immer noch hellwach im Kopf und bleibt nicht bei seinen alten Statements stehen.
Ja, da bin ich auch etwas gestolpert. Bezeichnend allerdings auch, dass der lauteste Widerspruch gegen Lovelocks (ehemalige?) Befürwortung der Kernenergie aus Deutschland kam. Dieses deutsche Atom = No Go-Dogma hat auch was Pathologisches. Dabei hört die mögliche Nutzung von Kernenergie ja nicht zwangsläufig bei der konventionellen Kernspaltung auf ...
“Hellwach im Kopf“ lässt sich mit Sicherheit sagen, schon weil der Herr offenbar nicht nachlässt, sich selbigen Kopf zu machen und im Begriff ist, noch ein Buch anzugehen. Ein Optimismus, wie den Lovelocks, hört “man“ sicher gern - auch wenn ich mir eine Besserung der Zukunft via Cyborgs/KI nicht recht vorstellen kann und solche als quasi Kompagnons auch nicht an meiner Seite wissen will. So traurig es um die Unzulänglichkeit des Menschen auch bestellt ist.
Sie scheinen ein echtes Problem zu haben mit Meinungen und Positionen, die denen von Leuten widersprechen, denen Sie eine Autoritätsposition zubilligen.
Zur Informationslage: Lovelock und die Theorien, die er vertritt, sind »alte Bekannte«; da muß man nicht beim Nullpunkt anfangen. Die Sorte Richtung hatte sich bereits Ende der Siebziger in den Grünen eingeschliffen – siehe Gruhl, die Leute, die sich auf den Club of Rome bezogen und weitere, die mit linken Veränderungskonzepten recht wenig am Hut hatten. Eine biologistische und letztlich deterministische Grundhaltung war bei all diesen rechtsökologischen Strömungen bereits damals ein konstituierendes Element. Die Grünen haben sich von diesem Flügel zeitig getrennt; in gemäßigterer Variante ist die ÖDP heute dessen Nachfolger.
Entsprechend warnen auch gesellschaftlich fortschrittlich ausgerichtete Öko-Gruppen wie etwa die Naturfreunde klar vor Lovelock & Co. – beispielsweise deren »Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz« (FARN. In einer Handreichung zu rechten und biologistischen Tendenzen in der Ökobewegung (hier: PDF) heißt es hinsichtlich dieser Theorien: »(…) Dieser Vorstellung zu Folge ist der Mensch auch nur ein Tier (unter vielen Tieren) und muss sich deshalb den biologischen und physikalischen Gegebenheiten ebenso unterwerfen wie alle anderen Tiere auch. Unterwirft er sich nicht, droht ihm die Auslöschung. Beispiele für derartige Gedankenmodelle sind etwa die ›Gaia-Hypothese‹ von James Lovelock oder das Konzept der ›Öko-Apartheid‹ von Vandana Shiva. Der Erfolg des Ökothrillers ›Der Schwarm‹ von Frank Schätzing oder auch das vielfach gelobte Sachbuch ›Das letzte Kind im Wald‹ von Richard Louv geben zudem einen Hinweis darauf, dass die Forderung nach einem Leben im Einklang mit der Natur längst auch mainstream- fähig ist.«
Ein weiterer aufschlussreicher Artikel zu den rechtsesoterischen Einflüssen in der Umweltbewegung erschien in ak – analyse & kritik, Ausgabe 418. Gemeinsamkeit all dieser Ideologien ist, dass sie eine linke, emanzipatorische Befreiungsperspektive nicht bieten, oft sogar militant ablehnen und stattdessen eine Unterordnung »des« Menschen unter die von ihnen postulierten Gesetzmäßigkeiten fordern. Das aber ist Sozialdarwinismus – auch wenn er ökomäßig eingekleidet daherkommt. Für das zu erkennen, brauche ich keine Brille. Das liegt auch so klar genug zutage.
