Tanz den Mussolini

Rechtsradikalismus "Il Duce" ist zurück im politischen Mainstream Italiens. Für die Neofaschisten von CasaPound ist das Erfolg und Problem zugleich
CasaPound ist an einem eskalierenden politischen Konflikt beteiligt, in dem Gewalt – verbale und physische – normal ist
CasaPound ist an einem eskalierenden politischen Konflikt beteiligt, in dem Gewalt – verbale und physische – normal ist

Foto: Pacific Press Agency/Imago

Am Abend des 27. Dezember 2003 brachen fünf Männer in ein riesiges leeres Bürogebäude unweit des Hauptbahnhofs von Rom ein. Einige Tage zuvor hatten sie Handzettel verteilt, mit der Bitte um Mithilfe bei der Suche nach einer fingierten entlaufenen Katze namens „Pound“. Das sollte weniger verdächtig erscheinen lassen, dass sie vor dem Einbruch das Gebäude beobachteten.

Nichts war dem Zufall überlassen: Zwischen Weihnachten und Neujahr würden weniger Menschen unterwegs sein. Selbst der Name und die Farbe der Katze hatten eine Bedeutung: „Pound“ verwies auf den amerikanischen Dichter und faschistischen Evangelisten Ezra Pound. Und schwarz ist die Farbe, die mit ihrem Helden, dem Faschistenführer Benito Mussolini, assoziiert wird. Der Plan war, das Gebäude zu besetzen, um dort einen Radiosender einzurichten: „Radio Bandiera Nera“ – Radio Schwarze Flagge.

Der Mann, der an diesem Abend die Befehle gab, war Gianluca Iannone. Der damals 30jährige war groß, kräftig und tough. Mit glattrasiertem Schädel und langem Vollbart sah er ein bisschen aus wie ein Hells Angel. Auf der linken Seite seines Nackens war diagonal der Mussolini-Truppen-Slogan „Me ne frego“ (Ist mir egal) tätowiert. In faschistischen Kreisen war Iannone als Lead-Sänger der Rockband ZZA bekannt und als Besitzer des Pubs „Cutty Sark“, einem Treffpunkt der Rechtsextremen in Rom.

Nervös und aufgeregt bearbeiteten die fünf Mäner abwechselnd mit Brechstangen die Eingangstür aus schwerem Holz. Wer nicht dran war, hielt Wache und half, den Blick auf das Geschehen zu verstellen. Als die Tür nachgab, drängten sie ins Gebäude, und schlossen sie sofort wieder hinter sich. Was sie fanden, war überwältigend. Im Erdgeschoss gab es eine große Eingangshalle mit breiter Treppe, ja sogar einen Aufzug. Auf sieben Stockwerken gab es 23 Büro-Einheiten. Die halbstaatliche Organisation, die das Gebäude genutzt hatte, war ein Jahr zuvor ausgezogen. Daher war es eiskalt und feucht. Aber sehr groß. Und das I-Tüpfelchen war die Terrasse: Von der großen, ummauerten Dachfläche blickt man auf ganz Rom. Die Männer umarmten sich mit dem stolzen Gefühl, ihre Flagge mitten im Zentrum der italienischen Hauptstadt aufgestellt zu haben, im Viertel Esquilino, wo viele afrikanische und asiatische Immigranten leben. Iannone gab dem besetzten Gebäude den Namen „die italienische Botschaft“.

Das Gebäude wurde zum Hauptquartier einer neuen Bewegung: der CasaPound Italia (CPI). In den folgenden fünfzehn Jahren sollten weitere 106 Zentren in ganz Italien entstehen. Iannone, der drei Jahre in der italienischen Armee gedient hatte, beschrieb jedes neue Zentrum als „territoriale Rückeroberung“. Die Zentren, die „dem Volk dienen“ sollen, finanzieren sich selbst. Daher eröffneten sie Fitnesshallen, Kneipen, Restaurants, Nachtklubs, Tätowier- und Friseurläden. Plötzlich schien CasaPound überall zu sein. Dabei präsentierte sich die Bewegung als eine, die übers Politische hinausgeht: Ihre „Metapolitik“ erinnerte an den einflussreichen faschistischen Philosophen Giovanni Gentile, der 1925 Faschismus „vor allem als einen umfassenden Lebensstil“ bezeichnete.

Hippe Kreativkultur von rechts

Bis dahin hatte der italienische Mainstream faschistische Revivals als nostalgisch, unkultiviert und aggressiv angesehen. CasaPound war anders. Die Bewegung präsentierte sich als vorwärtsgewandt, kultiviert, ja weltoffen. In seiner Jugend hatte sich Iannone „wegen der Faszination für die Symbole“ zum Faschismus hingezogen gefühlt. Jetzt mischte er kreativ Passwörter, Slogans und Symbole aus Mussolinis Ventennio, wie dessen zwanzigjährige Herrschaft bezeichnet wurde, und verwandelte sie in Liedtexte, Logos und politische Standpunkte des 21. Jahrhunderts. In einem Land, in dem Stil und Pose von großer Bedeutung sind, war CasaPound Faschismus für Hipster. Es wurde von Gewalt berichtet, aber das machte die Bewegung – für junge Männer, die sich ziellos, an den Rand gedrängt, vielleicht gar ihrer Männlichkeit beraubt fühlten – nur noch attraktiver. Zahlreich kamen sie und zahlten ihre 15 Euro, um Mitglied zu werden.

