„Die Netanjahus“ von Joshua Cohen: Tragisch und komisch, dass einem die Tränen kommen

Campusroman „Die Netanjahus“ ist eine ebenso witzige wie deprimierende Erzählung darüber, was es heißt, als Jude in der (amerikanischen) Diaspora zu leben. Der Schriftsteller Joshua Cohen erhielt dafür 2022 den renommierten Pulitzer-Preis
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2023
Sie wollen nichts lieber als eine ganz normale amerikanische Familie sein
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Foto: Barton Silverman/NYT/Redux/laif

„Judele, sag mir doch, was ist fair für mich?“, bittet ein Großvater seine Enkelin, nachdem die ihm einen Vortrag gehalten hat, dass Fairness wichtiger sei als familiäre und persönliche Verbindungen. Nur wenn die Welt fair gestaltet sei, würden rassistische oder geschlechtliche Benachteiligungen ein Ende finden, so ihr Argument. Der Alte ist wenig überzeugt davon, dass das in der Praxis funktioniert. „Denk an meine Eltern“, entgegnet er, „bei einem Pogrom umgebracht, jedenfalls mein Vater von einem Mann umgebracht, meine Mutter aber getötet vom Pferd des Mannes, das weggerannt ist über sie, in Rschyschtschiw, an Jom Kippur 1905. Was war daran fair? Und dann war ich in Kiew als Waise, musste allein durch die Welt wandern.