Eine Flagge und ein Irrtum

Konföderiertenfahne Eine Flagge ist ein Stück Stoff. Nicht mehr und nicht weniger. Ursprünglich diente sie auf den Schlachtfeldern den Kriegern, Rittern oder Soldaten als Orientierungspunkt.

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Eine Flagge ist ein Stück Stoff. Nicht mehr und nicht weniger. Ursprünglich diente sie auf den Schlachtfeldern den Kriegern, Rittern oder Soldaten als Orientierungspunkt. Dort, wo die eigene Fahne war, waren auch die eigenen Leute. Dort war man sicherer. Sofern man auf einem Schlachtfeld von Sicherheit sprechen kann.

Nun wird in den USA heiß über die Flagge der Konföderierten debattiert. Ob sie denn noch als offizielle Flagge gelten soll, ob sie generell abgeschafft gehört oder wie auch immer. Im Prinzip ist mir diese Fahne egal, aber die Debatte dreht sich meiner Ansicht nach um einen völlig falschen Punkt.

Ursache der Diskussion um die Konföderiertenfahne ist das Massaker in einer Kirche in Charleston, South Carolina. Der Attentäter, Dylann Roof, ist nach eigener Aussage bekennender Rassist. Im Sezessionskrieg von 1861-1865 zogen die Konföderierten Südstaatenarmeen unter genau dieser nun umstrittenen Flagge in den Krieg, um die rassistische Sklaverei aufrecht zu erhalten.

Nur ist dummerweise ein Stück Stoff nicht für Ideologien verantwortlich, die in den Köpfen der Menschen stecken. Und wahrscheinlich ist deshalb noch niemand auf die Idee gekommen, eine Fahne vor Gericht zu stellen. Mit der Abschaffung dieser Flagge wird man gar nichts erreichen. Diesem Trugschluss darf man sich nicht hingeben. Das Problem, dass Waffen in vielen US-Staaten frei verkäuflich sind, wird ja auch nicht dadurch gelöst, dass man die Firmenlogos der Waffenhersteller verbietet. Die schaffen sich neue Embleme und weiter rollt der Dollar.

In Deutschland ist die Hakenkreuzfahne verboten. Dass ist auch gut so, aber hat dass etwa dazu geführt, dass es keine Rassisten, Faschisten und Nationalisten mehr gibt? Wohl eher nicht. Auch bei uns gibt es dieses Problem. Ohne Hakenkreuzfahne. Die Mordspur des NSU hat dass allzu deutlich gezeigt. Die Szene hat sich neue Symbole geschaffen und existiert leider weiter.

Wer also glaubt, mit der Abschaffung oder dem Verbot einer Fahne das Problem zu beseitigen, irrt. Wichtiger ist meiner Ansicht nach die Auseinandersetzung mit den Ideologien der Täter, Wachsamkeit gegenüber ersten Anzeichen, dass so einer kurz vorm explodieren steht. Meistens merkt man dass aber vorher nicht. Und es ist notwendig, sich Rassismus, Nationalismus und Faschismus entgegenzustellen, Hass den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Eine Fahne sät keinen Hass. Sie schafft keine Ideologie, sie propagiert sie nicht mal. Sie ist ein stummes Stück Stoff, welches als Zeichen einer bestimmten Ideologie gedeutet wird. Um diese Deutung zu veranschaulichen: Das Hakenkreuz, also die Swastika, gilt in großen Teilen Asiens als Glückssymbol. Erst die Nazis unter Hitler missbrauchten dieses Symbol und sorgten mit ihren Verbrechen, die sie unter dieser Fahne begingen dafür, dass dieses Symbol, welches ursprünglich für „Glück“ stand und ein Glücksbringer war, nun in Europa geächtet und verhasst ist.

Ideologien werden von Menschen gemacht und propagiert. Und somit ist es die Aufgabe der jeweiligen Gesellschaft, sich mit problematischen Ideologien auseinanderzusetzen und sich radikalen Ideologien jedweder Couleur, die andere Menschen diffamiert und ausgrenzt, entgegenzustellen. Die bloße Abschaffung oder das Verbot von Symbolen löst dieses Problem jedenfalls nicht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Thomas Matzka

Mitglied der Piratenpartei, Querdenker, Freigeist, Autor humoristischer Kurzgeschichten

Thomas Matzka

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