Anfang der 2000er war es kein Tabu für Mainstream-Politiker mehr, positiv über Mussolini zu sprechen: Bewunderer von Il Duce waren Regierungsminister geworden und viele faschistische Kleinstparteien gewannen an Bedeutung: Forza Nuova, Fronte Sociale Nazionale und verschiedene Skinhead-Gruppen. Aber während die anderen Faschisten wie Rückfälle in die 1930er wirkten, nahm CasaPound sich aktueller Themen an und machte mit kreativen Kampagnen auf sich aufmerksam: 2006 verteilten CPI-Aktivisten in ganz Rom 400 Schaufensterpuppen, die mit Schildern gegen die Wohnungskrise protestierten. 2012 belagerten sie das Büro der Europäischen Union in Rom und luden Säcke mit Kohle davor ab, um für die Sache der italienischen Kohlearbeiter zu demonstrieren. Oft war ihre Politik überraschend: Die CPI ist – natürlich – gegen Einwanderung, aber aus dem vorgeblich „progressiven“ Grund, dass die Ausbeutung von Migranten auf dem Arbeitsmarkt eine Rückkehr zur Sklaverei sei.

Die meisten Italiener betrachten die CPI seit 15 Jahren mit einer Mischung aus Faszination und Besorgnis und versuchen herauszufinden, was sie eigentlich ist. Die Bewegung sieht sich als demokratische und glaubhafte Variante des Faschismus, Kritiker dagegen werfen ihr Gewalt und Rassismus vor. CasPpound-Anhänger sagen, sie verstehen sich als einigende Kraft für Italien, aber viele Italiener befürchten, dass die Bewegung nur historische Spaltungen in einer Gesellschaft wiederbeleben, die sich in einer tiefen Identitätskrise befindet.

Und jetzt will die CasaPound ins Parlament. Am Sonntag sind die Italiener zu Parlamentswahlen aufgerufen, bei denen erwartet wird, dass Mitte-Rechts-Parteien und extreme Rechte triumphieren. CPIs eigene Wahlchancen sind gering: Auch wenn sie in der Vergangenheit in verschiedenen Wahlkreisen fast zehn Prozent erhalten hat, braucht die Partei landesweit mindestens drei Prozent der Stimmen, um Parlamentssitze zu gewinnen, was fast unvorstellbar ist. Dennoch: Die Profilierung und das Wachstum der rechtsextremen Parteien bedeuten nicht, dass die Bewegung obsolet ist. Im Gegenteil: Es zeugt von ihrem Erfolg. Fünfzehn Jahre lang war CasaPound wie die Hefe im rechtsextremen Teig – die Zutat, die alles Andere um sie herum wachsen lässt.

Früher waren sie ein Trinkerklub, jetzt sind sie ein Fight Club

„Wir sind keine gewalttätige Organisation“, sagte ein CasaPound-Mitglied, „aber wir sind auch nicht gewaltfrei.“

Foto: Zuma Press/Imago

CasaPound entstand Ende der 90er als eine Art Trinkerklub von Mussolini-Bewunderern. Jeden Montagabend traf sich ein Dutzend Männer im Cutty Sark und schmiedete Pläne. Dort traf Iannone auch den Mann, der sein Stellvertreter werden sollte, Simone Di Stefano - heute der Kandidat der Partei für die Parlamentswahl. Di Stefano war zwei Jahre jünger als Iannone und ruhiger, aber schon sein Leben lang Rechtsradikaler. „Wir waren Situationisten, die versuchten, die Leute aufzuwecken“, blickt Di Stefano zurück, „Boheme-Künstler nach dem Vorbild von Street Art-Künstlern wie Obey Giant und Banksy“.

1997 verteilten Iannone, Di Stefano und ihre Kumpels 10.000 Aufkleber in ganz Rom: über augenlosen Gesichtern mit einem Barcode auf der Stirn und einem verrückten Lächeln standen kommentarlos drei Worte: Zeta Zero Alfa, der Name einer Punkrock-Band, die Iannone gegründet hatte. Er spielte auf die amerikanische Rocklegende ZZ Top an und auf die Forderung, zum Anfang – Alpha – zurückzukehren.