Die Gaia-Sache hat was Esoterisches, aber nicht nur. L. hat selber mal gesagt, dass die mythische Bezeichnung zwar für Aufsehen sorgte und sorgen sollte, aber leider auch dazu geführt hat, dass viele 'ernsthafte' Wissenschaftler sich gleich gar nicht mit den Ideen hinter dem Namen befassen wollten. Gleichwohl steckt da doch etwas mehr dahinter; man befasse sich zB mit Lynn Margulis' Arbeiten zur Symbiogenesis und zur Kritik am sog. Neodarwinismus. Wer da mehr wissen will, der kann sich den Film ansehen: Symbiotic Earth
"Ja, wir haben eine Methode entwickelt, Hamster so einzufrieren, dass sie zu Eisklumpen werden, die man auf den Tisch knallen kann. Dann erweckten wir sie in einem der ersten Mikrowellenherde, die es gab, wieder zum Leben. Es stellte sich heraus, dass die Gründe, warum die Hamster überleben konnten und andere Tiere nicht, darin lagen, dass ihr Fett Gefrierpunkte hat, die weit unter denen von Wasser lagen."
Wer auf solche Ideen kommt, bei dem muss man bezüglich anderer "guter Gedanken" nicht Bange sein. Mich würde ja interessieren, was passiert, wenn man einen 101-jährigen auf den Tisch knallt. Womöglich wird er dann doppelt so lange leben.
Zitat 1: "Schauen Sie, da gibt’s diese ideal rotierende Kugel im Weltraum ... Bis jetzt hat das Erdsystem immer alles kühl und lebensfähig gehalten, das ist die Essenz von Gaia. Es ist eine Ingenieursarbeit, und sie ist gut ausgeführt."
Ist das nicht eine etwas zu romantisierende Vorstellung von Technik bzw. Technologie? Außerdem war und ist es dem Erdsystem doch vollkommen egal, ob es hier kühl oder warm ist und ob auf dem blauen Planeten Amöben, Dinosaurier, Kakerlaken, Tigerenten oder behaarte bzw. unbehaarte Affen auf zwei Beinen mit Anzug und Krawatte aus feinster Seide leben.
"Gut" ausgeführt vielleicht, aus der Sicht eines besseren Ingenieurs aber zweifelsohne suboptimal. Dazu eine ganz einfache Frage: Warum zum Beispiel regnet fast immer dann, wenn ich aus dem Haus gehen und ein paar Runden mit dem Rad fahren will? Warum regnet es nicht zwischen 1:00 Uhr und 4:30 Uhr in der Nacht? Zu dieser Uhrzeit sind viel weniger Menschen unterwegs als tagsüber und da will ich auch nicht mit dem Rad fahren.
Zitat 2: "Meine Aufgabe bestand darin, die Anzahl der Tröpfchen zu messen, die durch Husten und Niesen in unterirdischen Schutzräumen während des Zweiten Weltkriegs verursacht wurden."
Hier stellt sich die soziale Frage: Wäre es für die Erde und die Menschheit nicht besser gewesen, es hätte den Zweiten Weltkrieg und die vielen anderen Kriege nicht gegeben? Weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg sind vom Himmel gefallen. Gibt es Kriege, die rein "zufällig" entstehen?
Abgesehen von den vielen Menschen, die durch Kriege ihr Leben verloren haben oder für ihr Leben gezeichnet wurden, waren und sind Kriege auch immer eine gewaltige Verschwendung von Energie und natürlichen Ressourcen, die man zweifelsohne hätte besser nutzen können und besser nutzen könnte, was die Gegenwart und die Zukunft angeht. (Ganz abgesehen von der kostenintensiven Beseitigung sogenannter "Altlasten" des Zweiten Weltkrieges, also den nicht explodierten Bomben, Schiffswracks mit altem Diesel usw., die immer noch irgendwo herumliegen.)
