Auch wenn die Ernährungsgewohnheiten in deutschen Haushalten in den letzten Jahren eine erfreuliche Trendwende in Richtung „gesünder“ unternommen haben: Zahlen und Fakten stellen leider kein wirklich gutes Zeugnis aus. Denn obwohl zunehmend mehr Gemüse den Mittagstisch heimsucht, mehr Mineralwasser und Tee, dafür weniger Alkohol konsumiert wird und auch der Konsum von Schweinefleisch einen Rückgang verzeichnen kann, zeigen die Zahlen auf der Waage ein anderes Bild. Der aktuelle Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt: Die deutsche Bevölkerung wird immer dicker.
Ernährung ist (k)eine Frauensache
So oder so ähnlich könnte die Tatsache auf den Punkt gebracht werden, dass Männer vom steigenden Körpergewicht weitaus häufiger betroffen sind als Frauen. Und das in jeder Altersgruppe. Immerhin bringen rund 60 % der Vertreter des „starken“ Geschlechts eine starke Zahl auf die Waage. Bei den Frauen sind es hingegen nur 37 %. Sie legen erst ab 60 an Gewicht zu. Eine weibliche Normalgewichtige wird in der Altersgruppe, die kurz vor der Rente steht oder diese bereits angetreten hat, kaum mehr anzutreffen sein. Gesellschaftspolitisch ergibt sich dadurch das Problem, dass Übergewicht nicht mehr als Randerscheinung, sondern als Normalzustand angesehen wird.
Die Schuld liegt in der Steinzeit
Wer genetische Veranlagung zu Übergewicht schon immer gern als Ausrede verwendet hat, wird von aktuellen Forschungsergebnissen begeistert sein. Die Schuld dafür liegt nämlich in der Vergangenheit. Genauer gesagt in der Steinzeit, auf deren Energiehaushalt unsere modernen Körper noch immer programmiert sind. Damals war es ein enormer Vorteil, Energieüberschüsse als Fettreserven speichern zu können. Der nächste Winter, die nächste magere Ernte konnte so zumindest ein wenig abgefedert werden. Das Überleben war gesichert. Heute sitzen wir und essen – auf die Jagd gehen muss niemand mehr und eine Hungersnot müssen wohl die wenigsten von uns fürchten. Aber auch die Zusammensetzung der Nahrung ist für unseren Körper nicht ideal. Die DGE empfiehlt nicht umsonst eine stark pflanzenbetonte Ernährung. In der Steinzeit war ein Stück Fleisch eine hart erkämpfte Seltenheit. Heute konsumieren wir ca. 60 Kilogramm Fleisch pro Kopf im Jahr. Dies schadet nicht nur den Tieren und dem Klima, auch unsere Körper können diese Menge an tierischem Protein bei zeitgleich immer weniger Bewegung kaum bewältigen. Besonders besorgniserregend ist dieser Negativtrend bei Schwangeren. Waren im Jahr 2007 „nur“ 34 % aus ärztlicher Sicht übergewichtig, so waren es 10 Jahre später bereits 40 %. Dieses Übergewicht kann zu Schwangerschaftsdiabetes und anderen Komplikationen führen und wirkt sich auch auf das Geburtsgewicht des Kindes und dessen Gesundheitszustand aus.
Obst & Getreide als Joker
Analog zum kontinuierlich steigenden Fleischkonsum ist der Verzehr von Obst, Getreideprodukten und Kartoffeln deutlich zurück gegangen. Die Gründe dafür liegen im Dunkeln. Einerseits handelt es sich um klassische Zutaten für Gerichte, die das gute alte Selberkochen voraussetzen. Andererseits sind sie in den letzten Jahren auch zu Unrecht in Verruf geraten – Stichwort: Low Carb. Doch gerade eine pflanzenbasierte Ernährung wäre empfehlenswert. Besonders signifikant lässt sich der schwindende Obstkonsum am Beispiel des Apfels verdeutlichen. Verspeist werden gerade einmal 20 Kilogramm pro Jahr. 2004 waren es beispielsweise noch 26 Kilogramm.
Kommentare 1
- sättigungs-beilagen dienen nicht dem genuß, wie das wort schon sagt.
-interessant wär, wie sich der rück-gang von obst-verzehr zum
obst-saft-/smoothie-verbrauch verhält.
- vom körper schnell umzusetzende nahrung ist trumpf ,
seit mit dem kapitalismus die zeit knapp
und power-nahrung erschwinglicher wurde...