„Ryanair ist die neue Kohle“

Umweltverschmutzung Das irische Unternehmen ist hinter neun Kohlekraftwerken die größte CO2-Dreckschleuder Europas und hat seinen Ausstoß in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent erhöht
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Foto: Emmanuel Dunand/AFP/Getty Images

Ryanair ist zum ersten Unternehmen innerhalb der EU aufgestiegen, das keine Kohle verstromt und dennoch unter den zehn größten CO2-Emittenten rangiert. Die irische Airline, die im Jahr 130 Millionen Passagiere befördert, hat 2018 den neuesten EU-Emissionshandelsdaten zufolge 9,9 Megatonnen an Treibhausgas-Emissionen deklariert. Das sind 6,9 % mehr als im vergangenen Jahr und ein Zuwachs von 49 Prozent bezogen auf die vergangenen fünf Jahre.

Andrew Murphy, der Luftverkehrsmanager bei der European Federation for Transport and Environment, erklärte dazu: „Wenn es ums Klima geht, ist Ryanair die neue Kohle. Dieser Trend wird sich solange fortsetzen, bis Europa klar wird, dass der weder ausreichend besteuerte noch ausreichend regulierte Flugverkehrssektor auf Linie gebracht werden muss, angefangen bei einer Kerosinsteuer und der Einführung von Verfügungen, die die Airlines zwingen, auf emissionsfreies Flugbenzin umzusteigen.”

Vor zwei Jahren tat Ryanairs Chief Executive Michael O’Leary die Bedenken hinsichtlich des Klimawandels in einem Interview noch als „völligen Blödsinn“ ab. Nun ist sein Unternehmen zum zehntgrößten Emittenten Europas aufgestiegen, vor sich ausschließlich Kohlekraftwerke. Das polnische Bełchatów ist mit 38 Megatonnen erderwärmender Emissionen der größte Verschmutzer.

Im Gegensatz zu den sinkenden Emissionen aus Kohlekraftwerken, die dem Umstieg auf sauberere Energieträger geschuldet sind, ist der Ausstoß im Flugverkehr, der sämtlich von einer Kerosin- Steuer sowie der Mehrwertsteuer auf die Erlöse aus Ticketverkäufen befreit ist, seit 2014 um 26,3 % angestiegen, schneller als in allen anderen Sektoren des Transportwesens.

EasyJet war unter den europäischen Airlines die zweitschmutzigste und nimmt auf der Gesamtliste Platz 31 ein, nachdem das Unternehmen 2018 einen Anstieg der Emissionen um 11 Prozent zu verzeichnen hatte. Gefolgt wird EasyJet der Denkfabrik Sandbag sowie Transport and Environment zufolge von Lufthansa, Norwegian und British Airways.

Strengere Regulierung ist nötig

Der Flugverkehr ist ungefähr für drei Prozent der europäischen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich, doch Prognosen zufolge könnten diese sich bis im Jahr 2050 um 700 Prozent steigern, wenn der Sektor weiter so wächst. Murphy ist der Ansicht, nirgendwo habe Europa hinsichtlich des Klimawandels so versagt wie beim Flugverkehr. Die europäischen Fluglinien zahlen ungefähr 800 Millionen Euro im Jahr an Emissionsrechten. Doch einige Studien belegen, dass es 27 Milliarden wären, wenn die verantwortlichen Politik endlich mit der Kerosin- und Mehrwertsteuerbefreiung Schluss machen würden. Trotz verstärkter Aufmerksamkeit seitens der Entscheidungsträger erhält die Branche bis zu85 Prozent ihrer EU-Emissionsrechte kostenlos, wodurch Ryanair allein 2018 96,6 Millionen Euro gespart hat.

Kevin Anderson, Professor für Energie und Klimawandel an der University of Manchester, sagt: „Ryanair setzt neue und hocheffiziente Flugzeuge ein, die bis unters Dach mit Passagieren vollgestopft werden, und zeigt damit, dass mit Technik allein die steigenden Emissionen im Flugverkehr nicht mit den Klimazielen von Paris in Einklang gebracht werden können. Wenn uns die Zukunft unserer Kinder wirklich am Herzen liegt, müssen wir dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Flugreisen sinkt. Das erfordert strenge Regulierungen, die sich eher auf Viel- als auf Gelegenheitsflieger konzentrieren.“

Ein Ryanair-Sprecher hingegen erklärte: „Ryanair ist Europas grünste und sauberste Fluglinie. Passagiere, die mir Ryanair reisen, haben verglichen mit jeder anderen Airline die niedrigsten CO2-Emissionen pro geflogenem Kilometer.“

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Arthur Neslen | The Guardian

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