Ende der 90er und Anfang der 2000er wurde Zetazeroalfa zu einer evangelisierenden Kraft für den Faschismus. Auf ihren Tourneen durch ganz Italien sang die Band dröhnende Punk-Rock Songs mit Texten wie „im Zweifel zusammenschlagen“ oder „Ich liebe mein stolzes Land / das keinen Frieden kennt“. In diesen frühen Tagen hatte Iannone hundert Hardcore-Fans, die gleichzeitig Roadies, Crew, Security-Leute und Verkäufer waren. Die Gruppe verkaufte genauso viele T-Shirts wie CDs, mit Aufschriften wie Picchia il vip („Verprügel den VIP") und „Akademie Steinewerfen“. Ein Publikumsliebling war das Lied „Cinghiamattanza“, "Tod durch den Gürtel“: bei den Konzerten machten es die Fans zu einem Ritual, ihre Gürtel auszuziehen und sich gegenseitig mit ihnen zu verdreschen.

Zu dieser Zeit war Iannone eher ein Rockstar als ein Schwarzhemd. Seine informelle Bewegung hatte mehr mit Musik zu tun als mit Wahlprogrammen. CPIs hauseigener Rechtsanwalt Domenico Di Tullio war früher Bassist und Sänger in der rechtsextremen Band Malabestia. CasaPound lernte er über Iannone kennen, als dieser in einem Sportclub Thaiboxen unterrichtete. Für Di Tullio war „CasaPound immer irgendetwas zwischen Politik und Rock’n Roll.“ Geschäftsmann Iannone ist auch Mitbegründer des rechten Musik-Labels „Rupe Tarpeia“ – benannt nach dem Tarpejischen Felsen aus der römischen Mythologie, von dem Verräter in den Tod gestoßen wurden.

Iannone – der von Chuck Palahniuks mit Brad Pitt verfilmten Roman „Fight Club“ besessen war – wurde einige Male wegen Körperverletzung verhaftet, unter anderem weil er einen Polizisten, der nicht im Dienst war, an Mussolinis Grabstätte in Predappio verprügelt hatte. Seine Begründung: „weil er betrunken war und dumm“. Revisionistische Historiker und rechte Politiker haben in den 90ern hart daran gearbeitet, Mussolini zu rehabilitieren: Bewunderung für ihn auszudrücken, wurde nicht mehr als Häresie angesehen, sondern als Zeichen mutigen Denkens.

Spiel mit ideologischen Erwartungen

Mussolinis Regime wurde verharmlost. „Er hat nie jemanden getötet“, sagte Silvio Berlusconi, der 1994 zum ersten Mal Ministerpräsident wurde. Mussolinis Regierung sei besser gewesen als die Korruption und das Chaos der erklärt antifaschistischen Ersten Republik von 1948 bis 1992, argumentieren die Rechtsextremen. Berlusconi und seine rechten Verbündeten lehnten die traditionellen antifaschistischen Feierlichkeiten am 25. April, dem Datum der Befreiung Italiens von den deutschen Nationalsozialisten, ab.

Als erfahrener Politiker sprach Berlusconi diese Agenda nicht aus, verfolgte sie aber. Er wusste, dass ihm das Wähler bringen würde. In ganz Italien, insbesondere im Süden, steht noch immer auf vielen Gebäuden in verblassten Buchstaben das Wort „Duce“. Es gibt viele Denkmäler und einen Berg, der auch heute noch seinen Namen trägt. Als ein Land, das sich weniger von seiner Vergangenheit lossagt als sie aufsaugt, war Italien zu Jahrtausendwende mehr als bereit, Mussolinis Enkel ins Staatswesen aufzunehmen.

Bereits im Juli 2002 hatten die Rechtsradikalen um Gianluca Iannone und ZZA ihr erstes Gebäude besetzt, eine leerstehende Schule im Norden Roms. Besetzungen waren immer eine Protestform der radikalen Linken gewesen: Viele besetzte Häuser wurden zu „Sozialzentren“ und stillschweigend von Polizei und Politik toleriert. Jetzt übernahm die Rechte die Taktik für sich. Iannone nannte die besetzte Schule "Casa Montag", nach dem Protagonisten Guy Montag aus Ray Bradburys Roman „Fahrenheit 451“.

Das war das erste von vielen Malen, dass CasaPound ideologische Erwartungen brechen würde. Bradburys Roman wird zumeist als Kritik am anti-intellektuellen totalitären Staat gelesen. Aber für CasaPound repräsentierte es ihre eigene Unterdrückung durch die antifaschistischen Kräfte in der italienischen Politik, die sie mit „Bücherverbrennern“ gleichsetzt. Die Rhetorik der Alt-Right-Bewegung vorwegnehmend behauptet CasaPound, einen Raum zu bieten, „in dem die Debatte frei ist“.

18 Monate später waren Ianonnes Männer mit der Besetzung des großen Gebäudes in Esquilino mitten ins Zentrum Roms gezogen. 2003 hatten sie keine politischen Ziele im parlamentarischen Sinne: Die Radikalen wollten günstig zusammen wohnen, einen Raum für ihre Ideale schaffen und vor allem ein Zeichen setzen.

