Während der US-Senat über Donald Trumps Zukunft debattiert, werden Geschäftsführer*innen, Finanzexpert*innen und Politiker*innen nach Davos in die Schweizer Alpen kommen, um wie in jedem Jahr selbstgefällig den globalen Kapitalismus zu verteidigen.
Zwischen den beiden Ereignissen besteht ein Zusammenhang: Ebenso wie Trump wird der Elite des internationalen Kapitalismus Machtmissbrauch vorgeworfen: Sie verschärft die Ungleichheit, fördert die Korruption und unternimmt nichts gegen den Klimawandel.
Vorstandsvorsitzende der weltgrößten Unternehmen scheffeln mehr Geld als jemals zuvor in der Geschichte – ohne dass die Löhne der einfachen Arbeiter*innen auch nur annähernd im selben Maße gestiegen wären. Die international führenden Geldgeber*innen stecken sich sogar noch mehr in die Tasche. Die 26 reichsten Personen der Welt besitzen heute so viel wie die 3,8 Milliarden, die die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen.
Konzentrierter Reichtum dieses Ausmaßes lädt zu Korruption ein. Überall auf der Welt kauft sich das große Geld Politiker*innen, um sich Gefälligkeiten zu verschaffen, die den Wohlstand derjenigen an der Spitze noch weiter vergrößern sollen, während allen anderen Ressourcen entzogen werden.
Korruption macht es unmöglich, stagnierende Löhne, den Klimawandel oder andere Probleme zu bekämpfen, denen sich die große Mehrheit der Weltbevölkerung gegenübersieht und die von den Reichen Opfer erfordern würden.
Gegen die Eliten
Die Wut der Bevölkerung auf die Eliten kocht über, die als hoffnungslos gierig, korrupt und gleichgülitig gegenüber den Sorgen der meisten Menschen angesehen werden, die nur mit Not über die Runden kommen. Diese Wut hat in Chile, Spanien, Ecuador, im Libanon, in Ägypten und Bolivien zu Aufständen geführt, in Großbritannien, Deutschland, Österreich, Frankreich und Neuseeland Umweltproteste befördert und in den USA, Großbritannien, Brasilien und Ungarn eine ausländerfeindliche Politik angeheizt.
Trumps Unterstützer*innen kommen weitgehend aus der amerikanischen Arbeiterklasse, deren Löhne seit Jahrzehnten nicht mehr gestiegen sind, deren Jobs unsicherer sind als jemals zuvor und deren politische Stimme vom großen Geld übertönt wird.
Obwohl Trump den Unternehmen und der Wall Street alles gegeben hat, was sie wollten, und nichts zu seinen Unterstützer*innen durchgesickert ist, ist es ihm gelungen, diesen Leute weiszumachen, er sei auf ihrer Seite, indem er ihre Wut auf Ausländer*innen, Einwanderer*innen, Minderheiten und die Bürokrat*innen des „tiefen Staates“ umgelenkt hat.
Es scheint daher auf merkwürdige Weise angemessen, dass das Thema der diesjährigen Zusammenkunft in Davos „Stakeholder-Kapitalismus” lautet – die Idee, dass Unternehmen gegenüber ihren Angestellten, den Kommunen und der Umwelt ebenso Verantwortung tragen wie gegenüber ihren Aktionär*innen.
Erwarten Sie endlose Reden über die „langfristigen“ Vorteile des Stakeholder-Kapitalismus für die Unternehmensdaten: Glückliche Arbeiter*innen sind produktiver. Eine wachsende Mittelschicht kann mehr Waren und Dienstleistungen kaufen. Der Klimawandel verursacht so langsam eine ganze Reihe von Kosten in Form von Umweltkatastrophen und fälligen Versicherungen und muss deshalb aufgehalten werden.
Alles für den Profit
Das stimmt zwar alles, aber die versammelten CEOs wissen auch, dass sie ihren Reichtum weitaus schneller vermehren, wenn sie kurzfristig die Aktienwerte in die Höhe treiben, indem sie ihre Anteile zurückkaufen, Löhne drücken, die Gewerkschaften bekämpfen, sich Umweltschultzbestimmungen widersetzen und sich Politiker*innen kaufen, um Steuersenkungen und Subventionen zu erwirken.
Sie verfolgen diese Strategie nun schon seit drei Jahrzehnten und es wird noch schlimmer werden. Drei Wissenschaftler – Daniel Greenwald von der Sloan School des MIT, Martin Lettau von der Universität in Berkeley und Sydney Ludvigson von der New York University – haben herausgefunden, dass zwischen 1952 und 1988 das Wirtschaftswachstum für 92 Prozent des Anstiegs der Aktienwerte an der Wall Street verantwortlich war. Seit 1989 allerdings gilt: „Der amerikanische Aktienmarkt wird immer weniger durch das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten beeinflusst, sondern immer stärker durch den rückläufigen Anteil der Arbeitseinkommen an der Wirtschaftsleistung“, vor allem also durch die Schwäche der Gewerkschaften und auf Kosten der Arbeiter*innen.
