Die Überraschung wandelte sich schnell in Panik. Laut Umfragen liegt Präsidentschaftsbewerber Bernie Sanders bei den Vorwahlen der Demokraten in den umkämpften Staaten und im Vergleich zum früheren US-Vize-Präsidenten Joe Biden landesweit vorn. Und schon schlägt das demokratische Establishment Alarm.
„Sollte es Sanders tatsächlich gelingen, nominiert zu werden, wäre das ein Geschenk für Donald Trump, das praktisch seine Wiederwahl sichert“, hieß es auf der Nachrichten- und Meinungswebsite Daily Beast. Barack Obamas Wahlkampfmanager bei der Präsidentschaftswahl 2012, Jim Messina, sah es ähnlich: „Wäre ich ein Wahlkämpfer für Trump und würde mir die Konkurrenz ansehen, würde ich sehr gerne gegen Bernie Sanders antreten.“
Der US-amerikanischen Wirtschaft geht es gut, und sollten die Republikaner mit dem „Business“-Kanditen Trump gegen den sozialistischen Ideologen Sanders ins Rennen gehen, werden sie Messinas Meinung nach gewinnen. Obama selbst hat versprochen, notfalls zu intervenieren, um Sanders zu stoppen.
Ist man Teil der Machtstrukturen der Demokratischen Partei – der selben Strukturen, die es nicht geschafft haben, die Übernahme der Macht durch die Republikaner auf lokaler und nationaler Regierungsebene und Trumps Wahl zu verhindern – dann hat man vielleicht Grund zur Sorge. Sanders führt anders Wahlkampf – rhetorisch, ideologisch und was die Basis angeht – als bisherige Spitzenkandidaten. Und er ist ganz klar eine Bedrohung für den Status Quo der Demokratischen Partei – ihre großen Geldgeber und ihre Nomenklatur würden in einer Sanders-Regierung (parteiintern) zur Opposition werden.
Kein Grund zur Panik
Aber als gewöhnlicher demokratischer Wähler oder für jemanden, der sich einfach wegen der Möglichkeit einer zweiten Trump-Amtszeit sorgt, gibt es keinen Grund zur Panik. Sanders ist ein Kandidat mit einer langen Geschichte an Wahlerfolgen und echten progressiven Leistungen in exekutiven und legislativen Ämtern. Wegen seines Stils und seines politischen Hintergrunds mag er zwar so etwas wie ein Außenseiter in Washington sein, aber er ist weit weniger radikal als seine glühendsten Anhänger und seine unerbittlichsten Feinde zugeben würden.
Sanders repräsentiert einen neuen politischen Mainstream in den USA, der egalitärer ist als der vorherrschende Liberalismus. Aber er stößt wahrscheinlich die nicht parteigebundenen, unregelmäßigen Wähler, die im November bei der Präsidentschaftswahl überzeugt werden müssen, weniger ab.
Die Argumentation, dass Sanders nicht wählbar sei, stützt sich auf zwei Punkte: sein Alter und seine Ideologie. Mit 78 Jahren ist er der Älteste im Rennen. Aber trotz seines Herzinfarkts im Oktober wirkt Sanders bei guter Gesundheit – energetisch bei seinen Wahlkampfauftritten und schlagfertig in Debatten. Zudem ist sein größter Konkurrent bei den Vorwahlen der Demokraten, Biden, gerade 77 geworden ist – und Donald Trump wird dieses Jahr noch 74.
Kann ein Sozialist eine Wahl gewinnen?