In der Eingangshalle ihres neuen Zuhauses schrieben sie in grellen Farben an die hundert Nachnamen an die Wand, die auf die ideologische Herkunft der Bewegung verweisen sollten. Viele sind offensichtlich – Mussolini, Oswald Mosley, Nietzsche, der Schriftsteller und Präfaschist Gabriele D’Annunzo, der italienische faschistische Philosoph Julius Evola – aber viele waren bizarr oder das Produkt von Wunschdenken: Homer, Plato, Dante, Kerouac und sogar Comic-Charaktere wie Captain Harlock und Corto Maltese. Alles waren Männer.

Ihre Bewunderung für Mussolini hat die Bewegung nie versteckt. Fotos und Slogans des Duce wurden aufgehängt. Jeder Anhänger wurde als „Camerata“ (die Version von Kamerad der italienischen Faschisten) bezeichnet und man begrüßte sich mit dem alten Legionärs-Handschlag, bei dem man gegenseitig den Unterarm fasst, nicht die Hand. An der Front des Hauses stand plötzlich „CASAPAVND“.

Politische Ziele, von denen viele Linke nicht einmal mehr träumen

Gianluca Iannone und Simone Di Stefano

Foto: Zuma Press/Imago

Einzigartig machte CasaPound auch ihr Katz- und Mausspiel mit den faszinierten italienischen Medien. Di Stefano und Iannone waren beide medienversiert: Di Stefano war Grafik-Künstler und Iannone hatte als Regieassistent beim Frühstücksfernsehen des öffentlich-rechtlichen Senders RAI gearbeitet. Sie machten die CPI durch falsche Anrufe bei Zeitungen, die Stürmung von TV-Studios, die fieberhafte Produktion von Postern und Aufklebern, Diskussionsveranstaltungen und gelegentliche Gewaltakte bekannt.

Dabei begann die Bewegung eine Politik zu fordern, für die die Linke jede Hoffnung aufgegeben hatte, wie etwa die Renationalisierung der italienischen Bank-, Kommunikations-, Gesundheits, Transport- und Energiesektoren. Sie konzentrierte sich auf die progressivsten Aspekte von Mussolinis Politik, seine „sozialen Doktrinen“ zu Wohnen, Gewerkschaften, Gesundheitspflege und Mindestlohn. Die Rassengesetze von 1938 (die Grundlage für Antisemitismus und Deportation) dagegen seien ein „Fehler“ gewesen: CPI bezeichnete sich selbst als „gegen jede Form der Diskriminierung aus rassistischen und religiösen Gründen oder wegen sexueller Neigung“.

CPIs Fokus auf die Wohnungsnot zog auch Wähler aus der alten Linken an. Das Logo der Partei zeigt eine Schildkröte (ein Tier, das immer ein Dach über dem Kopf hat) und Namensgeber Ezra Pounds hat ein Gedicht gegen Miete, die Wucher gleichkomme, und gierige Vermieter geschrieben. Schon ganz früh hängten die CasaPound-Aktivisten Laken aus dem besetzten Gebäude, auf denen gegen Miethöhung und Mietervertreibung protestiert wird – 2009 gab es in Rom im Schnitt 25 Zwangsräumungen täglich. CasaPound forderte Mietzahlungen in Darlehensbeiträgen umzuwandeln, die den Mieter letztlich zum Hausbesitzer machen. Innerhalb weniger Monate hatten sie dutzende obdachlose Familien untergebracht sowie einige bedürftige Kameraden.

Iannone war immer ein Befürworter von Aktionen: Die Initiative zu übernehmen, hatte den Faschismus immer weiter gebracht. Mussolini hatte sein erstes faschistisches Manifesto aus einem besetzten Gebäude in Mailand heraus veröffentlicht. Aber selbst in Aktion stieg CasaPound in linke Kleider: Sie infiltrierten die kulturellen und Freizeitaktivitäten der Italiener, um zu erreichen, was der italienische marxistischen Philosoph Antonio Gramsci „kulturelle Hegemonie“ genannt hat.

CPI wirkte in die Gesellschaft hinein wie nie zuvor: 2006 entstand die Studentenbewegung Blocco Studentesco. Iannones Frau gründete die Frauenorganisation „Tempo di Essere Madri“ ("Zeit, Mutter zu werden"). Außerdem ist da die Pseudo-Umweltgruppe La Foresta Che Avanza, die vor kurzem bei einer Aktion den aus Pinien bestehenden Schriftzug „Dux“ – eine Honmage an den "Duce" – an einem Berghang in Angrodoco wieder in Stand gesetzt hat. Die Medien – fasziniert, besorgt oder aufgeregt – berichteten über jede Initiative. „Alles, was CasaPound tat, wurde zu einer Nachricht“, erzählte Di Stefano.