Das bedeutet: Wenn der Aktienmarkt auch in den kommenden Jahren weiter so prosperieren soll, muss sich entweder das Wirtschaftswachstum deutlich beschleunigen (höchst unwahrscheinlich) oder Unternehmensführer*innen werden noch mehr von den Wachstumsgewinnen der abhängig Beschäftigten und anderer Beteiligter an die Aktionär*innen abführen müssen.
Dafür dürften wahrscheinlich noch mehr Druck auf die Löhne, mehr Zahlungen an Politiker*innen für Steuersenkungen und Subventionen sowie weitere Rückschritte bei den Umweltauflagen notwendig sein, was wiederum die herrschende Unzufriedenheit weiter verschlechtern wird.
Nichts wird in Davos erreicht werden
In Davos wird nichts davon zur Sprache kommen – auch nicht von der wachsenden politischen und wirtschaftlichen Macht dieser Eliten und der immer geringer werdenden Macht der „normalen“ abhängig Beschäftigten und Bürger*innen rund um die Welt.
Nichts wird in den Schweizer Alpen erreicht werden, denn die wachsende weltweite Unzufriedenheit muss sich erst auf die Bilanzen der Unternehmen und Finanzinstitute auswirken, deren Chefs in Davos zusammenkommen, um sich zu ihrem Reichtum, Einfluss und ihrem Wohlwollen zu gratulieren.
Trump wird unterdessen wohl von den Republikaner*innen im Senat freigesprochen werden, die so feige und prinzipienlos sind, dass sie über sein eklatant verfassungswidriges Verhalten hinwegsehen werden.
Trump plant übrigens, in Davos eine Rede zu halten: Ein Präsident, gegen den ein Amtsenthebungsverfahren läuft, spricht vor dem Weltwirtschaftsforum, während der Senat über sein Schicksal berät. Wahrscheinlich wird er wie üblich mit den Börsenkursen angeben, drohen und lügen.
Was er nicht sagen wird, ist, dass der Missbrauch der politischen Macht, wie er und viele seiner Zuhörer*innen ihn betreiben, droht, den Kapitalismus, die Demokratie und den Planeten zu zerstören.
Kommentare 22
Das Ganze ist wie das Monopolyspiel: nach ein paar Runden hat einer alle Strassen und Immobilien sowie Kontrolle über Strom und Wasser. Die anderen Mitspieler haben nichts, dürfen für die kärgliche Nutzung ab und zu mal über Los gehen oder gleich ins Gefängnis.
Die schönste Ereigniskarte "Bankirrtum zu Ihren Gunsten" hat wer ?
»„Der amerikanische Aktienmarkt wird immer weniger durch das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten beeinflusst, sondern immer stärker durch den rückläufigen Anteil der Arbeitseinkommen an der Wirtschaftsleistung“«
Schön, das mal so kompetent bestätigt zu bekommen. Und ich dachte schon langsam, meine diesbezügliche Argumentation hinsichtlich der Regierungspolitik im Deutschland seit Gerhard Schröder sei das Ergebnis eigener Querulanz.
Sie sprechen also von Besitzstandsklau an der lohnabhängigen Bevölkerung (45 Millionen). Ich spreche zudem vom Besitzstandsklau an Rentnern (22 Millionen) und vom Besitzstandsklau an der Bevölkerung schlechthin. Siehe z.B. die Mehrwertsteuererhöhung 2007 durch CDU/CSU & SPD von 16 auf 19 Prozent.
>>...z.B. die Mehrwertsteuererhöhung 2007 durch CDU/CSU & SPD von 16 auf 19 Prozent.<<
Für die systemrelevante Spekulantenrettung.
Ja, der Autor hat mir aus der Seele gesprochen. Seit Dekaden präsentieren Politik und Medien den Hochglanzprospekt: »Die deutsche Wirtschaft kann vor lauter Kraft kaum laufen«, »Deutschland – die Wachstumsmaschine«, »Aufschwung und kein Ende«, sprechen von Jobwunder.
Ich wiederhole: !!!Und das angesichts eines durchschnittliches Wirtschaftswachstums seit 2005 von gerade einmal 1,4 Prozent, wie Enzo Weber uns hat wissen lassen!!!
Danke für den Beitrag.....