Weil sich das Alter nicht hochspielen lässt, ohne Biden ebenfalls zu disqualifizieren, liegt der größte Fokus auf Sanders Politik des demokratischen Sozialismus. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sprach für viele Skeptiker, als er im April sagte: „Sehen wir es mal nicht so sehr aus der Sicht New Yorks und der Küsten, okay? Ich fürchte, es ist sehr schwer, in diesem Land als Sozialist zum Präsidenten gewählt zu werden, wenn man sich die Staaten anguckt, die wir gewinnen müssen.“
Das überbewertet, wie wichtig „demokratischer Sozialismus“ als ideologisches Label für die meisten Amerikaner ist. In dem Maß, wie dieses Label durch seine Mainstream-Hauptfiguren –wie Sanders oder Alexandria Ocasio-Cortez – definiert ist, kann der demokratische Sozialismus in den allgemein zugänglichen Begriffen von Fairness und geteilter Verantwortung zusammengefasst werden. Er lässt sich auch mit Franklin D Roosevelts New Deal assoziieren – obwohl das ebenfalls einen relativ obskuren Bezugspunkt darstellt.
Sanders öffentliche Kritiker verstehen Folgendes nicht: Seine Politik der Umverteilung steht zwar links vom gegenwärtig herrschenden Liberalismus, aber sie übt mehr Anziehungskraft auf die Wähler aus, die sich als gemäßigt bezeichnen, als auf typische Wähler der Demokraten.
Die Autoren Jared Abbot und Dustin Guastella haben darauf hingewiesen, dass Millionen von Amerikanern der Arbeiterklasse angehören, sich mit keiner Partei identifizieren und kaum wählen gehen, obwohl sie egalitärere Ansichten zu zentralen Fragen haben als die durchschnittlichen demokratischen Vorwahlen-Wähler.
Sanders ist populär
Dabei unterstützen diese potenziellen Wähler – wie der Großteil des Landes – Forderungen wie Medicare für alle, landesweite Programme gegen Arbeitslosigkeit, Gewerkschaften, kostenlose höhere Bildung und die Streichung von Studentenschulden. Einer von vier US-Amerikanern und Amerikanerinnen versteht sich als „liberal“ (im Sinne von progressiv). Eine Brücke zwischen diesem Viertel und den zwei Dritteln zu bauen, die für eine stärkere Besteuerung der Reichen sind, ist zentral für das Ziel, eine mehrheitsfähige linke Politik zu machen.
Sanders Stärke ist seine Beliebtheit, sowohl bei der Basis der Demokraten als auch außerhalb der Partei. Dazu kommt seine Fähigkeit, progressive wirtschaftliche und soziale Forderungen in ein Narrativ einzubinden, das die arbeitende Bevölkerung aufwertet, politische und Unternehmenseliten kritisiert sowie parteipolitischen „Kulturkampf“ vermeidet und durch einen populistischen Klassenkampf ersetzt.
Er ist ein Außenseiter, aber einer, der seine Kampfgebiete klug wählt und weiß, wie man Debatten führt. Nehmen wir etwa seinen Standpunkt zur Waffenkontrolle. Sanders wurde von der Waffenlobbyorganisation National Rifle Association mit einem D (auf einer Skala von A bis F) eher als Kritiker eingestuft und trug das als Ehrenzeichen, während er die Organisation und ihre Rolle in der nationalen Politik angriff.
Sanders braucht die Stimmen der Jäger im US-Bundesstaat Vermont. Zum Glück betrachten sie ihn als Feind der Lobbyisten, aber als ihren Freund und nicht als Eiferer gegen den 2. Zusatzartikel der Verfassung, der es verbietet, das Recht auf Besitz und Tragen von Waffen einzuschränken. Sie wählen ihn weiter, obwohl er für Waffenkontrolle ist. Das ist, kurz gesagt, wie wir in einem polarisierten Land gewinnen. Wir kämpfen keinen progressiven Kulturkrieg, sondern verändern die Parameter des Konflikts, damit wir die breitest mögliche Basis gewinnen und die mächtigen Interessen, die Politik und Wirtschaft beherrschen, an den Rand drängen können.
