Wir pilgern mal zum Asylbewerberheim

Bundespolitiker Endlich nimmt unsere politische "Elite" ihre Aufgaben wahr.

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Sigmar Gabriel (SPD) war der Erste der es für nötig erachtet hatte, ein Asylberwerberheim zu besuchen. Er war der Erste von denen, die statt komplett zu Versagen und zu Zögern von Anfang an hätten klare Kante zeigen müssen. Er war der Erste unserer Bundesregierung, der diesen Weg, leider viel zu spät, gegangen ist.

Die Mitglieder unserer Bundesregierung sollen nicht nur uns regieren, sondern vor allem auch unser Land in der Welt repräsentieren. Nicht nur wenn es darum geht, die Einhaltung der Menschenrechte in China oder Syrien einzufordern und die deutsche Sicht darauf zu vertreten. Sie sollen Deutschland auch nach außen repräsentieren wenn es darum geht, Schaden vom Ansehen unseres Landes abzuwehren.

Damit aber haben die Mitglieder unserer Bundesregierung viel zu lange gezögert als ein rechter Mob ein ganzes Wochenende randalierte und zu verhindern versuchte, dass Asylberwerber einen leerstehenden Baumarkt in Heidenau beziehen. Die Bundesregierung hat insgesamt auf kompletter Linie versagt, als wieder Bilder um die Welt gingen, die denen aus Rostock-Lichtenhagen vor 23 Jahren verdächtig ähneln.

Es scheint, dass sie erst abwarten wollten, wie denn die Kanzlerin Merkel reagiert. Aber wie gesagt: Es war ja auch Wochenende.

Erst nach ihrer Rede, in der sie diese rechten Aktionen eindeutig verurteilte, kamen immer mehr Politiker der Regierungsparteien aus ihren Löchern gekrochen und sprachen sich für die Flüchtlinge und gegen rechten Pöbel aus. Nur Sigmar Gabriel war schneller.

Der Schaden, der dem Ansehen unseres Landes entstanden ist, war da aber schon groß genug. Und er wird größer. Immer öfter hören wir von brennenden Asylbewerberheimen, von rechten Idioten, die sogar versuchen, mit Messern bewaffnet in ein Asylbewerberheim einzudringen.

Jetzt setzt eine wahre Pilgerwelle ein. Immer mehr Bundespolitiker sehen sich nun in der Pflicht, doch mal persönlich bei den Asylbewerbern vorbeizuschauen. Mit ihnen zu reden. Man nennt dass dann „sich ein Bild von der Lage machen“.

Ob Merkel oder Gauck: Ihr kommt eindeutig zu spät, der Schaden ist da. Und nicht ihr seid es, die diesen Schaden nur noch begrenzen können, es sind vor allem die, die sich seit Wochen um die Flüchtlinge kümmern und diejenigen, die sich vor Ort dem rechten Pöbel entgegenstellen.

Die Politik hat seit Jahren nicht nur versagt, sie hat mitgeholfen, den Brand zu legen. Sie hat zugesehen, wie deutsche Waffen in Krisengebiete exportiert wurden. Oft gegen alle Bestimmungen und Gesetze. Aber Firmen wie Heckler&Koch zahlen ja Steuern, die Lobby ist stark. Auf dass, was diese deutschen Waffen mit auslösten, waren unsere Politiker nicht vorbereitet. Dass Krieg immer auch Flüchtlinge produziert, Menschen, die alles zurücklassen und nur ihr blankes Leben retten.

Sie hat auch mit der Diskussion um die Kosten für Flüchtlinge diesem rechten Mob Vorschub geleistet. Mit der Islamdebatte ebenfalls, die sinnlos Ängste schürte und dafür sorgte, dass viele nun plötzlich in jedem Muslim gleich einen Terroristen sehen.

Aber pilgert mal weiter zu abgebrannten oder zerstörten Asylbewerberheimen. Hört den Menschen dort aber gut zu wenn sie euch davon erzählen, dass ihnen (vielleicht deutsche) Granaten das Dach über dem Kopf zerstört und die Hälfte ihrer Familie getötet haben. Hört ihnen zu wenn sie euch berichten wie es ist, wenn man alles Vertraute zurücklässt und von Schleusern ausgeplündert wird. Wenn es ums nackte Überleben geht. Und dann macht endlich euren Job!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Thomas Matzka

Mitglied der Piratenpartei, Querdenker, Freigeist, Autor humoristischer Kurzgeschichten

Thomas Matzka

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