Was soll das?
Nun ja, Protest ist eine Gesprächsaufforderung. Eine ganze Menge Leute sind stehen geblieben, sind kurz aus ihrem alltäglichen Trott raus. Sie sagen, stopp, jez ma langsam, irgendwas läuft grad schief, irgendwas stimmt hier überhaupt nich. Wir dürfen jez nich einfach weitermachen, bevor wir das besprochen und hoffentlich geklärt haben.
Was war dann?
Die Entscheidungsträger haben gesagt: "Sprich mit der Hand!" "Halts Maul!" "Ich will 's nicht hören!"
Klingt frustrierend.
Ist es. Jeder hat bestimmt schonmal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn einem was auf der Seele liegt und das Gegenüber einfach nicht zuhören will und völlig abblockt. Das ist bitter
Was ist dann passiert?
Ein paar hundert Leute haben sich zusammen gesetzt und überlegt was man tun kann wenn einem das Demonstrieren verboten wird. Eine Lösung haben wir leider nicht gefunden. Wahrscheinlich können wir nur immer wieder zum Gespräch auffordern. Also das ganze nochmal und hoffen dass uns diesmal zugehört wird.
Die Polizei?
Jo, war auch da. Sehr beeindruckend, in ihren Rüstungen. Nun ja, sie hatten den Befehl alles zu unterbinden was irgendwie nach Protest aussieht. In diesen Rüstungen wirken sie nicht mehr wie Menschen. Sie erwecken den Eindruck, sie seien kalte Roboter, gewaltig und Seelen los. Aber dass ist wohl auch beabsichtigt. Sie sollen schließlich nur ihren Auftrag erfüllen und der heißt: Alles abblocken, was als Kritik zu verstehen ist.
Haben sie alles abgeblockt?
Vieles, aber manchmal ist es gelungen ein wenig Protest zu äußern.
Wie war dass organisiert?
Gar nicht. Es ging ja nicht darum sich zu Streiten sondern zu reden. Und da ja alles verboten war, haben sich die meisten darauf beschränkt durch die Stadt zu laufen und immer wenn sie dachten jez können man mal das Wort erheben, haben sie es getan und dann kann die Polizei und hat dafür gesorgt dass sie sich wieder verpissen.
Klingt irgendwie chaotisch.
Jo dass war 's. Aber lustig. Fast überall war ne Sambakapelle dabei. Gauckler und komisch angemalte und verkleidete Leute. Eigentlich war es ein Festival nur ohne dröhnende Bässe.
Ich will das nochmal.
Wenn die Entscheidungsträger beim nächste Mal die Polizei als Begleiter für uns abstellen und nich schicken um uns zu vertreiben könnt es ne richtig schöne Sache werden. Ein politisches Woodstock mitten in Deutschland. Voll Chaotisch und voll cool. Ich glaub, von dem Traum krieg ich nich genug.
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17:33 20.05.2012
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Kommentare 10
Sehr guter Begriff "politisches Woodstock!"
Darf Demonstrieren denn Spaß machen? :o)
Darf es natürlich auch. Dieser Blog zeigt die Zwietracht der Angelegenheit so schön auf. Der Georg Schramm'sche Zorn (ich nenn' den einfach mal so) sollte es eigentlich sein, der auf die Straße getragen wird. Aber genau dieser ist es wohl, vor dem die Roboter-Polizei Merkel, Gott und die Bankenwelt bewahren soll.
Das Dilemma: Wie trägt man Frust, Verzweiflung und Zorn friedlich und bunt auf die Straße? Antwort: in diesem Deutschland offensichtlich gar nicht mehr. Stete Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit muss es bringen. Bloß weg vom Eindruck des Kriminellen. Die Medien so gut es geht einbinden.
Die Welt steht hier Kopf. Die Demonstranten müssen beweisen, dass sie in Frieden kommen, während die Heuschrecken über Europa hinwegfegen und alles kahl fressen. Verkehrte Welt. Pervers ist das.
Screen Shot, Google-Bildersuche nach "Blockupy"
http://i883.photobucket.com/albums/ac31/beeflu/freit-block.png
Klick auf's Bild zum Vergrößern (2,7 MB)
'Ganz tolle' Bilderserie im Handelsblatt (So wehrt sich Frankfurt gegen die Banken-Hasser) Land unter.
Wenn man einen Uniform-Fetish hat und im Netz nach geilen Bildern sucht, gibt man am besten "Blockupy" ein :o(
Danke. Eine angenehm lockere Herangehensweise.
Bilderserie im Handelsblatt "So wehrt sich Frankfurt gegen die Banken-Hasser"
Sieht ganz nach Volksverhetzung. Das ist die bängstigende Seite...
Sieht ganz nach Volksverhetzung aus. Das ist die beängstigende Seite...
Man muss sich mal Bild 4 dieser Fotoserie - und das, was darunter steht - angucken. Offensichtlich ist es für diese "Journalisten" entweder Gewalt (also kriminell) oder Romantik-Kitsch (also lächerlich). Das sind die beiden Mittel.
Gerne, ich wollte einfach mal nen anderen Blickwinkel anbieten.
Du hast Recht xxm, wenn Demonstranten beweisen müssen, dass sie friedlich sind, hat das nichts mehr mit einer aufgeklärten Gesellschaft zu tun.
Ich bin auch kein Fan unserer Medien und der angeschlossenen Journalisten. Wenn man zornig ist, wird man als Krimineller abgestempelt. Wenn man nüchtern ist, ist man zu langweilig für die Berichterstattung. Und wenn man es mit der FlowerPower probiert, wird man nich ernst genommen.