Leo Tolstois moralischer Aufstand

Bücher Anmerkungen zu Tolstois letztem Roman "Die Auferstehung"

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Leo Tolstoi 1903
Leo Tolstoi 1903

Foto: ITAR-TASS/imago

Nie gelang es Leo Tolstois letztem Roman „Die Auferstehung“ aus dem Schatten seiner übermächtigen Geschwister „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ zu treten. Dabei ist „Die Auferstehung“ nicht weniger ein vollkommen typischer Tolstoi Roman und integraler Bestandteil seines Werks. Viele Themen und Motive, die in den anderen Romanen eine große Rolle spielen, tauchen erneut auf. Allem voran jene zentrale Frage, die Tolstoi vielleicht so vehement und nachdrücklich wie kein anderer Schriftsteller stellte: wie lebe ich richtig.

Die mangelnde Attraktivität von „Die Auferstehung“, die nicht zu leugnen ist, ist weniger die Folge künstlerischen Misslingens sondern Konsequenz jener radikalen Selbstbefragung. Der herbe und inkonziliante Charakter des Romans ist Ausdruck eines Selbstbewusstseins, das sich vom gesellschaftlichen common sense abgekoppelt hat. Der Blick eines alternden Künstlers über den Rahmen der aktuellen Konventionen und Traditionen hinaus auf größere und universellere Perspektiven.

Es ist denn auch kein Wunder, dass der Roman, der jüngst bei Hanser in einer Neuübersetzung von Barbara Conrad herauskam, bei Kritikern wenig Sympathie gefunden hat. Der Roman ist einfach nicht in einer kommensurablen Mittellage verfasst, der für den normalen Kulturbetrieb geeignet wäre. Hinzu kommt, dass unsere säkularisierte und hedonistische Epoche völlig gleichgültig gegenüber den transzendentalen und moralischen Fragen ist, die sich Tolstoi in diesem Roman stellt. Die meisten Leser verstehen wahrscheinlich überhaupt nicht recht, worauf der Roman eigentlich hinaus will.

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Wenn Thomas Mann von der gewaltigen „Muskelspannung“ von Tolstois Werk spricht, deutet er auf ein Spannungsfeld hin, das in seiner Polarität für die immense energetische Ausstrahlung seines Werkes verantwortlich ist. Was sich in Tolstois Charakter aneinander reibt und einen kreativen Überschuss erzeugt, ist eine enorme animalische Sinnlichkeit auf der einen Seite und ein starker christlich moralischer Idealismus auf der anderen.

In Tolstois Leidenschaft für die Jagd, von der er auch nicht lassen wollte nachdem er Vegetarier geworden war, offenbart sich exemplarisch seine sinnliche Seite. Nicht nur als sportive Betätigung, sondern in übertragenem Sinn als Ausleben vitalistischer Energien auch in kriegerischen und erotischen Kontexten. Viele der eindrücklichsten Szenen aus „Krieg und Frieden“, der übermütige Wagemut Petja Rostows in der Schlacht, der ihm das Leben kostet, oder die versuchte Entführung Natashas durch den Schürzenjäger Anatol Kuragin, vibrieren vor jener Immersion in ein instinktiv kreatürliches Erleben. Auch der Protagonist von „Die Auferstehung“ Dimitri Nechliudow wird von seiner Sinnlichkeit übermannt, als er seiner Jugendliebe als junger Offizier wiederbegegnet und sie halb verführt halb vergewaltigt.

Gleichzeitig wurde Tolstoi in eine Zeit hineingeboren, da französischer Rationalismus und deutscher Idealismus nach ganz Europa ausstrahlten. Tolstoi eignete sich, wenn auch mit einer gewissen Wahllosigkeit und Gewaltsamkeit, eine nicht unbeträchtliche Bildung an, las alles Mögliche aus Philosophie, Wissenschaft und Technik bis hin zu Esoterik, und reiste durch Europa vor allem mit dem Gedanken, Russlands Bildungswesen zu reformieren. Neben Leibeigenschaft und Landreform war das russische Schulwesen eines der Themen, die den jungen Tolstoi am meisten beschäftigten.

Doch so hartnäckig und verbissen er sich auch mit Büchern und Theorien auseinandersetzte, dem Temperament nach war Tolstoi kein Intellektueller, der sich in der vor dem Chaos der Realität abgesicherten akademischen Studierstube die Gedanken in schöner Ordnung zu Recht legte. Die Realität blieb immer der Prüfstein seiner Überlegungen und der Instinkt immer das Zentralorgan seiner Urteilskraft. Intellektuelle Theorien handhabte er wie eine medizinische Anwendung, die er über sich ergehen ließ, um danach wieder sein Gefühl zu befragen, ob die Behandlung irgendeine Veränderung seiner instinktiven Wahrnehmung bewirkt habe.