Auch die Politikwissenschaftler faszinierte diese kreative, exzentrische Kraft des politischen Extrems. Zwischen 2006 und 2014 erschienen dutzende Bücher – von Freunden der Bewegung, aber auch Universitätsverlagen in Italien und im Ausland. Letztere beschäftigten sich mit den düsteren Implikationen von Mussolinis Lieblingsspruch: „Buch und Muskete – das ist der perfekte Faschist“. Wie wichtig, fragte man sich, ist die „Muskete“? Manchmal begrüßte CasaPound ihren Gewalt-Ruf, manchmal reagierte sie verärgert. Stolz bezeichnete sie ihr Vorgehen als Guerillataktik, schlug manchmal aber auch softere Töne an und nannte alles „Boheme-Aktionen“.

Die gespaltene Haltung zu Gewalt verdeutlichen gut die großen roten Buchstaben an einer zentral gelegenen Wand des CPI-Hauptquartiers: „Heilige Meute“. So hat Mussolini einmal seine Schwarzhemden bezeichnet. Die CasaPound-Radikalen sagen, sie müssten sich ständig gegen Angriffe von Linken und Antifaschisten verteidigen. Wenn man sie näher kennt, hört sich das schon etwas anders an: „Wir sind keine gewalttätige Organisation“, sagte ein CasaPound-Mitglied, „aber wir sind auch nicht gewaltfrei.“

Hobbit-Faschismus und rote Brigaden: Die Jahre aus Blei

Ihre Bewunderung für Mussolini hat die Bewegung nie versteckt

Foto: Keystone/Hulton Archive/Getty Images

Die erbitterten Kämpfe zwischen Italiens Partisanen und Faschisten zwischen 1943 und 1945 – der manchmal auch als Bürgerkrieg bezeichnet wird - gingen nach Ende des Weltkriegs noch sporadisch weiter. Aber 1952 verbot ein Gesetz die Wiederbelebung von Mussolinis faschistischer Partei. Seither fühlen sich die italienischen Faschisten als Opfers staatlicher Repression. Tatsächlich aber gab es kein italienisches Äquivalent zur Entnazifizierung in Deutschland. In der Nachkriegszeit hielt die rechtsextreme Partei Movimento Sociale Italieno (MSI) die Flamme Mussolinis am Leben und gewann auf ihrem Höhepunkt 1972 mit 2,7 Millionen Stimmen neun Prozent der Wählerstimmen. Aus der MSI entstanden diverse Splittergruppen, darunter die notorische Ordine Nuovo von Pino Rauti. Sie war 1969 in eine Bombenexplosion in einer Bank involviert, die 17 Zivilisten das Leben kostete.

Der Anschlag war der Auftakt zu den so genannten „Bleijahren“: In den 70ern bekämpften sich rechts- und linksradikale Gruppen, schossen, bombten und entführten sich nicht nur gegenseitig, sondern auch Bürger und Staatsvertreter. Beide Seiten griffen auf die Rhetorik des Heldentum und der mangelnden Loyalität der 1940er zurück.

Aber inmitten der Gewalt der 1970er gab es auch Versuche, die sanftere Seite des Rechtsextremen anzuzapfen. Auf Festivals – auch „Hobbit Camps“ genannt, weil die italienischen Neo-Faschisten JRR Tolkien verehrten - wurde über Musik, Design, Geschichte und Ökologie diskutiert.

Die neofaschistische Bewegung Terza Positione, die CPI am stärksten beeinflusst hat, wurde 1978 gegründet. Sie lehnte sowohl Kapitalismus als auch Kommunismus ab und versuchte – wie CasaPound - Mussolinis Sozialpolitik wiederzubeleben. Im gleichen Jahr wurden zwei junge Rechtsradikale vor dem MSI-Büro in Acca Larentia in Rom erschossen. Als ein Journalist angeblich respektlos einen Zigarettenstummel in eine Blutlache schnipste, eskalierte die Gewalt, so dass ein weiterer junger Mann von einem Polizisten getötet wurde. Der Vater eines Opfers beging Selbstmord. Am Jahrestag tötete die Polizei einen weiteren jungen Mann.

Acca Larentia war für viele Faschisten der Beweis, dass sie zu leichte Beute waren. Einige zogen sich zurück, andere trieben den Extremismus weiter. Die rechtsextremistische Terrorgruppe NAR gründete sich. Sie war unter anderem 1980 für den Bombenanschlag auf den Bahnhof von Bologna verantwortlich, bei dem 85 Menschen starben. Als der Staat die Rechtsextremen scharf zu bekämpfen begann, flohen die drei Gründer von Terza Posizione ins Ausland; die NAR-Anführer wurden getötet oder eingesperrt.