Niemand sagt was zu Robert Reich. Bei dem fällt mir sofort Bill Clinton und die Finanzkrise 2008 ein.
Robert Reich war wirtschaftspolitischer Berater von Clinton, hat mit ihm studiert.
Wikipedia: Zitat Nach Clintons Wahlsieg leitete er ab 1993 das Arbeitsministerium. Reich setzte sich für Programme zur Armutsbekämpfung und für Ausbildungsinitiativen ein. Am Ende der ersten Amtszeit Clintons schied Reich aus dem Kabinett aus.
Bill Clinton hob 1999 das Glass-Steagall-Gesetz mit dem Gramm-Leach-Bliley Act schließlich komplett auf.[7] Auf diese Weise sollte die Wettbewerbsfähigkeit US-amerikanischer Geschäftsbanken gestärkt werden. Viele Kritiker sehen in der Abschaffung des Glass-Steagall-Gesetzes jedoch die Ursache für die Fehlentwicklung in der Finanzbranche, die letztlich zur Finanzkrise im Herbst 2008 führte. Zitat Ende.
Tja. Ein Progressiver der US-Demokraten eben. Links blinken.
Also rennen Millionen Schafe zur Schlachtbank, lassen sich von vone bis hinten verar...en und ausnehmen und machen alle 4 oder 5 Jahre ihr Kreuzchen. Die paar, die solche Berichte lesen, leben in einer Blase, von der die große Herde nichts mitbekommt oder mitbekommen will. Ich glaube das Warren Buffet und Konsorten ihren Krieg gewinnen werden. Was macht Greta eigentlich in Davos?
ach ja, aber r.reich läßt sich doch irgendwie als k-kritiker verwenden.
und darauf kommts doch hier an.oda?
Kommt drauf an, was seine Konzepte zur Armutsbekämpfung sind. Mir ist es zu stressig, dass nachzuprüfen, aber sehr wahrscheinlich haben Clinton und er die Vorlage für Hartz4 in den USA produziert.
Zu Reichs Armutsbekämpfung außerdem gibt es noch was in Wikipedia, selbst die kritisieren sein Konzept.
Zudem scheinen Clinton (wohl auch sein Kumpel Reich) Erfinder der "linken" Identitätspolitik zu sein.
"Was er nicht sagen wird, ist, dass der Missbrauch der politischen Macht, ..., droht, den Kapitalismus, ... zu zerstören." (Reich)
K-Kritiker ! Irgendwie.
Armutsbekämpfung heißt noch lange nicht, dass man links ist. Der K. hat die Armut bekämpft, ebenso Hitler, und andere Despoten der 3. Welt. Links heißt Emanzipation, materiell und politisch.
Gewiss Besitzstandsklau von Milliarden!
Korrektur: Sie meinten den Anteil an der Bevölkerung.
"Bisher galt die Annahme, die Wall Street werde vornehmlich vom amerikanischen Wirtschaftswachstum belebt. Eine Untersuchung zeigt, dass ein anderer Faktor der wichtigste Kurstreiber ist: Umverteilung zu Lasten der Arbeitnehmer." (FAZ)
" irgendwie als k-kritiker verwenden": ich verstehe, was Sie meinen, Denkzone 8. Diese Zahlen bekommt man von verschiedenen Seiten. Dennoch haben Sie auch irgendwie recht.
Die ökologische Vernichtung der Existenzgrundlagen der Menschheit im Kapitalismus.
"Den Planeten zu retten, heißt die herrschenden Eliten zu stürzen"
»Ullrich Mies ist Sozial- und Politikwissenschaftler und studierte in Duisburg und Kingston, Jamaika. Mies schreibt für verschiedene Publikationen wie Rubikon, die Neue Rheinische Zeitung oder scharf-links. Als Mitautor verfasste er mit Jens Wernicke 2017 das Buch "Fassadendemokratie und Tiefer Staat". In dem aktuellen Sammelwerk "Die Ökokatastrophe" kritisiert Mies die Klimadebatte, die sich vornehmlich auf die Frage konzentriere, in welchem Maße der Mensch dafür verantwortlich gemacht werden könne. "Der Natur ist es völlig egal, wer sie zerstört", so Mies. Der überzeugte Kapitalismuskritiker sieht vor allem die herrschenden Eliten in der Pflicht, da sie diejenigen seien, die von der Ausbeutung des Planeten am meisten profitieren. Im Gespräch macht Mies deutlich, dass aus seiner Sicht nicht mehr viel Zeit bleibt, um den Planeten vor der Ökokatastrophe zu bewahren.
Höre: https://www.youtube.com/watch?v=5qC3zybQ9tE
21.01.2020, R.S.
