Polarisierung als Prinzip

Türkei Ein Jahr nach dem Putschversuch sind alle Hoffnungen dahin, Erdoğan könne auf den Pfad der Demokratie zurückkehren. Und der Preis, den die Türkei dafür zahlt, ist hoch
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Man werde den Feinden die Köpfe abreißen, drohte Erdoğan am ersten Jahrestag des gescheiterten Putschversuchs – vor martialischer Kulisse
Man werde den Feinden die Köpfe abreißen, drohte Erdoğan am ersten Jahrestag des gescheiterten Putschversuchs – vor martialischer Kulisse

Foto: ADEM ALTAN/AFP/Getty Images

Ein Jahr nach dem gescheiterten Putschversuch sieht sich die Regierung Recep Tayyip Erdoğans einem Dilemma gegenüber: Zum einen fürchtet sie jede Bewegung, die ihren Protest auf die Straße trägt und dort verwurzelt ist. Erdoğans heftige Reaktion auf die Proteste im Gezi-Park 2013 oder sein brutales Vorgehen gegen die kurdische Bevölkerung im Südosten des Landes belegen dies eindrücklich. Da seine Macht aber auf einer Freund-oder-Feind-Dichotomie aufbaut, braucht er gleichzeitig die Legitimation durch die Straße – wie etwa am 15. Juli, an dem er die Menschen bei den Gedenkfeiern mit Forderungen nach der Todesstrafe für die Verschwörer aufpeitschte und davon sprach, man werde den Verrätern die Köpfe abreißen.

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