Operation Morgendämmerung

Irak Private US-Firmen sollen landesweit Sicherheitslücken füllen, wie sie im Augenblick durch den Abzug der US-Kampftruppen entstehen

Wenn mehrere tausend US-Zivilbeamte im September die US-Armee im Irak ablösen, steht dem Nation Building ein erschreckendes Ausmaß an Hindernissen im Weg: Eine Verschlechterung der Sicherheitslage, gekürzte Budgets und das bisherige Scheitern der Iraker, eine neue Regierung zu bilden. Es ist das erste Mal in der Geschichte des US-Außenministeriums, dass es eine derart monumentale Aufgabe ohne militärischen Beistand wahrnehmen muss.

Obwohl die letzte US-Kampfeinheit inzwischen die Grenze von Irak nach Kuwait überschritten hat, wird das Außenministerium offiziell nicht vor dem 1. September übernehmen. Dann wird die Operation Irakische Freiheit, wie die USA die Phase seit der Invasion 2003 nannten, von der Operation Neue Morgendämmerung abgelöst.

Besonders schießwütig

In dem Maße, wie die Rolle des Militärs zurückgefahren wird, soll sich die des Außenministeriums ausweiten. Eines der größten Probleme mit dem es konfrontiert sein wird, besteht darin, dass zwar 50.000 „nicht-kämpfende“ Soldaten als Absicherung für die irakischen Streitkräfte im Land bleiben, doch sie sind nicht zum Schutz der US-Zivilisten da, die an Wiederaufbauprojekten beteiligt sind.

Deshalb wird das Außenministerium Tausende von privaten Sicherheitsleuten einstellen und ihre Zahl von derzeit 2.700 auf 6.000 bis 7.000 erhöhen. Die Arbeit mit privaten Sicherheitsfirmen hat in der Vergangenheit jedoch immer wieder zu Problemen geführt, besonders im Fall der Firma Blackwater (heute Xe), die sich den Ruf erwarb, besonders schießwütig zu sein. Das Außenministerium wird darüber hinaus gezwungen sein, teure Ausrüstung anzuschaffen oder das finanziell überlastete Pentagon davon zu überzeugen, sie zu stiften. Die Helikopterflotte im Land soll auf 29 Stück vergrößert werden, die Zahl der gepanzerten Fahrzeuge auf 1.230, die der Minen sicheren Fahrzeuge auf 60. Sprecher P.J. Crowley betont: „Wir beenden den Krieg ... aber wir beenden nicht unsere Arbeit in Irak. Wie haben eine langfristige Verpflichtung gegenüber Irak.“

Acht bis zehn Jahre

Chris Hill, scheidender US-Botschafter in Irak, äußerte sich diese Woche in Washington optimistisch, dass das Außenministerium seine neue Rolle erfüllen werde, aber auch er räumte ein: „Einfach ist es nicht.“ Crowley prognostizierte, dass sich die irakische Regierung – die seit den Wahlen im März nicht gebildet wurde – schussendlich finden werde. Das Unvermögent der politischen Führungsriege in Bagdad, eine Regierung zu bilden, bedeutet, dass viele der Aufgaben, die von den Amerikanern an die Iraker abgetreten werden sollten, weiter dem bereits überbeanspruchten US-Außenministerium überlassen bleiben.

Zu Crowleys größten Sorgen zählt, wie viel Geld der Kongress wohl noch bereits sein wird angesichts des (scheiternden) Krieges in Afghanistan, in den Irak fließen zu lassen, wenn dieser von der nationalen Agenda weicht. Gekürzte Budgets veranlassen den Stab um Hillary Clinton Pläne für reduzierte Operationen im Irak zu entwerfen, dazu wird auch eine Einschränkung der Polizeiausbildung zählen, die eine der Aufgaben ist, die das Ministerium vom Militär übernimmt.
Das Außenministerium erwägt, die Zahl der Wiederaufbauteams zu reduzieren. Für das kommende Finanzjahr beantragte es 1,8 Milliarden Dollar für den Irak, die nachträglich von Repräsentantenhaus und Senat gesenkt wurden. Einige im Kongress sind der Ansicht, dass der Irak mit seinen gigantischen Ölvorräten einen größeren Anteil der finanziellen Lasten übernehmen sollte, doch Beamte des Außenministerium glauben, dass es noch acht bis zehn Jahre dauern wird, bis der Irak finanziell eigenständig sein wird.

Übersetzung: Christine Käppeler

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Geschrieben von

Ewen MacAskill | The Guardian

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