Wenn genug nie genug ist

Altruismus Manche Menschen richten ihr Leben komplett danach aus, möglichst viel Gutes zu tun. Aber ist eine solche Hypermoral wirklich lebbar?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2016
Ein kandierter Apfel und die Frage: Hätte das Geld nicht ein Kind retten können?
Ein kandierter Apfel und die Frage: Hätte das Geld nicht ein Kind retten können?

Illustration: Bratislav Milenkovic/The Guardian

Viele Jahre fragte sich Julia Wise, ob sie jemals einen anderen Menschen treffen würde, der so denkt wie sie. Alle, die sie kannte, hielten ihre Vorstellungen von Moral für befremdlich. Einige räumten ein, sie könne vielleicht recht haben, aber sie waren selbst nicht bereit, die Opfer zu bringen, die Julia brachte. Andere fanden ihre Ansichten fehlgeleitet oder schlicht falsch. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass alle anderen danebenlagen und nur sie allein recht hatte? Gleichzeitig war Julia diese Frage aber auch suspekt: Schließlich wäre es für sie sehr bequem, falsch zu liegen – sie müsste dann nämlich nicht mehr so viel abgeben.

Weil jeder Mensch gleich viel wert ist, glaubt Julia, sie habe kein Recht, sich mehr um sich zu k&