Von Hunger las man in Büchern

Vietnam Lange schrieb man beim Umgang mit Corona an einer Erfolgsgeschichte, doch das hat sich geändert. Eine Reportage aus einem Land in der Krise
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 40/2021

Als im August für Ho-Chi-Minh-Stadt im Süden Vietnams der bisher strengste Lockdown verhängt wurde, glaubte die Fabrikarbeiterin Tran Thi Hao, die Regierung werde schon für eine ausreichende Versorgung ihrer Familie sorgen. So war es jedenfalls versprochen. Doch seit mehr als einem Monat leben sie von nicht mehr als Reis und der Fischsoße Nuoc Mam. Im August schickte sie ihr Arbeitgeber in einen unbezahlten Urlaub. Tran Thi Haos Mann, der sonst auf dem Bau arbeitet, sitzt noch länger zu Hause.

So geriet die Familie mit der Miete in Rückstand, bald schon wird die nächste Zahlung fällig sein. „Ich versuche, so lange wie möglich durchzuhalten, aber ich weiß nicht, was als Nächstes kommt“, sagt die Mutter eines achtjäh