Er weiß, wie man Wahlen gewinnt
Natürlich sind Anekdoten nicht alles. 2016 als relativ Unbekannter musste Sanders bei den Vorwahlen der Demokraten noch aufholen und schaffte es nicht, seine Wahlfähigkeit gegen Trump zu beweisen. Aber insgesamt können sich seine Wahlerfolge sehen lassen. Wie der US-amerikanische Wirtschaftsjournalist Matthew Yglesias bemerkte, steht Sanders mit seinen Ergebnissen in Vermont im Vergleich zu anderen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gut da:
1992 erhielt Sanders 58 Prozent, verglichen mit Bill Clintons 46 Prozent; 1996 erhielt Sanders 55 Prozent, Clinton 53 Prozent; 2000 bekam Sanders 69 Prozent verglichen mit Al Gores 51 Prozent; 2004: Sanders 67 Prozent, John Kerry 59 Prozent; 2012: Sanders 71 Prozent, Barack Obama 67 Prozent.
Sanders ist ein populärer Typ, er setzt im Wahlkampf auf populäre Themen und er hat eine populären Weg gefunden, diese Themen miteinander zu verknüpfen. Sanders hat es geschafft, ein breit gefächertes Programm geschlossen wirken zu lassen und nicht wie eine lange Liste progressiver Anliegen. Und seine Leistungen sprechen für sich; er ist ein gestandener Wahlkämpfer, der weiß, wie man Wahlen gewinnt.
Eine neue Richtung
Das stärkste Argument gegen Sanders hat nichts mit seiner Wählbarkeit oder seiner demokratisch sozialistischen Einstellung zu tun, sondern eher damit, dass zwischen seinen politischen Forderungen und einem festgefahrenen politischen Umfeld eine Lücke klafft.
Natürlich hat dieses Problem nichts mit seinen Chancen im Vergleich mit Trump zu tun. Es hätte schon allein viel Gutes, wenn der Präsident und seine Partei nicht mehr im Präsidentenbüro säßen. Nicht nur würde die Ernennung von Konservativen in die Judikative und die Verwaltung durch die Ernennung Progressiver ersetzt. Sanders könnte mittels „Executive Orders“, also per Dekret, eine Vielzahl von Problemen angehen – vom Klimawandel bis zum Strafrecht. Zudem könnte er der amerikanischen Außenpolitik eine neue Richtung geben, die das Land aus unpopulären Kriegen heraushält und unsere weit verbreitete imperiale Präsenz zurückschneiden.
Allerdings würde gesetzgeberisches Versagen und administrative Inkompetenz in Washington die Wiederwahlchancen für die Demokraten im Jahr 2024 und Kandidaten auf allen Ebenen schädigen. An diesem Punkt ist Sanders Erfahrungshintergrund als Staatsdiener aufschlussreich.
Als Sanders erstmals in Vermont in den Vordergrund trat, war der Staat relativ konservativ. Insbesondere die Stadt Burlington wurde von ein paar mächtigen Familien und einer Zwei-Parteien-Maschinerie dominiert. Fehlgeschlagene Politik und knappe Finanzen ließen Sanders Vorgänger als Bürgermeister, Gordon Paquette, auf stärkere Sparmaßnahmen setzen. Er kürzte die öffentliche Leistungen und die Gehälter der städtischen Angestellten.
Seite an Seite mit Aktivisten
Nach seinem überraschenden Sieg bei der Bürgermeisterwahl legten sein Stadtrat und mächtige Wirtschaftsinteressen Sanders Steine in den Weg. Er arbeitete sich vorwärts, indem er Aktivisten hinter sich versammelte, neue Koalitionen schmiedete und langsam seine Basis ausbaute, indem er die öffentlichen Dienstleistungen verbesserte und ehrlich mit seinen Wählern kommunizierte.
Für Vox-Journalist Yglesias waren Sanders Zeiten in Burlington und Washington geprägt von versierter Organisationsarbeit, Pragmatismus und Erfolg. Aber Sanders machte keine Kompromisse um jeden Preis. Er ging Bündnisse ein, um seiner Wählerbasis zu dienen, und es gelang ihm nicht nur, materielle Vorteile für sie zu erreichen, sondern dazu beizutragen, die Politik in Vermont insgesamt zu verändern.
