„Warum ist die Ukraine die Schuld des Westens?“ Das ist der provokante Titel eines Vortrags, den Professor John J. Mearsheimer – ein berühmter Vertreter der sogenannten realistischen Schule der Internationalen Beziehungen – 2015 auf einem Alumni-Treffen der University of Chicago gehalten hat. Der Mitschnitt wurde auf Youtube bereits mehr als 18 Millionen Mal angeklickt. Und auch 2022 vertritt Mearsheimer diese These, höchst explosiv etwa am 1. März in einem etwas unglücklichen Telefoninterview mit dem New Yorker. Angesichts der russischen Invasion zieht seine Provokation blanke Wut auf sich. Da stellt sich die Frage: Was ist dieser „Realismus“, den er vertritt?
Einerseits ist Mearsheimer entwaffnend offen. Der Vorstoß von 2008, die Ukraine und Georgien in die NATO aufzunehmen, war ein fürchterlicher Fehler. Der Sturz des von Moskau gestützten Regimes von Wiktor Janukowitsch, vom Westen begrüßt und gefördert, hat Russland noch mehr in eine Feind-Positon getrieben. Der Westen müsse einsehen, selbst für das Entstehen einer brandgefährlichen Situation mitverantwortlich zu sein, indem er die alte anti-sowjetische Allianz in das Gebiet ausgedehnt hat, das von Russlands Einflusssphäre übrig ist. Der höchst kontroverse Schluss aus diesem Lagebild: Putins gewalttätiger Versuch, diesen Vorstoß zurückzuschlagen, sollte niemanden überraschen.
Schon 2015 war das anstößig – und erst recht heute, im Licht von Putins ganz unapologetischem Bruch des Völkerrechts. Am 28. Februar, als ein Tweet des russischen Außenministeriums auf Mearsheimer verwies, holte Anne Applebaum zum Gegenschlag aus: „Hier habt ihr es“, schrieb die renommierte und liberal engagierte Historikerin der post-sowjetischen Ära: „Man fragt sich, inwieweit die Russen ihr Narrativ von Mearsheimer und Co. haben. Moskau muss ja sagen, dass seine Invasionen in Tschetschenien, Georgien, Syrien und jetzt in der Ukraine auf das Konto des Westens gingen, und nicht auf Gier und Imperialismus basieren. Amerikanische Gelehrte haben diese Erzählung geliefert.“ Daraufhin schlug die Empörung hohe Wellen. Studierende der University of Chicago lancierten sogar einen offenen Brief: Es sei zu klären, ob Professor Mearsheimer nicht insgeheim auf einer Lohnliste des Kreml stünde?
Ein Beispiel für „Großmacht-Realismus“
Im Kern des Skandals steht Mearsheimers Weigerung, in Putins Aggression etwas anderes zu sehen als eine typische Großmacht-Aktion. Anders als Applebaum hat er mit russischer oder ukrainischer Geschichte und Gegenwart nicht viel zu tun. Er deutet die Vorgänge einfach als Beispiel seiner Lieblingstheorie der Internationalen Beziehungen, des „offensiven“ oder „Großmacht-Realismus“: Russland ist eine Großmacht, so diese Theorie, und schützt seine Sicherheitsinteressen durch die Errichtung und Verteidigung von Einflusssphären. Die USA tun das auch – etwa in Gestalt der Monroe-, oder zeitgenössischer der Carter-Doktrin, die den Raum amerikanischer Interessen bis zum Persischen Golf absteckt. Wenn es sein muss, werden diese Zonen mit aller Gewalt verteidigt. Und wer das nicht versteht, habe keine Ahnung von der wirklichen Logik der Internationalen Beziehungen.
Über Applebaums rhetorische Attacke schüttelt Mearsheimer vermutlich nur müde den Kopf. Und natürlich braucht Putin gewiss keinen Zuspruch aus dem akademischen Amerika, um Russland als Großmacht zu verstehen. Großmächte nutzen moralische und unmoralische Methoden – Stimmen aus ausländischen Universitäten zu instrumentalisieren, ist gewiss ihre kleinste Sünde. Internationale Beziehungen drehen sich für Mearsheimer um Geografie, Wirtschaft und militärische Macht. Sofern Ideen überhaupt einen Einfluss haben, ist in dieser Perspektive höchstens darauf zu hoffen, dass die öffentliche Meinung und die entscheidenden Eliten dieser Großmächte die Einflusssphären der jeweils anderen respektieren und es nicht zu unnötigen Konfrontationen kommen lassen. „Realismus“ bedeutet hier: Klarheit über die Grundstruktur hinter den Ereignissen – und eine resiginierte Akzeptanz von deren vermeintlich unumgänglicher Logik.
In den 2000er Jahren kritisierte Mearsheimer von diesem Standpunkt aus auch einen – nach seinem Dafürhalten – übermäßigen Einfluss der israelischen Lobby auf die Politik der Vereinigten Staaten: Dieser Einfluss trübe die Einsicht der amerikanischen Politik in die tatsächlichen Interessen der USA im Nahen Osten. Und in der jetzigen Lage fordert er uns dazu auf, uns endlich von der Idee zu verabschieden, dass die NATO-Osterweiterung ein unaufhaltsamer historischer Trend sei oder ein Kreuzzug, für den es zu kämpfen lohne.
Fraglos ist in dieser Perspektive wenig Raum für die Souveränität der Ukraine. Der Spielraum dieses Landes ist demnach für immer und schicksalhaft davon geprägt, innerhalb der russischen Einflusszone zu liegen. Doch so bitter das klingt: Wer die faktisch bestehenden Machtpotenziale und Interessen Russlands nicht zur Kenntnis nimmt, riskiert ein sogar noch schlechteres Ergebnis: Die Ukraine droht zerschmettert zu werden. Mearsheimer leugnet nicht die Aggression Russlands, er nimmt sie einfach als gegeben hin. Seine Polemik zielt auf die EU und die NATO, die das Land auf diese gefährlich schiefe Ebene geführt hätten: Dem westlichen Winken mit einer möglichen EU-Assoziation und einer NATO-Mitgliedschaft konnte die ukrainische Politik einerseits kaum widerstehen, was sie aber andererseits unweigerlich dem geballten Zorn Moskaus auslieferte.
Von Reichen und Räumen
Was aber ist eigentlich der Ursprung dieser zwar bestechenden, aber auch düsteren Weltsicht? Fragte man Mearsheimer danach, würde er höchstwahrscheinlich sagen, es handle sich um eine uralte Einsicht, die sich schon in den Schriften des antiken griechischen Historikers Thukydides finde. Aber das ist in Wirklichkeit eine im Nachhinein erfundene Tradition. Tatsächlich ist die politikwissenschaftliche Disziplin der Internationalen Beziehungen erst in den USA des Kalten Krieges entstanden.
Wer darüber mehr wissen will, sollte zu Matthew Specters gerade erschienenem Buch The Atlantic Realists greifen. Specter zeigt darin eine viel plausiblere Herkunftsgeschichte der „realistischen“ Ideen. Diese nehmen nicht etwa in der nebulösen Antike ihren Anfang und auch nicht im Zeitalter der sprichwörtlichen „Realpolitik“ Otto von Bismarcks, in der eine relativ gefestigte Balance zwischen den großen Mächten bestand – sondern im Zeitalter des Imperialismus. Es war im späten 19. Jahrhundert, als die „Verteilung“ der Welt abgeschlossen schien und der Sozialdarwinismus in Mode kam, dass diese Vision einer Welt aufkam, die vom Kampf übermächtiger Staaten um die Räume auf einem begrenzten Planeten bestimmt sei.
Specter zieht eine gerade Linie, die von den Politischen Geografen und Seemacht-Theoretikern des späten 19. Jahrhunderts wie in Deutschland Friedrich Ratzel oder in den USA Alfred Mahan über die deutschen Geopolitiker der Zwischenkriegszeit – etwa Karl Haushofer und Carl Schmitt – zu den Klassikern des amerikanischen „Realismus“ führt, zum Beispiel zu Hans Morgenthau. Ähnlich wie Mearsheimer dachte etwa Schmitt, der Nazi-Jurist und Theoretiker des „Großraums“, in Begriffen einer Weltordnung, die auf der Aufteilung des Planeten zwischen großen Blöcken basierte, die jeweils von einer Vormacht dominiert würden. Charakteristisch für dieses Weltbild ist ein rigider moralischer Relativismus, der jede Idee universeller Werte zurückweist – und weniger auf irgendwelche philosophischen Vorstellungen gebaut ist als auf die als gegeben betrachtete Konkurrenz dieser Machtblöcke selbst. In einem ähnlichen Stil wie heute Mearsheimer betrachteten Haushofer und Schmitt dabei den deutschen „Großraum“ als Äquivalent des Britischen Empire und der Monroe-Doktrin, die de facto den amerikanischen Doppelkontinent zur Einflusssphäre der USA erklärte. Auch die Advokaten der „Groß-Ostasiatischen Wohlstandssphäre“ klangen so, als sie in den späten 1930er Jahren einen von Japan dominierten „Großraum“ reklamierten, der die koreanische Halbinsel, erhebliche Teile Chinas sowie Vietnam, Laos, Thailand, Malaysia, Indonesien und Bali umfassen sollte.
Diese Ideengeschichte ist auch deshalb so wenig bekannt, weil sie für den Liberalismus so skandalös ist. Es verträgt sich nicht mit den Idealen universeller Menschenrechte, die Ansprüche der Mächte einfach hinzunehmen und zum Ausgangspunkt politischen Denkens zu machen. Entsprechend wurden im Zweiten Weltkrieg deutsche Geopolitiker wie Haushofer von der alliierten Presse geächtet – und fanden sich später teils auf der Nürnberger Anklagebank wieder. Das musste ihnen verwirrend erscheinen, hatten sie sich doch stets auf den Aufstieg der USA im 19. Jahrhundert als Lehrbeispiel bezogen. Das war nun natürlich peinlich – und Specter zeigt in einer Reihe augenöffnender Kapitel, wie der amerikanische „Realismus“ sich in der Folge eine neue Geschichte zurechtlegte, die diese imperialistischen Wurzeln hinter einer abstrakteren Theorie verschwinden ließ.
Matthew Specter ist ein Germanist. Zuvor hatte er über Jürgen Habermas geschrieben, den Philosophen in Tradition der Frankfurter Schule. Speziell für ein amerikanisches Publikum ist es nun ein echter intellektueller Coup, die Sorte von „Realismus“ in den Internationalen Beziehungen mit derart dunklen Wurzeln in Verbindung zu bringen, die an amerikanischen Unis bis heute gelehrt wird.
Allerdings bringt Specters Herleitung des „Realismus“ auch eine Verengung mit sich. Wenn Mearsheimer ein typischer Vertreter des Große-Mächte-Realismus ist, dann denkt dieser weniger im Sinne der imperialistischen Fantasien, die zum Ersten Weltkrieg führten. Er steht vielmehr in einer Tradition, die sich im Nachhinein fragte, wie es zu diesem Krieg hatte kommen können und was in der Julikrise von 1914 falsch gelaufen war.
Die deutsch-amerikanische Traditionslinie, auf die sich Specter konzentriert, ist also bemerkenswert, aber an dieser Stelle auch nur ein Teilaspekt. Eine Rolle in dieser Debatte spielten in Großbritannien auch Historiker wie Edward Hallett Carr und ein Philosoph wie Goldsworthy Lowes Dickinson – sowie in den USA linke Historiker der Internationalen Beziehungen, zum Beispiel Charles Beard. Bis heute gibt es eine Affinität zwischen Leuten wie Mearsheimer und der außenpolitischen Linken, die den „Realismus“ dafür schätzt, die brutale Logik der Mächte immerhin unverblümt auszusprechen.
Liberale Frustration
Man muss anerkennen: Mearsheimers Optik gibt tatsächlich einen Einblick in das Geschehen. Obwohl es niemand laut ausspricht, wird seine Diagnose zu Krise und Krieg in der Ukraine de facto von einer großen Mehrheit des außenpolitischen Establishments in den USA geteilt. Das von Präsident George W. Bush und seiner Administration 2008 durchgeboxte Versprechen einer NATO-Aufnahme der Ukraine war tatsächlich ein Akt der Hybris. Und jetzt wird der Westen die Ukraine nicht loslassen – aber auch nicht direkt militärisch intervenieren. In der Wut auf Mearsheimer zeigt sich auch der liberale Frust über die Einsicht in die Grenzen der Möglichkeiten des Westens – und für diese Grenzen gibt es sehr gute Gründe. Eine direkte Konfrontation mit Russland hat die NATO immer zu vermeiden gesucht. Die USA haben Wladimir Putin zu verstehen gegeben, dass sie nicht militärisch eingreifen werden. Schon die Notfall-Waffenlieferungen drohen diese Linie zu verwischen. Eine „Flugverbotszone“ wäre lebensgefährlich.
Dennoch wäre es auch nach dem bis hierhin Gesagten pervers, einen intellektuellen Sieg von Mearsheimers „Realismus“ auszurufen. Zweifellos hat er recht, was die Hintergründe der Spannungen angeht, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter verdichtet haben. Aber das erklärt noch lange nicht den Krieg. Die Entscheidung des deutschen Kaisers, den Österreichern im Juli 1914 einen Blankoscheck auszustellen, lässt sich ja auch nicht mit einem bloßen Verweis auf den damaligen Imperialismus abtun. Das „realistische“ Modell ist überaus unspezifisch und kann auch nicht die qualitative Verschiebung erfassen, die mit der Eröffnung bewaffneter Auseinandersetzungen einhergeht. Gewiss: Der preußische General Carl von Clausewitz hat gesagt, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Doch das geflügelte Wort beantwortet noch lange nicht, warum irgendjemand – Großmacht oder nicht – zu einem so radikalen und gefährlichen Mittel greift.
In Moskau glaubte keine ernst zu nehmende Stimme des sicherheitspolitischen Establishments – das geschlossen hinter einer russischen Großmachtpolitik steht –, dass Putin tatsächlich in den Krieg ziehen würde. Und zwar nicht etwa, weil diese Leute keinen Blick für die Logik der Macht hätten, sondern gerade weil sie das alles so gut verstehen. Sie sahen keinen guten Grund, die Risiken, Schäden und Unwägbarkeiten eines offenen Krieges in Kauf zu nehmen. Und dessen bisheriger Verlauf scheint ihnen recht zu geben.
Menschliche Moral und internationaler Legalismus bilden den einen gewichtigen Grund, gegen Kriege zu sein. Der andere aber besteht darin, dass der Krieg zumindest in den vergangenen 100 Jahren ganz einfach keine guten Ergebnisse geliefert hat. Jenseits der nationalen Befreiungskriege fällt es schwer, auch nur einen Angriffskrieg zu finden, der selbst im Sinne derer, die ihn angefangen haben, die gewünschten Resultate gezeitigt hat. Ein „Realismus“, der das übersieht und über die Folgerungen hinweggeht, die in der Politik weit überwiegend aus dieser historischen Lehre gezogen worden sind, verdient seinen Namen nicht.
Realistischer als „Realismus“
Das heißt nun wohlgemerkt nicht, dass der Krieg demnächst vom Antlitz der Welt irgendwie verschwinden wird. Wer sich aber deren Zukunft als Dauerwiederholungsschleife eines aufgeputschten Militarismus à la 1914 vorstellt, schließt jedes gemeinsame Lernen aus der Geschichte aus. Darüber hinaus sind diese Vorstellungen kontrafaktisch, zumal im Zeitalter der Atomwaffen: In seinen Kapiteln über die Nachkriegszeit zeigt etwa Specter sehr detailliert, wie der transatlantische „Realismus“ nach Vietnam und unter dem Vorzeichen der nuklearen Hochrüstung zum Mittel des Krieges eine überaus vorsichtige Position bezog. In dieser Hinsicht verdient Mearsheimers „offensiver“ Realismus – der eine Erscheinung der Zeit nach 1990 ist – seinen Namen dann wieder sehr wohl.
Angesichts der Schrecken jedes und auch des gegenwärtigen Krieges mag man versucht sein, Mearsheimers kühle Analyse der Logik eines Großmachtkonflikts tatsächlich als eine Art von Legitimierung des Angriffs Wladimir Putins zu sehen. Tatsächlich ist Mearsheimer aber eher eine Geheimwaffe des Westens: Sollte Putin tatsächlich in seinem Sinne in einen Krieg gezogen sein, der ein neues Afghanistan werden könnte, kommt man um diesen Schluss schwerlich herum.
Um zu verstehen, wie die verhängnisvolle und kriminelle Entscheidung für die Invasion im Kreml gefallen ist, brauchen wir keine Platitüden über die Sicherheits-Dilemmata von Großmächten, sondern eine Art von forensischer Untersuchung der Entscheidungsprozesse und der zugrunde liegenden Erkenntnisse. Und wir müssen auch verstehen lernen, warum die auf dem Papier so wehrlos aussehende Ukraine zumindest bisher einen überraschend effektiven Widerstand aufbauen konnte.
Unter dem Strich steht wohl vorerst, dass sich eine tatsächlich realistische Sicht auf die Weltpolitik nicht darin erschöpft, stets nach einem altbekannten Werkzeugkasten zeitloser Wahrheiten zu greifen. Es reicht auch nicht aus, sich gegenüber dem moralisch überschießenden Liberalismus hartgesotten und immun zu geben. Wenn man ihn erst nimmt, ist Realismus eine endlose Herausforderung. Es geht dabei darum, buchstäblich Stunde für Stunde mit der permanenten Veränderung einer komplexen Welt Schritt zu halten. Einer Welt, in die wir unrettbar verstrickt sind, die wir bis zu einem gewissen Grad zwar beeinflussen und verändern können, die aber ständig unsere Wahrnehmungsweisen infrage stellt – und auch das, was wir als unsere Interessen bestimmen.
Wahrer Realismus ist die endlose Aufgabe, unsere politischen Ziele und die Wege, diese zu erreichen, vernünftig zu bestimmen. Im Ergebnis dessen zum Mittel des Krieges zu greifen, sollte so deutlich verurteilt werden, wie es ein derartiger Schritt verdient. Eine solche Entscheidung darf nicht als eine „logische“ und letztlich auf der Hand liegende Reaktion auf irgendwelche gegebenen Umstände normalisiert werden. Wer immer in politische Entscheidungen involviert ist oder sich darüber öffentlich und wissenschaftlich äußert, ist an diesem Imperativ zu messen.
Kommentare 161
das ist ein großer und zugleich präzise durch-dachter text.
und steht hier inmitten von klein-holz und morast.
"...die kriminelle entscheidung für die invasion"
steht gegen "platitüden über die sicherheits-dilemmata von großmächten"
("groß-macht-realismus" und "geopolitische schicksals-analyse").
ich staune, wie Sie einen aussage-kräftigen text ignorieren und zur basis
Ihrer abstrusen konstruktion(putin als ghost-buster des liberalismus)
machen wollen....
wenn Ihre konstruktion einen wahren kern haben sollte, dann:
putin ist ein parade-beispiel an illiberalem despotismus,
ein operateur mit grund-rechte-entzug und volks-verhetzung,
der auch vor krieg("speziellen militärischen operationen") nicht zurück-schreckt.
und die ernsteste herausforderung für demokratie-erstrebende menschen ist.
Was kennzeichnet eigentlich Größenwahn?
- Amerika first über alles in der Welt?
oder
- Entmilitarisierte Pufferzonen um mein großes Land?
"Studierende der University of Chicago lancierten sogar einen offenen Brief: Es sei zu klären, ob Professor Mearsheimer nicht insgeheim auf einer Lohnliste des Kreml stünde?"
Siehste, da isses auch nicht anders, als hier in der FC. Auch hier werden Leute auf Lohnlisten (nur nicht des Kremls) verortet u.ä.
---
Der Artikel bietet eine anregende und weiterführende Lektüre.
[Sicher werden gleich laut auch die hier aufschlagen, die ihre (heimliche) Freude über Putins "Stoppschild" und ihre Verortung der Kriegsschuld in Kiew kaum verhehlen.]
diktaturen sind immer das stop-schild für (neo/liberale) demokratien.
sie sind auch das stopschild für sozialistische demokratien (chile 73, iran 50er, usw.).
der neoliberalismus ist leider noch lange nicht am ende, er ist der kern der ökonomisch mächtigsten staaten der welt. auch russland fährt bisher eine art neoliberale, fast schon libertäre ökonomie. ändert sich jetzt vielleicht, wird eher ne kriegsökonomie.
chinas staatskapitalismus liegt da auch nicht viel anders. da wird nur eingegriffen, wenn die macht der diktatur angetastet werden könnte. sonst nicht.
so oder so ist mir neoliberale (pseudo/post)demokratie immer noch lieber als willkürliche, durch und durch autoritäre, chauvinistische diktatur ala russland&china. obwohl ich beides verabscheue.
Ein richtig guter Text. Ausgewogen, kenntnisreich und nicht auf Zuspitzung sondern auf Erkenntnisgewinn hin formuliert.
"Wenn man ihn erst nimmt, ist Realismus eine endlose Herausforderung. Es geht dabei darum, buchstäblich Stunde für Stunde mit der permanenten Veränderung einer komplexen Welt Schritt zu halten. Einer Welt, in die wir unrettbar verstrickt sind, die wir bis zu einem gewissen Grad zwar beeinflussen und verändern können, die aber ständig unsere Wahrnehmungsweisen infrage stellt – und auch das, was wir als unsere Interessen bestimmen."
Das kann sich jeder hier im Forum (mich eingeschlossen) über den Schreibtisch hängen.
Viele bedeutungsschwangere Worte. Doch warum - und vor allem: wofür?
Die vorherrschende Hysterie braucht offensichtlich neues Futter. Fastfood reicht nicht mehr aus - ein Dickmacher ohne wirkliche Sättigung. Nun also 'Kraftfutter'?
Entdecker von "Kleinholz und Morast" sollten zugreifen. Vermutlich wissen nur Hütchenspieler und Börsianer (Quatsch, das sind ja Synonyme), wie die Entwicklung der Lebensmittelpreise weitergeht.
Die Ukraine als mächtiger Weizenexporteur sitzt in der ersten Reihe. Ein Wirkfaktor auch für deutsche Claqueure und Enddarm-Gäste?
Wie ich gestern dem Bildschirmtext des ÖR (als Propagandaquelle noch häufig unterschätzt) entnehmen durfte, ist die Ukraine innerhalb des letzten Monats zum größten Land Europas aufgestiegen. Famos.
Dass da einigen gewisse Großmachtsphantasien einen Streich gespielt haben, zeugt von beispielloser SELBST-ENTBLÖDUNG.
Für alle, die sich gerne an Fakten halten: das größte europäische Land ist Russland. Selbst für Dummköpfe und chronische Leugner nachlesbar.
Post scriptum: ab wann wird eigentlich 'zurückgeschossen'???
Reale Machtverhältnisse zu ignorieren ist naiv. Sie durch Regeln und Verhandlungen zu zivilisieren ist absolut notwendig. Eine Großmacht aber über Gebühr zu provozieren und nicht zu respektieren, ist idiotisch. Da hat Mearsheimer selbstverständlich völlig Recht.
Die Geschichte kann man nicht ändern, bestenfalls die Zukunft:
Die Menschheit muss es schaffen, zumindest ABC-Waffen - und später alle Waffen - abzurüsten. Indem sie der UNO "geschenkt" und kontrolliert vernichtet werden. Ohne Ausnahmen.
Wenn das nicht gelingt, leben wir weiter in größter Gefahr, uns - gewollt oder nicht - selbst zu vernichten. (Gleiches gilt natürlich auch in Bezug auf die massiven Klima- und Umweltprobleme, die dringend gemeinsam zu lösen sind.)
Dass wir davon sehr weit entfernt sind, sehe ich natürlich auch. Aber so ist die reale Lage. Wir benötigen eine realistische Analyse als Fundament, wollen und müssen aber dennoch - oder gerade deswegen - eine Utopie verfolgen und Realität werden lassen!
Wir brauchen mehr "realistische Utopisten".
Welch Ausdruck geistiger Größe? Gedeihen solche Koniferen in Erftstadt?
Ein Hoch auf alle, die - wenigstens gedanklich - wirkliche Alternativen aufzeigen können.
Gerne würde ich auch Sie auf dieser Seite der Barrikaden begrüßen.
Ein präziser Text. Der Verfechter einer Theorie ist nicht dafür verantwortlich, bei wem und wo sie auf fruchtbaren Boden fällt. Ein Vorleser wählt sich sein Publikum ja schliesslich nicht selber aus, es ist eher umgekehrt. However. Mearsheimers Realismus kann ich einiges abgewinnen. Das ist keine Entschuldigung für Putins Angriff auf die Ukraine.
Nun, ich habe vor ein paar Tagen von einem dieser unsäglichen Analysten gelesen, dass "sich" die Benzinpreise vom Ölpreis entkoppelt hätten. Frage ich mich immer, wie diese Preise das nur machen? Steigen die von allein? Man möchte es beinah schon glauben, so oft wie es hergebetet wurde. Aber für die eigentlichen Profiteure ist das natürlich eine hübsche Sache. Ich würde das als eine Art Freibrief bezeichnen.
Und dann empfehlen einem irgendwelchen anderen Fachleute, man möge Benzin sparen. Unser Oberfachmann Gauck wiederum empfiehlt etwas frieren in der kühlen Wohnung, um den Gasverbrauch zu senken, wäre durchaus angemessen. Das sind so Vorschläge.
Interessanter Beitrag.
Die neue(?) deutsche Außenpolitik - Frieden schaffen mit noch mehr Waffen - wird in der Ukraine in tragischer Weise auf die Probe gestellt.
Letztendlich haben sich alle Verantwortlichen verzockt, Selinskyj, Putin, die EU und die USA - keiner wird bekommen, was er wollte. Dafür werden viele Menschen unnötig sterben, zerstörte Infrastruktur wird den Überlebenden den Alltag zur Last werden lassen und bei der Rüstungsindustrie wird gefeiert.
Wenn Sie USA sagen meinen Sie wahrscheinlich auch NATO!.
So richtig die Darstellung des machtpolitischen Realismus ist, so bemerkenswert ist die Blindheit auf einem Auge. Das Land, von dem man sagt, das Jahrhundert sei seins gewesen, ist das Referenzobjekt der imperialen Machtpolitik. Da ist es lachhaft, daß Putinrussland zum bösen Machtpolitiker stilisiert wird, als wären die von Amerika geführten Kriege nicht genau das Vorbild für die eher läppischen Retourkutschen Putins. Zugegeben, an so einem großen Brocken wie der Ukraine haben sich die USA noch nicht vergriffen (wenn man nicht die versuchte friedliche Übernahme des Biden-Establishments dazuzählen mag), das wäre passiert, wenn sich der Osten in Kanada oder Mexiko breit gemacht hätte. Die USA haben mit dem Weltkrieg gedroht, als das kleine Kuba Front werden sollte.
Es ist absolut richtig, daß die Machtpolitik ein Archaismus ist. Sie beruht auf vormodernem Denken, ist integraler Bestandteil des Konservatismus, in dem die „östlichen Länder“ bislang verharren, das sind nicht nur Russland und China, sondern auch Polen und Ungarn, nicht zu vergessen die Ukraine selbst.
Die zweite Narretei von Tooze ist die Naivität, mit der er der moralischen Selbstbeweihräucherung des Westens auf den Leim geht. Da wird dann der machtpolitische Imperialismus legitimiert durch das Ziel der Verbreitung der Menschenrechte, als ob der Westen bei seinen Kriegen jemals moderne, autonome Musterstaaten zurückgelasssen hätte. Das Gegenteil ist der Fall, zurück blieb immer Schutt und Asche, Chaos und Elend. Das müßte jedem, der bei Verstand ist, zeigen, daß das Ziel immer nur die Erweiterung der Einflußsphäre, nie das Wohl der Menschen war. Die USA wollen die archaische, unterentwickelte Welt auf den Pfad der universalen Tugend führen? Dann sollten sie erst einmal bei sich selbst anfangen, mit gutem Beispiel vorangehen. Sie tun das mit einer freien Presse? Wie frei ist eine Presse in der Hand Superreicher? Bekämpft sie die menschenverachtende Spaltung zwischen arm und reich im reichsten Land der Erde?
Diesen Artikel muß man als Rückzugsgefecht lesen, Amerika kann seine Ziele nicht durchsetzen und muß Worte für die Anerkennung der Realität finden. Aber schön, am moralischen Sieg des Westens kann festgehalten werden. Ich wundere mich nur, wie man uns die Unvermeidlichkeit eines Friedenskompromisses nach einem völlig unnötigen Krieg, der mit diesem Kompromiß vermeidbar gewesen wäre, erklären wird. Da sind die Vernebelungs- und Narrationskünste unserer Journaille gefordert, sie werden zur Hochform auflaufen. Die herrschenden Machtpolitiker in Ost und West werden‘s zufrieden sein. Die Spaltung der Welt ist ein Stück vorangekommen, die Militarisierung und Gleichschaltung der Bevölkerungen ebenfalls. Wenn man auf einer sicheren Scholle sitzt, wir alle tun das nicht, darf man sich auf das Hauen und Stechen freuen, das einsetzt, wenn die Rechnungen für diese Politik beglichen werden müssen.
ToozeMearsheimer liefern endlich eine Erweiterung der Perspektive in einer ansonsten sehr gleichgeschalteten Diskussion die weitestgehend ohne Geschichtsbewusstsein und kritische Vernunft abläuft. George Kennan, Ted Galen Carpenter, Michael MccGwire, etc. sollten auch viel stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden denn dort sind z. B. die Truman Doktrin, Monroe Doktrin, Carter Doktrin, etc. böhmische Dörfer.
Völlig richtig!
Dieser Krieg hat keine Gewinner. Er ist ein weiterer Rückschritt für die Menschheit.
was Sie überfordern wird:
preise sind zeichen im system der knapp-heits-kommunikation !
Ich verstehe Ihren Ärger und teile ihn.
Das Thema Ölpreise ist mir als altem BRDler seit 1973 geläufig. Satirisch in der Folgezeit sehr eindrucksvoll von der PARDON aufgearbeitet, darunter Größen des Geistes wie Robert Gernhardt. (Sonneborn ist dagegen wie Muckefuck im Vergleich zu aufgebrühtem Kaffe.)
Gauck lassen wir mal sausen. Durch den ..... Meine Gedanken (das hiesige Mietshaus wird noch mit Gas beheizt) gehen auch in Richtung Stärkung der körpereigenen Wärme. Als Heißblüter laufe ich häufig zur Winterzeit in kurzem T-Shirt herum - wenn überhaupt.
Meine Pullover werden sich nicht beschweren, wenn sie mal (vielleicht mehrere übereinander) getragen werden. Ich kenne das von 'Asi'-Familien, die ich betreut habe. Von denen habe ich in lebenspraktischen Dingen manches gelernt.
Mir sind gerade die Pfeffersäcke samt Laienspielspielschar zu dämlich, um meine Emotionen exklusiv an ihnen abzuarbeiten. Lohnt nicht.
Wergglisch ned, wie der Hesse sagt.
einem coolen, un-hysterischen brau-meister, wie Ihnen,
dem hopfen und malz verloren sind, brauche ich nicht zu raten.
Sie arbeiten ja hauptsächlich mit gequirlter wort-plörre...
Wahrscheinlich bin ich über die "Börsianer" schnurstracks zum Benzinpreis gesprungen. Bin aber noch zu ganz anderen Assoziationen in der Lage. Jetzt fällt mir gerade Kästner ein:
„Was auch immer geschieht: Nie dürft Ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!“
Ich finde, es wird gerade wieder verdammt viel "Kakao getrunken".
Sie heizen noch mit Gas?!? Das schlägt ja wohl dem Fass den Boden aus!
Jetzt ist schon seit mehr als drei Wochen Krieg, und Sie haben sich immer noch nicht umgestellt!
Um das noch zu toppen:
Ich habe meine Vermieter gezwungen, nur noch russisches Gas zu beziehen. ;-)
Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort!!!
Es dürfte noch kälter werden, denn das dürfte schwierig werden. Lese gerade, dass Polen seine Wirtschaft entrussifizieren will. Also dann sicher auf die Durchleitungsmillionen verzichten wird.
>>Lese gerade, dass Polen seine Wirtschaft entrussifizieren will. Also dann sicher auf die Durchleitungsmillionen verzichten wird.<<
Die haben sich ja lange darauf vorbereitet und beziehen schon Flüssiggas aus USA. Wenn Du ganz brav bist kriegst vielleicht mal ein paar Liter ab ...
Ein hochlesenswerter Text, und ich möchte hier vorab einmal sagen, wie wichtig ich es finde, dass der Freitag die Diskussion um die Ursachen des Konflikts – anders als etwa der Spiegel oder die Zeit – nicht auf Schießschartenniveau verengt. Frei nach dem Motto: Putin trägt sämtliche Verantwortung. Das ist nämlich zu einfach.
Zum Text selbst möchte ich anmerken: Die Politologie heute unterscheidet zwischen den klassischen Realisten und den Neo-Realisten. Mearsheimer gehört zweifellos zur Schule der Neo-Realisten. Die geistesgeschichtliche Tradition dieses Paradigmas der internationalen Beziehungen jedoch in den Kontext des Nationalsozialismus zu stellen, ist aus meiner Sicht ein übler Versuch, diese Denkschule zu diskreditieren.
Ganz maßgeblich für die Ausgprägung des neo-realistischen Paradigmas in den USA war beispielsweise Henry Kissinger, der auf Grund seiner jüdischen Religionszugehörigkeit als Kind mit seiner Familie einst Deutschland verlassen musste und in die USA floh. Kissinger nun anzudichten, er habe als Vordenker in den internationalen Beziehungen quasi auf irgendwie unbewusste Weise nationalsozialistisches Gedankengut befördert, ist schlicht absurd!
Richtiggehend unterirdisch finde ich die Äußerungen von Anne Applebaum, die Mearsheimer vorwirft, dem Verbrecher Putin als Ideengeber zu dienen. Mearsheimer ist einer der profiliertesten Politologen weltweit. Die Äußerungen von Frau Applebaum dienen einzig und allein dazu, diesen Mann mundtot zu machen.
"Und wir müssen auch verstehen lernen, warum die auf dem Papier so wehrlos aussehende Ukraine zumindest bisher einen überraschend effektiven Widerstand aufbauen konnte."
Die Antwort könnte hier liegen
Da scheint sich wertewestenweit die Prüderie eines neuen Viktorianischen Zeitalters um sich zu greifen, nur dass es dabei nicht mehr um Erotik, sondern um vorauseilende Hypermoral geht.
Klare Strategen werden heute verpöhnt und als befremdlich gedeutet. Entweder man ist für oder gegen uns.
Auch ein Scholl-Latour würde heute ausgelacht werden. Er wurde ja schon ausgelacht, als er in einer Talkshow klartext über Syrien redete, und quasi alles richtig voraus sagte. Man wolle Syrien in eine tolle Demokratie verwandeln, und nach der westlichen Korrektur würde dort Milch und Honig fließen. Man müsse den Menschen zeigen, was sie wollen.
treffende Analyse Scholl-Latours zu Syrien:
https://www.youtube.com/watch?v=mHvs79Ed9q4
Scholl-Latour über die Ukraine (2013 oder 2014), zeitlos!:
https://www.youtube.com/watch?v=wzIYpqVKzmQ
Die Wahrheit schmerzt, vor allem unsere freiheitlich-demokratischen Traumtänzer, die ja übrall nur Freiheit bringen wollen. Sonst nichts. Klaro.
»Fraglos ist in dieser Perspektive wenig Raum für die Souveränität der Ukraine.« Wrong, John insisted on neutralizing Ukraine. He'd argue that his whole war is completely unnecessary, and isn't this war unnecessary and inhumane at all, is it? The eventual outcome of this war will be either the thermonuclear resolution of the climate crisis at least for Eurasia or a neutral Ukraine with some security guarantees and reduced territories, that's it. And all the chattering volunteers from the west should and could have noticed this in advance. We don't see any diplomacy but everywhere childish behaviour and stunning incompetence. That's their fault.
Aus Ihrem berufenen - doch ich schreib's mal - Munde ist das wie ein Ritterschlag.
Ich verstehe Ihr verzweifeltes Gestammel immer besser. Sie hätten gerne das Exklusivrecht über "gequirlte Wort-Plörre".
Satz mit X: das wird wohl nix.
Ein Spiegel wirft alles zurück.
Herr Tooze argumentiert am Wesentlichen vorbei, obwohl er zugesteht, dass Mearsheimer das reale geostrategische Verhalten der Großmächte zutreffend beschreibt. Er unterstellt dem "Realisten" Mearsheimer indirekt, dass er und seinesgleichen das machtpolitische Verhalten Russlands, der USA und sicher auch Chinas "gut" finden und global positiv zielführend beurteilen. Nein. Mearsheimer ist der Überbringer der Botschaft, nicht der Schöpfer der Realität. Das sind im aktuellen Fall zunächst alle Präsidenten der USA nach 1991 (auch der Senator Biden schon 1997!), die das Vorschieben der NATO an russische Grenzen immer wollten und schrittweise (bisher teilweise) durchgesetzt haben. Die Einschnürungspolitik Russlands durch die USA ist geplante und gezielte Geostrategie (Wolfowitz, Bush-Doktin) weil nach 1991 Russland militärisch, ökonomisch und politisch so schwach war oder erschien, dass die USA das riskieren wollen. 1962 auf Kuba bei dem Versuch der UDSSR dort Atomraketen zu stationieren war das noch anders, damals wurden von Kennedy im Gegenzug zur sowjetischen Nichtstationierung der Raketen umgekehrt die längst in der Türkei installierten US-Atomraketen auch abgezogen. Es ist ein erbärmlicher Versuch diese Geschichte vergessen zu machen, wenn jetzt vom Westen das "Selbstbestimmungsrecht" der Ukraine reklamiert wird, welches die USA Kuba und Mexiko niemals in diesem Sinne zugestehen würden. Müssen deswegen "Frontstaaten" immer neutral gestaltet werden? Solange sie genau zwischen zwei Blöcken positioniert sind: Ja! Das ist noch nicht der Frieden den wir wollen, aber bis zum Abbau der geopolitischen Feindschaften für alle die beste machbare Lösung. Österreich, Finnland, Schweden, die Schweiz sind damit nicht schlecht gefahren. Man kann sogar argumentieren, dass sie allesamt viel unabhängiger und freier sind als diejenigen wie z.B. Deutschland, die sich in das geopolitische Vormachtstreben der atomaren Großmächte einbinden lassen und bis heute keine echte Souveränität besitzen.
Richtige Frage und Antwort!
Gut!
ba...by: die kamera läuft...du bist auf sendung...
"Ich habe meine Vermieter gezwungen, nur noch russisches Gas zu beziehen."
Tja, Ihre Vermieter hätten sich niemals in diese einseitige Abhängigkeit von Ihnen begeben dürfen! Ich habe immer davor gewarnt.
"childish behaviour and stunning incompetence"
Man könnte meinen, Sie wären das Subjekt der oben von "Das Kind aus dem Brunnen" zitierten Analyse gewesen.
Objekt
der war gut !
die einzige alternative ist, die eigene körperliche unversehrtheit aufs spiel zu setzen für veränderungen (hat schon olle judith butler mal festgestellt, und war sicher nicht die erste).
sehe hier i.d. forum, inkl. mir selber, niemanden, der dazu bereit ist. alles laberei.
die homies von xr, die sich mit ihren händen irgendwo dran kleben, die hungern, usw, denen zolle ich hochachtung. *
und ehrlich gesagt verstehe ich auch den widerstand der ukrainer*innen (die dem westen auf den leim gegangen sind). dass die keinen bock auf nordkoreanisierung unter russischer knute haben, kann ich nachvollziehen.
*ps: von den msm werden sie dafür "radikal" geschimpft, in china und russland wären sie schon im lager.
»Ähnlich wie Mearsheimer dachte etwa Schmitt, der Nazi-Jurist und Theoretiker des „Großraums“, in Begriffen einer Weltordnung, die auf der Aufteilung des Planeten zwischen großen Blöcken basierte, die jeweils von einer Vormacht dominiert würden. Charakteristisch für dieses Weltbild ist ein rigider moralischer Relativismus, der jede Idee universeller Werte zurückweist«
Der "rigide moralische Relativismus" ist weniger als Haltung eines Nazi Juristen oder John Mearsheimer relevant, denn als das Verhalten, welches die Großmacht Amerika nach Vietnam an den Tag gelegt hat. Und diesen "transatlantischen Realismus" vorsichtig zu nennen angesichts der amerikanischen Überfälle im Nahen Osten grenzt meines Erachtens an Realitätsverweigerung. Für mich entlarvt genau das die westliche Doppelmoral, die den Krieg in Jugoslawien, im Irak, Libanon, Libyen oder die Waffenlieferungen in den Jemen ethisch anders bewerten als das, was jetzt in der Ukraine durch die Russen veranstaltet wird. Denn auch all diese Entscheidungen darf von niemand, der sich ernsthaft mit dem Thema auseinander setzt als eine »„logische“ und letztlich auf der Hand liegende Reaktion auf irgendwelche gegebenen Umstände normalisiert werden.«
In meinen Augen versagt Adam Tooze bereits in diesem Punkt an seinem eigenen Anspruch, den er im letzten Absatz seines Artikels formuliert:
»Wer immer in politische Entscheidungen involviert ist oder sich darüber öffentlich und wissenschaftlich äußert, ist an diesem Imperativ zu messen.«
Der Link von dunkelreaktion oben hat es in sich.
Die USA wollten Russland wohl von Anfang an in einen Guerrilla-Krieg locken, um ihnen ein "zweites Afghanistan" zu bereiten...
Da Putin in diese Falle getappt ist, wird es wohl entweder einen zähen, langen Krieg geben - oder den Einsatz drastischer Methoden durch Russland, z.B. einer "taktischen Atomwaffe".
Ganz tolle Aussichten...
Übrigens sollen in den nächsten zwei Wochen zwei Millionen ukrainische Flüchtlinge v.a. in Deutschland ankommen.
https://www.youtube.com/watch?v=PJuDMTAUh7o
Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Mearsheimer gehört zu denen, die meinen, dass man die Welt aus großer Höhe mit ein wenig Geopolitik erklären kann. Er hat nichts kapiert. Leute wie er hätten auch 1938 mit dem ungerechten Versailler Vertrag und den schlecht gezogenen Grenzen nach dem 1. Weltkrieg argumentiert und dass Hitler, selbst wenn er ein Schuft ist, doch irgendwo auch ein paar legitime Argumente habe und man drohende Konflikte durch Entgegenkommen und Verhandlungen lösen könne. Die Welt hat damals auf den (imaginären) Mearsheimer gehört.
das kann man nur meinen, wenn man Ihren
selbst-verliehenen grad an erwachsen-heit erreicht hat.
"und ehrlich gesagt verstehe ich auch den widerstand der ukrainer*innen (die dem westen auf den leim gegangen sind). dass die keinen bock auf nordkoreanisierung unter russischer knute haben, kann ich nachvollziehen."
Geht es denn wirklich darum? Ich möchte nur noch einmal in Erinnerung rufen, dass es Russland offenbar um die Errfichtung einer neuen Sicherheitsarchitektur in/für Europa geht/ging. Die alte wurde seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts konsequent durch den Westen zerstört. Und hätte im EU-Assoziationsabkommen mit der Ukraine nicht dieser blöde militärische Passus gestanden, hätte die NATO auf die Errichtung eigener Infrastruktur in der Ukraine seit 2014 verzichtet, dann hätte man im Vorfeld viel Gift aus dem Verhältnis EU-Russland nehmen können. Das war wohl nicht gewollt.
Es geht nicht um die Besetzung der Ukraine durch Russland - zumindest bin ich dieser Überzeugung.
"Was ist aber eine monopolare Welt? Wie dieser Begriff auch immer ausgeschmückt werden mag - im Endeffekt bedeutet er in der Praxis nur eines: Ein Zentrum der Macht, ein Zentrum der Kraft und ein Zentrum der Beschlussfassung.
Das ist die Welt eines Herrschers, eines Souveräns. Im Endeffekt ist das nicht nur für diejenigen verderblich, die sich im Rahmen dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän selbst, weil es ihn von innen zerstört.
Und das hat natürlich mit Demokratie nichts zu tun. Weil Demokratie bekanntlich die Macht der Mehrheit bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Interessen und Meinungen der Minderheit ist...
Ich glaube, dass das monopolare Modell für die heutige Welt nicht nur unannehmbar, sondern überhaupt unmöglich ist. Und nicht nur weil bei der Führung eines einzelnen in der heutigen - eben in der heutigen - Welt weder die militärpolitischen noch die wirtschaftlichen Ressourcen ausreichen würden. Was noch wichtiger ist: Das Modell selbst funktioniert nicht, weil seine Grundlage nicht die moralische Basis der gegenwärtigen Zivilisation enthält und auch nicht enthalten kann...
Die einseitigen und des öfteren unlegitimen Handlungen haben kein einziges Problem gelöst. Mehr noch: Sie haben zu neuen menschlichen Tragödien und zu neuen Spannungsherden geführt. Urteilen Sie selbst: Die Kriege sowie die lokalen und regionalen Konflikte sind nicht weniger geworden. Herr Teltschik hat gerade das durchaus sanft erwähnt. Dabei sterben in diesen Konflikten nicht weniger, sondern sogar mehr Menschen als früher. Wesentlich mehr - wesentlich mehr!
Heute beobachten wir eine fast durch nichts gezügelte und übertriebene Anwendung von militärischer Gewalt in den internationalen Angelegenheiten. Einer Gewalt, die die Welt in die Tiefen einander ablösender Konflikte stößt. Als Folge reichen die Kräfte nicht für eine umfassende Lösung zumindest eines einzelnen davon. Auch ihre politische Lösung wird unmöglich.
Wir beobachten eine immer stärkere Vernachlässigung der grundlegenden Prinzipien des Völkerrechts. Mehr noch: Einzelne Normen, eigentlich schon beinahe das gesamte Rechtssystem eines einzelnen Staates, in erster Linie natürlich der Vereinigten Staaten, haben die nationalen Grenzen in allen Bereichen überschritten und werden sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik und in der humanitären Sphäre anderen Staaten aufgedrängt. Wem könnte das denn gefallen? Wem könnte das gefallen?
In den internationalen Angelegenheiten ist immer häufiger das Streben zu sehen, diese oder jene Fragen ausgehend von der sogenannten politischen Zweckmäßigkeit zu lösen, der die aktuelle politische Konjunktur zu Grunde liegt.
Das ist natürlich äußerst gefährlich. Und das führt dazu, dass sich niemand mehr in Sicherheit fühlt. Ich möchte das betonen: Niemand fühlt sich mehr in Sicherheit! Weil sich niemand hinter der schützenden Mauer des Völkerrechts verbergen kann. Eine solche Politik katalysiert natürlich das Wettrüsten.
Die Dominanz des Gewaltfaktors nährt zwangsläufig das Streben einiger Länder nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen. Mehr noch: Es sind prinzipiell neue Bedrohungen entstanden, die zwar auch früher bekannt waren, heute aber einen globalen Charakter annehmen, wie zum Beispiel der Terrorismus.
Ich bin davon überzeugt, dass wir an einem Grenz-Zeitpunkt angelangt sind, an dem wir uns ernsthafte Gedanken über die gesamte Architektur der globalen Sicherheit machen müssen.
Hier muss man von der Suche nach einer vernünftigen Balance zwischen den Interessen aller Subjekte der internationalen Kontakte ausgehen. Um so mehr, als sich die „internationale Landschaft“ so spürbar und so schnell verändert, und zwar durch die dynamische Entwicklung einer ganzen Reihe von Staaten und Regionen."
Zum googeln: "münchner sicherheitskonferenz 2007 putin rede"
ja, das ist der käse auf den paranoide konspiro-logen mit ihren mäuse-hirnen stehen !
macht euch ans futtern !
>>Es geht nicht um die Besetzung der Ukraine durch Russland…<<
Ich denke auch, dass es darum nicht ging, inzwischen bin ich nicht sicher, ob es insgesamt dabei bleibt. Der bisherige Verlauf des Krieges zeigt, dass die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen 8 Jahren effektiv trainiert worden sind. Die faschistische Denksülze tat ihr Übriges, um die Hemmschwelle zu verringern, sich in zivile Einrichtungen zu verschanzen & Zivilisten als Geiseln zu nehmen. Diese Erfahrung könnte die russische Strategie verändern. Es wird ggf. darauf hinauslaufen, dass neben den beiden östlichen Volksrepubliken die südlichen Küstengebiete besetzt werden als auch vorläufig bleiben.
Danke für die Erinnerung.
"Dieser Krieg hat keine Gewinner. Er ist ein weiterer Rückschritt für die Menschheit."
Das ist ein großer Irrtum, dieser Krieg hat viele Gewinner auf diversen Ebenen:
- Den MIK in Russland
- Den MIK in den USA
- Eine im inneren schwache Führung um Putin
- Eine im äußeren (-> NATO) schwache Führung in den USA
- Diverse sensationsabhängige Medien weltweit
- westliche Hypermoralisten deren Weltbild nun um weitere "Gewissheiten" reicher ist
Ich denke, auf diesen Krieg wurde von diesen Kreisen seit Jahren hingearbeitet..
Da haben Sie Recht. Unter den Normalsterblichen hat dieser Krieg keine Gewinner.
Und auch die von Ihnen aufgeführten vermeintlichen Gewinner wären tot nach einem Atomkrieg. Ob dieses reale Risiko den Einsatz wert ist?
Genau.
So ist das mit Geld-Geilheit.
Ich sage immer: Geld ist eine Illusion. Viel Geld eine große Illusion.
Danke! Scholl-Latour ist immer wichtig zu hören und zu lesen.
Zur Frage von Gewinner und Verlierer:
wer tot ist, kann, darf oder muss nicht mehr nachdenken.
Mit Blick auf die Denkergebnisse Mancher kann dies erstrebenswert sein.
Absolute Zustimmung bezgl. Mearsheimer, der rhetorische Taschenspielertrick der Kontaktschuld ist inzwischen obligatorisches Standardprogramm, um alle mundtot zu machen, die es wagen der veröffentlichten Meinung zu widersprechen.
Und dann selbstverständlich noch der "Versteher"-Trick hinterher, bei dem die Analyse der Situation sowie die daraus gewonnen Erklärungen der Vorgänge zur Billigung selbiger umdefiniert werden, um die Person als Unterstützer, wenn nicht gar Mittäter, in die Ecke des Feindes zu stellen.
ich lach nicht so oft bis tränen kommen. und "tom &jerry"-gucken ist zwar nicht doll,
aber erträglicher, als zuzusehen, wie querdenker ihr hirn quälen.
s.o.
Erklären heißt nicht billigen, das nicht unterscheiden zu können (oder wollen?) und natürlich gleich noch Nazikeule hinterher, versuchen sie es doch einfach mal unter Bild.de. Bei Springer, Bertelmann & Co. finden sie sicherlich ganz schnell viele neue Freunde.
Wir brauchen eine multipolare Welt, in der nicht eine, zwei oder drei Supermächte das Sagen haben. Das wird nie Völkerrecht oder Menschenrecht auf dem Planeten verankern, weil sich die Supermächte immer früher oder später oder manchmal oder öfter über diese Rechte hinwegsetzen, sich deren Durchsetzung und Jurisdiktion entziehen, sie selber nach eigenem Belieben definieren und anderen ihre eigenen Rechte aufnötigen oder aufzwingen. Sollte zu Zeiten des 3.Reiches die Welt am "deutschen Wesen genesen", so soll sie es danach bis heute am us-amerikanischen Lifestyle-Kapitalismus, wahlweise auch am westlichen Wertesystem, in anderen Weltregionen je nach Lage sich am russischen oder chinesischen System orientieren. Machtverteilung ohne überragende Supermächte, also Multipolarität, ist verstärkt über Kooperation und Zusammenschluss kleinerer und mittlerer Staaten möglich und wird durch Handel, Kommunikation und Verhandlung bestärkt. Es mag ein dorniger Weg sein, sich den Supermächten schrittweise zu entziehen, aber es ist meines Erachtens nach der einzige zu einer gerechteren und friedlicheren Welt, einer Welt von erwachsenen Staaten, die sich der Unterordnung und ihres Vasallenstatus entziehen und miteinander auf Augenhöhe kooperieren. Eigentlich ist die EU auch so ein Versuch gewesen, sie hat inzwischen zwei große Fehler begangen: Sie hat sich zu schnell erweitert und hat Staaten aufgenommen, die oft nicht unser Wertesystem teilen und die oft zu stark der Weltmacht USA vertrauen und hinterherlaufen. Zugleich lässt sich die EU auch dadurch viel zu leicht von der noch stärksten Weltmacht USA spalten und bleibt schwach, besitzt keine eigene Politik gegenüber Russland und zeigt sich seit 30 Jahren unfähig, Russland in ein gemeinsames europäisches Sicherheitskonzept aufzunehmen. Genau das hat diesen Ukraine-Krieg mit provoziert und möglich gemacht.
"willkürlich, durch und durch autoritär, chauvinistisch"
Genauso verhalten sich die westliche Industriestaaten gegenüber dem globalen Süden. Und auch im Inneren unterscheiden sie sich kaum noch von ihren Konkurrenten.
Snowden, Assange, Mannig, Daniel Hale (fast 4Jahre Haft, weil er über das wahre Ausmaß des Abschlachtens von Zivilisten z.B. 90% der Tötungen in Afghanistan im Rahmen des U.S. Drohnenkrieges informierte), u.v.a. mutige Wistleblower, dazu die ganze Antiterro-Gesetzgebung, die Verengung der veröffentlichten Meinung, oder Murat Kurnaz (falsche Religion, falsche Haut- und Haarfarbe und deshalb keinen Anspruch auf den Schutz durch den Rechtsstaat), Guantanamo, Abu-Ghraib, Bagram Airbase, zahlreiche CIA-Folterblacksites, selbst in Europa, sind ein klarer Beweis, wie sich die westlichen Demokratien ihren erklärten Feinden immer mehr angleichen.
»und natürlich gleich noch Nazikeule hinterher, versuchen sie es doch einfach mal unter Bild.de. Bei Springer, Bertelmann & Co. finden sie sicherlich ganz schnell viele neue Freunde.«
Lesen Sie in Ruhe noch einmal, was ich geschrieben habe. Fangen Sie oben an, gehen Sie zeilenweise jeweils von links nach rechts durch, bis Sie unten angekommen sind. Wenn es Ihnen zu anstrengend erscheint, machen Sie gern eine Kaffeepause zwischendurch.
Ich hoffe, ich habe damit in etwa Ihr "Niveau" erreicht?
Falls Sie wider Erwarten doch ein Interesse an einer inhaltlichen Debatte haben sollten, dürfen Sie gern darauf eingehen, warum Ihrer Meinung nach historische Referenzen - also Situationen ähnlicher Konstellationen - nur dann erlaubt sind, wenn sie Ihnen in den Kram passen.
Buenos Aires. Fröhliche Ostern.
Sie sind ja ein 1a Muntermacher!
ganz sicher nicht, für niemanden. Aber das Problem scheint mir, dass das den wenigsten bewusst ist. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich mich an den letzten kalten Krieg noch genau erinnern kann, vielleicht muss sich das ja jede Generation "neu erarbeiten". Jede neu angeschaffte deutsche F-35 wird die autokratische Herrschaft in Russland weiter vertiefen, ja geradezu notwendig machen. Dass oben genannte Interessensgruppen das gerne sehen ist klar, aber dass sovielen "Normalsterblichen" dieses Bewusstsein offenbar verlorengegangen ist, ist zum Haare raufen.
"Daraufhin schlug die Empörung hohe Wellen. Studierende der University of Chicago lancierten sogar einen offenen Brief: Es sei zu klären, ob Professor Mearsheimer nicht insgeheim auf einer Lohnliste des Kreml stünde?"
der realismus scheint eine bittere medizin zu sein, wenn man in unipolaren narrativen groß geworden ist. vielleicht könnte man die "liberale" welterzählung ja noch ein wenig konservieren, indem man mearsheimer widerrufen läßt? wie bei diesem galileo neulich. lol
"Er unterstellt dem "Realisten" Mearsheimer indirekt, dass er und seinesgleichen das machtpolitische Verhalten Russlands, der USA und sicher auch Chinas "gut" finden und global positiv zielführend beurteilen."
Nee, genau das tut Tooze ja eben nicht.
"Mearsheimer ist der Überbringer der Botschaft, nicht der Schöpfer der Realität."
Eben. Das schreibt Tooze.
Ostern? Jetzt schon?
Schönen Abend erst mal!
Nach dieser Logik müssen Sie aber billig 'zu haben' sein!
beileibe nicht exklusiv für Sie, pleifel:
es geht darum "wirtschaft" auch unter dem kommunikations-aspekt
zu sehen.
Ihr "kommunikations-aspekt" beläuft sich zurzeit auf 20.407. Anders ausgedrückt auch so.
ach, zählen Sie doch wie ein narr,
und drücken Sie sich um eine stellungnahme: zu meinen beiträgen!
Sie haben einen eigenen Zähler, den Sie selbst bedienen, also nix mit "zählen".
Ihre "Beiträge", wie Sie es bezeichnen, sind immer häufiger Auslassungen auf persönlicher Ebene, wenn die Inhalte nicht ihrer sakrosankten Meinung entsprechen.
Dieser inflationären Beteiligung ist allein zeitlich nicht nachzukommen, um herauszufinden, was davon relevant sein könnte. Zudem (was immer wieder erwähnt und kritisiert wurde) halten Sie es immer noch für förderlich, wenn Sie (was auch noch kürzlich als lyrisch verortet wurde), ihre verschlungenen Wendungen und Lückenstrukturen als besonders förderlich für den geneigten Leser betrachten, das aber auch bei gegenteiliger Wirkung nicht zur Kenntnis nehmen (wollen).
Warum erwarten Sie zudem Stellungnahmen zu ihren "Beiträgen", wenn das in regelrechte Hahnenkämpfe ausartet, um dann als digitale Gewinnerin vom Feld zu gehen.
"Wir brauchen eine multipolare Welt, in der nicht eine, zwei oder drei Supermächte das Sagen haben."
Wir befinden uns in einem Durchgangsstadium hin zu einer multipolaren Welt. Niemand kann heute sagen, wie diese funktionieren wird. Noch weniger wissen wir darüber, welcher Weg dahin der beste ist. Am 24.02.2022 ist von Russland ein Schritt gemacht worden, der diesem Prozess eine Dynamik vermittelt, die es bisher nicht gab. Heute ist noch nicht abzusehen, ob das gut ist oder ob das chinesische Abwarten besser gewesen wäre. Falls man das jemals beurteilen kann.
an Ihre Hochwürdige Ignoranz: seit putin kriegt,
habe ich 2, zwo beiträge neben meinen kommentaren platziert,
in denen ich mich sachlich äußere.
wo ich im forum ungehörige angriffe zurück-weise,
auf abgesonderte blödheiten eingehe,
mit verweisen/links denk-anstöße gebe, bin ich nicht gestartet,
Sie und Ihre art in form und inhalt zu erfreuen
punkt
Dies schreibt der Autor.
"Wahrer Realismus ist die endlose Aufgabe, unsere politischen Ziele und die Wege, diese zu erreichen, vernünftig zu bestimmen."
Und dies twittert Lijian Zhao: Spokesman & DDG, Information Department, Foreign Ministry, China.
https://twitter.com/zlj517/status/1504599052868255744
"It is a truth universally acknowledged, that when the West talks about the "int'l community", they mean"
Man schaue sich das Bild an.
Welchen Text hast Du gelesen? Der obenstehende Artikel Tooze' kann es kaum sein.
Sehr schön ;-)
Ja, bedauerlich - die denkzone ist zur spamzone geworden. Auch ein Kollateralschaden des Krieges, wenn auch der harmloseren Art.
"Leute wie er hätten auch 1938..."
Nichts weiter als haltlose Unterstellungen, sie legen Mearsheimer Worte in Mund und stellen diese als Tatsachen dar, ohne auch nur den geringsten Beleg dafür zu liefern. Verleumden und mit Dreck bewerfen, etwas braunes wird schon hängen bleiben. Und es durfte selbstverständlich nur der 2.WK sein, kein anderes historische Ereignis ist anmessen schrecklich genug, um die vollkommen menschenverachtende Idiogie von Mearsheimer vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu entlarven. Das sie mit dem zwanghaften Versuch eine Verbindung zwischen dem Krieg in der Ukraine und der NS-Zeit zu konstruieren: Mearsheimer ist nicht für uns > damit gegen uns > also für Russland > wäre damit 1938 auch für Nazideutschland (Hitler) gewesen, ohne auch nur ein Beleg für diese Unterstellungen bringen zu können, den Holocaust relativieren, ist dann nur noch das Sahnehäubchen.
Bei jedem Konflikt unter Beteiligung der USA + ihrer Nato und sonstigen willigen Handlanger in den letzten 30 Jahren ist jeder noch so hanebüchener Vergleich und jede noch so an den Haaren herbeigezogene Parallele zwischen den aktuellen Ereignissen und der NS-Zeit, auf einmal politsch opportun, um die eigene Position zu legitimieren. Ich habe gerade etwas den Überblick verloren, der wievielte Hitler ist Putin eigentlich? Der Fünfte, der Siebte oder hat er bereits sogar den Dalai Lama beim Reinkarnieren überholt?
Disclaimer: kann Spuren von Sarkasmus enthalten
Beißmächtige Zähne für den Tiger! - Die Vereinigten Staaten, die UNO müssen aus ihrer Mitte heraus neu strukturiert werden. Welche Möglichkeiten bieten ihre Statuten? Völkerrechtler gefragt.
Der "Imperativ" des Professors im letzten Absatz käme erst dann, und nur dann wirkmächtig daher, wenn er den Ausdruck "verurteilt" im Sinne der selbstverpflichtenden und automatischen Unterwerfung eines jeden UNO-Mitglieds unter die Rechtsfindung seiner Gerichte in Den Haag - künftig verstünde.
Solange die "Führer" der Großmächte wissen dürfen, dass sie ohne Übernahme persönlicher - strafrechtlicher - Verantwortung davonkommen, bleibt die UNO ein Reparatur-Betrieb. Das sollte auch für das überholte VETOrecht gelten.
---> Der aktuelle Richterspruch aus Den Haag mit der Verurteilung Russlands bleibt ein zahnloser Tiger.
----
Zu "verurteilt" schreibt der Autor:
" ... brauchen wir keine Platitüden über die Sicherheits-Dilemmata von Großmächten, sondern eine Art von forensischer Untersuchung der Entscheidungsprozesse und der zugrunde liegenden Erkenntnisse. ....
Wahrer Realismus ist die endlose Aufgabe, unsere politischen Ziele und die Wege, diese zu erreichen, vernünftig zu bestimmen. Im Ergebnis dessen zum Mittel des Krieges zu greifen, sollte so deutlich verurteilt werden, wie es ein derartiger Schritt verdient. Eine solche Entscheidung darf nicht als eine „logische“ und letztlich auf der Hand liegende Reaktion auf irgendwelche gegebenen Umstände normalisiert werden. Wer immer in politische Entscheidungen involviert ist oder sich darüber öffentlich und wissenschaftlich äußert, ist an diesem Imperativ zu messen. "
----
Nach 1902:
"In den nächsten 15/2o Jahren marschieren die Vereinigten Staaten ungefähr ein Dutzend Mal in Lateinamerika ein. Das führt dazu, dass die US Marines ‘die Truppen des Aussenministeriums ‘ genannt werden, weil sie immer eingesetzt werden, um die Interessen des State Departments in der Karibik zu vertreten.
Heute beschränkt sich der Interventionsanspruch der USA nicht mehr allein auf Lateinamerika, sondern er gilt weltweit. In diesem Sinn erweist sich Roosevelts Zusatz zur Monroe Doktrin – und die damit legitimierte Übernahme von Polizeifunktionen in der Region – als ein entscheidender Zwischenschritt auf dem Weg der USA zur globalen Schutz- oder Ordnungsmacht."
https://www.deutschlandfunk.de/praesident-roosevelt-ergaenzt-monroe-doktrin-100.html - 2004
Danke für den Scholl-Latour - Link. Muss man sehen!
>>…der wievielte Hitler ist Putin eigentlich?<<
Das funktioniert ja nur, weil Hitler ganz alleine den Krieg gemacht hat und daneben noch eigenhändig mehrere Millionen Menschen in den KZ tötete. Mit dem realen Adolf Hitler, denen, die ihn auf den Schild hoben, seinen Mittätern und Unterstützern und dienenden Mitläufern hat diese virtuelle Figur ausser dem Namen nichts gemein.
Wer wie ich seit 2014 (Maidan) keinen Fernseher benutzt und kaum noch in andere Mainstream-Medien reinschaut, für den ist völlig plausibel, was Mearsheimer sagt und schreibt. Mir will nicht in den Kopf, wie die Normalpresse die ganze NATO-Vorgeschichte um die Osterweiterung, die Farbrevolutionen, die 5 Milliarden-Einmischung in die Ukraine, von der die Frau Nuland gesprochen hat usw., wie das alles vergessen werden kann. Oder die abenteuerlichen Spekulationen darüber, was sich in Putins Hirnwindungen abspielen könnte, aber völlig außen vor lässt, was er öffentlich erklärt und sagt. Das braucht man ja nicht alles glauben, aber es müsste zumindest wegargumentiert werden: NICHTS. Für mich ist völlig plausibel, dass sich Russland massiv bedroht sieht und der Bedrohung rechtzeitig Einhalt gebietet, solange es militärisch möglich ist. So traurig die Militäraktion der Russen ist, so notwendig und sinnvoll ist sie aus russischer Sicht.
Das Kopfschütteln offenbart das Desaster, das die Mainstream-Hirnwäsche in den Köpfen angerichtet hat.
Die Parallele zwischen 1938 und 2022 ist real. In beiden Fällen begründeten Diktatoren ihre Ansprüche auf fremdes Territorium durch "historische Ungerechtigkeit". In beiden Fällen erpressten sie den Rest der Welt mit ihrem Militär, mit der Androhung von Gewaltanwendung. In beiden Fällen reagierte der Rest der Welt zögerlich, verunisichert, hoffte, den Aggressor irgendwie zu "beruhigen". In beiden Fällen ging das schief.
Mearsheimer zeigt nicht, dass er die Region, ihre Geschichte und die Mentalitäten der Völker dort kennt, er kreist nur in großer Höhe und vollführt öffentlich geopolitische Denkspiele. Das ist naiv, und es ist aktuell geradezu schädlich, weil er damit eine ganz simple - und angesichts des dort von Russland veranstalteten blutigen Gemetzels eigentlich die einzig wesentliche - Tatsache verwässert: dass ein Land ein anderes überfallen hat und mit brutaler Gewalt versucht, in die Knie zu zwingen. Dadurch macht sich Mearsheimer zum Mittäter.
Ja, unter westlichen "liberalen Intellektuellen" bricht aktuell die Panik aus: alle Theorien, die auf "rationalem" und "legitimen" Handeln der angeblich durch den Westen in die Enge getriebenen Macht basieren, sind zusammengebrochen. Viel bequemer, als einfach nur zuzugeben, dass man falsch gelegen hat (und die Konsequenzen daraus zu ziehen), ist natürlich nun, sich in eine Position der Äquidistanz moralisch zu erhöhen, von wo man dann erklären kann, dass ja alle irgendwie schuld seien und man dem Aggressor ja nicht allein die Schuld geben könne.
Man stelle sich eine solche Haltung vor (Achtung, das wird Ihnen wieder nicht gefallen), nachdem 1939 Hitler und Stalin Polen überfallen hatten. Ach ja, was Stalin betrifft, ist ja diese Haltung bei fast den gleichen Leuten häufig genau die gleiche wie die jetzt beobachtete, wie "schön" bekannt das doch alles klingt.
"Ich sage immer: Geld ist eine Illusion "
Das ist leider nicht so, Geld ist überhaupt keine Illusion, ganz im Gegenteil, Geld ist der Taktstock, nach dem sich diese Welt bewegt.
Es bestimmt über Hunger und Überfluss, über Krieg und Frieden, über Geschichte und Zukunft.
richtig ! keine blöden vergleiche mehr mit stalin und hitler !
die hatten kein staats-tv !
putin "is in a class of his own" !
der arme: zar wladimir, der schreckhafte !
nach rilke:
vielleicht ist alles schreckliche im tiefsten grunde das hilf-lose,
das hilfe will !
Sie sind scheinbar sehr von Ihren historischen Kenntnissen überzeugt. Es wurde Ihnen das Beispiel von "historischer Ungerechtigkeit" als Begründung für Angriffskriege genannt. Sie glauben ja von sich, Geschichtskenntnisse zu besitzen. War das nicht 1938 das Argument für die Annexion des Sudetenlandes und auch für den Anschluß an Österreich? War das nicht auch das Argument für die Annexion der Krym 2014 und für den anschließenden Krieg Russlands gegen die Ukraine? War das nicht ebenso Putins Argument, weshalb er den Angriffskrieg seit dem 24.2.2022 führt? Übrigens auch mit völkischen Argumenten. Putin behauptet ja, das ukrainische Volk sei eine Erfindung Lenins... Welche weiterführenden historischen Erkenntnisse haben Sie denn so?
Ich brauche eigentlich nicht antworten, Clive Barker und mardi haben das schon indirekt getan, aber man kann es nicht oft genug sagen:
Doch, ich kommentiere genau diesen Text. Bis etwa zur Mitte beschreibt er den „Realismus“ von Mearsheimer, durchaus zutreffend. Dann aber:
„Charakteristisch für dieses Weltbild ist ein rigider moralischer Relativismus, der jede Idee universeller Werte zurückweist“. Interpretiere ich hier falsch, daß das den Unterschied zwischen Westen und Putin/Russland ausmacht: der Westen leistet sich, was Tooze als peinlich für den Westen/Liberalismus empfindet, knallharten Realismus der Machtpolitik, aber er hat auch die Idee der universellen Werte im Angebot? Nun, vielleicht meint Tooze ja das moralische Mäntelchen mit den abstrakteren Theorien, hinter denen man die imperialistischen Wurzeln verschwinden ließ. Aber warum regt er sich so über Putins Verhalten auf, „In Moskau glaubte keine ernst zu nehmende Stimme des sicherheitspolitischen Establishments …. dass Putin tatsächlich in den Krieg ziehen würde. ….. sondern gerade weil sie das alles so gut verstehen.“, wo er doch vorher festgestellt hat, daß im machtpolitischen Realismus der Krieg nur die Politik mit anderen Mitteln ist, und die Machtpolitik der Großen immer imperial ist, dh immer auf Ausweitung, aber mindestens auf Erhaltung der Macht. Dem entspricht im Monoimperialismus die stetige Ausdehnung, nur von Opportunität begrenzt, im Multiimperialismus die Einschränkung der Ausdehnung auf die umkämpfte Peripherie bei status quo zwischen den Imperien durch das Gleichgewicht des Schreckens. In diesem Sinn handelt der Westen immer schon in seinen Kriegen, und jetzt eben der Osten in der Ukraine, in ihr kann er sich ausbreiten, wie es die USA mithilfe des Maidan versucht haben, ohne zu einer direkten Konfrontation zu kommen. Bleibt zu erwähnen, daß selbst dieser Krieg nach Möglichkeit als Stellvertreterkrieg geführt wird, und das ist hier ein bißchen der Unterschied von Russland und Nato, letztere kann es sich leisten, den Stellvertreterkrieg zu führen, Russland mußte selbst als Invasor auftreten. Das Argument, daß Putin eine Grenze des machtpolitischen Realismus überschritten habe, was bei aller Akzeptanz der „realistischen“ Perspektive eine Sonderverurteilung Russlands nötig mache, ist falsch. Putin handelte im Sinne des „Realismus“ rational, ganz im Sinne der Logik des westlichen Imperialismus. Es wundert mich immer wieder, wie man eine Politik, die den anderen in die Enge treibt, in der dieser dann glaubt, zum Mittel des Krieges greifen zu müssen, moralisch höher einstuft als die ausgeführte Gewalt, daß die Provokation zum Krieg entschuldbarer sei als der Krieg. Die Schäden des Krieges werden billigend in Kauf genommen, weil man sich einen Machtgewinn oder die Vermeidung eines Machtverlusts erhofft.
Hier darf man nicht die unselige Rolle der Ukraine verschweigen. Tatsächlich hat sich bewahrheitet, was Putin unterstellt hat, eine self fulfilling prophecy, daß er den Faschismus bekämpfen muß. Denn die Gleichschaltung der Ukraine auf Russlandhaß und das Narrativ, das arme Opfer zu sein, das nur Freiheit und Demokratie beansprucht, sowie der heroische Verteidigungswille bis zum letzten Mann, mit dem man die ganze Welt retten will, haben faschistische Züge. Auch hier ist es verkehrt, die Ukraine moralisch zu verurteilen, denn für diese faschistische Tendenz ist Putin wesentlich mitverantwortlich, es ist ein Ergebnis der gegenseitigen Eskalation. Das makabre ist ja, daß der latente geistige Faschismus in der Ukraine geleugnet werden mußte, wie umgekehrt der sicher nicht schwächer ausgeprägte latente Faschismus in Russland.
Tooze akzeptiert die realistische Schule, aber ich nenne ihn einseitig, weil er immer noch Putins Handeln exzeptionalisiert, als wäre er der endgültig Grenzen des Zumutbaren übersteigende, als stünden die Natoländer nicht längst jenseits dieser Grenzen, es wird ja hier immer wieder darauf hingewiesen, daß der parallele Jemenkrieg, der in Brutalität dem Ukrainekrieg deutlich voraus ist, unter fleißiger Mitwirkung des Westens ohne nennenswerten öffentlichen Einspruch stattfindet. Und ich nenne ihn naiv, weil er das Menschenrechts- und Demokratiegefasel nicht als Feigenblatt moralischer Selbstbeweihräucherung sehen will, sondern als das Gute im Westen, das dieser immerhin dem Putinrussland voraus habe. Tooze glaubt eben doch, daß wir ein bißchen die Guten sind. Daß wir schon auf dem Weg zum Universalismus sind. Das sind wir aber erst, wenn die Großmächte sich einem unabhängigen internationalen Gerichtshof unterstellen; und wenn dann die USA dies vor den Russen und den Chinesen tun, will ich einstimmen: wir sind die Guten.
<<Interpretiere ich hier falsch, daß das den Unterschied zwischen Westen und Putin/Russland ausmacht: der Westen leistet sich, was Tooze als peinlich für den Westen/Liberalismus empfindet, knallharten Realismus der Machtpolitik, aber er hat auch die Idee der universellen Werte im Angebot?>>
Ja. Tooze interpretiert hier das "Weltbild" der "politischen Realisten", Mearsheimer, bis zu den Deutschen des früheren 20. Jh. Und dieses aus einer Darstellung von M. Specter. Eine Gegenüberstellung westlich-östlich und damit gar eine Einordnung Putins muss man schon mit sehr viel Fantasie hineinlesen.
<<Aber warum regt er sich so über Putins Verhalten auf, „In Moskau glaubte keine ernst zu nehmende Stimme des sicherheitspolitischen Establishments …. dass Putin tatsächlich in den Krieg ziehen würde. …>>
Wo "regt er sich" denn über Putin auf? Ich finde es wirklich eine faszinierende Exegetik, die aus jedem klaren Benennen dessen, was Putin gerade tut, eine einseitige Bewertung macht. Nein, Tooze ordnet, mit Mearsheimer und anderen, Putin zu anderen Führern von Staaten mit imperialen Ambitionen. Nicht mehr und nicht weniger; ohne jede Wertung. Es ist eine bemerkenswerte parteiliche Brille, die auch Du mittlerweile aufgesetzt hast.
<<Tatsächlich hat sich bewahrheitet, was Putin unterstellt hat, eine self fulfilling prophecy, daß er den Faschismus bekämpfen muß. Denn die Gleichschaltung der Ukraine auf Russlandhaß und das Narrativ, das arme Opfer zu sein, das nur Freiheit und Demokratie beansprucht, sowie der heroische Verteidigungswille bis zum letzten Mann, mit dem man die ganze Welt retten will, haben faschistische Züge.>>
Und das schlägt dem Fass den Boden aus. Wenn Du wenigstens darlegen könntest, dass von ukrainischen Faschisten, oder auch den "Drogensüchtigen" der Kiewer Regierung, eine direkte Bedrohung Russlands ausging ... Aber dass Putin "den Faschismus bekämpfen" und dafür in die Ukraine "muss"- das ist ja fast wortwörtlich der Propagandaquark, den Putin in seinen Fernsehansprachen oder jüngst in seiner Sportpalast- ähh, Sportstadion-Rede loslässt. Wenn er mit Faschismus und Nazismus so ein großes Problem hat, dann kann er einmal in seinem Russland mit dessen Bekämpfung anfangen. Die Nazis der Ukraine gehen Putin gar nichts an.
Ja, es gibt die Vorgeschichte dieses Krieges. Aber dieses ganze Gerede von "Entnazifizierung" ist doch nichts anderes als die Propaganda für's Volk. Und ihr schreibt das hier fleißig ab.
Bezogen auf deinen letzten Absatz dient die "Entnazifizierung" Putin sicher auch als Alibi, aber selbst die öffentlich Rechtlichen in Deutschland schreiben über das Thema von Rechtsextemisten, hier. Wie groß das Problem also in der Ukraine ist, darüber gibt es im Forum ja die 'Insider/Experten'.
Eine Bedrohung für Russland allerdings dürfte abwegig sein, wie sich auch hier entnehmen lässt.
Wenn Sie, wie Sie von sich selbst behaupten, historische Kenntnisse besitzen, dann wissen Sie ja, wie man propagandistisch der eigenen Bevölkerung einen Angriffs- und Vernichtungskrieg verkaufen kann. Das gelang Hitler, das gelingt auch Putin im Jahre 2022. Wobei Putin möglicherweise bei dem propagandistischen Projekt erfolgreicher ist als es Hitler 1939 war. Die anfängliche Kriegsbegeisterung hielt sich im September 1939 ja vermutlich eher in Grenzen. Da aber eine Meinungsumfrage damals nicht möglich war, kann man das historisch nicht sauber belegen. Erst mit den militärischen Erfolgen im Krieg wuchs die Begeisterung. Die Russen bekommen vom Debakel ihrer Armee in der Ukraine ja nicht viel mit...
Natürlich sollen die Ultranationalisten und Neonazis nicht klein geredet werden. Aber hier nehmen sich wohl beide Seiten nicht viel. Das Regiment Azov bildete sich infolge der militanten Separatisten im Donbass und der Krim-Annexion. Im Donbass ist mutmaßlich die russische Schattenarmee "Gruppa Vagner" am Start. Meines Erachtens trifft hier Nazi auf Nazi.
Ich weiß jetzt nicht, woher Sie außerhalb Ihrer Phantasie entnommen haben, jemand habe Putin mit Hitler gleichgesetzt. Zu historischen Kenntnissen sollte noch Lesekompetenz hinzukommen...
Vielleicht war „warum regt er sich so über Putins Verhalten auf“ etwas übertrieben formuliert, ein Flöhehustenhören, aber ich habe ja anschließend benannt, inwiefern Tooze einseitig ist; um es hier noch mal zu verdeutlichen, fügt er der Anerkennung des realpolitischen Großmachtdenkens den Gedanken hinzu, daß eine aufgeklärte geopolitische Machtpolitik, die inzwischen erreicht sei, ihre Folgen so bedenke, daß sie sich auf ein Afghanistan-Abenteuer, eine Gewaltanwendung, die sich gegen eines fremden Volkes Willen richtet, aus Nutzenerwägungen nicht mehr einläßt. Diese Behauptung, daß Putin in altem machtpolitischen Denken befangen, der Westen aber darüber hinaus ist, das nenne ich seine Einseitigkeit. Und daß imperiale Machtpolitik des Westens durch Moral und Legalismus eingehegt ist, naiv.
Aber noch ein Wort zum Faschismus. Selbstverständlich ist die Unterstellung einer von faschistischen Kräften unterwanderten ukrainischen Regierung eine Kriegslüge. Das ändert nichts daran, daß das, was ich benannt habe, faschistoide Züge zeigt. Wie kommen ukrainische Intellektuelle dazu, dem heroischen Krieg bis zum Sieg das Wort zu reden, wenn der Sieg, selbst wenn er möglich wäre, unendlich viel Leid produziert, und sein Ziel darin besteht, Frontstaat des Imperiums zu werden und nicht neutral werden zu müssen. Denn genau darum wird gekämpft. Das ist erstens selbst rein machtpolitisch gedacht und zweitens in seiner Absolutsetzung nicht zu unterscheiden von Pol Pot, das eine Mal die vollkommen rücksichtslose Durchsetzung einer totalitären Idee, des Steinzeitkommunismus, was eine cia ist, das andere Mal die einer Autonomie, die in dieser bündnispolitischen Frontstellung ebenfalls völlig illusionär ist. Was die Ukraine will, ist falsch, weil wie bei Pol Pot eine cia, nicht weil ich das sage, und wie sie es durchsetzen will, ist präfaschistisch. Ich möchte betonen, daß ich den Begriff Faschismus, faschistisch nicht moralisch benutze, sondern nur in seiner strukturalen Bedeutung. Und so bleibe ich durchaus dabei, daß die Ukraine Opfer einer machtpolitisch organisierten Welt ist. Daraus gilt es, sich zu befreien. Und das muß möglich sein, ohne nach den Spielregeln dieses Systems zu agieren.
Und wieder nichts als Unterstellungen und Verleumdung. Beweisen sie doch endlich, dass die Awendung der realistischen Schule dem Appeasement Vorschub geleistet hätte! z.B. Kennan contaiment policy, schon einmal gehört?
Ich befürchte, dass das ihr Bild-Schlagzeilen-Niveau bei weitem übersteigt, aber vielleicht hilft ja ein praktisches Bsp.
Die Anwendung der Realismus Schule 1919 führt zu einem Ausgleichsfrieden in Versailles. Deutschland, UdSSR und USA sind ebenfalls von Beginn an Mitglieder des Völkerbundes, es beginnt eine Phase der internationalen Kooperation und des Interessenausgleichs. Die wirtschaflichen und politischen Ursachen für den europaweiten Aufstieg des Faschismus/Nationalsozialismus fallen weg, der 2.WK, der Kalte Krieg und der jetzige Krieg in der Ukraine finden nicht statt. Dadurch wurden weit über 100 Millionen Tote verhindert.
Möglich aber durch nichts zu belegen, genau wie Ihre Behauptungen, aus denen sie sich das Recht eines moralischen Urteils über einen einzelnen Vertreten diese politischen Richtung anmaßen! Aber auch das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit keinerlei Denkprozess bei Ihnen anstossen, denn sie sind ja im Besitz der absoluten Wahrheit: "Das ist nicht "einseitig", es ist ganz einfach, wie sich die Dinge verhalten".
Selbst ich, ein vollkommener Amateur in Sachen Geopolitik, habe schon seit Jahren kommen sehen, dass das Verhalten aller Parteien wahrscheinlich zu einem offenen Krieg führen wird. Warum? Weil alle Anzeichen dafür sprachen. Nun tobt ein offener großer Krieg in der Ukraine, werden die Städte zerbombt, eventuell ein offizieller Waffenstillstand ausgehandelt, woraus sich ein übler und viele Jahre andauernder Partisanenkrieg entwickeln wird. Eine menschengemachte Katastrophe insbesonders für die Bürger der Ukraine und Russlands, und im Fall eines Atomkriegs für die Menschheit. Da muss man kein Maersheimer sein, um dies zu erkennen.
" Das Regiment Azov bildete sich infolge der militanten Separatisten im Donbass und der Krim-Annexion."
Hier ernten Sie Widerspruch von mir. Es ist kein Zufall, dass in den deutschen Qualitätsmedien die Besetzung westukrainischer Städte 2013/2014 durch rechtsnationale Bewaffnete (bsp. Lwiw) verschwiegen wurde. BBC und andere englischsprachigen Sender berichteten zumindest ansatzweise darüber.
Es gab sogar Verhandlungen zwischen der Regierung Jazenjuk und den Anti-Maidananhängern im Osten der Ukraine, die erst erfolgreich schienen. Dann gab es aberden Kardinalfehler: Als Ergebnis dieser Verhandlungen sollten alle "illegalen" bewaffneten Strukturen ihre Waffen abgeben. Damit wäre die Besetzung vorbeigewesen - sowohl im Westen, als auch im Osten. Die Regierung Jazenjuk jedoch wiederbelebte die Nationalgarde in der Ukraine und integrierte die Rechtsradikalen. Die waren somit "legitimiert" und mussten ihre Waffen nicht abgeben. Ganz im Gegenteil, sie wurden nun sogar staatlich finanziert und ausgerüstet. Die eigentliche Geburtsstunde des Regimentes "Azow". Was sollten die Aufständischen im Osten der Ukraine davon halten?
die von endemann geschmähten guten:
sind dabei, den notwehr-atom-schlag zu tun.
oda ?
"Die zweite Narretei von Tooze ist die Naivität, mit der er der moralischen Selbstbeweihräucherung des Westens auf den Leim geht." Da lesen Sie besser nochmal nach, offenbar ging Tooze etwas über Ihren Horizont. Er zeigt vielmehr kritisch die reaktionäre Potenz von Mearsheimer auf und bestreitet seinen Anspruch auf "Realismus". Dafür sollte man als aufgeklärter Linker Tooze dankbar sein.
<<Aber noch ein Wort zum Faschismus.>>
Ja, das hatte ich schon verstanden und auch nicht dagegen argumentiert. Was nur ganz und gar nicht klar war, dass Du die "Kriegslüge" Putins als eine solche siehst. Da habe ich genau das Gegenteil verstanden.
<<Wie kommen ukrainische Intellektuelle dazu, dem heroischen Krieg bis zum Sieg das Wort zu reden [...]>>
Nun, das gibt's halt immer wieder und sicher auch überall. 1914 war es doch auch so erschreckend, wieviele Intellektuelle, einschließlich der Künstler, einen Krieg begrüßten. Thomas Mann freute sich auf ein "reinigendes Stahlbad"; Schönberg wollte unbedingt in die Uniform, ebenso Berg und Webern. Der an sich ja unpolitische Stefan Zweig zählte, wie Bertha v. Suttner, schon zu den wenigen Intellektuellen, die gegen den Krieg auftraten und auch nicht aus "Vaterlandstreue" ihren Freunden und Kollegen aus Frankreich oder Belgien absagten.
Zu einer anderen Einseitigkeit gehört auch, dass für die Ukraine besonders betont wird, was nun keinesfalls Alleinstellungsmerkmale sind. Unabhängigkeitsbewegungen, Befreiuungskriege, Revolutionen oder Umstürze bringen zumeist Nationalismus mit sich. Extrem nationalistische Bewegungen und Stimmungen gibt es in Osteuropa fast überall; teilweise reichen sie bis in die Regierungen oder bilden diese. (Polen, Ungarn ...). Paradoxerweise beziehen sich sogar polnische und russische Neonazis auf Hitler und vernetzen sich mit "Kameraden" aus Deutschland und Westeuropa (NB: Der deutsche Neonazi, der Krieg spielen will, steckt in einem Dilemma: Zu Azov oder zu Putin?). In Lettland gibt es bis heute offene SS-Gedenken. In Ungarn ziehen paramilitärische Einheiten gegen Minderheiten. Naja, aber auch Westeuropa braucht sich hier nicht zu verstecken. Die extreme Rechte ist, wie wir wissen, auf dem Vormarsch. In Norditalien war Mussolini auch nie wirklich tot. Usw. usf. Es ist da schon bemerkenswert, wie sich da auf die Ukraine kapriziert wird, als sei sie ein Hort des Faschismus, wie er noch nie gesehen wurde.
Bemerkenswert ist, dass faschistische Kräfte der Ukraine in Armee, Geheimdienst & Polizei gut vernetzt sind, in hohen Posten vertreten sind. Zudem operiert die offizielle Armee zusammen mit faschistischen paramilitärischen Kräften. Bemerkenswert auch, dass Sie & andere so galant darüber hinwegsehen. Was soll´s _ ist nicht das 1. Mal in den vergangenen Jahren…
oh jeh ! endemanns erzählungen...
"der westen" wollte die ukraine militärisch und politisch
zu einem militant-aggressiven russophoben staat machen.
aba putin durchschaut "das menschenrechts- und demokratie-gefasel"
und entsendet, ehe es schlimmer wird, seine spezial-exorzisten
und kammerjäger-einheiten zur ent-nazifizierung.
er läßt häuser einreißen , damit die demokratische termititis
sich nicht durch-knabbert.
noch werden seine speziellen dienst-leister in U. aufgehalten.
aber rest-europa braucht auch hilfe gegen MR+D-gefasel...
"Bemerkenswert auch, dass Sie & andere so galant darüber hinwegsehen. Was soll´s _ ist nicht das 1. Mal in den vergangenen Jahren…"
Aha. Naja, wenigstens "galant".
Lt. Wikipedia wurde das "Regiment Azov" am 12. Nov. 2014 in die Nationalgarde integriert. Allerdings ist das Datum dort nicht belegt. Gegründet hat sich Azov wohl im Mai 2014 und das dann schon als Reaktion auf die Donbas-Separatisten u. die Krim-Annexion. Was natürlich nicht heißt, dass die Faschos nicht schon zuvor entsprechend unterwegs waren. Daher dank Ihnen für die Ergänzungen.
Ja, ich gestehe, das geht über meinen Horizont. Dann erklären Sie es doch bitte mir Begriffsstutzigen, und solche wie mich gibt es hier einige, es lohnte sich also, es genauer zu erklären: was ist der aufgeklärte Realismus der realistischen Historikerschule, in dessen Sicht Mearsheimer ein reaktionärer „Realist“ oder vielmehr gar kein „Realist“ ist, weil die Welt viel weiter ist, jedenfalls die nichtputinische. Der westliche Realismus verzichtet auf Waffengewalt, beschränkt sich auf den Wirtschaftskrieg, läßt die Leute nur an Hunger, nicht mehr an Bomben sterben? Führt dieser Westen nicht gerade einen Stellvertreterkrieg aus, der schon unvergleichlich viel mehr Opfer produziert hat als der Ukrainekrieg? Oder meinen Sie, Tooze spricht hier gar nicht gegen das spezifische Kriegsverbrechen Putins, sondern gegen die Kriegslogik des Mearsheimerschen „Realismus“, dessen Zeit abgelaufen sei. Dem halte ich entgegen, daß leider keine der Großmächte Anzeichen erkennen läßt, sich von imperialer Großmachtpolitik verabschieden zu wollen. Der „Realismus“ ist Realismus, Mearsheimer ist wissenschaftlicher Beobachter, nicht, wie Tooze insinuiert, Reaktionär. Ich habe jedenfalls nicht gelesen, daß die Realität von Machtpolitik von Mearsheimer irgendwie begrüßt würde, Anerkennung ist nicht Zustimmung.
Machtpolitik, die der Kleinen wie die der Großen, ist antiemanzipativ. Sie meinen, man kann Machtpolitik humanisieren? Kann man den Kapitalisten auffordern, seinen Gewinn, den er anderen abgetrotzt hat, mit diesen anderen zu teilen? Das sehe ich nicht, erklären Sie es mir. Für mich ist Emanzipation die Emanzipation von Machtpolitik, nicht die Humanisierung der Machtpolitik, der Verzicht auf Macht zugunsten des Friedens. Mir leuchtet der Krieg zur Herstellung des Friedens nicht ein. Nicht, daß man vor der Invasion sich nicht um Ausgleich bemüht hat, der Putin von der Invasion abgehalten hätte, und nicht, daß man jetzt nicht alles daransetzt, mindestens zu einer Rückkehr zum Kalten Frieden zu kommen.
Ja, dem stimme ich zu. Es ist natürlich genauso einseitiger Exzeptionalismus, die Ukraine als ein Nazistaat zu sehen wie Putin als das personifizierte Böse. Das ist Kriegslogik, mit Freund und Feind gut und böse zu separieren. Das schließt die Möglichkeit des Friedens aus. Putin mag in unserem Augen ein sehr unangenehmer Zeitgenosse sein, aber wir müssen mit ihm Frieden schließen. Und es mag in der ukrainischen Regierung Faschisten geben, aber es muß ein Problem der Selbstorganisation der Ukraine sein, diese aus der Politik zu verdrängen. Es steht Russland nicht zu, eine von Putin eingesetzte Regierung als Friedensbedingung zu fordern. Die Auflösung (nicht nur Integration) paramilitärischer Einheiten, die der Kontrolle des ukrainischen Militärs entzogen sind, schon, weil sie auch im Interesse eines gut funktionierenden Staates läge. Die „Entnazifizierung“ ebenso wie die strikte Nichterweiterung der Nato halte ich für nachgereichte Scheinforderungen, nur denke ich, daß Finnland nach russischer Ansicht, und da sage ich zurecht, nicht an der Neutralität rütteln sollte, das wäre kriegstreibend wie die Integration Kubas in ein sicherheitspolitisches Bündnis mit der russischen Föderation. Ich begreife nicht, wie man die Erweiterung der Bündnisblöcke und die Auflösung der Neutralität als friedensfördernd darstellen kann.
hallino hat gestern Nachfolgendes verlinkt. Sollte man gelesen haben.
https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-4-vom-15-maerz-2022.html#article_1306
Dann haben wir uns ja jetzt getroffen. Nur folgender Satz ist mir nicht klar:
"Die „Entnazifizierung“ ebenso wie die strikte Nichterweiterung der Nato halte ich für nachgereichte Scheinforderungen [...]"
Scheinforderungen von wem? Putin?
Ein Friedensschluss mit Putin bzw. ein Frieden Putins mit "uns" scheint allerdings sehr fern, wenn man einmal gedanklich durchgeht, was dafür alles passieren müsste. Im Ergebnis wäre wohl nicht mehr als eine, nunja, Niederlegung der Konfliktsituation und Verzicht auf Gewalt, auch wirtschaftlicher, drin. Ein großes Problem ist die Anzahl der Involvierten. So ist ja auch "der Westen" nur scheinbar eine geschlossene Partei, sondern vielmehr gespalten in Westeuropa, die USA sowie Polen und das Baltikum.
Ja, ein hervorragender Beitrag, der belegt, was man immer schon vermuten mußte. Es muß nicht alles richtig sein, aber alle diese Argumente einfach zu ignorieren, ist böswillige Kriegshetze.
Ich glaube nicht, daß es für Putin von Relevanz ist, ob ein Land, das weit genug von seiner Grenze entfernt ist, Natomitglied wird oder nicht. Ich sagte ja schon, Finnland darf nicht Natostaat werden, so wenig wie die Ukraine. Was darüber hinausgeht, sind Scheinforderungen Putins. Und auch die „Entnazifizierung“ ist mehr legitimatorische Propaganda als ernst gemeint. Putin dürfte sich keine Illusionen darüber machen, daß die Ukraine auf unabsehbare Zeit ein (russen-)haßerfüllter Nachbar sein wird, die Westbindung der Westukraine ist nicht zu verhindern, und daß sich der Westen hier ein präfaschistisches Land ans Bein bindet (wobei sich noch herausstellen kann, daß das eine Fehleinschätzung ist, ich glaube gar nicht einmal an diese massenwahnhafte Verengung im Bewußtsein der ukrainischen Bevölkerung, es wird, nach einem Friedensschluß oder nach einem unerträglich andauernden Kriegszustand, die Vernunft zurückkehren, die Ukrainer werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft dafür ziehen, daß ihr Staat in dieses Schlamassel geraten ist), dürfte dem Strategen gerade recht sein.
Ja, wir haben einen Scherbenhaufen mit allen seinen Verletzungen hinterlassen. Es wird sehr schwer sein, das wegzuräumen. Die Hoffnung bleibt, daß die viel größeren Probleme, die die ganze Welt hat, doch noch ein Umdenken bewirken. Mögen die Nachkommenden mit Nachsicht auf uns blicken.
"Putin dürfte sich keine Illusionen darüber machen, daß die Ukraine auf unabsehbare Zeit ein (russen-)haßerfüllter Nachbar sein wird, die Westbindung der Westukraine ist nicht zu verhindern [...]"
Also wofür ist er in die Ukraine eingerückt und hält offenbar an einem Zermürbungskampf fest? Hier hat ja nun Tooze auch wieder recht: Die Kosten-Nutzen-Rechnung von Kriegen fällt immer schlecht aus. Gerade auch für die, welche die Kriege beginnen. Und wir haben wieder das große Fragezeichen über der hier in den letzten zwei Wochen nicht selten zu lesenden Ansicht, Putin handle strategisch und wisse genau, was er tue (wenn ich mich recht erinnere so auch hier @Clive Barker). Ich lehne zwar Pathologisierungen und Dämonisierungen ab - zweifle aber gegenwärtig doch stark an der rationalen Entscheidungsfähigkeit Putins. Der Gerechtigkeit halber muss man die aber auch für eine Anzahl weiterer im Konflikt mehr oder weniger direkt agierender Politiker infrage stellen. Es ist doch immer wieder unglaublich, wie wenig sich erwachsene und studierte Menschen doch von den Sandkastenreflexen entfernt haben.
Mit dem Einrücken und Zerstören von militärischer Infrastruktur macht er die Übernahme der Ukraine für den Westen wesentlich unattraktiver, zerstört die Siegprämie. Rational genug?
"Hier hat ja nun Tooze auch wieder recht: Die Kosten-Nutzen-Rechnung von Kriegen fällt immer schlecht aus."
1. das stimmt aber - wie 90% aller fäden im thesengeflecht tooze' - nur sehr BEDINGT, hier nur unter der perspektive einer gesamtrationalität, die ausblendet, dass nicht wenige kriege auch einige so absolute wie dysfunktionale herrschaften und deren ubiquitäre verbreitung von hunger-tod und elend eben auch mal verhindert bzw. eingedämmt haben, deren outcome also zwar nicht als "gut", aber "besser" als jenes des friedlichen gewährenlassens bis hin zur gewaltfreien unterwerfung bezeichnet werden kann bis muss.
2. stimmt das erst recht nicht aus der partikularen perspektive und jüngsten erfahrung putin-russlands, das über tschetschenien, georgien, kasachstan u. v. a. mehr bis belarus FÜR SICH SELBST durchaus überwiegend "positive" bilanzen seiner kriege, militärischen präsenzen und diversen formen gewaltförmigen eingreifens ziehen kann. was für diverse andere partikularitäten auf der welt ebenfalls gilt.
Krieg ist immer Destruktion, Schaden, aus humanistischer Sicht immer verwerflich. In der Kriegs-/Machtperspektive jedoch ist jeder Schaden des Feindes mein Nutzen und sein Nutzen mein Schaden, es geht nur um relativen Nutzen. Frieden bringt zwar allgemeinen Nutzen bzw eine positive Nutzengesamtbilanz, das reicht aber nicht, es muß für alle Konfliktbeteiligte mindestens ein absoluter Nutzen erreicht werden, sonst wird der Kompromiß als schändlich empfunden, zB wenn sich zwei aufkosten eines Dritten einigen oder schon, wenn der Nutzen zu ungleich verteilt ist. Wer Frieden will, muß dieses über-den-Tellerrand-blicken beherrschen, den Nutzen auch des Feindes wollen. Leider werden die Menschen nicht als Friedenswillige geboren, und haben es in ihrer langen Zivilisationsgeschichte noch immer nicht gelernt.
und im sinne von 2. kann p. die "westbindung" der ukraine durchaus verhindern wollen (absolute "erfolgsgarantien" gibts ja eh so gut wie nie ...):
a) bedeutende volksteile fliehen halt und b) steht die aufnahme höchst akut mit gewalt-"heißen" oder zumindest dynamisierten konflikten behafteter neu-mitglieder in die nato kaum zu erwarten, - man vermeidet gern, sich mit einiger wahrscheinlichkeit einen bündnisfall nach artikel 5 oder gar einen potentiellen provocateur ( kaum zu kontrollierende terrorismen, partisanerien auf bündnisfremden terrain usw.) eines solchen bündnisfalles neu einzuhandeln, - so jdfls. die bisherige nato-politik über weite strecken. letzteres ist ja ein wichtiger grund für die fehlende eindämmungspolitik der usa/nato, dem ziehen von "roten linien", die man dann aber doch den anderen großansprüchen überläßt (hirntod). zwischenzeitlich (trump usw.) war ja nichtmalmehr fest davon auszugehen, dass im fall des falles die usa ihren früheren versprechungen/verpflichtungen aus artikel 5 überhaupt nennenswert nachkommen würden, und diese fraglichkeit kann jederzeit wieder sichtbar werden, im zweifel braucht es dazu auch keinen trump o. ä., denn democrats können das auch: und das, die fehlende eindämmung, macht ja für "kleinere" einzel-player das spiel verlockend, eine all-in-option in den raum zu stellen, wie sich das eben bei putin abzeichnet: wer die "kleinen" kosten u. ggfl. verluste scheut, für nicht "lohnend" in relation zum konfliktgegenstand oder einfach für derzeit politisch zu teuer/unbezahlbar hält usw., von dem kann auch erwartet werden, den ganz großen global-fragen/global-ansprüchen putins/ auszuweichen bzw. nachzugeben, wenn die evtl. erforderlichen spiel-einsätze, und sei es "bloß" als strategische option/eventual-notwendigkeit/, nur hoch genug erscheinen:
die 3.-wk-these ist ja nicht aus dem hintern gezogen, - auch wenn mich viele hier dahin verorten, - was unbegründet ist, wo aber die umgekehrte gegenverortung sehr wohl auf guten gründe beruht.
Dank, ich finde der Satz sollte noch mal dick unter dem Artikel stehen:
<strong>[...] Dem halte ich entgegen, daß leider keine der Großmächte Anzeichen erkennen läßt, sich von imperialer Großmachtpolitik verabschieden zu wollen. Der „Realismus“ ist Realismus, Mearsheimer ist wissenschaftlicher Beobachter, nicht, wie Tooze insinuiert, Reaktionär. Ich habe jedenfalls nicht gelesen, daß die Realität von Machtpolitik von Mearsheimer irgendwie begrüßt würde, Anerkennung ist nicht Zustimmung.</strong>
Genau das war mein gedanke beim lesen des Artikels. Wir erleben in den letzten 20 Jahtren wie der Westen und insbesondere die NATO unter Führung der USA einen Krieg nach dem anderen anzettelt und damit vor allem ihre Machtbereich und -einfluss markiert. Und dabei auch skrupellose die Länder plündern, wie gerade die Afghanen bemerken.
Ich kann diese Emotionalität für die Ukraine bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber den Yemiten, Syrer oder Libyer nicht nachvollziehen.
Meiner Meinung hätte der Westen es in der Hand das es keine Kriege mehr gäbe. .
Neoliberalismus ist keine "Demokratie".
geostrategisch geht es darum vielleicht nicht. praktisch passiert es aber. wenn die russische regierung die ukraine als "faustpfand" für die durchsetzung ihrer interessen benutzen will, dahingehend verstehe och ihre einlassung, wird es die ukraine trotzdem so lange besetzen müssen, bis diese interessen erfüllt sind.
letztlich wissen weder sie noch ich, was das ganze ergeben wird. wir werden es sehen.
"Genauso verhalten sich die westliche Industriestaaten gegenüber dem globalen Süden"
ja, das taten und tun sie. wie alle imperien. der wohlstand des zentrums steht immer auf den schultern der peripherie.
"Und auch im Inneren unterscheiden sie sich kaum noch von ihren Konkurrenten."
das sehe ich anders, da gibt es schon qualitative unterschiede. den menschen, die sie erwähnen, wird hochverrat vorgeworfen (an der stelle merke ich an, dass ich die verfolgung von assange/snowden&co ablehne). in china/russland/co geht man schon wegen weitaus weniger in den bau. z.b. wenn man krieg krieg nennt.
ebenso gibt es die alltagskorruption, die in ru&ch bis in die kleinsten kappilaren vorherrscht, i.d. maße im westen nicht. ebenso das maß an bereicherung weniger, der gini-koeffizient in ru&ch ist deutlich höher als in eu. die situation von frauen, mirgranten, lgbtq ist im westen deutlich besser, es gibt zivilgesellschaftliche akteur*innen, die gewisse kontrollfunktionen ausüben (weder in ru noch in ch wäre der dieselbetrug jemals aufgeflogen, und wenn, dann komplett unterdrückt worden, z.b.), das maß an überwachung und zensur ist deutlich höher... uswusw..ich müsste ehrlich gesagt keine sekunde überlegen, wenn ich vor die wahl gestellt würde, ob ich im sog. westen, oder in ru/ch leben wollte.
Die Antwort will ich gerne versuchen: Tooze - weltweit beachteter und führender Wirtschaftshistoriker - führt hier eine akademische Kontroverse unter verschiedenen Theorieansätzen. Bemerkenswert ist dabei zunächst, wie höflich und präzise dieser Streit geführt wird, in dem NATO und Putin allenfalls eine Rolle der Illustration spielen. In der obersten intellektuellen Etage der Amerikaner gibt es eben auch formal ein beachtliches Niveau. Durch die Auseinandersetzung mit Mearsheimer schützt er zunächst den Angegriffenen vor den Zumutungen der CancelCulture und holt dessen Argumente in den Bezirk des Diskutablen. Und dann zerlegt er Mearsheimer an genau der richtigen Stelle: Sein Realismus bzw. Strukturalismus der Großmachtpolitik hat zwar große Erklärungskraft, aber rechtfertigt kein konkretes Handeln wie den Befehl zum Angriffskrieg. Es bleibt eine akademische Auseinandersetzung, die eigentlich auch in Deutschland ihren Platz haben müßte, wo einer der dunklen Stränge bis zu Carl Schmitt hinabführt. Wir verdanken Tooze übrigens grandiose Darstellungen von strukturellen Zwängen etwa in seiner "Ökonomie der Zerstörung", wo er überzeugend beschreibt, wie sich das NS-Regime in eine wirtschaftliche Zwangslage manövriert hatte, die nur noch den Weg in den Krieg zuließ. Also großer Strukturalismus. Aber Sie werden deshalb bei Tooze keine Zeile finden, mit der er das konkrete Handeln der Nazis rechtfertigen würde.
wir leben weder in einer reinen demokratie, noch in reinem neoliberalismus. für zweiteres ist die staatsquote zum glück noch viel zu hoch, auch gibt es das sehr kritikwürdige h4, im reinen neolib gäbe es nicht mal das. die umlagerente gäbe es ebenso nicht, dafür ausschließlich privat-kv, usw...
was die demokratie angeht, da bin ich bei abbe sieyes, der unsere regierungsform parlamentarismus genannt hat (und dies der "reinen" demokratie vorzieht), die vorstufe zur demokratie. laut sieyes bedeutet demokratie, dass die bevölkerung direkte gesetzgebungsbefugnis innehat. dieser definiton kann ich mich anschliessen.
>>Neoliberalismus ist keine "Demokratie".<<
Das sollte man weiten: Nicht eine Variante des Kapitalismus, sondern der Kapitalismus an sich ist mit Volksherrschaft ("Demokratie") nicht vereinbar. Wenn menschliches Arbeiten primär auf die Kapitalrendite zwecks Mehrung des privaten Reichtums ausgerichtet ist, wie kann dann gleichzeitig das Gemeinwohl primäres Ziel sein?
Der Blick ist verstellt durch die Propaganda, eine Alternative zum Kapitalismus könne nur in der exakten Wiederholung der gescheiterten bolschwistischen Revolution bestehen. Deshalb bliebe nur, auf einen irgendwie "besseren Kaputtalismus zu hoffen.
Damit keine Missverständnisse aufkommen: Nach dem Scheitern der Sowjetunion wurden die ehemaligen Sowjetrepubliken, auch Russland, kapitalistisch. Wenn auch nicht in jedem Detail am westlichen Vorbild orientiert.
>>...laut sieyes bedeutet demokratie, dass die bevölkerung direkte gesetzgebungsbefugnis innehat.<<
Und wo gibt es Demokratie in diesem Sinne? Rede ich mit Schweizern, dann höre ich öfter: "Mit eurem System ist das unsere natürlich nicht vergleichbar, aber auch unsere Demokratie hat undemokratische Macken. Volksentscheidungen werden immer wieder mal trickreich umgangen wenn wirtschaftlich Mächtige ihre Interessen durchdrücken."
Wir haben also ein ungelöstes Machtproblem, auch dort wo es schön demokratisch aussieht.
---
Der "Neoliberalismus" übrigens zielt darauf ab, den Sozialstaat abzuschaffen. Dass noch Reste davon existieren sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Abbau Schritt für Schritt weiter geht solange dem nicht "von unten" Einhalt geboten wird. Der heutige Stand ist schlechter als der vor 30 Jahren, und in den kommenden Jahren werden die Lebensbedingungen für den nichtbesitzenden Teil der Bevölkerung weiter verschlechtert werden. Es gibt keinen Punkt an dem der Prozess stillsteht.
Danke für die Richtigstellung - da spielte mir von der Zeitschiene her die Erinnerung einen kleinen Streich.
Es werden Städte beschossen, zivile Ziele, kritische Infrastruktur. Der Fokus geht ja eben nicht einzig auf militärische Strukturen. Die zivilen Opfer, drohender Hunger und eine medizinische Notlage - eine allgemeine Zermürbung - sollen wohl die Regierung Selenskyi zur Aufgabe zwingen. Die große Frage dabei ist aber, was Putin sich aus diesem Scherbenhaufen erhofft? Wollte man es militärisch/strategisch betrachten, liegt der Fall nun auch ziemlich anders, als etwa 2008 mit Ossetien und Abchasien, als die georgische Armee recht schnell aufgegeben hat.
»Die große Frage dabei ist aber, was Putin sich aus diesem Scherbenhaufen erhofft?«
Ich denke, dass mit dieser militärischen Katastrophe, die die russische Armee zur Zeit erlebt, das Ziel nur noch das politische (und vielleicht sogar auch physische) Überleben Putins ist. Er kann nicht mehr zurück.
Da er ein Krimineller ist und auch wie einer denkt, darf er auf keinen Fall den Anschein von Schwäche erwecken. Den Preis dafür zahlen die Menschen in der Ukraine.
„aber rechtfertigt kein konkretes Handeln wie den Befehl zum Angriffskrieg“ - da unterstellen Sie wieder, daß Mearsheimer machtpolitisches Handeln rechtfertigt, das tut er keineswegs, oder ist für Sie der Überbringer der Nachricht verantwortlich für die Nachricht? Diesen nüchternen Blick auf die Strukturen nehmen Sie doch zurecht auch für Tooze in Anspruch. Meine Kritik an Tooze war, daß er Putins Handeln exzeptionalisiert und die möglicherweise sogar größere Verantwortlichkeit des Westens für die Erhaltung des Friedens verschweigt, daß er nicht die Abwendung von Machtpolitik fordert, sondern eine Einhegung, die nur dazu führt, daß Machtpolitik nur noch von den stärksten betrieben werden kann, die genügend soft skills zur Herrschaft einsetzen können. Im geopolitischen Kampf um die Ukraine hatten die USA fast nur unmilitärische wirtschaftliche Mittel nötig, um Russland zurückzudrängen, allerdings wurde die Armee dieses armen Landes auch gewaltig aufgerüstet; man kann nun wirklich nicht sagen, daß die USA sich in ihren anderen Kriegen militärisch mehr zurückgehalten hätten als jetzt die Russen. Das ist der einseitige, ganz unstrukturalistische Blick in Toozes Beitrag.
Tooze mag ein verdienstvoller Wissenschaftler sein, ich habe mich hier nur zu dem Artikel geäußert.
Kriegführen bedeutet die Bereitschaft (und den Willen) zum Mord, noch die legitimierteste Kriegspartei entkommt nicht der Barbarisierung. Es ist die Frage, wie sehr man dagegen ankämpft. Die augenblickliche Situation beurteile ich so, vielleicht liege ich ja falsch: der russische Vormarsch ist gestoppt, weil der Widerstand enorm ist, und weil Russland (noch?) nicht zur Eskalation in eine entgrenzte Zerstörung bereit ist, auf Zeit spielt, daß die Gegenseite nachgibt und zu ernsthaften Verhandlungen über die russischen Friedensbedingungen eintritt. Ich sehe nicht, daß Russland nicht zu einer vollständigen Zerstörung der Ukraine in der Lage wäre, die Zahl der ukrainischen Opfer hält sich in erstaunlichen Grenzen. Wenn das richtig ist:
Zelensky soll nicht zur Aufgabe gezwungen werden, sondern zur Kompromißbereitschaft für einen allseits anerkannten Frieden, der die russische Kernforderung bedient, die Ukraine bündnisneutral zu erhalten. Und wie ich sagte, ein Trümmerhaufen könnte Putin produzieren, bislang kann man alle Zerstörung mE noch auf unmittelbare unterstellte Kriegsnotwendigkeiten zurückführen. Der Fall liegt wie bei Ossetien und Abchasien: die Natomitgliedschaft wird verhindert und notfalls ein separierter Puffer zementiert. Etwas anders liegt der Fall der Krim, sie wurde annektiert, aus russischer Sicht rechtmäßig.
Über die Dynamik des Konflikts, das Ausmaß der Verfeindung, und damit über die Stärke des Widerstands dürfte sich Putin aus dem sehr einseitigen geopolitischen Weltbild heraus getäuscht haben, er hat sicher auf einen weniger brutalen, verlustreichen, kürzeren Waffengang gehofft. Wir alle müssen den Wahrheiten des Krieges ins Auge sehen.
»Zelensky soll nicht zur Aufgabe gezwungen werden, sondern zur Kompromißbereitschaft für einen allseits anerkannten Frieden, der die russische Kernforderung bedient, die Ukraine bündnisneutral zu erhalten«
Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Beharrlichkeit Sie Dinge, von denen eigentlich vollkommen klar ist, dass sie nicht stimmen, als "Grundwahrheiten" präsentieren. Zeit, vom Elfenbeinturm herab auf die Erde zu steigen.
"[...] nur noch das politische (und vielleicht sogar auch physische) Überleben Putins ist. Er kann nicht mehr zurück.
[...] darf er auf keinen Fall den Anschein von Schwäche erwecken."
Ich fürchte auch, dass der Fall so liegt. Sicher wäre ich mir aber nicht, dafür traue ich mir zu wenig zu, die Situation wirklich tief genug beurteilen zu können.
"Den Preis" zahlen aber ja nicht nur die Menschen in der Ukraine. Die aber wohl den höchsten.
"Zelensky soll nicht zur Aufgabe gezwungen werden, sondern zur Kompromißbereitschaft für einen allseits anerkannten Frieden [...]"
Wollten alle den von Putin gewollten Frieden, gäbe es für diesen Krieg nur eine Begründung: Die Ukraine wäre der Aggressor.
Dein Satz stimmt gleich auf mehreren Ebenen nicht.
bruder putins hoffnungen haben leider getäuscht.
hätten die ukrainer gleich die waffen gestreckt,
wär er als un-brutaler ehrenmann für endenmann
durchgegangen. so ein pech !
Na, dafür hätte ich gerne mal eine Argumentation. Was alles stimmt nicht? Ist nicht die Kernforderung Putins die bündnispolitische Neutralität? Ist nicht für Selensky die einzig akzeptable Form von Frieden die Integration in die Nato, und eine legitime Forderung, schon ohne Mitgliedschaft den militärischen Beistand im Krieg zu beanspruchen? Ist nicht diese inkompatible Gegensätzlichkeit der Grund dafür, daß es keine Friedensverhandlungen gibt? War das nicht der Kernpunkt vor wie nach der Invasion? Erklär bitte mir Dummie, wo ich (und doch auch eine ganze Menge anderer Leute überall in der Welt wie auch hier im Forum) da ganz falsch liege.
Selenskyi solle eine "Kompromißbereitschaft für einen allseits anerkannten Frieden" zeigen. Das hieße zunächst, "alle" (= Putin u n d die "restliche" Welt) begrüßten einen Frieden zu Putins Bedingungen. Das ist schon einmal nicht der Fall. Es gäbe diesen Krieg doch gar nicht, stünde Putin der Ukraine mit von "allseits anerkannten" Forderungen gegenüber. Des Weiteren impliziert die Aussage, "alle" warteten nur auf die Regierung Selenskyi, die den Krieg aber nicht beenden wolle. Das stimmt ja auch nicht. Es gibt derzeit keine Kompromisslösung für einen "allseits anerkannten Frieden". Das ist auch eine Schuld des Westens.
Nein, mit „alle“ waren die Kriegsparteien gemeint, und wer ernsthaft diskutiert, wird neben der Ukraine und Russland die Nato als dritte Partei einschließen. Es geht um einen Frieden, den diese drei Parteien akzeptieren müssen. Tatsächlich kann man es auf die zwei unmittelbaren einschränken, weil ihre Übereinkunft ausreichen würde. Da die Nato eindeutig auf der ukrainischen Seite steht, müßte sie nur die Sicherheitsgarantien übernehmen. Auch Du bist sprachlich nicht präzis: Es geht nicht um allseits anerkannte Forderungen, sondern um Kompromißbereitschaft gegenüber der Hauptfriedensbedingung, die Putin stellt, eine unverzichtbare Friedensbedingung der Ukraine wäre ihre staatliche Souveränität, ich habe nicht vernommen, daß Putin die strikt verweigert. Warum formuliert man nicht die Essentials, auf die Putin einschwenken muß, was muß man fordern, was kann man anbieten. Habe ich da etwas überhört? Wenn die Forderung der Neutralität nicht akzeptabel ist, gibt es keine ausreichende Kompromißbereitschaft, dann braucht man nicht miteinander reden. Und das ist mangelnde Friedensbereitschaft, denn ich kann nicht erkennen, was so unannehmbar an der Neutralität sein soll. In diesem Fall hat Putin recht: der Westen und die Ukraine wollen nicht den Frieden, sondern die Konfrontation. Auf dieses Hauptargument von mir gehst Du nicht ein, warum?
Ich räume ein, nicht sagen zu können, ob die hartnäckige Verweigerung eines Friedenskompromisses auf das Konto Selenskys oder das des Westens geht, es bleibt aber dabei, daß Selensky es in der Hand hat, den Krieg mit der Bereitschaft zur Neutralität zu beenden. Das ist seine Verantwortung.
Ein anderer Aspekt drängt sich immer mehr auf. Konnte man bis jetzt sagen, die Brutalität war einigermaßen auf militärische Notwendigkeiten beschränkt, so ist die drohende Zerstörung Mariupols eine entscheidend neue Stufe der Eskalation, die man kriegslogisch begründen kann, die aber in keinem Verhältnis mehr zu dem Kriegsziel steht, die militärische Schlagkraft des Gegners zu minimieren, nur Schrecken und Terror hochfährt. Das wäre die Entgrenzung des Kriegs zur vollkommenen Barbarei. Ich hoffe, daß Putin diesen Schritt nicht macht, wenn doch, ist er so verrückt wie Selensky und nicht wenige Scharfmacher im Westen.
also:
endemanns friedens-konzept liegt auf dem tisch !*
nach endemann-logik muß sich die ukraine ihrer bündnis-wahl
begeben(= russland-kontrolle zustimmen)
dazu sollte sie durch putins gewalt-tat bereit ge-macht worden sein !
+ die Nato, die aus der ukraine verbannt sein soll,
soll aber sicherheitsgarantien (?) geben. wie das ?
diese NATO, die nicht von konfrontation lassen will
(präventiv hat putin die konfrontation eskaliert:
durch krieg !), soll durch verzicht : eingebunden werden ?
und alle nachbar-länder putins bekommen ein papier,
auf dem sich putin verpflichtet, sich fortan sicher zu fühlen
und nicht mehr zu lügen ?
aber jetze kommt der un-erwartete endemann-hammer:
damit endemann von seiner überzeugung
der aufrichtigkeit putins nicht läßt,
darf putin mariupol nicht platt machen (endemann-ultimatum!)
damit endemann s e i n e r o t e l i n i e n z i e h u n g
(= seine empfindlichkeit) nicht berührt sieht.
* endemanns welt, sein friedens-wille und seine vorstellungen.
Prof. Dr. Dr. h.c. Herdegen zur "kollektiven Selbstverteidigung"
Der Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine begründet in seltener Eindeutigkeit das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine nach Art. 51 der UN-Charta.
Dabei können andere Staaten zunächst Unterstützung auch mit Waffenlieferungen leisten. Zugleich dürfen andere Staaten der Ukraine militärisch Beistand leisten. Die UN-Charta spricht hier vom Recht zur "kollektiven Selbstverteidigung" und meint damit die Unterstützung durch Streitkräfte.
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/russland-ukraine-krieg-intervention-gewaltverbot-selbstverteidigung-un-charta/
----
Artikel 51 UN-Charta
Präambel
Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen,
künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat,
unseren Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit, an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein, erneut zu bekräftigen,
Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können,
den sozialen Fortschritt und einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern,
und für diese Zwecke
Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben,
unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren,
Grundsätze anzunehmen und Verfahren einzuführen, die gewährleisten, daß Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse angewendet wird, und
internationale Einrichtungen in Anspruch zu nehmen, um den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt aller Völker zu fördern –
haben beschlossen, in unserem Bemühen um die Erreichung dieser Ziele zusammenzuwirken.
-----
Kapitel VII – Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen: Art. 39 bis 51.
Art. 51
Diese Charta beeinträchtigt im Falle eines bewaffneten Angriffs gegen ein Mitglied der Vereinten Nationen keineswegs das naturgegebene Recht zur individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung, bis der Sicherheitsrat die zur Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit erforderlichen Maßnahmen getroffen hat. Maßnahmen, die ein Mitglied in Ausübung dieses Selbstverteidigungsrechts trifft, sind dem Sicherheitsrat sofort anzuzeigen; sie berühren in keiner Weise dessen auf dieser Charta beruhende Befugnis und Pflicht, jederzeit die Maßnahmen zu treffen, die er zur Wahrung oder Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit für erforderlich hält.
---
Zur Auslegung des Art. 51 mit seinen "Grauzonen"
https://zeitschrift-vereinte-nationen.de/publications/PDFs/Zeitschrift_VN/VN_2005/Heft_3_2005/Beitrag_Hilpold_VN_3_05.pdf
Seite 85 ff
---
Nico Krisch, Selbstverteidigung und kollektive SicherheitSummary: Self-Defence and Collective Security
https://www.mpil.de/files/pdf2/beitr151.pdf
Nein, so sieht nicht Endemanns friedliche Welt aus, sondern Endemanns Realismus. Leider gibt es Großmächte, die über Superwaffen, also enorme militärische Potentiale verfügen, und kleine/schwache Staaten, die nicht gegenhalten können. Wirklicher Friede wäre unter dieser Voraussetzung nur möglich, wenn zwischenstaatliche Konflikte von einer repräsentativen, von politischen Einflußnahmen unabhängigen Institution der internationalen Staatengemeinschaft gemanagt würde, die für alle gleichermaßen verbindlich als Schlichtungs- und Schiedsinstanz anerkannt wäre. Solange es aber Großmächte und das keineswegs auf die Herrschaftsklasse beschränkte Großmachtdenken gibt, gilt der Mearsheimersche Realismus, muß man sich nüchtern auf die machtpolitischen Realitäten einstellen. Das heißt, faktisch sind nicht alle Länder gleich. Die USA und Russland (und China) können Dinge tun, die andere nicht tun können, und das tun sie auch. Die Welt ist aufgeteilt in Imperialmächte und Vasallenstaaten, es gibt leider kaum noch neutrale Kleinländer, die sich nicht in dieses Schema einfügen. Fügt man sich ein, ist man im unerklärten Krieg, bestenfalls in einem Kalten Frieden, und der muß das erreichbare Partialziel sein.
Nach Endemann-Logik bedeutet Verzicht auf Bündniswahl also nicht der „Russland-Kontrolle zustimmen, sondern von Fremdbestimmung, der durch Russland wie der durch den Westen, frei sein. Da das unter Großmachtbedingungen nur möglich ist, wenn die konkurrierenden Imperien wechselseitig sich Selbstbeschränkung und gegenseitige Kontrolle auferlegen, heißt das, sie müssen Garantiemächte der Neutralität sein.
„ … diese NATO, die nicht von konfrontation lassen will soll durch verzicht : eingebunden werden ?“ - Ja, was denn sonst? Ich gehe selbstverständlich davon aus, daß die Nato (und Russland) nicht auf das Streben nach machtpolitischer Dominanz, also ihren imperialen Charakter verzichten werden, aber wenn hier ein Land, die Ukraine, sich aus dem latenten Krieg ausklinken will, könnte sie es, mE ist Russland dazu bereit, und der Westen müßte das akzeptieren, er könnte nicht am Gezerre an der Ukraine festhalten, wenn diese es nicht will.
Ich staune, daß es Endemann-Logik sein soll, daß es auch für die Barbarei des Krieges noch rote Linien der Vernunft und der Menschlichkeit gibt, bzw wenn es diese roten Linien gibt, daß dann die Zerstörung der zivilen Infrastruktur einer Stadt und die Aufgabe der Unterscheidung von Kombattanten und Zivilbevölkerung eine Endemannsche Eigendefinition dieser roten Linien sein soll. Mann, was reden Sie wieder für einen Unsinn.
Das Selbstverteidigungsrecht bestreite ich nicht, die Invasion ist nicht gerechtfertigt, weil keine unmittelbare Bedrohung Russlands vorlag. Und die Ukraine hat alles Recht, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Wenn es nicht die von Mearsheimer beschriebene Realität imperialer Machtpolitik gäbe, wäre die Verurteilung Russlands eindeutig. Aber dieser völkerrechtliche Tatbestand hat Voraussetzungen, die ja selbst in dem zitierten Text formuliert sind, die eben die Abwesenheit des machtpolitischen Realismus enthalten:
„an die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie von allen Nationen, ob groß oder klein Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen ...“, „Duldsamkeit zu üben und als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben“, „… daß Waffengewalt nur noch im gemeinsamen Interesse angewendet wird“, „...um den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt aller Völker zu fördern“.
Diese Bedingungen werden von Westen vollkommen ignoriert. Ich finde, die Endemann-Logik entspricht genau diesen in der UN-Charta formulierten Prinzipien, auch, was die nicht nur Erhaltung, sondern auch Wiederherstellung des Friedens betrifft.
unsinn. ?
meine empfindlichkeit, menschenrechte betreffend,
hat halt eine alarm-schnur. die weit vor urbaniziden
wie denen in mariupol anspricht.
und, bis eine welt-regierung mit eingriffs-macht installiert ist,
gibt es verteidigungs-bündnisse, die eine hoffnung für
minder-mächte sind.
1. Bushs Fehlleistung. 2. Embargo. 3. Blood Swaet & Tears
----
"Allerdings sollen die Staaten ihre gegenseitigen Sicherheitsinteressen respektieren und ihre Sicherheit nicht zu Lasten anderer Staaten stärken."
Quelle: Europäische Sicherheitscharta
Hiergegen verstieß Bush im Jahre 2008 in Bukarest.
-----
So sei es! Mit der Endemann-Logik. Mit der Einschränkung, dass wir, der Westen, die NATO, anders als Sie es darstellen, "nur" im WIRTSCHAFTSkrieg mit R. sind.
Der Sprachgebrauch vom nicht "provozierten" Einmarsch in der U. negiert:
1. Putins Kooperationsangebote des Jahres 2001 (Rede im BT, Gastbeitrag in der SZ)
2. Seine Rede bei der MSK 2007, die anzuschauen (ersten 15 Minuten) ich jedermann empfehle. Sein Hinweis u.a. auf die Doppelmoral des Westens.
3. "Parallel dazu verabschiedeten alle OSZE-Teilnehmerstaaten die »Europäische Sicherheitscharta«. Darin bekennen sie sich erneut zum Ziel, einen gemeinsamen Raum gleicher und unteilbarer Sicherheit zu schaffen. Kein Staat und keine Organisation könne eine vorrangige Verantwortung für die Bewahrung der europäischen Sicherheit beanspruchen oder besondere Einflusszonen geltend machen. Gleichwohl habe jeder Staat das Recht, einem Bündnis beizutreten oder neutral zu bleiben. Allerdings sollen die Staaten ihre gegenseitigen Sicherheitsinteressen respektieren und ihre Sicherheit nicht zu Lasten anderer Staaten stärken."
https://www.swp-berlin.org/publikation/ukraine-im-nato-russland-spannungsfeld
Gegen den vorstehenden letzten Satz verstieß Bush der Jüngere als er 2008 beim NATO-Treffen in Bukarest durch sein Angebot, Georgien und Ukraine in die NATO aufzunehmen, im Grunde bereits den heutigen "Kriegs"-Stein ins Rollen brachte.
An dieser Stelle liegt der Hund des vorgeblichen "unprovoked" begraben.
---
Zum Wirtschaftskrieg
Die Forderung nach einen Öl- und Gasembargo, nach einem jetzigen aktiven Agieren des Westen, wird mit der Brutalität des Krieges tagtäglich zunehmen. Soll der Westen "warten" bis Putin auch Odessa in den Status "reduced to ashes" (cnn zu Mariupol) gebommt hat?
In zwei Beiträgen (leider) der SZplus aus je unterschiedlicher Perspektive wird das gefordert.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energie-krieg-in-der-ukraine-ampel-sanktionen-1.5551856?reduced=true
https://www.sueddeutsche.de/kultur/josef-aldenhoff-menschlichkeit-psychologie-ukrainekrieg-1.5551655?reduced=true
Der Psychiater Aldenhoff schreibt darin am Ende:
"Und wenn wir es aber mit der richtigen Seite der Menschlichkeit halten wollen in dieser Zeit, die in Menschheitsfragen eine tatsächlich epochale ist: Dann sollten wir aus reiner Erkenntnis über unseren Schatten springen und zusammenstehen, wenn es gilt, die Konsequenzen in Deutschland zu tragen: Stoppen wir den Import von Öl und Gas aus Russland. Stoppen wir ihn jetzt. Stoppen wir ihn, weil wir aus Menschlichkeit keine Geschäfte mehr mit Menschen machen dürfen, die unser Geld brauchen, um damit zu töten."
Beise erläutert dazu, wie diese Embargo hier im Lande anhand vieler Handlungsmöglichkeiten umzusetzen wäre. Auch wie "soziale Schieflagen abzufedern" wären.
---
Ich erwartete mir hierzu eine Kanzler-Rede an die Nation, in der Olaf Scholz seinen Wahlkampf-Sermon niederlegte und die Bürgerschaft hinter sich vereinte, auch an Churchill anknüpfend.
----
https://www.youtube.com/watch?v=SFEewD4EVwU&list=PL073g0vDl1sKdJObk7CwhEPt_M4r5Ih7b&index=7
Blood, Sweat & Taers
Spinning Wheel
What goes up must come down
Spinnin' wheel got to go 'round
Talkin' 'bout your troubles it's a cryin' sin
Ride a painted pony let the spinnin' wheel spin
Ich verstehe immer noch nicht, wie ich "Kompromißbereitschaft für einen allseits anerkannten Frieden" so falsch verstehen kann. Für mich heißt das klar, dass die Bedingungen für diesen Frieden von allen gleichermaßen akzeptiert sein müssen. Aber gut, wenn Du es anders meinst ...
Was die "Hauptfriedensbedinung" angeht, wäre ich mir nicht so sicher mit Putin. So weit ich sehe, hat er bisher auch keine Bedingung gestellt, sondern seine vermeintlichen Kriegsziele formuliert, bei denen die Ukraine auch nichts mitzureden hatte. Zu Gesprächen mit Selenskyi war er bisher nicht bereit. Vor dem Krieg hat jener Gespräche angeboten, Putin hat ihn gar nicht ernstgenommen. Jetzt hat Selenskyi die Neutralität und den Verzicht auf die NATO angeboten, wenn Putin dafür abzieht. Putin wäre am Zug und je nachdem, wie dieser ausfällt, wissen wir, ob Neutralität und NATO-Verzicht die "Hauptfriedensbedingung" des Kremlchefs bilden. Ich bin da sehr skeptisch und habe auch nie geglaubt, dass das alles wäre, was Putin will.
"[...] die Entgrenzung des Kriegs zur vollkommenen Barbarei. Ich hoffe, daß Putin diesen Schritt nicht macht, wenn doch, ist er so verrückt wie Selensky und nicht wenige Scharfmacher im Westen."
Diesen Schritt ist er längst gegangen. Mariupol etwa wird nicht erst seit gestern belagert und zusammengeschossen. Das sind klare Kriegsverbrechen. Und, Entschuldigung, es gehört schon eine gewisse kognitive Dissonanz oder Unwillen dazu, die Reihenfolge so umzudrehen, dass zuerst Selenskyi der "Verrückte" sei und Putin ein solcher vielleicht werden könne. Geradezu, als ob Selenskyi Putin zwinge, die Bevölkerung zum vollkommen Exodus zu schießen. Diese Verkehrung der Verhältnisse findet in diesem Forum seit Beginn dieses Krieges statt. Implizit liest man ständig, Putin sei der Getriebene, der nicht anders könne. Sogar jetzt noch!
Auch Du bekräftigst zwar immer wieder, wie falsch Putins Einmarsch sei, kommst aber dennoch auch immer wieder zu so völlig verqueren Einschätzungen und Behauptungen wie, dass Selenskyi am Krieg und dessen Fortsetzung schuld sei.
exakt.
Wirtschaftskrieg, ja, das ist die Hauptseite. Allerdings ist den US klar, daß der Wirtschaftskrieg zum militärischen führen kann, ungebremst fast führen muß. Und daher bereiten sie den militärischen vor und sind schon lange dabei, ihn auf unterster Stufe und in Form des Stellvertreterkrieges zu führen. Sie hätten die Ukraine leicht zur Verwirklichung von Minsk2 drängen können, sie haben aber die Ukraine hochgerüstet und mit dem Aufbau von Militärbasen begonnen, so besehen ist schon der Aufmarsch der Russen an der Grenze mehr Reaktion als Initiative. Es geht schon immer um die Installation der Ukraine als Frontstaat des Westens, der Nato. Nur ist der Nato die Mitgliedschaft selbst durchaus ambivalent, sie möchte sich nicht in ihrer Handlungsfreiheit beeinträchtigen lassen, daher keine Aufnahme eines Landes mit ungelösten Territorialkonflikten.
Die Einäugigkeit des Psychiaters, eines Wissenschaftlers, der zu universellem Denken fähig sein sollte, ist bemerkenswert. Wo stoppt man die Geschäfte mit der Kriegsallianz gegen den Jemen, „weil wir aus Menschlichkeit keine Geschäfte mehr mit Menschen machen dürfen, die unser Geld brauchen, um damit zu töten“? Und töten die unfairen Geschäfte, die wir mit der dritten Welt betreiben, nicht ebenfalls Menschen?
Dem Gedanken, daß eine Nation sich einig ist, aus ethischen Gründen keine Geschäfte mit einem anderen Land zu machen, kann ich einiges abgewinnen. Nicht dem albernen, einer infantilen Beziehungsform entsprechenden Begriff „Sanktion“. Eine nationale Verweigerung von bilateralem Handel ist jedoch etwas anderes als ein Wirtschaftskrieg, der liegt vor, wenn systematisch ein undurchlässiger, kompromißloser Antagonismus aufgebaut wird. Beispielsweise wenn ein Land ein anderes nicht nur sanktioniert, sondern Drittländer zwingt, sich an den Sanktionen zu beteiligen oder selbst unter die Sanktionen zu fallen.
Wie befinden uns in einer Destruktionsspirale unvorstellbaren Ausmaßes, es wird voraussichtlich in einer bipolaren Welt enden, in der die zwei Blöcke schlimmer als im Kalten Krieg gegeneinander abgeschottet sind. Die ökologischen Probleme werden nicht abgebaut, sondern sie häufen sich dramatisch an, als ob es nicht schon schlimm genug wäre. Der soziale Zusammenhalt der Gesellschaften wird schwer geschädigt. Das wird das Ende der bürgerlichen Zivilisation werden. Und das ist wenigstens noch die gute Nachricht, der Kapitalismus endet, freilich können wir nicht wissen, ob wir, die Menschheit, in einem längeren elenden Chaos versinken, oder ob wir die Gesellschaft neu erfinden können.
Wir nehmen die Wirklichkeit sehr unterschiedlich wahr. Ich habe lange darauf gewartet, daß Selensky die Bereitschaft zur Neutralität erklärt, was in meinen Augen eine essentielle russische Friedensbedingung ist. Und es sollte jetzt Putin nicht die Verhandlungen verzögern. Das Verrückte an Selensky ist, daß er so lange diesen Schritt verweigert und stattdessen von Sieg gefaselt hat. Das hat Putin nicht getan, er hat immer erklärt, er wolle nicht die Ukraine besetzen – oder habe ich da eine Wahrnehmungsstörung? Für mich ist einer der Schlüsselmomente des Konflikts der Sturz von Janukowitsch, der für die Westbindung, aber russenfreundlich war, und das europäische Ultimatum, sich für eine Seite entscheiden zu müssen, verweigert hat. Das war doch das für Putin gangbare Modell, aber in der Maidan-Dynamik mußte sich die Ukraine auf der westlichen Seite positionieren. Und so hat die ukrainische Seite, man kann das sehr gut an den Fürsprechern der Ukraine in dieser Community nachlesen, auf dem Recht bestanden, als souveräner Staat dem aggressiven Natobündnis schnellstmöglich beizutreten.
Das zweite große Versagen Selenskys war die Weigerung, Minsk II anzuerkennen. Ich weiß, daß manche die Schuld am Scheitern mindestens beiden Seiten anlasten. Nach allem, was die Propaganda an Wahrheit durchließ, muß man Selensky, den ukrainischen Nationalismus als hauptverantwortlich für das Scheitern betrachten, also für die Hintertreibung der Friedenschance.
Ich verstehe nicht, wie Du diese Zusammenhänge leugnen kannst.
Selensky ist nicht an der Invasion „schuld“, Putin ist der Aggressor, aber Selensky ist durch sein Handeln für den Krieg mitverantwortlich. Und er ist verantwortlich für die Fortsetzung und Eskalation des Krieges. Hier noch ein Wort über das „Verrücktsein“. Es ist selbstverständlich nicht im klinischen Sinn gemeint, sondern als „katastrophal vernunftwidrig“. Das ist in diesem Konflikt jede Partei, die auf Sieg statt auf Interessensausgleich setzt, den dieser Krieg kann nicht gewonnen werden, von keiner Seite. Man kann sogar sagen, kein Krieg kann im strengen Sinn gewonnen, nur mehr oder weniger schlimm verloren werden. Das Verrücktsein Selenskys ist das Ausgeben der Parole: wir werden bis zum letzten kämpfen und siegen (die Welt vom Bösen befreien). Das hat mE Putin nie gesagt, aber jetzt ist er dabei, sich in die Logik, aufgeben oder siegen zu müssen, hineinziehen zu lassen.
von mir:
akklamation, nicht von impulsiver zu-stimmung getrieben,
sondern von sorgsamer überein-stimmung.
Ihre wahr-nehmungs-fähigkeit scheint durch konfusion ersetzt.
kaum ein satz, der nicht davon zeugt.
und alles nur dadurch, weil "der westen",
inclusive der durch ihn aufgehetzte ukrainische präsident
den haupt-anteil an der derzeitigen misere haben muß !
Ja: Lose - Lose. Sie schreiben vom "Ende der bürgerlichen Zivilisation", vom geschädigten "sozialen Zusammenhalt der Gesellschaften" (Plural).
Wobei schon der GAP z.B. innert(!) der USA (auch hier das Ringen des demokratischen Rests gegen autoritäre Trump´sche Strömungen) diese zu keinem verlässlichen Partner auf "ewig" machen.
Und: Zentral-EU, schon jetzt auch durch die Abermillionen Flüchtende wirtschaftlich zunehmend geschwächt, ist nach US-Denke Aufmarsch- und Kriegsgebiet, weit weg von Washington. Gleiches gilt für die wirtschaftliche Entwicklung Russlands.
Wir haben also in Wahrheit ein geopolitisches "lose/lose - win" vor uns. Man kann auch sagen: die USA sind "Von Lissabon bis Wladiwostok" los und können, haben sie denn die Kraft und den Willen, mit CHINA in das globale Rennen eintreten.
Wobei die heraufziehene Klimakatastrophe diesem alten Herrschaftsstreben einen Strich durch die Rechnung machen dürfte.
Ich danke für den Gedankenaustausch.
Ja, geopolitisch läuft es auf ein lose-lose-win des amerikanischen Imperiums hinaus, allerdings mit einem lachenden Dritten resp hier Vierten: China, also geopolitisch lose-lose-lose-win; und wenn wir die Weltperspektive einnehmen, auf ein lose-lose-lose-lose. Was hat sich die Welt bemüht, mit Hängen und Würgen zu einem gemeinsamen Standpunkt in der Klimapolitik zu kommen, und wo sind wir gelandet? Aber man muß feststellen, der Ansatz war falsch. Ohne primär an die Menschen zu denken, stattdessen auf der Ebene der Machtpolitik kapitalistischer Staaten zu verbleiben, sich statt der globalen Solidarität der staatlich organisierten Feindschaft zu widmen, macht alle Anstrengungen für eine bessere Weltbilanz nichtig.
"endemann , endemann " , noch leben Sie,vergessen Sie nicht :Mene,mene tekel upharsim .
Mit so einem Kommentar wider den Stachel zu löcken gegen die ganze Meute von ARD,ZDF, aka Miosga,Lanz,und dem ehemaligen Sturmgeschütz , der ehemals eher mittigen SZ (den unsäglichen Kornelius gab´s schon früher),noch zu erwähnen die ZEIT,die mit Roger de Weck noch ausgewogen war,bis dann der unsägliche Josef wieder Einzug hielt :Josef Joffe,der als "embedded journalist" im Irak-Krieg jede stehengebliebene Strassenlaterne als Erfolg des "Wertewestens" feierte.
Und wenn so " einermeiner" dann daran zweifelt,und dann daran erinnert dass der so "glorreiche Westen" gar keine Gloriole um´s Haupt trägt ?
Und? Wo sind wohl die grössten Sandkästen ? Kleine Hilfe : Gucken Sie dahin wo die Sonne untergeht.
Sie einsamer Rufer in der Wüste ! Und so lange der "Heuchelwesten" weiter in den ÖRM und fast der kompletten Presse nicht als solcher hinterfragt wird,ändert sich auch nix.
Das hilft der Ukraine im Moment nichts,sowie es von den oben von Ihnen erwähnten Ländern nichts hilft.
ceterum censeo : Alle Koloboks , W jottler,Mberts,entschuldigt euch bei dem "kraftlosen kambodschanischen Volk",dass der Wertewesten der UN-Resolution gegen Pol Pot nicht zugestimmt hat!
"Um zu verstehen, wie die verhängnisvolle und kriminelle Entscheidung für die Invasion im Kreml gefallen ist, brauchen wir keine Platitüden über die Sicherheits-Dilemmata von Großmächten, sondern eine Art von forensischer Untersuchung der Entscheidungsprozesse und der zugrunde liegenden Erkenntnisse. "
Wer haette vor 10 Jahren im Freitag so viel Kommentarelend vorhersehen koennen?
;-)
Man sollte das RT - gefasel hier besser abschalten.
:-D
hallo, alter neo-realistischer geo-politiker !
gestern "die anstalt" gesehen ?
Tja ...
Ich bin grad auch ziemlich auf Sparflamme hier ...
Mearsheimer und die realistische Schule scheinen das bürgerliche Pendant zu einer marxistischen Herleitung von Kriegen aus den kapitalistischer Logik. Hier geht daraum, Ursachen zu erkennen, um sie bekämpfen können. Genau das ist natürlich hier und heute nicht erwünscht, deswegen wird der Fokus nur auf den "bösen" Putin gelegt. Dabei müsste die Parole sein: Es darf auf keinen Fall der Kapitalismus als Ursache benannt werden, dann wäre eben nicht nur Putin im Visier.
Petetr Nowak
ach ja, immer noch meersheimer und seine geo-politsch-neo-
realistische gang. --> "die anstalt" gucken und sich ent-spannen !
also einverstanden:
sehen wir putin als marionette eines
kleptokratisch-faschistischen systems, das auf der ausbeutung
der menschlichen, natur-umformenden arbeit und der grenzen-losen
extraktion der natur-grundlagen beruht.
putins lügen sehen wir als spezial-fall von kapitalistischer
entfremdung.
was also ist die parole, die fahne, unter der wir siegen werden,
herr nowak ?
Mit der Blockfreiheit ist es scheinbar nicht so weit, wie viele behaupten. Die Solomon Islands sind ein schönes aktuelles Beispiel.
https://www.theguardian.com/world/2022/apr/23/us-warns-solomon-islands-against-china-military-base-as-australian-mps-trade-blame
Die Ukraine im Vorkriegs-Spannungsfeld bis zum 24.2.2022:
Und wenn es dann doch noch zu einem Krieg kommen sollte, cui bono?
Was hätte dann Putin im Hinblick auf die von ihm gewünschte neue Sicherheitsarchitektur in (Ost-)Europa erreicht?
Sicherlich keine befriedigende Antwort auf seine Sicherheitsbedürfnisse. Vielmehr eine erneute Bestätigung einer offensichtlich russisch-inhärenten verbrecherischen Kriegsführung. Eine Auflösung der Architektur der immerhin jahrzehntelang leidlich funktionierenden welt- und europaweiten Handels-, Kultur-, Wissenschafts-, Politik- und Militärstrukturen. Dafür ein erneuter Nachweis seiner aggressiven Machtpolitik, die Absprachen und bi- oder multilaterale Verträge ohne Rücksicht auf Verluste bricht, und eine Festigung seines Rufes als unzuverlässiger und unberechenbarer Partner. Ganz abgesehen von sanktionsbedingten Schäden.
Was hätten die USA anderes erreicht als eine Ankurbelung ihrer Rüstungsindustrie? Eine Aufrechterhaltung, ja Ausweitung der NATO-Bedrohungskulisse ggü. Russland? Die Durchsetzung ihrer wirtschaftlichen und militärischen Interessen? (Die ZEIT vom 18.2.2022: „Die USA haben inmitten des Konflikts mit Russland um die Ukraine ein 6 Milliarden $ schweres Waffengeschäft mit Polen genehmigt! Die USA halten ihre milliardenschweren Öl- und Gasgeschäfte aus dem Konflikt heraus!“).
Und für die ukrainische Bevölkerung bliebe wieder einmal nur die Opferrolle!?
Und ein differenziertes Russlandbild wird kaum noch diskutierbar sein. Die Positionen des überwundenen kalten Krieges werden wieder Urstände feiern. Dabei könnte sich für Europa doch auch eine Chance für eine vielfältige, zukunftsorientierte Neuorientierung öffnen anstatt sich wieder in die Strukturen des kalten Krieges zu flüchten?
Ob mit oder ohne Krieg, diejenigen, denen die Annäherung zwischen dem Westen und Russland schon lange ein Dorn im Auge war, haben mittlerweile beschleunigt damit begonnen, einzureißen, was in vielen, langen Jahren gesellschaftlich, kulturell, wirtschaftlich und politisch insbesondere auch im Rahmen der OSZE-Charta und der NATO-Russland-Grundakte mühsam und konstruktiv aufgebaut wurde. Diesen Irrweg noch zu erkennen, dessen Protagonisten in die Arme zu fallen und den begonnenen Irrweg zu korrigieren, könnte letzlich zu einer noch intensiveren und gedeihlicheren Annäherung führen.
Man wird doch noch Träume haben dürfen!
Was in der öffentlichen Debatte weitgehend ausgeblendet wurde, ist ja u.a. auch das, was der Papst kritisiert - die einseitige NATO-Osterweiterung, die sicherlich einer der Schlüssel für erfolgreiche Friedensgespräche sein werden:
https://www.freitag.de/autoren/sigismundruestig/ukraine-im-spannungsfeld-die-ukraine-krise-ein-nachdenkliches-tagebuch