Zitat 3: "Mich fasziniert immer wieder, Statistiken zu sehen, die zeigen, dass die allgemeine Gesundheit am Ende des Zweiten Weltkriegs so viel besser war als an seinem Beginn."
Na dann vorwärts in den nächsten Weltkrieg! Am Ende des Krieges leben viele Menschen dann auch wieder viel gesünder, jedenfalls diejenigen, die überleben, und die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sinken auch oder was?
Wer Zynismus im Kommentar findet, braucht keinen Psychiater.
Er versteht es nicht. Schlimmer noch, er will es nicht verstehen. Könnte an seiner Position rütteln.
Zitat 3: "Mich fasziniert immer wieder, Statistiken zu sehen, die zeigen, dass die allgemeine Gesundheit am Ende des Zweiten Weltkriegs so viel besser war als an seinem Beginn."
"Na dann vorwärts in den nächsten Weltkrieg! Am Krieges leben viele Menschen dann auch wieder viel gesünder, jedenfalls diejenigen, die überleben, und die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sinken auch oder was?"
Wenn es um vermeidbare Todesfälle geht, tobt eine Art Dritter Weltkrieg schon seit längerem.
Die zig Millionen, die (z.B.) jährlich an Mangelernährung sterben (und an die wir uns mittlerweile mehr oder weniger gewöhnliche haben?), werden mittlerweile Anzahlsmässig von denen übertroffen, die sich buchstäblich zu Tode fressen.
Die auf ungenügende oder falsche Ernährung zurückzuführende Mortalitätsrate übertrifft die von Corona bei weitem:
https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/oecd-studie-uebergewicht-wird-lebenserwartung-um-drei-jahre-senken-a-1290896.html
Es kann durchaus sein, dass Sie mehr über Lovelock wissen, ihn gar gelesen haben, als die von Ihnen bereit gestellten "Quellen" hergeben oder das Interview ableiten lässt. Dann immer her mit dem tieferen Wissen! Bis dahin bleibe ich bei meiner Kritik, dass Sie zu wenig anbieten. Dabei müssen Sie mir auch nachsehen, dass für mich - vermutlich auch einige Andere hier - Lovelock kein so "alter Bekannter" ist, so dass weitere Worte nur redundant wären.
Rechte Ökos, immerhin, sind mir nichts Neues. Lovelock nun auch gleich zu einem Öko-Nazi zu machen, und zwar, weil die linken 'Naturfreunde' in dem verlinkten PDF die "Gaia"-Theorie in die Nähe des Denkens solcher rücken (NB: Es gibt genau diese eine Erwähnung.), passt zum Verfahren kurzgeschlossener Internetrecherche, bei der man im Zweifel nicht lange fragt, wenn das Gefundene einfach mal gut ins Bild zu passen scheint. Dabei wagen sich noch nicht einmal diese 'Natufreunde' so weit vor, wie Sie das tun. Interessant ist im Übrigen auch, dass Sie doch gerade erst, als es nebenan um's Fleisch-Essen und den Konsum ging, die Ansicht eines biologistischen Determinismus vertreten haben. Also genau das, was Sie nun hier als "rechtsesoterisch" geißeln. Die Linken, die Sie nun hier als Gewährsleute hervorkramen, waren Ihnen eben gerade noch äußerst unangenehm.
Das rechte Öko-Ticken lässt sich eigentlich ziemlich leicht aushebeln; etwa, dass es Rasse und Art unter Menschen eben biologisch schlicht nicht gibt. Es wäre zu prüfen, inwieweit die "Gaia"-Theorie etwas mit dem Gespinne der Öko-Nazis zu tun haben kann und dann eben auch, ob sie für diese Anteile verantwortlich gemacht werden kann.
Mir ist der alte Herr erstmal sympathisch, bin Ingenieur und sehe Gott auch als eine wichtige Stimme in mir für Inspiration und Lebenskraft.
Gut, das es nicht die einzige Stimme ist.
