Der englische Fußballclub FC Sunderland hat im Kampf gegen den Abstieg aus der Premier League einen bekennenden Faschisten zum Trainer gemacht. Mit der Ernennung des Italieners Paolo Di Canio, der als Spieler schon mal mit gestrecktem Arm seine Fans bei Lazio Rom grüßte, scheint der Club den gesamten englischen Fußball in eine längst überwunden geglaubte Zeit zurückzuwerfen.
Di Canio verkündete nach der Verpflichtung, er wolle nicht mehr über Politik reden. Aber ist es so einfach? Aus seinen Ansichten hatte er bisher kein Geheimnis gemacht. So hat er in Italien mehrfach öffentlich den faschistischen Gruß gezeigt. Benito Mussolini bezeichnete er als eine "im Grunde sehr ethische Person mit Prinzipien".
Faschist, aber kein Rassist?
Er selbst sei zwar Faschist, aber kein Rassist, hat Di Canio bisher in der Vergangenheit auf Kritik erwidert. Im Gegensatz zum Nationalsozialismus hatte der italienische Faschismus zu Beginn tatsächlich nicht viel für Antisemitismus übrig. Mussolini führte den nationalen Niedergang nicht auf einen vermeintlichen jüdischen Einfluss zurück, sondern sprach vom Faschismus als einer politischen Religion.
Seine Anhänger heute versuchen sich daher vom rassistisch motivierten Genozid der Nazis zu distanzieren, indem sie sagen, in Mussolinis Ideologie sei es um die Schaffung einer autoritären Staatsmacht gegangen, nicht um die Überlegenheit einer "Rasse". Man sei bloß unter Hitlers Einfluss geraten. Dabei verharmlosen sie, dass Mussolini sich, wenn es ihm passte, sehr wohl rassistischer Rhetorik bediente. In den späten 1930ern führte er zudem diskriminierende Rassengesetze ein und erleichterte die Deportation von Juden.
Unabhängig von deutsch-italienischen Unterschieden wendet sich der Faschismus aber immer gegen die repräsentative Demokratie, die die Interessen verschiedener Gruppen schützt. Damit steht er auch dem Fußball des 21. Jahrhunderts antithetisch gegenüber, denn dieser bringt heute eine Vielzahl multikultureller Mannschaften zusammen. Dem FC Sunderland scheint das entgangen zu sein.
Beispiel Griechenland
In Griechenland, wo mit der Krise der Neonazismus zurückkehrt, geht man anders damit um: Der talentierte Mittelfeldspieler Giorgos Katidis hat jüngst mit demselben Gruß, den Di Canio öfter zeigte, seine Karriere beendet. Der griechische Verband sperrte ihn für die Nationalmannschaft und verurteilte ihn dafür, dass er die "Opfer der Nazi-Gräuel" beleidigt habe.
Matthew Goodwin ist Autor des Guardian und Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Rechtsextremismus. Er hat unter anderem The New British Fascism: Rise of the BNP (Routledge) veröffentlicht.
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