In Washington bedeutete Bündnisbildung für Sanders die Zusammenarbeit mit liberalen Politikern, gelegentlich ein Geschäft mit den Konservativen zu machen und für das ein oder andere nicht ganz perfekte Gesetz zu stimmen. Gleichzeitig nutzte er diese Plattform, um seine langfristige Vision zu verbreiten. Sanders hätte seinen Ruf als prinzipientreuer Außenseiter nicht behalten, wäre seine Effektivität nicht mit ideologischer Sturheit verbunden.
2009 sagte Obama zu einer seiner linken Unterstützerinnen, der damaligen The Nation-Chefredakteurin Katrina vanden Heuvel, dass „das Perfekte der Feind des Guten ist“. Mit einem beeindruckenden Wahlmandat im Rücken war der Präsident offenbar sicher, dass er die Erfolgsformel gefunden hatte. Aber unter ihm verloren die Demokraten 13 Gouverneursämter und die enorme Zahl an 816 Parlamentssitze in den Bundesstaaten.
Die Menschen vertrauen Sanders
Die gleichen Personen, die die Demokratische Partei unter Obama lenkten, versicherten uns auch, dass Hilary Clinton dem „mittleren Wählerinnen und Wählern“ näher sei und daher größere Erfolgschancen habe als Sanders oder Trump. Vielleicht ist es an der Zeit, aufzuhören so zu tun, als wüssten Messina und Obama, wie sich am besten Wahlen in den USA gewinnen lassen.
Sanders steht für Anti-Establishment und hat eine lange linke Geschichte. Aber seine politische Überzeugung liegt nicht außerhalb des neuen amerikanischen Mainstreams. Wenn er dieselben „gemäßigten“ unregelmäßigen Wähler aktivieren kann, die er in der Vergangenheit angezogen hat, wird er nicht nur Trump schlagen. Er wird auch die Bühne bereit machen für eine langfristige politische Veränderung – für die politische Revolution, die er fordert.
Sanders ist ein Rebell. Aber einer, den die Leute kennen und dem sie vertrauen. Mit anderen Worten: Er ist der perfekte Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2020.
Kommentare 16
Eine sich tragende Analyse des politischen Wirkens dieses Elder Statesman, der er werden will und kann. Anschaulich auch seine Strategie als Bürgermeister.
Die Frage, die sich für D. von alleine stellt: Wo ist der oder die gleichen Schlages, um hierzulande die Mehreren zu vereinen, zu einer Bewegung zu formen, welche die notwendige Transformation, eine Generationsaufgabe, schrittweise bottom-up und top-down, in den Hauptstädten und Regionen in die Tat umsetzt? Auch das Prinzip des Trial and Error dabei berücksichtigend?
Und ja: Der Weg entsteht im Gehen.
Auch meine amerikanischen Freunde möchten Bernie Sanders ihre Stimme geben. Sie sagen, dass er der geeigneteste Kandidat ist. Wir drücken ihm jedenfalls die Daumen, ganz ganz dolle......
"Einer von vier US-Amerikanern und Amerikanerinnen versteht sich als „liberal“ (im Sinne von progressiv)." Ob dieser eingeklammerte Zusatz tatsächlich zutrifft? Was von Clinton bis Clinton, einschließlich der acht Jahre Obama, von den Demokraten an Politik geleistet wurde, war liberal, aber eher im üblen Sinn des Begriffs. Da passte kein Blatt zwischen US Demokraten, Labour, SPD und sonstige europäische Sozialdemokratie: Die Neoliberale Wende wurde genau von diesen in schöner Eintracht vollzogen, in der BRD mit tatkräftiger Hilfe der Grünen. Dieser Neoliberalismus soll ja jetzt die Welt retten, wie Frau von der Leyen uns weismachen will.
„Forderungen wie Medicare für alle, landesweite Programme gegen Arbeitslosigkeit, Gewerkschaften, kostenlose höhere Bildung und die Streichung von Studentenschulden…“ , ich muss mich schon wundern, wie wenig nötig ist, um ein Programm, meinetwegen auch einen Politikentwurf als „sozialistisch“ zu loben. Sicherlich befindet er sich damit leicht links von der Mitte – und das ist für die USA sicher bemerkenwert -, aber doch bestenfalls dort, wo man als nostalgischer alter Sozialdemokrat die deutsche und europäische Sozialdemokratie in grauer Vorzeit verortet hat und vielleicht heute gerne wieder sehen würde.
