Was vom Traum geblieben ist

Bosnien-Herzegowina Die Erfolgsgeschichte der multiethnischen Stadt Brčko droht zu enden. Die Volksgruppen achten wieder mehr auf Abstand
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 27/2014

Brčko sieht aus wie jede andere bosnische Kleinstadt. Die bevölkerte Fußgängerzone wird von verräucherten Cafés gesäumt, in denen Kognak und bitterer Kaffee serviert werden. Dazu gibt es eine regionale Spezialität: hochoktavige Turbofolkmusik. Hinter dieser Alltagsfassade verbirgt sich ein ungewöhnliches Experiment. Im imposanten Gebäude des Rathauses, erbaut noch zu Zeiten der Habsburger Monarchie Anfang des 20. Jahrhunderts, sitzt eine Gemeindeversammlung, deren Befugnisse eher denen eines souveränen Staats gleichen. Die Kommune Brčko verwaltet sich beinahe völlig autonom. Neben einem eigenen Schulwesen unterhält die Stadt auch selbstständige Gerichte sowie ein Gesundheitssystem und einen unabhängigen Polizei