Auftritt Silvio Berlusconi, Steigbügelhalter

In den 1980ern und Anfang 1990ern schien der Faschismus am Ende zu sein. Aber als Silvio Berlusconi in die Politik platzte und nach antikommunistischen Verbündeten suchte, fand er die MSI als idealen politischen Partner. Die Partei nannte sich in Alleanza Nationale um und wurde 1994 die zweitgrößte Kraft in Berlusconis regierender Mitte-Rechts-Koalition. Der Wind hatte sich komplett gedreht: Viele ehemalige militante Mitglieder der Rechten, die in den 1970ern Mitglied der MSI waren, saßen jetzt in der Regierung. 1999 kehrten die drei Gründer von Terza Posizione aus dem Exil zurück.

Das war der Hintergrund, vor dem die CasaPound Anfang der 2000er aufblühte: Ihre Mitglieder waren vor allem an den Rand gedrängte Männer, die überzeugt waren, dass Faschisten Unrecht geschehen und „vom kommunistischen Hass und Staatsdienern“ getötet worden waren, wie eine Erinnerungsplakette der Morde von Acca Larentia es formuliert. Dabei profitierten die CPI-Mitglieder gleich zweifach: Sie präsentierten sich als Unterdrückte, während ihre ideologischen Väter ganz oben an der politischen Macht waren. Sie konnten sich als Opfer repressiver Gesetze gegen den Faschismus darstellen, aber da diese nie durchgesetzt wurden, straflos neue Mitglieder anwerben.

Ab 2005 begann die CPI, es mit Politik zu versuchen, in verschiedenen Bündnissen. Das brachte zwar keine Parlamentssitze, aber mehr Öffentlichkeit und Respektabilität für die langsame, aber entschlossene „Schildkröte“.

2008 wurde Gianni Alemanno, der als Rechtsradikaler im Gefängnis gesessen hat, Bürgermeister von Rom. Er beobachtete die Hausbesetzungen durch die rechte Szene mit Nachsicht, und im gleichen Jahr verwandelte CasaPound einen leerstehenden Bahnhof unweit des Olympiastadions in das „Area 19“ um (1919 hatte Mussolini das erste faschistische Manifest verkündet), das tagsüber Fitnessstudio und abends Nachtclub war.

Unterdessen gefiel es jungen CPI-Anhängern, öffentlich ihre Stärke zu zeigen. 2009 verprügelte der Blocco Studentesco mit Hilfe von mit der Trikolore bemalten Knüppeln auf Roms zentraler Piazza Navona linke Studierende. Als eine TV-Sendung den Blocco Studentesco kritisierte, besetzten militante CasaPound-Anhänger die Büros des Senders.

Männlich, weiß, jung sucht ...

Am 13. Dezember 2011 verließ der CPI-Sympathisant Gianluca Casseri seine Wohnung in der Toskana mit einer Magnum 357 in der Tasche. Er war ein schweigsamer fünfzigjähriger Einzelgänger, der bei der CasaPound ein Zuhause gefunden hatte: Er hatte vor kurzem im lokalen Club seinen Fantasy-Roman vorgestellt.

An diesem Dezembermorgen plante Casseri, so viele Migranten wie möglich zu töten. Um 12.30 Uhr erschoss er auf einem Platz in Florenz zwei Senegalesen und einen weiteren Mann und fuhr dann mit seinem blauen VW-Polo davon. Nur zwei Stunden später eröffnete er auf einem Markt erneut das Feuer auf zwei Männer, die verletzt überlebten. Später erschoss Casseri sich selbst.

Die CPI-Führung mussten sich im nationalen Fernsehen dem Vorwurf stellen, Gewalt zu säen. In einer Sondersendung wurde Iannone vorgeworfen, den Täter „ideologisch bewaffnet“ zu haben. Ezra Pounds Tochter Mary de Rachewiltz ging vor Gericht, um CasaPound davon abzuhalten, den Namen ihres Vaters zu benutzen und verunglimpfen. „Sie verdrehen seine Ideen“, sagte sie. „Sie sind gewalttätig. Mein Vater wollte eine Begegnung zwischen Zivilisationen.“

Tatsächlich sind CasaPounds Sprache und Bilder gnadenlos aggressiv. In ihrem Buchladen in Rom „Iron Head“ kann man Poster kaufen, auf denen Bürgerkriegs-Rebellen mit automatischen Waffen ZZA-T-Shirts tragen. Sie spricht von einer Eliteherrschaft derer, die im Schützengraben gedient haben. Der Schildkrötenpanzer erinnert an die Kampfformation der römischen Legionäre. All das macht die Bewegung ausgefallen und eindeutig testosterongeladen: 87 Prozent ihrer Facebook-Anhänger sind männlich und 62 Prozent zwischen 16 und 30.

Die Bewegung hält eng und einig zusammen. Im Inneren des Schildkrötenpanzers ist die Verachtung der Radikalen für die Außenwelt fast Kult. Die Trennung zwischen Insider und Outsider ist deutlich und die Loyalität vollkommen: „Ich tue, was Gianluca mir sagt“, sagte ein weibliches Mitglied über Iannone. Für neue Mitstreiter hat die CPI ein politisches und historisches Glossar herausgegeben, damit sie immer wissen, was sie sagen sollen.

