Normalzustand

Krise Die größte Bedrohung hört irgendwann auf, uns zu beeindrucken, glaubt Tijan Sila. Als Kind spielte er in Sarajevo Basketball, während der Krieg wütete
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2020

Wir sahen den Krieg nicht kommen, dabei deutete doch alles auf das kommende Inferno hin: In Kroatien wurde seit einer Weile erbittert gekämpft, die Gefechte kippten mit Regelmäßigkeit über die Grenze nach Bosnien, seit einem Jahr lebte eine Cousine aus dem Norden bei uns in Sarajevo. Bewaffnete Gruppen serbischer Männer hatten angefangen, auf den Straßen zu patrouillieren. Sie trugen fast kniehohe Armeestiefel, Tarnkleidung und Barette, die selbst entworfenen Embleme ihrer „Einheiten“ zeigten Flammen, Adler, Tiger, Kobras und Wölfe. An den Wänden der Plattenbauten meines Viertels Čengić Vila prangten Graffiti: „Moslems an den Galgen“, „Kroaten ans Messer“, „Kommunisten an die Wand“.

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