Was waren wir sauer auf Jonathan May-Bowles, auch bekannt als Johnnie Marbles, als er eine Schaumtorte auf Rupert Murdoch warf. Der Comedian und Aktivist habe Murdoch zu einem Opfer gemacht, schrien wir – ich jedenfalls.
Rückblickend scheint Marbles selbst derjenige zu sein, der zum Opfer wurde. Der Vater eines Sohnes wurde zu sechs Wochen Haft (nachdem er Einspruch eingelegt hatte, waren es nur noch vier) im berühmten Londoner Gefängnis Wandsworth verurteilt – von einem Richter übrigens, der zuvor einen Polizisten freigesprochen hatte, der bei einem Einsatz eine Demonstrantin ins Gesicht geschlagen hatte.
Ein harter Richterspruch, vielleicht sogar ein unverhältnismäßiger. Die gute Nachricht ist, dass Marbles all das überraschend gutmütig aufgenommen hat – und nun sogar eifrig aus dem Knast über seine Erfahrungen dort berichtet. Auf seinem Blog Anarch*ish* erzählt Marbles er habe aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen zunächst versucht, seine Tat vor den anderen Insassen geheim zu halten. „Dieser Plan platzte wie ein Furz, an den man ein Feuerzeug hält, sobald ich den Flügel E betreten hatte“, erinnert Marbles sich. „Einer meiner Mitsträflinge rief gleich: ‚Oi, Tortenmann!‘“ Trotz seiner Ängste scheint Marbles nun aber eine Anhängerschaft gefunden zu haben. „Beebop, mein neuster Freund hier drin, zwingt mich die Sun zu signieren. Er sagt, er wolle sie auf E-Bay verkaufen.“
Marbles hat aber auch einstecken müssen. Eines Abends verstellten ihm auf dem Rückweg in die Zelle vier finster aussehende Männer den Weg. Einer von ihnen knöpfte ihn sich vor: „‚Bist du Johnny?‘ fragte er mich. Etwas anderes zu behaupten wäre lächerlich gewesen. ‚Ja?‘ ‚Also Murdoch hat mich geschickt.‘ Ich suchte zumindest einen Anflug von einem Lächeln auf seinem Gesicht, fand aber nichts – das kenne ich nur allzu gut von meinem Publikum. ‚Murdoch hat dich geschickt?‘ fragte ich. ‚Ja, er ist mein Onkel,‘ antwortete er und plötzlich brachen alle in Lachen aus.“
Es gibt aber auch Dinge, die den Gefängnisaufenthalt erträglicher machen. Marbles Zellenkamerad, ein Serientäter namens Splinter, guckt regelmäßig die britische Autosendung Top Gear mit dem Moderator Jeremy Clarkson: „Das erinnert einen bei Bedarf daran, dass es viel schlimmere Leute gibt, als diejenigen, die man im Gefängnis rifft.“ Eines jedoch kann Marbles nicht mit einem Lachen abtun: Die erzwungene Trennung von seinem Kind, wie er auch bloggte.
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