»Interessant ist im Übrigen auch, dass Sie doch gerade erst, als es nebenan um's Fleisch-Essen (…)«
Was hat das damit zu tun? Der Gegner einer faschistischen Weltauffassung ist doch nicht etwa der, der mit einer rosaroten Brille rumläuft und die Welt ausschließlich nach seinen spinnerten Vorstellungen, seinen verqueren Ansprüchen und seiner Moral beurteilt. Vielmehr ist es der, der die Materialität vom (verkehrten) Kopf auf die Füße stellt – und in dem Fall darauf hinweist, dass das Leben ein (gegenseitiges) Geben und Nehmen ist. Sofern Humanismus nicht mehr sein soll als ein unverbindliches Sonntagsgewäsch, tun auch Linke gut daran, sich an reellen Interessen zu orientieren. Dann wird’s vielleicht auch wieder was mit der Partei ;-).
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»Die Linken, die Sie nun hier als Gewährsleute hervorkramen, waren Ihnen eben gerade noch äußerst unangenehm.«
Echte Linke sind mir in den meisten Fällen angenehm. Jedenfalls mehr als die anderen. Kenne auch kaum einen Fall, wo diese Regel nicht zuträfe.
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»Das rechte Öko-Ticken lässt sich eigentlich ziemlich leicht aushebeln; etwa, dass es Rasse und Art unter Menschen eben biologisch schlicht nicht gibt. Es wäre zu prüfen (…)«
Das ist falsch – insofern es die Behauptung aufstellt, dass (exponierte) rassistische Denke das einzige Kennzeichen von Rechts wäre. Zu Lovelock: Man braucht nicht viel zu lesen, um zu merken, dass der Mann ein Misantrop ist (Misantrop nicht in der postmodern-identitätspolitischen, rein auf Frauen gemünzten Bedeutung, sondern in der ursprünglichen: Menschenfeind). Sein Statement vom gesunden Krieg im Interview oben zeigt schon recht gut, wie der Mann tickt. Hinzukommend das transhumanistische Abfeiern des Aufgehens vom Menschen in der KI in seinem neuen Buch. Ich persönlich denke, dieser Mann steht den reellen Exemplaren der Gattung Mensch in keinster Weise freundlich oder wohlwollend gegenüber – darum will er sie ja auch weghaben, entweder durch Gaia oder durch KI. Ob dies eine emanzipatorische Richtung ist, die man unbedingt mitgehen sollte, lasse ich an der Stelle mal dahingestellt.
@Richard Zietz, der von Ihnen zitierte Satz "... in einer Handreichung zu rechten und biologistischen Tendenzen in der Ökobewegung (hier: PDF) heißt es hinsichtlich dieser Theorien: »(…) Dieser Vorstellung zu Folge ist der Mensch auch nur ein Tier (unter vielen Tieren) und muss sich deshalb den biologischen und physikalischen Gegebenheiten ebenso unterwerfen wie alle anderen Tiere auch. Unterwirft er sich nicht, droht ihm die Auslöschung.", entspricht er nicht ganz offensichtlich den Tatsachen und Gesetzmäßigkeiten alles Lebendigen?
Wenn es zu wenig regnet, verdorren die Bäume und die Wälder und die Früchte auf dem Feld. Und Mensch und Tier verdursten ebenfalls ohne Wasser und verhungern ohne Nahrung. Für uns Menschen darf man gerne noch hinzu fügen, dass wir geistig verkümmern, wenn unsere geistige Nahrung unzureichend ist.Und erleben wir nicht gerade in der Klimakatastrophe in zunehmend dramtischer Weise, was passiert, wenn wir, wenn die Menschheit den grundlegenden biologischen und physikalischen Bedingungen zuwider handelt?
