Es gab eine Zeit, in der die Pandemie die Dinge in Ordnung brachte. Schurken kamen zu Fall. Leute, die wir für Helden hielten, kamen nach oben, an erster Stelle die Wissenschaftler. Die Bösen waren die Unwissenschaftlichen. Donald Trump empfahl Bleichmittel zu injizieren, ein „Populist“ halt. Doch dieser Tage ist der Konsens nicht mehr so eindeutig. Wir hören Geschichten, nach denen Covid-19 doch nicht vom Populismus verursacht sein könnte, sondern durch einen Laborpfusch in der chinesischen Stadt Wuhan.
Man kann die moralischen Zuckungen regelrecht spüren, wenn sich die Frage stellt: Was, wenn die Wissenschaft selbst für die Malaise verantwortlich ist? Die Antwort auf diese Frage ist noch offen. Bleibt es vielleicht auch. Aber es ist an der Zeit, z
er Zeit, zu fragen: Was, wenn diese verrückte Geschichte sich als wahr erweist? Was sind die Konsequenzen?Die Antwort: Sie könnte das Vertrauen in den Liberalismus weiter erodieren lassen. Das letzte globale Desaster war die Finanzkrise von 2008, sie zerstörte das Vertrauen der Menschen in den Kapitalismus, in die Mythen von Freihandel und der New Economy und schließlich in die Eliten. Seither versuchen progressive Politiker zu retten, was zu retten ist. Als Reaktion auf den Populismus machten sie einen Kult aus Wissenschaft und Expertentum.Covid-19 ist weitaus schlimmer als die Hypothekenkrise – die Krankheit hat Millionen Menschen getötet, Leben ruiniert und einen noch gravierenderen Einbruch der Weltwirtschaft verursacht. Sollten sich Wissenschaftler, Experten, NGOs statt als Helden eher als Schurken dieser Geschichte erweisen, könnten die Aktien der Liberalen für Schrottpapiere gehalten werden.Laborunfälle passieren. Sie sind nicht das Ergebnis von Verschwörungen: „Ein Laborunfall ist ein Unfall“, betont der Publizist Nathan Robinson. Es gibt Hinweise darauf, dass das fragliche Labor, das Fledermaus-Coronaviren untersucht, eine „Gain of Function“-Forschung durchgeführt hat, eine gefährliche Innovation, bei der Krankheiten bewusst ansteckender gemacht werden. Einige der Fledermausvirusforschungen im Wuhan-Labor sollen vom amerikanischen national-medizinischen Establishment mitfinanziert worden sein – was bedeutet, dass die Labor-Leak-Hypothese nicht nur China betrifft. Es scheint Interessenkonflikte unter den Leuten gegeben zu haben, die beauftragt wurden, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Wie wir aus der Immobilienblase wissen, sind es immer Interessenkonflikte, die die verlässlichen Experten stolpern lassen. Die konventionellen Medien zogen mit, in den sozialen Medien wurden Posts über die Lab-Leak-Hypothese sogar zensiert.Zehn Monate später, am Ende eines erschreckenden Artikels über die Geschichte der „Gain of Function“-Forschung und ihre mögliche Rolle in der Covid-19-Pandemie, schreibt der Schritsteller Nicholson Baker: „Dies könnte das größte wissenschaftliche Meta-Experiment des 21. Jahrhunderts sein. Kann eine Welt voller Wissenschaft-ler:innen über viele Jahre hinweg alle rekombinanten Dinge mit Viruskrankheiten anstellen und erfolgreich einen ernsthaften Ausbruch vermeiden? Die Hypothese war, ja, das sei machbar. Das Risiko sei es wert. Es würde keine Pandemie geben.“Nun gab es aber eine Pandemie. Und was, wenn die Lab-Leak-These korrekt erklärt, wie alles angefangen hat? Es würde bedeuten, dass die Menschheit in ein Real-Life-Laborexperiment gezwungen wurde, und zwar mit enormen Folgen. Falls sich das als zutreffend herausstellt, wird das ein moralisches Erdbeben lostreten.Den Menschen wird dämmern, dass unser Fehler nicht unzureichende Achtung für Wissenschaftler oder zu wenig Achtung vor Expertenwissen oder nicht genug Zensur auf Facebook war.Der Fehler war, über all das nicht kritisch nachzudenken.Vielleicht liege ich ja falsch damit, solche Spekulationen anzustellen. Vielleicht wird die Lab-Leak-Hypothese bald überzeugend widerlegt. Ich hoffe es.Placeholder authorbio-1