Zügellos, unersättlich, gierig

Klimawandel Der Mensch wird gegenüber der Natur immer rücksichtsloser, weil er stoisch an der Marktwirtschaft festhält. Das muss sich ändern – oder unsere Überlebenschancen sinken
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Puritaner und Moralisten bezeichnen den Konsumismus, die Bonus-Kultur, die Erwerbsgesellschaft, die Jetzt-leben-später-zahlen-Philosophie oft als „Gier“. Doch haben diese – wie andere Laster auch – durch einen Wandel unserer moralischen Ordnung einen neuen Stellenwert erhalten. Vieles, was man in der Vergangenheit als menschliche Schwäche empfand, gilt heute als ökonomische Tugend. Habgier ist zu Ehrgeiz geworden, Neid erscheint als Manifestation eines gesunden Wettbewerbsgeistes, Unersättlichkeit ist bloß ein natürliches Streben nach mehr. Lust gilt als notwendiger Ausdruck unserer tiefsten menschlichen Realität. Versuchung ist kein Impuls mehr, dem es zu widerstehen gilt: Es ist unsere Pflicht, uns ihr zu ergeben. Im Namen des er