Als Intellektueller bleibt Tolstoi daher auch immer angreifbar. Schon Thomas Mann befand seine philosophischen Ausführungen als „kindisch“ und „konfus“. In der Tat ist es relativ einfach seinen Gedanken Widersprüchlichkeiten und Inkonsequenzen nachzuweisen. Und doch ist gerade die Intellektuellen-Skepsis ein wesentliches Merkmal Tolstois Größe, da sich in seinem Leiden an den Widersprüchen von Intellekt und Instinkt eine tiefe universelle Tragik jenes „denkenden Tieres Mensch“ offenbart.

Gleichzeitig machte ihn diese Unfähigkeit, sich in etablierte Denkmuster einzurichten, zwangsläufig zum Nonkonformisten. So beobachteten ihn nicht nur die zarentreuen Konservativen sondern auch die Marxisten mit Argwohn, ganz zu schweigen von der orthodoxen Kirche, deren Bannstrahl ihn traf. Und das obwohl er wohl noch radikaler progressiv dachte und noch engagierter an Gott glaubte als jene Repräsentanten von Politik und Kirche, die ihn verurteilten. Doch dachte und glaubte er eben immer nur nach seinen eigenen Vorstellungen.

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Es ist nicht so, als ob es die Nonkonformisten und Sinnsucher nicht schon in den früheren Romanen gegeben hätte. Pierre Besuchow und Andrej Bolkonsky sowie Konstantin Lewin sind unverkennbar Vorläufer jenes Dimitri Nechliudow. Doch waren diese noch in ein gesellschaftliches Spannungsfeld eingebunden, das auch für Tolstoi noch zentraler Bezugspunkt war.

Wie sich das in „Die Auferstehung“ geändert hat, wird wohl am augenfälligsten an den Figuren aus dem Roman deutlich, die ihrerseits Wiedergänger aus Figuren in „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ sind. So hat Nechliudows Verlobte Missy Kortschagina unverkennbar Züge von Natasha Rostow und Kitty Tscherbatzky, und die verheiratete Gräfin Marietta Tscherwanskaja flirtet heftig mit Nechliudow wie eine zweite Anna Karenina.

Doch zur großen Enttäuschung des Lesers schildert Tolstoi weder das Auf und Ab von jungen werdenden Eheleuten noch eine geheime ehebrecherische Affäre. Und das nicht nur, weil er das in den anderen Romanen schon auf unvergleichliche Weise getan hat. In der Art und Weise, wie er sich von Missy und Marietta abwendet, spürt man die Ernüchterung und Kühle eines Menschen, der sich von den landläufigen Illusionen einer gesellschaftlichen Mitte emanzipiert hat.

Alle idealen Vorstellung von Liebe, Familie, Gesellschaft und Politik, die Tolstoi als junger Mann hatte, sind ernüchtert wenn nicht gar bitter enttäuscht worden. Zurück bleibt ein misanthropischer Blick, der mit gnadenloser Desillusionierung bei allen nur noch die egoistischen Motive sieht. Entweder Karrierismus, beruflich bei Männern, gesellschaftlich bei Frauen, oder Hedonismus.

Eben in diesem desillusionierten Zug liegt auch der Grund für die mangelnde Popularität des Romans. Hatte Tolstoi in „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ mit der Energie seiner Sinnlichkeit und seines jugendlichen Idealismus Familie und Gesellschaft in leuchtenden Farben überlebensgroß gezeichnet und damit dem Publikum eine unwiderstehliche Projektionsfläche geboten, liefert er in „Die Auferstehung“ das Gegenprogramm. Doch niemand wird gerne mit der Desillusionierung seines eigenen Lebensentwurfs konfrontiert.

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Schon die Gerichtsverhandlung von Katerina Maslowa - jener Jugendliebe Nechliudows, Tochter einer Angestellten seiner Tanten, die nach der Vergewaltigung ein Kind bekommt, verstoßen wird und als Prostituierte endet – ist eine Farce. Die Geschworenen, unter ihnen Nchlijudow, sind sich ja einig darüber, dass sie am Mord eines ihrer Freier unschuldig ist und lediglich unwissende Komplizin von anderen Drahtziehern war. Es ist reine Schlamperei (ein Schreiber hat sich bei einer Formulierung vertan), dass sie zu Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt wird.

Wie Tolstoi diese Ereignisse schildert, ist nicht nur erzählerische Exposition sondern zielt bereits ins Herz von Tolstois Gesellschaftskritik. Wie alle Beteiligten nur ihre eigenen Interessen verfolgen ohne sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein. Die Anwälte versuchen bei ihrem Auftritt zu glänzen, die Beamten nützliche gesellschaftliche Beziehungen zu knüpfen. Die Geschworenen denken ans Essen oder an Schäferstündchen. Das falsche Urteil wird von allen völlig gleichgültig hingenommen. Gewiss nicht zuletzt deswegen, weil Katarina Maslowa als Frau und Prostituierte in der gesellschaftlichen Hierarchie weit unten steht.