Insofern könnte ein Präsident Sanders so etwas wie einen Lichtschimmer am dunklen neoliberalen, gerne auch trumpgeprägten postfaktischen Horizont darstellen und (in Amerika ist ja alles besser!) eine zaghafte keynesianische Wende auch hierzulande einleiten. Bestenfalls! Hinter dem, was dringend nötig ist angesichts des zerstörerischen Wirkens des Kapitalismus, nämlich dessen Abschaffung durch echte demokratische Kontrolle der Wirtschaft und des Geldes, bleiben solche zaghaften Reförmchen weit zurück.
Immerhin ein Lichtschimmer, mehr ist derzeit vielleicht nicht drin. Ja, ich hab´s gelesen: „Er wird auch die Bühne bereit machen für eine langfristige politische Veränderung – für die politische Revolution, die er fordert.“ Na dann: Bühne frei für Bernie.
Der Artikel erinnert mich an einige Artikel vor ein paar Monaten, die vor den britischen Wahlen im Dezember Corbyn gute Chancen prophezeiten.
Ich weiß nicht, ob das Optimismus oder Wirklichkeitsverweigerung ist.
So sehr ich mir wünschte, dass Sanders der nächste Präsident der USA wird, gerade in der jetzigen Situation, mit einer noch stabilen US Ökonomie, hat er keine Chance gegen Trump.
Allenfalls in einer längeren Perspektive, mit einer neuen Generation von Wählern, die den Neoliberalismus vermehrt in Frage stellt, die allmählich heranwächst, könnten Sanders oder seine Nachfolger eine Chance haben.
Sehr guter Artikel der mehr Informationen liefert zur Untermauerung von Sen. Sanders Chancen, als sonst so in den hiesigen Medien, wenn diese überhaupt mal was positives über Ihn Schreiben sollten.
Hätte mir allerdings noch einen nennenswerten Hinweis gewünscht, der allerdings keine drei Tage alt ist, nämlich das aufgetauchte Tape (Audiomitschniit) von Lev Parnas (Handlanger Guilianis). Trump behauptet zwar seit Wochen diesen Mann zu kennen, aber sie scheinen sich hier recht gut und intensiv zu unterhalten:
https://www.youtube.com/watch?v=QQDrNAUDYn0
Quintessenz der Geschichte: Trump hatte und hat größten Respekt vor Sanders und behauptet, dass es viel schwerer gewesen wäre hätte Hillary Bernie als Vize nominiert und nicht den Blassen Tim Kaine. Aus gut informierten kreisen des weißen Hauses hört man ja auch gerüchteweise, dass Trump nichts mehr fürchtet, als die Nominierung Sanders, da dieser weiß, dass der Linkspopulismus die Antithese zu seiner Plattform in Reinstform darstellt. Deshalb wäre er mit Abstand der Stärkste Kandidat gegen Trump, aber ein großer SuperPAC (verortet bei demokratischen ThinkTanks und Großspendern) hat ja nun schon angefangen Attack-Werbespots gegen Sanders in Iowa laufen zu lassen, um den Wählern Angst zu machen.
Die Aufgabe der demokratischen Partei, war die letzten Jahrzehnte doch seit Einführung der Superdelegierten ausschließlich Kandidaten zu verhindern, die den Status Quo gefährden könnten und nicht Wahlsiege zu erringen, was der Verlust von vielen Mehrheiten und fast 1000 Sitzen ja beweist. Auch sehenswert diesbezüglich sind Michael Moores ausführungen, als Erklärung für alle, die politisch sich nicht so auf dem laufenden gehalten haben:
https://streamable.com/00avb?fbclid=IwAR1t1FsuYC7JmTj4IAA-FdGCeXidi7hPTiAddvldiw40EZnQbCjBvA7Sdsk
Es wird wirklich Zeit, dass hier mehr über Sanders berichtet wird. Der alte Fuchs zeigt, wie man es machen muss. Köstlich auch sein kurzes Distanzgefecht mit Hillary, die über ihn pestete, niemand würde Sanders leiden können. Seine trockene Antwort: An guten Tagen seine Frau. Und jetzt möge man wieder über Themen reden.. Wo sind hierzulande solche Typen?
