Unser Tag wird kommen

Frauen-Fußball-EM Fußball ist ein Sport, bei dem 22 Leute einem Ball hinterherlaufen, und am Schluss immer die Deutschen gewinnen. Das gilt jetzt auch für den Frauen-Fußball. Doch England gibt nicht auf

Spiele gegen Deutschland scheinen für England immer in Tränen zu enden. Das des gestrigen Abends machte da keine Ausnahme. Die Deutschen gewannen überzeugend ihren siebten Titel und brachten den englischen Fußballfrauen eine 6 : 2-Schlappe bei.

Hope Powell, die Trainerin der englischen Elf betonte dennoch das Positive: „Die Erfahrung war phänomenal für die Mädchen. Sie werden dadurch nächstes Mal stärker sein und irgendwann wird unser Tag kommen. Wir sind im Moment natürlich sehr enttäuscht, aber für die Zukunft sieht es gut aus.“

Nun ist England inzwischen an deutsche Siege gewöhnt, die Männer wurden viele Male in den Boden gestampft. Doch am gestrigen Abend gab es einen bedeutenden Unterschied zu den bisherigen Begegnungen. England hat zwar verloren, aber im Finale – das ist eine beträchtliche Leistung. Für das englische Frauenteam war es das erste Finale seit 25 Jahren – die Männer sind seit 1996 nicht mehr so weit gekommen – und obwohl der Endstand sich verheerend liest, gelang es den Engländerinnen, Sylvia Neids Mannschaft über weite Strecken des Spiels ganz schön auf Trab zu halten.

„Wir haben sehr gut angefangen und zur Halbzeit dachten wir, wir wären voll im Spiel. Wir haben auch nach ihrem sechsten Tor noch Druck gemacht, aber irgendwann waren wir ihnen ausgeliefert. Wir haben aber nicht aufgegeben, und die Deutschen hatten bis zuletzt das Gefühl, einen Gegner gehabt zu haben,“ sagte Powell weiter. „Wir sind glücklich mit dem was wir erreicht haben, aber zufrieden geben wir uns damit nicht.“

Als Uefa-Präsident Michel Platini den Zweitplatzierten ihre Medaillen überreichte, waren die Augen der Frauen, die gehofft hatten, das beste Team der Welt zu schlagen, gerötet. Einfach war die Herausforderung, vor die sich England gestellt sah, freilich von Anfang an nicht gewesen – traf man doch auf die siebenmaligen Europa- und zweimaligen Weltmeisterinnen.

Trotzdem könnte das lebhafte Spiel, das attraktiven, kampfbetonten Fußball zeigte, einige Zuschauer dazu gebracht haben, ihre Meinung über den Frauenfußball zu revidieren. 15.877 Zuschauer waren ins Olympiastadium von Helsinki gekommen, die Sender BBC 2 und Eurosport übertrugen das Match live.

Für das englische Frauen-Nationalteam bedeutet der Einzug ins Finale einen weiteren enormen Entwicklungsschub. Die englischen U19-Nationalspielerinnen wurden diesen Sommer Europameisterinnen, ihre älteren Kolleginnen brachten es bei der Weltmeisterschaft 2007 immerhin ins Halbfinale. Angesichts der 2012 in London stattfindenden Olympischen Spiele, der nächsten WM im Jahr 2011, und Plänen im Sommer desselben Jahres eine "Superliga" zu starten, hat man den Eindruck, dass der Frauen-Fußball sich wirklich auf dem Vormarsch befindet.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Geschrieben von

Anna Kessel, The Guardian | The Guardian

Der Freitag ist Syndication-Partner der britischen Tageszeitung The Guardian

The Guardian

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden