Zuckerbergs Masterplan

Geschäftsmodell Der Facebook-Gründer glaubt, dass sein soziales Netzwerk die menschliche Natur nicht verändert, sondern vielmehr hilft, sie zu entfalten

Mark Zuckerberg glaubt nicht, dass er die Natur des Menschen verändert, sondern dieser vielmehr hilft, sich zu entfalten. Wenn man ihm das abnimmt – und das tue ich – dann sollte man seine Aktien kaufen, denn er hat eine Plattform für die Ökonomie des Teilens geschaffen.

Mit seinem eigenen neuen sozialen Netzwerk hat selbst Google mittlerweile erkannt, wie wichtig die Menschen geworden sind. Auf einer Konferenz, die vergangene Woche in München stattfand, sprach Googles Revenue Chief Nikesh Arora davon, wir seien auf dem Weg vom Informationszeitalter zum Zeitalter der Menschen – in dem Personen wieder wichtiger werden als Algorithmen.

Mark Zuckerberg versteht Facebook als einen Entwicklungsschritt über Google und andere Netzdienste hinaus: „Sie crawlen das Netz“, sagte er mir. „Es gibt aber nichts, was man crawlen könnte, um Informationen über Menschen zu erhalten. Das ist alles in unseren Köpfen drin. Man muss also Werkzeuge schaffen, die es den Leuten ermöglichen, sich auszutauschen.“

Die beiden Netzgiganten kämpfen um etwas, das ich Hinweisproduktion nenne: die Fähigkeit, uns dazu zu bringen, Daten über uns selbst zu generieren – wer wir sind, wo wir uns befinden, was uns gefällt, wen wir mögen, was wir kaufen, was wir wollen, was wir wissen, was wir wissen wollen – damit sie uns mit Inhalten, Dienstleistungen und Werbung versorgen können, die ganz auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten.

Facebooks Antrag auf Börsenzulassung spricht von einem Umsatz von 3,7 Milliarden US-Dollar pro Jahr, wovon der größte Teil aus der Werbung stammt. Google hat im vergangenen Jahr zwar das Zehnfache eingespielt, aber Facebook hat 845 Millionen Mitglieder, von denen mehr als die Hälfte die Seite täglich nutzen – eine Beteiligungsrate, für die jede Zeitung und jedes andere Medium töten würde.

Und nach dem Zuckerbergschen Gesetz teilen wir jedes Jahr doppelt so viele Inhalte wie im Jahr zuvor, weil wir das wollen und jetzt auch können. „In der Welt vor dem Internet und Dingen wie Facebook gab es jede Menge Privatheit, weil man vieles einfach nicht wusste, mit anderen Worten: privacy through obscurity. Jetzt, so glaubt Zuckerberg, lasse das Netz uns die Wahl.

„Der Fehler in der Gesellschaft ist heute immer noch, dass die Leute denken, sie sollten bestimmte Dinge nicht mit anderen teilen. Der weitaus größte Fehler besteht darin, dass alles anonym ist“, klagt Zuckerberg. „In Zukunft sollten die Dinge an deine Identität geknüpft sein. Das wird sie wertvoller machen.“ So sieht der Masterplan aus.

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Übersetzung: Holger Hutt
Geschrieben von

Jeff Jarvis | The Guardian

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