Ob im Der Rebellische Revoluzzer oder ähnlichen Artikeln „Optimismus oder Wirklichkeitsverweigerung“ propagiert wird und Sanders im Distanzgefecht der Hillary zeigt, ist m. E. (leider!) unerheblich, weil die herrschenden Demokratiemechanismen einer Eliten- bzw. Postdemokratie wie sie in den USA (aber nicht nur dort!) ihre Kandidaten mit allen erdenklichen Mitteln fördert und Wahlausgänge lenkt. Dass übrigens Donald Trump gegen Hillary Clinton (die nur durch Wahlbetrug und Intrigen gegen Sanders PräsidentschaftskandidatIn der Demokraten wurde) gegen alle Prognosen die Wahl dann gewann, mag auf den ersten Blick Widerspruch erzeugen. Auf den zweiten wird klar, dass beide Konkurrenten Politik im Sinne der Machteliten machen. Und nur darauf kommt es den Eliten hinter den Kulissen an. Denn Demokratie ist heute mehr denn je in Wahrheit eine Wahloligarchie ökonomischer und politischer Machteliten, die uns den Neoliberalismus wie einen nicht greifbaren (aber spürbaren) Geist übergestülpt haben. Die „Gesetzmäßigkeit“ des anonymen unfehlbaren Marktes wurde zum Dogma erhoben. Dass neoliberale Transformationsprozesse unmittelbar negativ spürbar sind, werden alle die bestätigen können, die bereits im System nach unten „durchgereicht“ wurden. Und die Angst, dass es einen selbst als nächsten treffen kann, macht viele Menschen gefügig.
Was mich auch immer wieder zornig macht, ist, dass vor jeder Wahl Meinungsmacher, Hofberichterstatter und ähnliche „Edelfedern“ aller sogenannter Qualitätsmedien Arm in Arm mit privaten wie öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten die Wichtigkeit demokratischer Wahlen verklickern. Sämtliche Nachrichtenblöcke oder Politik-Sondersendungen eint eine Botschaft: sie wollen den Menschen die Illusion einer demokratischen Wahl und mit ihr die Chance grundlegender politischer Veränderungen weiter vorgaukeln, obwohl sich in Wahrheit bei den grundlegenden Fragen im Sinne Menschen nichts verändern wird, zeigt die Vergangenheit. Ja, ich weiß, nicht ganz. Ein bisschen Schminke, eine kleine Veränderung da, eine „revolutionäre“ Verbesserung dort, schließlich soll es ruhig im „Stall“ bleiben, das doofe Volk weiter brav zur Wahlurne traben und den Vertretern der Machteliten die Legitimation erteilen. Alles in Butter. „Wir" leben Demokratie. lag
Mag ja alles sein, aber ich würde trotzdem Sanders wählen. Und würde mich freuen, wenn wir hier in D so einen hätten.
Sorry Herr/Frau Mühlenkamper, ich glaube, Sie haben die Quintessenz meines Kommentars nicht verstanden. Es geht doch nicht darum, ob Sie (oder ich) persönlich Sanders auch weiterhin bzw. „trotzdem“ wählen würden. Es geht vielmehr um die systematische Manipulationsmaschinerie der (global operierenden, gut vernetzten) Machteliten, die Otto Normalverbraucher von elementar wichtigen Dingen ablenkt und unbequeme Personen (auch ethnische Gruppen oder Staaten) denunziert. Mit dem bis heute nicht aufgeklärten 9/11-Terroranschlag und dem posthume von Bush ausgerufenen„War on Terror“ wurde eine Zeitenwende eingeleitet: Demokratische Regierungen, die sich gerne als „Wertegemeinschaft" definieren, fangen inzwischen regelmäßig völkerrechtswidrige Kriege an, intervenieren in Staaten von denen sie nicht bedroht wurden, und sie lassen Menschen willkürlich ermorden oder entführen um sie in Konzentrationslagern (z.B. Guantánamo) zu foltern. Die "Wertestaaten", die nicht direkt daran beteiligt sind, schweigen.