Iannone ist charismatisch, von beeindruckender körperlicher Präsenz: groß, tätowiert und mit einer Reibeisenstimme. Vielleicht ähnelt er sogar ein bisschen Mussolini selbst. Es ist leicht zu verstehen, warum sich haltlose junge Menschen ihm bedingungslos unterwerfen (und dabei fürchten, ihn zu verärgern). „Er ist ein echter Anführer“, erklärte Di Stefano mit offensichtlicher Bewunderung, während wir seine zwei Chihuahuas „Punk“ und „Rock“ ausführten.

Die Staat ist viellerorts absent: in dieses Vakuum drängen Populisten

Die CasaPound-Zentrale in einem alten Verwaltungsgebäude in Rom

Foto: Zuma Press/Imago

Aggressive Führungsstärke war das, wonach sich 2013 viele Italiener sehnten. Das Selbstvertrauen des Landes war in der Krise wie nie zuvor. 2010 lag die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 30 Prozent und stieg bis 2015 auf über 40 Prozent. Im gleichen Jahr lebten laut nationalem Statistikamt fast fünf Millionen Italiener in „absoluter Armut“. Der heruntergekommene Zustand vieler Vororte – die fehlende Müllabfuhr war nur sichtbarstes Symptom -, zeugt davon, dass der italienische Staat mancherorts vollkommen abwesend ist. Der Wahlerfolg der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, die 2013 von O auf 25,55 Prozent hochschnellte, zeigte die positive Reaktion der italienischen Wähler auf eine Partei, die wütend und Anti-Establishment war.

Mittlerweile war CasaPound weit über Italien hinaus bekannt. Der Lift im Hauptquartier in Rom war mit Aufklebern der Logos rechtsextremer Pilger aus der ganzen Welt bedeckt. CasaPound hatte immer begierig ausländische Trends für ein italienisches Publikum aufbereitet: Sie hatte die antikapitalistischen Ideen der französischen Nouvelle Droite-Bewegung aufgesogen und Freundschaft mit den Mitgliedern der griechischen Neonazi-Partei „Goldene Morgendämmerung“ geschlossen. Jetzt sprachen französische Besucher über das 2012 erschienene Buch „Der große Austausch“ von Renaud Camus: Seine Vorstellung, dass die Europäer bald durch Wellen von Migranten an den Rand verdrängt und ersetzt werden, fand unter anderem in den USA Resonanz. Es war die Grundlage für die Identitäts-Doktrin, nach der die Globalisierung eine homogene Kultur geschaffen habe, ohne getrennte nationale oder kulturelle Identitäten. Der wahre Pluralismus – der Ethnopluralismus – bedeutet demnach eine Trennung der Rassen. Diese Ideen beeinflussten Steve Bannon und die amerikanischen Supremacists genauso wie CasaPounds Kultur-Attaché Adrian Scianca, der deren Zeitschrift Primato Nazionale (nach eigenen Angaben hat sie eine Auflage 25.000) herausgibt. Sehr schnell wurde die Rassentrennung offizielle CPI-Politik.

2014 und 2015 organisierte die CPI Demonstrationen gegen die geplante Eröffnung von Flüchtlingszentren. Sie tat sich mit Matteo Salvinis Lega Nord unter dem Slogan „Italiener zuerst!“ zusammen. Wo auch immer in Italien ein Gebäude in ein Flüchtlingsheim umgewandelt werden sollte, befreundeten sich CPI-Mitglieder mit den Gegnern vor Ort, verteilten Lebensmittelpakete, räumten Müll weg und boten strategische Hilfe und ihre starken Arme an. Da ein Teil der Migranten illegal im Land sei, wende man sich nicht aus rassistischen Gründen gegen sie, sondern eben, weil hir Gesetze gebrochen würden.

Weil rechtsextrem längst Mainstream ist, gibt es Distinktionsprobleme

CPI-Kandidat für die anstehende Parlamentswahl am Sonntag ist Simone di Stefano. Mit kurzen, graumelierten Haaren und gepflegtem Bart wirkt er wie jeder andere Politiker. Di Stefano hat ein Problem, das im Widerspruch zu seiner Rhetorik steht: Denn das italienische Establishment schließt die Rechtsextremen nicht von der Politik aus. Im Gegenteil ist das Problem, dass es mittlerweile so zahlreiche rechtsextreme Parteien gibt, dass die CasaPound nur eine von vielen ist. Daher versucht Di Stefano sich damit zu profilieren, dass er für den Austritt aus der EU wirbt und einen Militäreinsatz in Libyen befürwortet, um den Strom der Migranten aufzuhalten.

