In Gedenken an Richard von Weizsäcker

Menschen & Werte Mit Richard von Weizsäcker ist gestern einer der Großen unter den Bundespräsidenten von uns gegangen. Ein Kommentar in Wort und Bild

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Die Nachricht vom Tod Richard von Weizsäckers hat mich nicht zu Tränen berührt. Ich bin zu jung um seine politische Arbeit selbst mit erlebt zu haben. Menschen ab Mitte fünfzig sprechen allerdings ehrfürchtig von ihm und teilweise mit Dankbarkeit in den Augen: Einer der großen Bundespräsidenten, besonnen und mit Weitblick, ohne den Weizsäcker wäre es schlimm gekommen im Kalten Krieg.

Tatsächlich habe ich mich erst über seinen Bruder Carl Christian mit dem Wesen und Wirken des ehemaligen Bundespräsidenten beschäftigt.

Dessen Bruder, Carl Christian von Weizsäcker, ist Professor für Volkswirtschaftslehre und seine Veröffentlichtungen erklärten mir im VWL-Studium so manch komplizierten Zusammenhang von Wirtschaft und Finanzen in erfrischend klaren und direkt verständlichen Worten.

So lernte ich nebenbei auch einiges über Richard von Weizsäcker. Die politische Arbeit oder Bedeutung vermag ich nicht einzuschätzen - ich hab mich als Kind und Heranwachsender wenig für Politik interessiert.

Es bleibt aber das Bild eines großen Staatsmannes, der stets den Kontakt zu den Menschen und den Sinn für Menschlichkeit aufrecht erhielt. Er repräsentierte Deutschland in einer schwierigen Zeit mit Haltung und Bedacht weltweit in über 100 Auslandsreisen und beeindruckte dabei mit würdevoller Disziplin auf jedem Parkett. Seine Reden sind legendär und unterstreichten überzeugend die Botschaft, dass Politik volksnah, rechtschaffen und zielorientiert zum Wohle aller Bürger sein müsste. Er gilt als ein Mensch mit tief verwurzelten moralischen Überzeugungen und einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit.

Als die Nachricht vom inzwischen 94-jährigen Weizsäcker im Radio kam, war ich also nicht traurig - der Mann hat sein Leben ausgiebig gelebt, er hat offenbar das Beste draus gemacht, dabei seine Überzeugungen und moralischen Werte bewahrt - und damit optimalerweise noch eine Menge Menschen positiv inspiriert. Gut so!

Ich hab vielmehr das Bild des Bundespräsidenten Weizsäcker mit dem Bild jener traurigen, teils rückratlosen, teils realitätsfernen, teils verhaltensoriginellen, teils vertrottelten Bundespräsidenten verglichen, die ich in meiner politisch bewussten Lebenszeit mit ansehen musste:

Roman Herzog, Johannes Rau, Horst Köhler, Christian Wulff, Joachim Gauck - I rest my case!

Eingebetteter MedieninhaltKarikatur "In Gedenken an Richard von Weizsäcker";
Quelle: www.timoessner.de

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Geschrieben von

Timo Essner

Flensburger Jung, zweisprachig aufgewachsen, dritter Sohn von Literaten.Karikaturist und freier Redakteur in diversen Publikationen on- und offline.

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