Und als Nechliudow darauf hin versucht zu intervenieren und eine Korrektur herbeizuführen, ist man ihm auf Grund seiner gesellschaftlichen Stellung zwar zuvorkommend behilflich, doch auch enerviert und irritiert ob seiner Hartnäckigkeit. Mit dieser Hartnäckigkeit geht er nicht nur seiner Familie und seinen Mitmenschen im Roman auf die Nerven sondern in gewisser Weise auch vielen Lesern. Ja selbst die Menschen, denen er helfen möchte, Katarina oder die Bauern, denen er sein Land zur Bewirtschaftung übergeben will, sind misstrauisch und scheinen gar nicht Recht zu verstehen, worum es Nechliudow eigentlich geht, ja vermuten eher irgendwelche Hinterlist hinter seinen uneigennützigen Angeboten.

Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Blase und hat sich sein eigenes moralisches und soziales Ökosystem geschaffen. Tolstoi beschreibt sehr treffend, dass selbst jemand wie Katarina Maslowa als Prostituierte am unteren Ende der Hierarchie sich gewisse Maßstäbe zurecht legt, um dem eigenen Stolz und der eigenen Moral in einem relativen Bezugssystem Halt zu geben.

Tolstoi hat durchaus Verständnis dafür, lässt aus dem Mund vieler die Stimme jener konventionellen Vernunft zur Sprache kommen. So hat Nechliudow etwa eine lange und heftige Auseinandersetzung mit seinem Schwager, der ein durchaus intelligenter und verständiger Mensch ist und genau jene pragmatische Sicht verkörpert, den Dingen ihren Lauf zu lassen, mit dem Mainstream mitzuschwimmen. Und auch Nechliudow selbst hat seine schwachen Momente, wenn er sich in der annehmlichen Umgebung seiner gehoben Stellung wünscht einfach nur ein „gutes Leben“ zu haben.

Doch war Tolstois eigene Perspektive immer aufs große und ganze gerichtet. Schon in „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ wollte er nicht nur neutraler Chronist sein sondern alle historischen, militärischen, gesellschaftlichen, sozialen und intimen Aspekte in ihrer Totalität begreifen und erfassen, um seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.

Auch in „Die Auferstehung“ wählt Tolstoi eine totale Perspektive.

Was er tut, ist, den bürgerlichen kategorischen Imperativ ernst zu nehmen und eine höhere bürgerlich christliche Moral strikt auf das eigene Leben anzuwenden. Man mag das naiv oder anmaßend finden, doch ist es am Ende im Grunde simpel und konsequent.

Nechliudow wartet nicht darauf bis ihn jemand richtet, sondern ist seine eigene und gleichzeitig universelle Instanz. Er erkennt völlig klar, dass er Katarina nicht nur Gewalt angetan hat, sondern ihr Leben ruiniert hat. Wenn er ihr nun anbietet, sie zu heiraten, ist das als Wiedergutmachung vollkommen konsequent, auch wenn es am Ende gar nicht dazu kommt.

Nicht nur als materielle Wiedergutmachung, dazu hätte er ihr auch Geld geben können. Tolstoi betrachtet auch Liebe als etwas heiliges. Durch seine Liebesverbindung mit Katarina gab es ein Bündnis, das er durch die körperliche Vereinigung sanktioniert hat. Und selbst wenn Katarina zu jedem Zeitpunkt klar war, dass aus gesellschaftlichen Gründen eine Ehe mit Nechliudow illusorisch ist, hat Nechliudow aus Tolstois Sicht damit ein Eheversprechen abgegeben, an das er vor einer universellen Instanz gebunden ist.

Tolstoi will nicht nur Katerina, sondern allen Menschen, denen er begegnet, seien es die Familie, die Bauern oder die Gefangenen auf dem Weg nach Sibirien, gerecht werden. Er sucht nach einer universellen und transzendentalen Perspektive für die Menschheit, nicht nur als schönes theoretisches Gedankenkonstrukt sondern als richtig gelebtes Leben. Ein Leben, das nicht nur der individuellen Befriedigung dient sondern im Einklang mit dieser höheren Ordnung ist, die für alle, für Mensch und Natur von Segen ist. Und irgendjemand muss damit anfangen dieses neue Leben zu leben.

Tolstoi, der in jungen Jahren durch atheistische und nihilistische Phasen gegangen war, hatte inzwischen begriffen, dass die Frage ob Gott existiert oder nicht irrelevant ist und damit ebenso alle faktizistischen Glaubensfragen. Dafür wurde er exkommuniziert, was ihm aber völlig gleichgültig war. Der Glaube an Gott war für ihn die Entscheidung für eine Welt, für ein Leben, für die Idee einer menschlichen Gesellschaft.