Dieser kleine Ausschnittt, so hoffe ich, sollte ausreichen, um die Dimension zu erahnen, die hinter den medial aufgebauschten Geschichten in Echtzeit ablaufen. Auch ich habe nichts gegen Sanders einzuwenden, aber es wäre für mich ein Wunder, wenn er Präsidentschaftskandidat der Demokraten und danach Präsident des US-Imperiums werden würde. Sicher, ich bin kein Hellseher, aber mal angenommen, es käme so und mal angenommen, Bernie Sanders würde seine Politik sogar in zentralen Punkten durchsetzen können. Ein Attentat auf ihn wäre spätestens dann für mich denkbar. Und damit keine Irritationen aufkommen, ich will damit einzig die Quintessenz meines ersten Kommentars auf den Punkt bringen: Noch glauben (zu) viele an die Illusion, in einer repräsentativen Demokratie würden sich die gewählten Volksvertreter in Regierung und Parlament primär zum Wohle des Volkes einsetzen – von wenigen aber wirkungslosen (wie bspw. Sanders in den USA o. Sarah Wagenknecht bei uns) Ausnahmen mal abgesehen. Der Riesenspalt zwischen demokratischer Rhetorik und gesellschaftlicher Realität ist nicht mehr zu übersehen!
Nennen Sie doch mal einen Zeitpunkt, zu dem die Bourgeoisie nicht alles gegeben hat, um ihren Einfluss zu sichern und auszubauen!
"Es geht vielmehr um die systematische Manipulationsmaschinerie"
Ich kanns langsam nicht mehr ertragen! Merken Sie nicht, dass Sie mit solchem platten Gepolter bestens anschlussfähig für den sogenannten Rechtspopulismus sind? Ich sage nur "Lügenpresse". Lassen Sie das! Wenn dann auch noch Verschwörungsquatsch dazu kommt, kommt jedenfalls mir die Galle hoch.
Meister Höcke, Sie bezeichnen die dargestellte "systematische Manipulationsmaschinerie" als "plattes Gepolter".
Sollten Sie das ernst meinen, dann vermute ich zweierlei:
Sie kennen die nicht nur insoweit aufklärende Arbeit der Frauen und Männer auf den nachdenkseiten.de nicht.
Sie haben das Buch "Warum schweigen die Lämmer?" von Prof. Mausfeld nicht gelesen.
Mausfelds Aufklärungswerk, wie WIR tagtäglich manipuliert werden, lege ich Ihnen ans Herz. Freute mich, wenn Sie damit, sagen wir in 14 Tagen, mit einer Rezension hier auf FREITAG daherkommen. Einverstanden? Das wäre fein. Und achten Sie auf Ihre Galle!
Ralph Nader hat das aktuelle Geschehen um die Vorwahlen samt Versuch des Establishments der Dems, Sanders zu stoppen, trefflich zusammengefasst.
https://www.commondreams.org/views/2020/02/01/it-should-be-easy-defeat-trump-corporate-democrats-look-ready-and-willing-blow-it
Tach Herr Höcke und eins vorweg: Sie haben mein Mitgefühl. Offensichtlich können Sie mit sachlichen Kommentaren, die Ihrem Weltbild widersprechen, nicht klarkommen und glauben daraus ein Recht ableiten zu können, mich auf unterster Schiene anzupöbeln, Befehle zu erteilen („Lassen Sie das!“) und zu bele(e)hren. Damit wäre schon alles Wichtige gesagt.