50 Jahre WEF > Positives
2020 werden in, bzw. durch Davos für den Klimaschutz spürbare Fortschritte erzielt werden, nachhaltig ausgelöst durch die Berichterstattung über die teilnehmenden Personen und deren Inhalte. Es bewegt die Zivilgesellschaft weit mehr, wenn alle Medien der Welt darüber berichten, dass Trump das Wort Klimaschutz nicht in den Mund genommen hat, als hätte er es getan. So bleiben die Spannung und die kontroversen Diskussionen erhalten. CO2 Emissionen und Greta bleiben in und auch nach Davos das erste Tema. Klimaschutz ist vor allem in gebildeten Gesellschaftsschichten emotional geworden. Er beeinflusst zunehmend Handlungsweisen der Bevölkerung und dadurch die Märkte. Die Anleger spüren, dass sich über ihre fossilen Konzerne etwas zusammenbraut, eine kritische Masse sorgt bereits vor und beginnt auf "green Investments" umzuschichten. Das öffentliche Bekenntnis darüber enthält bereits den Geruch einer zukünftigen Panik. Der Zeitpunkt rückt rasch näher, wo sich die namentlich bekannten Verursacher der sich anbahnenden Klimakatastrophe nicht mehr sicher fühlen können. Klimanotstand
Die in Davos versammelten Mächtigen samt der ihnen hörigen Regierungen werden einen Teufel tun ! Der schnelle Cashback wird weiter das einzige Interesse sein dem sie nnachrennen. Ein paar PR-Agenturen werden allerdings damit beschäftigt werden das bestehende Wirtschaftssystem mit ein paar (leicht abwaschbaren>) grünen Farbtupfern zu versehen. Also Buissiness as gewohnt.
ja. wenns publikum,betroffene: geschehen lassen!
Weltwirtschaftsgipfel in Davos
Weltwirtschaftsgipfel in Davos
Ja, ohne Greta wär’ nix los
Denn, Ihr Eliten, woll’n wir wetten
Die Greta wird das Klima retten
Sie wird den reichen Kopf euch waschen
Euch „Heuchler“ nennen und auch "Flaschen"
Euch dann mit Wissenschaftsvertrauen
Die Wahrheit um die Ohren hauen
Ob Trump, Xi, Putin oder Merkel
Für sie sind alle Umweltferkel
Ob Nestlé, Exxon, BMW
Sie spült sie alle durchs WC
Und alle Welt wird live es sehen
Wo Greta ist, ist Weltgeschehen
Die Medien sind von ihr begeistert
Weil sie die Klimakrise meistert
So hält der clevere Klaus Schwab
Die Medienmeute klug auf Trab
Wenn Greta dann reist nach Berlin
Die Journalisten sich verzieh’n
Dann wird der Schampus aufgemacht
Und in den Suiten laut gelacht
Dann geht’s Black Rock um Rentnergelder
Und Shell, BP um Erdölfelder
Und nach dem dritten Gläschen Sekt
Wird Merkel und Macron gesteckt
Nun nicht ans Klima mehr zu denken
Stattdessen Steuern brav zu senken
„Lasst Greta schimpfen, appellieren
Die Medien alles publizieren
Die Schüler freitags protestieren
Die Wissenschaft analysieren
Wir wissen doch, was uns’re Welt
Im Innersten zusammenhält
Nur Macht und Geld und Geld und Macht!"
So feiern sie die ganze Nacht
>>...So feiern sie die ganze Nacht<<
bis dass alles zusammenkracht
doch ist's nicht weiter schlimm getan:
bezahlen tut der Untertan.
"dich will ich loben,
hässliches,
du hast sowas verlässliches!"
robert gernhardt.
Die 750 Experten des "Global Risk Reports" sagen unter Punkt 2: "Regierungen / Unternehmen scheitern." Hawking meinte es würde noch 100 Jahre dauern, es wird schneller gehen. Die USA sind zu über 90% ölabhängig, zivil wie militärisch. Die größte Wirtschaftsmacht, die größte Militärmacht der Welt hat unter Trump entschieden: America first! Ja, systemisch betrachtet, stimmt das. Die USA werden ggf. als Erste untergehen, die klassische, sich selbst erfüllende Prophezeihung! Leider kann so etwas nicht isoliert passieren, in einer global-vernetzten Welt. Die EU , GB besonders, mit den USA aufs Engste verbandelt. Der Exportweltmeister prioritär. Mit gegangen, mit gehangen, kurz gesagt. Es könnte am Ende wieder lauten: Die Menschheit war zu schwach um zu überleben. Damals war es das Deutsche Volk, das zu schwach war für den Sieg. Die "Generation Greta" wird weltweit massgeblich mitmischen, zu neudeutsch: Robust! high noon