Der Berg, der Prophet und Kartoffelsalat

Kinderblick Lena Gorelik debütiert mit "Meine weißen Nächte"
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Der Roman ist im Präsens geschrieben. Das soll den Leser in die Erzählung einbeziehen, als fände, wovon sie berichtet, gerade statt. Das erzeugt eine Aufgeregtheit, die kaum über fast 300 Seiten und viele banale Alltagssituationen inklusive einer nicht sonderlich originellen Liebesgeschichte (oder sind es zwei?) hinweg durchzuhalten ist. Die Erzählerin sagt: "Ich bin elf", aber wir wissen natürlich, dass sie nicht elf ist, denn ihre Sprache ist nicht die Sprache einer Elfjährigen. Sie vertraut nicht auf die Vergegenwärtigung durch das epische Präteritum, sondern tut, als würde sie sich retrospektiv in die vergangene Gegenwart hineinversetzen, als sie elf war und beleidigt, weil sie nicht zur Abschiedsparty ihres Bruders eingeladen wurde.

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