Rezession trifft Afrika stärker

Weltbank-Studie Eine Analyse der Weltbank stellt fest, dass die ärmsten Länder in diesem Jahr einen Abfluss von einer Billion US-Dollar aus ihren Volkswirtschaften verkraften müssen

Die Weltbank hat zu Wochenbeginn Zahlen veröffentlicht, die eines klar zeigen: die Krise fordert auch von Afrika und Asien einen hohen Tribut – der Geldfluss in die armen Länder wird sich 2009 halbieren, nachdem es schon im Vorjahr starke Einbußen gab. Entgegen dem jüngsten Gerede von ersten Anzeichen wirtschaftlicher Erholung in Großbritannien und den USA, bedeutet für viele arme Staaten der jetzt erst voll ausbrechende Kapitalmangel bei Regierungen und Unternehmen, dass die Rezession für sie länger andauern wird als für alle anderen. Um dem zu begegnen, ruft die Weltbank zu größerer internationaler Koordination und einer stärkeren Regulierung des weltweiten Finanzmarktes auf. Die in Washington ansässige Organisation benennt in ihrem jährlich erscheinenden Global Developement Finance Report Afrika, Mittel- und Osteuropa sowie Lateinamerika als die Regionen, die noch unter der Weltwirtschaftskrise leiden werden, wenn die reichen Länder bereits wieder von Erholung reden können.

Der Report legt offen, dass die Summe des privaten Nettokapitalflusses in arme Länder schon 2008 auf 707 Milliarden gefallen ist, nachdem es im Jahr zuvor noch einen Spitzenwert von 1,3 Billionen Dollar gab. Gleichzeitig, so die Berichterstatter der Weltbank, werde die Summe des von Privatpersonen überwiesenen Geldes 2009 sich noch weiter reduzieren: auf 363 Milliarden nämlich. Es besteht auch wenig Hoffnung darauf, dass Hilfszahlungen reicher Länder diese Lücke füllen könnten. Erst diesen Monat wurden die G8-Staaten, besonders Frankreich und Italien, dafür gerügt, dass sie ihre Beistandszusagen für die armen Länder wieder zurückgenommen haben.

Steigende Armut und Verarmung weiter Bevölkerungsteile

„Um eine zweite Welle der Instabilität zu verhindern, muss die Politik sich schnell auf die Reform des Finanzsektors konzentrieren und Unterstützung für die Ärmsten bereitstellen“, sagte Hans Timmer, Vorsitzender der Prospects-Group der Weltbank. Die Entwicklungsländer werden nach sechs Prozent 2008 und acht Prozent 2007 in diesem Jahr lediglich ein Wachstum von 1,2 Prozent zu verzeichnen haben. Wenn man China und Indien nicht mitrechnet, sinkt das Bruttoinlandsprodukt für diese Staatengruppe sogar – und zwar um 1,6 Prozent, was für eine steigende Arbeitslosigkeit sorgt und die Verarmung weiter Bevölkerungsteile zur Folge haben wird.

Insgesamt dürften das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr weltweit um 2,9 Prozent und der Welthandel um zehn Prozent schrumpfen. Europa und Zentralasien werden eine Kontraktion um fast fünf Prozent erleben und sich 2010, wenn alles gut geht, auf einen Wert von plus 1,6 Prozent erholen. Allein das Afrika südlich der Sahara aber wird durch den Wegfall von Auslandsüberweisungen der Millionen vorzugsweise in Westeuropa ansässigen Arbeitsmigranten und den Rückgang ausländischer Investitionen einen herben Rückschlag für sein Wirtschaftswachstums auf gerade einmal ein Prozent hinnehmen müssen, nachdem der Durchschnittswert in den vergangenen Jahren bei 5,7 Prozent gelegen hatte. In Südostasien trifft es Thailand am schlimmsten. Dort fiel das BIP allein im letzten Quartal 2008 um ein Fünftel. „Wir müssen uns darüber klar werden, dass dies keine Krise ist wie jede andere“; sagt Mansoor Dailami, Hauptautor des Weltbank-Berichts.

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Geschrieben von

Ashley Seager, The Guardian | The Guardian

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