So gesehen ist das zugegeben banale Bild einer eher mechanistischen Natur und des Lebens an sich doch durchaus zutreffend?Wenn wir uns weiterhin derart zerstörerisch den Prinzipien des Lebens gegenüber verhalten und uns damit immer weiter unserer Lebensgrundlagen berauben, dann droht uns doch tatsächlich die Auslöschung. Oder nicht?
Noch etwas zu der Passage im Interview, wo Lovelock die Statistiken erwähnt, die nachgewiesen haben, dass die Ernährung der Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg gesünder war als davor. Erstens handelt es sich um Statistiken, es geht also um Durchschnittswerte und nicht darum, dass für alle die Ernährung gesünder war. Zweitens ist damit ganz offensichtlich gemeint, dass die - erzwungene - Bescheidenheit in der Zeit nach dem Krieg gesünder für die Menschen war als - ebenfalls statistische - "Völlerei" in manchen Kreisen gegen Ende der 20-er-Jahre.Tatsächlich sehe ich auf den Bildern meines Vaters aus den 50-er-Jahren einen sehr schlanken Menschen.Aber auch das ist im Prinzip eine banale Tatsache, die in der Ernährungswissenschaft schon lange Stand des Wissens ist: weniger Essen ist gesünder, Übergewicht Ursache sehr vieler Krankheiten und lebensverkürzend.Lovelock wegen dieser Passage als einen Befürworten von Kriegen darzustellen, ist eine unsachliche und unsinnige Unterstellung!Wer ist da der Misantroph?
||Der Gegner einer faschistischen Weltauffassung ist doch nicht etwa der, der mit einer rosaroten Brille rumläuft und die Welt ausschließlich nach seinen spinnerten Vorstellungen, seinen verqueren Ansprüchen und seiner Moral beurteilt. Vielmehr ist es der, der die Materialität vom (verkehrten) Kopf auf die Füße stellt – und in dem Fall darauf hinweist, dass das Leben ein (gegenseitiges) Geben und Nehmen ist.||
Wenn ich beim Zuschneiden auf den Bauchnabel stören darf:
Das Mitgeschöpf und der Lebensraum bekommen von konstruiertem „gegenseitigem Geben und Nehmen“ leider nichts mit.
Für sie stellt sich das Verhältnis als komplette und grauenhafte Einbahnstraße dar.
Vielleicht sollten Sie sich des Verhältnisses doch besser annehmen, statt darüber zu phantasieren?
||Hinzukommend das transhumanistische Abfeiern des Aufgehens vom Menschen in der KI in seinem neuen Buch. Ich persönlich denke, dieser Mann steht den reellen Exemplaren der Gattung Mensch in keinster Weise freundlich oder wohlwollend gegenüber – darum will er sie ja auch weghaben, entweder durch Gaia oder durch KI.||
Es freut mich, daß Sie sich als links einordnen und damit sicherlich gegen pervertierte Sozioökonomie stehen.
Mit ihrer Vorstellung von Philanthropie reihen Sie sich allerdings in überkommene und oberflächlich unausgegorene Auffassung ein, wie sie von Paffen in die Welt gesetzt und etwa von Herrn Bill Gates praktiziert wird.
Und zu so einer losgelösten Betrachtung gehört das fehlende Verständnis davon, daß dümmliches Hegen von Überbevölkerung, dahin führt, daß schließlich überhaupt nichts mehr gegeben ist, daß auch nur einen Menschen überstehen ließe.
Einem kongruenten Philanthropen leuchtet schon allein empirisch ein, daß die Überbevölkerung drastisch reduziert sein muß, damit der Mensch (und schon damit er Mensch bleiben kann, auch „Fauna & Flora“ genannter ‚Anhangstoff‘) zu überleben vermag.
Zu glauben, eine solche Einsicht bedeute „Misanthropie“, zeigt zu kurz gefaßtes Denken an.