Diese Ideen werden vermutlich nicht viele italienische Wähler ansprechen – aber CasaPound hat ihre Aufgabe bereits erfüllt. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, Faschismus wieder normal werden lassen. Ende letzten Jahres hat die Tageszeitung „Il Tempo“ Mussolini zum „Mann des Jahres“ gekürt. Il Duce brachte es im vergangenen Jahr wöchentlich in die Medien-Berichterstattung. 73 Jahre nach seinem Tod wird er mehr bewundert als traditionelle italienische Helden wie Giuseppe Garibaldi.

CasaPound ist zudem an einem eskalierenden politischen Konflikt beteiligt, in dem Gewalt – verbale und physische – normal ist. Zwar berufen sich ihre Mitglieder darauf, Gewalt nur zur Selbstverteidigung zu benutzen, aber ihr Versändnis von Selbstverteidigung wirkt sehr dehnbar. Luca Marsella, ein führendes Mitglied der Bewegung, sagte einmal zu 14jährigen Schulkindern, die gegen ein CasaPound-Zentrum demonstrierten: „Ich schneide euch die Kehle durch wie Hunden. Ich bring euch alle um.“ Es gab Angriffe gegen Linksradikale oder Kritiker der Bewegung auf Facebook. Die von einer linken Website zusammengestellte Landkarte angezeigter faschistischer Gewalttaten zeigt zahlreiche Übergriffe auf der ganzen Halbinsel.

Anfang des Monats fuhr ein Mann, der zuvor für die Lega Nord kandidiert hatte und Verbindungen zur CasaPound hatte, zwei Stunden lang auf schwarze Migranten schießend durch die Stadt Macerata. Schockierend war nicht nur das Blutbad – Luca Traini verletzte sechs Menschen, die alle überlebten -, sondern wie wenig überraschend Trainis traditionell faschistisch motivierte Tat im gegenwärtigen politischen Klima wirkte. Dennoch machten nach dem Anschlag Mitte-Rechts-Politiker nicht Traini, sondern die Einwanderung verantwortlich. Berlusconi, der sich mit der politischen Rechten verbündet hat, um die Wahl zu gewinnen, sprach von einer „gesellschaftlichen Zeitbombe“. Italien müsse 600.000 illegale Einwanderer abschieben.

Rechter Kain, linker Abel?

Am Sonntag, den 7. Januar, diesen Jahres organisierte CasaPound einen Gedenkmarsch für die sogenannten Acca Larentia-Morde vor 40 Jahren. Vier- bis fünftausend Menschen kamen, viele davon in Bomberjacken, mit schwarzen Mützen und Militärklamotten. Fünfzig rot gekennzeichnete CasaPound-Aktivisten hielten als Ordner die Truppe in Schach. Nicht alle Marschteilnehmer gehörten zur CasaPound, aber die anderen Gruppen reihten sich hinter Gianluca Iannone und Simone di Stefano ein. Das hier war, ganz klar, ihre Show.

Schweigend liefen sie den knappen Kilometer bis zum Ort der Morde einer riesigen Fahne hinterher, auf der„Ehre den gefallenen Camerati“ stand. Es gab eine Polizei-Eskorte, aber die einzige Spannung war das Hupen von Autofahrern, die es satt hatten, eine Stunde zu warten, bis der Menschenstrom vorüber war.

Am Ende des Marsches reihten die CasaPound-Ordner ihre Leute in dem Hof auf, wo die Männer zu Tode gekommen waren. Eine Stimme rief „Stillgestanden“. In einer Millisekunde standen alle stramm, die Arme seitlich am Körper, Hacken zusammengeknallt. „Für alle gefallenen Kameraden“, bellte eine Stimme. Alle Männer streckten ihren rechten Arm zum faschistischen Gruß in die Höhe: „Anwesend!“, brüllten sie. Zweimal noch wurde das Ritual wiederholt. Dann bellte die Stimme: „Rührt euch!“, und die Truppen lösten sich auf und machten sich in der kalten Januarnacht auf den Heimweg.

Innerhalb von 15 Jahren ist die CasaPound so groß geworden, dass ihr anfänglicher Ehrgeiz, als Stimme in der öffentlichen Diskussion akzeptiert zu werden, kein Thema mehr ist. Stattdessen sprechen ihre Anführer davon, den Antifaschismus ganz zu vernichten. Vorbei ist die Zeit, in der man sich spielerisch gab, die Sache jetzt todernst: „Ich bleibe so lange Faschist, wie es Antifaschisten gibt“, sagt Iannone.

Der Faschismus sei „die größte Revolution der Welt gewesen, die Vollendung des Risorgimento“ (der italienischen nationalen "Wiedererstehung" im 19. Jahrhundert). Für Iannone war Mussolinis Regime „die schönste Zeit dieser Nation“. Und wenn man ihn fragt, ob die Antifaschisten nicht zu den in der Nationalhymne beschworenen „Brüdern Italiens“ gehören, starrt er unter seinen schweren Augenlidern hervor: „Kain und Abel“, sagt er, „waren Brüder.“

Tobias Jones

Übersetzung: Carola Torti

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Geschrieben von

Tobias Jones | The Guardian

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