Sie stehen im Abseits. Und ich bin davon überzeugt, dass sozialisierte Menschen, die den Reifegrad eines plärrenden Kleinkindes hinter sich gelassen haben, auch so oder ähnlich denken - ein gutes Beispiel hat vorhin "mardi51a" mit ihrem Kommentar und Buchtipp geliefert.
Wie eingangs schon gesagt, Herr Höcke: Sie haben mein Mitgefühl.
Kurz gefasst möchte ich auf einer Gedankenbrücke die ehrlichere Sprache wählen.
Was ist mit links oder rechts anderes zu erklären, als dass wir Menschen eine rechte und eine linke Seite haben und von naturaus eigentlich in der kleinsten Zelle des Volkes keine verbogene und verlogene Sprache erlernen.
Die sozale Demokratie ist schlicht der Humanismus auf Basis der Menschenrechte zum Schutz der Würde aller Menschen. Es wäre kein Fehler, wenn die humanistische Verfassung die amerikanische Verfassung ersetzen müsste.
Dann hätte sich ein Trump nicht dazu ereifern können, auch nicht in "seiner Partei", sofort wieder den Einsatz der Landminen freizugeben!
Die von ihm vorgegebene "Friedenspolitik" steht in den Sternen, nicht erst nach Iran, Israel, Palästina ganz besonders auch mit den amerik. wirtschaftsfaschistischen Sanktionen der ihm nicht genehmen Volkswirtschaften. Der Rückbau der Krankenversicherung und die soziale Not incl. der Menschen, die in ihren Blechkisten hausen müssen etc. In USA gibt es eine menschenunwürdige Not im Dunkeln, die wir uns nicht vorstellen können. Die sichtbare Flüchtlingspolitik ist der Faschismus in Elendsquartieren!
Wie kann sich eine Wählerschaft dermaßen täuschen lassen? Der Missbrauch des Vertrauens und die Lügen in einem verfahrenen Verfahren, reichen aus, um den Präsidenten- und Parteibetrug als ungültig zurückzuweisen und gleichzeitig ein reales Berufungsverfahren vor der obersten Instanz anzustrengen. Sind die Konservativen nicht alle verlogene Hehler, da sie alle wussten wohin der H.r..sohn hin will. Wie kann sich dieses rechtlose Amerika demokratisch nennen?
Humanismus, Völkerverständigung, Friedenspolitik, Menschenwürde, soziale Verantwortung etc. sind in USA unbekannte Vokabeln!
Himmel bzw. Hillary, hilf!
Google-News:
"Wer hat Angst vor Bernie Sanders?
FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung-vor 7 Stunden - Immer mehr Demokraten werden nervös, weil der linke Senator Bernie Sanders in Iowa und New Hampshire an an der Spitze der Vorwahl-Umfragen steht
Sanders liegt in Umfragen vorn. - Bernie-Panik bei den Demokraten - BILD-29.01.2020
Eigene Partei versucht, Bernie Sanders zu stoppen - Zürcher Unterländer-vor 5 Stunden
Oh my God! Bernie Sanders könnte gewinnen - Blick.ch-31.01.2020
Wie Trump, bloß von links -DER SPIEGEL-01.02.2020"
Das Sturmgeschütz der Demokratie (für Jüngere: Der Spiegel) schießt den Vogel der niederträchtigsten Schlagzeile ab. BILD-Macher raufen sich die Haare vor Neid.
"Sie kennen die nicht nur insoweit aufklärende Arbeit der Frauen und Männer auf den nachdenkseiten.de nicht."
Und? Sind die Nachdenkseten illegal? Nein. In Russland oder China läge die Sache sicher anders.
Zu Mausfeld hier:
https://www.freitag.de/autoren/wwalkie/von-hirten-und-laemmern
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Konkrete Kritik von Verflechtungen und gezielter Manipulation, wie sie z.B. Moore leistet, begrüße ich sehr. Rundumschläge gegen die da oben leisten aber einen Bärendienst, weil sie - wie gesagt - bestens nach rechts anschlussfähig sind.