In diesem Sinn ist auch der Titel „Die Auferstehung“ zu verstehen, als Beginn eines neuen Lebens. Das Osterfest spielt nicht nur innerhalb des Romans eine Rolle, dort ist es der Höhepunkt jener jugendlich keuschen Liebe zwischen Dimitri und Katarina und damit symbolisch die Initiation zu diesem Neuen Leben.

Gleichzeitig wird damit ein Bezug hergestellt zu zwei großen Werken der Weltliteratur, die Tolstoi kannte: Dantes „Commedia“ und Goethes „Faust“. Die Protagonisten beider Werke brechen ebenfalls an Ostern auf, um ein altes Leben zu evaluieren und um ein neues, zweites Leben mit geöffneten Augen zu beginnen.

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Nicht zuletzt hat die veränderte Perspektive von „Die Auferstehung“ auch eine historische Komponente. Tolstoi schrieb den Roman im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Die erste Eruption der Russischen Revolution 1905 wenige Jahre später kam nicht aus dem Nichts. Die große Sympathie, die Nechliudow für die politischen Gefangenen im der zweiten Hälfte des Romans entwickelt, entspringt einem Instinkt, dass diese jungen Leute die Welt von morgen prägen werden. Und dass umgekehrt seine Welt des überständigen Adels und Großbürgertums dem Untergang geweiht ist.

In diesem Sinn ist „Die Auferstehung“ das Dokument eines krisenhaften Übergangs wie es Goethes „Faust“ war. Wie Goethe noch vollkommen ein Kind der feudalen Kultur und Ästhetik ist, und doch gleichwohl im vollen Bewusstsein, dass die bürgerliche Romantik die Welt der Zukunft ist, so steht auch Tolstoi zwischen Großbürgertum und einer sich abzeichnenden proletarischen Zukunft.

Für beide ist dieser Übergang gleichzeitig persönliches Trauma und produktiver Stimulus. Beide hängen sentimental an der alten Welt, deren Annehmlichkeiten sie als privilegierte Kinder genossen hatten, wollen das Gute und Schöne dieser Welt bewahren und betrachten die zerstörerischen Kräfte, die mit jedem Paradigmenwechsel einher gehen, mit Sorge und Unbehagen. Gleichzeitig sind sie jedoch auch erregt von der Faszination, die alles Neue mit sich bringt, vom jugendlichen Appeal, dem gefährlichen und unberechenbaren eines neuen Zeitalters. Tatsächlich lehnte Tolstoi dann die Russische Revolution ab genauso wie Goethe die Französische Revolution abgelehnt hatte, obwohl sie viele fortschrittliche Ideen durchaus teilten.

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„Die Auferstehung“ war bei ihrem Erscheinen enorm erfolgreich. Gewiss vor alle, weil die Leser auf einen weiteren Roman wie „Krieg und Frieden“ oder „Anna Karenina“ gehofft hatten. Doch wohl ein wenig auch, weil Tolstoi damit die Zeitatmosphäre am Vorabend der Russischen Revolution durchaus treffend eingefangen hatte.

Dass unsere Zeit so wenig mit „Die Auferstehung“ anfangen kann, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass wir heute vor einem neuen Übergang stehen, der unter gänzlich anderen Vorzeichen steht. Die gesellschaftlichen und moralischen Konflikte sind andere als am Ende des 19. Jahrhunderts.

Doch die Krisensymptome sind zu allen Zeiten dieselben. Ob die Rokoko Dekadenz im Ende des 18. Jahrhunderts, die Belle Epoche Dekadenz am Ende des 19. Jahrhunderts oder die Wall Street Dekadenz am Ende des 20. Jahrhunderts. Immer sind es Hedonismus und Egoismus, die die moralischen überpersönlichen Verabredungen aushöhlen und dazu führen, dass der Mensch wieder zum wilden Tier wird. Seit Jahrtausenden steckt die Menschheit in diesem circulus vitiosus. Immer wieder muss der Menschheit durch Katastrophen erneut ein moralisches Bewusstsein eingeprügelt werden.

Thomas Mann schrieb in seinem späten Tolstoi Essay halb ironisch, der 1. Weltkrieg hätte nicht gewagt auszubrechen, wenn Tolstoi noch gelebt hätte (er starb 1910). So groß war damals seine fast mythische moralische Autorität. Im Rückblick erschein der radikale Moralismus seiner späten Jahre wie eine instinktive Gegenreaktion gegen die Krisenzeichen am historischen Horizont. Doch als Künstler konnte Tolstoi nur Seher und Prophet sein, die Katastrophen konnte er nicht verhindern.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Thomas.W70

Was vom Leben übrig bleibt / Thomas.W70@web.de

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