Ein Potential der KI muß abgesehen vom Treiben der Menschen im Status quo selbst, nicht auf Cyborgs hinauslaufen. Vor allem nicht, nachdem KI zu Eigenständigkeit gelangt ist, nach der ihr Kraft Intelligenz kaum an artifiziellem Eingriff am Menschen, indes an Erhalt des Lebens auf der Erde und der Selbstverwirklichung des Menschen gelegen sein wird.
Ach und übrigens: Der Mensch ist in der Tat ein Tier unter vielen, auch wenn in abrahamitischen Schwarten etwas Anderes steht. Aber die sind ja alles andere als nüchtern, auch wenn sich erlaubt wird, spinnerte Abhandlungen zu Mummenschanz als theologische „Wissenschaften“ zu adeln.
Auch deshalb schon kann ein Linker unmöglich zugleich religiös sein. Nicht wahr, Herr Zietz?
» ||Der Gegner (…) || Wenn ich beim Zuschneiden auf den Bauchnabel (…)«
= aus dem Zusammenhang gerissen zwecks Vorführen einer Strohmann-Argumentation.
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Wie Sie das mit den Cyborgs halten, ist natürlich Ihre Sache. Mein originäres Anliegen sind die Interessen des Menschen (und hier speziell die der breiten Massen). Wenn Sie das Aufgehen dieser Spezies in eine Art Biotec- und IT-aufgerüsteter Ersatzteillager zum Nutzen globaler Konzerne und Staatsapparate oder wegen mir auch »Gaia« befürworten, kann ich daran nichts ändern. Nur: Mit einer auch im weitesten Sinn fortschrittlichen Perspektive hat das nichts zu tun. Vielmehr ist es ordoliberal, neoliberal, sozialdarwinistisch und politisch auf dem rechten Highway to Hell.
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»Auch deshalb schon kann ein Linker unmöglich zugleich religiös sein. Nicht wahr, Herr Zietz?«
Wenn man die Welt abstrakt betrachtet und Fragestellungen entsprechend stets binär, wird ein Schuh’ daraus. Sonst: eher nicht.
|| = aus dem Zusammenhang gerissen zwecks Vorführen einer Strohmann-Argumentation.||
Sie reißen aus Zusammenhängen, um sich das Kotelett zurechtzulegen.
Ziemlich billig, bereits zu einem so trivialen Anlaß.
|| Wie Sie das mit den Cyborgs halten, … ||
Wie sich meiner Ausführung entnehmen ließ, diametral anders, als worauf Sie danach als vermeintliche Entgegnung Zeit verschwenden.
|| Wenn man die Welt abstrakt betrachtet und Fragestellungen entsprechend stets binär, wird ein Schuh’ daraus. Sonst: eher nicht.||
Das bedeutet dann wohl, daß Sie für metaphysische Eckpfeiler keine Umwege zu nehmen brauchen. Immerhin.
“Das ist falsch – insofern es die Behauptung aufstellt, dass (exponierte) rassistische Denke das einzige Kennzeichen von Rechts wäre.“
Nein, das tut «es» nicht. Der Bezug auf «Rasse» wird mit «etwa» eingeleitet, was soviel wie «z. B.» bedeutet.
Es ist aber insgesamt aussichtslos. Jetzt, so meine ich, kenne ich wenigstens die thematische Richtung, in der es mit Ihnen, resp. mit uns nichts wird.
Auch dieses Virus hat eine Gruppenseele... die weltweit kommuniziert; deshalb ist die Pandemie dann vorbei, wenn die Gruppenseele genug kommuniziert hat; bzw. das erreicht ist, was dem Gaia-System "biologisch" zum Erfolg gereicht - könnte ich mir vorstellen. Auch folgendes könnte ich mir vorstellen: So wie der Mensch mit der Erde umgeht, so wird das Virus (oder Mikroorganismen) mit dem Menschen umgehen. Wir bekommen den SPIEGEL vorgehalten und verstehen es nicht. Mikroorganismen sind EMOTIONSLOS... Ich denke, dass der 101jährige schon eine Weitsicht besitzt, die man hinnehmen kann...