Queere Lebenslust als anarchische Bewegung für ein freies Leben

Gesellschaftsstudie Die US-amerikanische Kultursoziologin Saidya Hartman erzählt fulminant intime Geschichten Schwarzer Weiblichkeit und Queerness
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2022
Was in den Akten als unsittlich, promisk und krankhaft pathologisiert wurde
Was in den Akten als unsittlich, promisk und krankhaft pathologisiert wurde

Foto: Mario De Biasi/Mondadori via Getty Images

Zuerst stieß Saidiya Hartman auf das Foto eines nackten Schwarzen Mädchens auf einem alten Rosshaarsofa – und war gefesselt von dem wütenden Blick. Dann beschloss die Professorin an der Columbia University in New York, dem möglichen Schicksal dieses Mädchens auf den Grund zu gehen. Beschäftigte sich dafür mit der Soziologie des Gettos, sichtete Polizeiakten, Zeitungsberichte, Notizbücher und Bildarchive. Doch wo sie auch suchte, Mädchen wie ihres gingen stets elendig zugrunde. In den Fallakten und Studien wurde ihr Widerstand gegen gesellschaftliche Normen zum kriminellen Muster erklärt. Hartman aber wollte daran glauben, dass diese Frauen ein aufrechtes Leben führen konnten. Um ihre Rebellion als Akt der Selbstermächtigung