Teamgeist, Verkehr und Prävention

Sommer & Sport Mit dem Frühling erwachen die Menschen und tummeln sich auf Straßen und Sportplätzen. Damit steigen traditionell auch die Unfallzahlen. Ein Kommentar in Wort und Bild

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Was hat Verkehr mit Sport zu tun? Das klingt wie eine merkwürdige Frage, denn unmittelbar würde man wohl antworten: Genauso viel wie nichts. Tatsächlich wird die Verbindung erst dann sinnvoll und interessant, wenn man einmal nach Zahlen gräbt. Das erweist sich nämlich tatsächlich als eine größere Aufgabe.

Ursprünglich wollte ich die gesamten Unfallstatistiken in Deutschland der vergangenen Jahre miteinander vergleichen. Es zeigte sich schnell: Die kumulierten Zahlen zu finden ist gar nicht so einfach. Bund und Versicherungen erheben unterschiedliche Zahlen unter verschiedenen Gesichtspunkten, etwa Verkehr, Gesundheit oder Kriminalität.

Die Recherche wurde dennoch sehr interessant – allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Jahresberichte über Unfallstatistiken sind noch und nöcher zu finden, beim Statistischen Bundesamt, den Verkehrsbehörden und den Krankenkassen. Allerdings erheben alle Akteure ihre Statistiken nach eigenen Prämissen, die Erhebung ist nicht einheitlich und Vergleichszahlen aus demselben Jahr zu finden ist mitunter reine Glückssache: Während die Berufsgenossenschaften etwa gesammelte Fallzahlen veröffentlichen, geben die einzelnen Versicherungen nur ungern Daten heraus. Das Statistische Bundesamt wiederum gibt die Daten in Form von themenbezogenen Analysen wieder – was bedeutet, dass man teilweise die entsprechenden Kennzahlen aus verschiedenen Berichten heraussuchen und selbst sammeln muss. Immerhin: Die Daten sind in sauberen Zeitlinien verfügbar und damit vergleichbar.

Was die Berichte allerdings in allen Bereichen verbindet, ist ein deutliches Plädoyer für Prävention – ganz gleich ob im Freizeitsport, bei der Arbeit oder auf der Straße.

Anzahl der Verkehrsunfälle ist unterm Strich rückläufig

Endlich wird’s mal wieder richtig Sommer, und mit den ersten Sonnenstrahlen ist die Sportsaison in Deutschland eröffnet: Kaum klettert das Thermometer mühsam über 15 Grad, bevölkern Bewegungshungrige und Sonnensucher das ganze Land.

Schon erheben die Lokalnachrichten allerorts die ersten frühlingsbedingten Verkehrsunfälle, flankiert von den rückblickenden Statistiken des Vorjahres. Dabei zeigen sich zwei Entwicklungen: Erstens sank laut dem Statistischen Bundesamt (Statista) die Anzahl der Verkehrunfälle bundesweit von 2,414 Millionen im Jahr 2013 leicht auf 2,397 Millionen im vergangenen Jahr. Dagegen stieg die Anzahl der Getöteten im selben Zeitraum von 3339 auf 3368 Menschen.

Die Zahlen für das gesamte Bundesgebiet sind natürlich wenig aussagekräftig darüber, wie sicher Sie in Ihrer Region leben. Tatsächlich schwanken die Statistiken von Landkreis zu Landkreis ganz erheblich. Demnach wurde 2014 allein in Oberhausen ein Zuwachs von zehn Prozent bei Verkehrsunfällen verzeichnet, während in Dachau ausgerechnet die Risikogruppe der jugendlichen Fahranfänger ein dickes Lob von ihrer Verkehrspolizei ausgesprochen bekam – denn fast alle Fahrer unter 21 Jahren absolvierten im Vorjahr die Kontrollen mit 0,0 Promille.

Prävention rettet Leben

Es zeigt sich, dass stetige, sich Jahr für Jahr wiederholende Maßnahmen zur Unfallprävention einen wichtigen Unterschied ausmachen, wie sich die regionalen Statistiken zu Verkehrsunfällen entwickeln. Daher legt die Verkehrspolizei viel Wert auf die Jugendarbeit in Schulen, etwa mit dem allgemein bekannten „Fahrradführerschein“. Zu den erfolgreichen Präventionsmaßnahmen zählt die Polizei übrigens auch den Führerschein für 17-Jährige, die bis zur Volljährigkeit nur in Begleitung eines Erwachsenen fahren dürfen: Das Übungsjahr erweist sich als eine wirksame Prävention, denn diese Fahranfänger verursachen später weitaus weniger Unfälle.

Verkehr auf Deutschlands Straßen: ein ungleicher Kampf

Dass die Unfallzahlen sinken, während die Anzahl der Getöteten steigt, hat verschiedene Ursachen. Dazu zählt zum einen, dass immer mehr schwere SUV auf deutschen Straßen unterwegs sind. Die kleinen Privatpanzer sind zwar sicherer für den Fahrer im Innenraum – für Unfallgegner im Kleinwagen oder auf dem Fahrrad bedeuten sie schlichtweg tonnenschwere Objekte, die mit hoher Geschwindigkeit auf sie prallen.

Ein anderer Grund sind unsichere oder direkt straßenuntaugliche Schwerlastfahrzeuge auf den Autobahnen. Deutschland dient bekanntermaßen einer Vielzahl von Nachbarstaaten als Transitland im Warenhandel auf der Straße. Während in Staaten wie Holland, Frankreich und Dänemark ganz ähnlich strenge Richtlinien für die Sicherheit im Straßenverkehr gelten wie hierzulande, sehen es osteuropäische EU-Mitglieder wie Rumänien oder Tschechien nicht immer ganz so eng mit den Kontrollen. Nicht zuletzt, weil es für Rumänen oder Tschechen mitunter unbezahlbar ist, ihre Fuhrparkflotten auf einen deutschen Standard aufzurüsten.

Wenn an einem 18-Tonnen-Gespann bei voller Fahrt ein Reifen platzt oder die Achse bricht, richtet der folgende Unfall in der Regel entsprechend höhere Schäden an; spätestens wenn sich der Lkw quer legt und alle Vekehrsteilnehmer auf der Fahrbahn vor sich wie ein gigantischer Schieber mitreißt.

Vier Reifen vs. Zweiräder

Fahrrad- oder Motorradfahrer sind bei Verkehrsunfällen bekanntermaßen besonders hohen Risiken ausgesetzt, wenn es zum Unfall kommt: Die nahezu schutzlosen Fahrer erleiden schneller als ein Autofahrer schwere Verletzungen oder nehmen ihren traurigen Platz in der Todesfallstatistik ein. Während Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern einen eher schlechten Ruf als Raser oder besonders sportliche Fahrer haben, zeigt der diesjährige Frühling bisher zumindest keine auffällige Häufung bei Motorradunfällen.

Das liegt vermutlich auch an den Streifen der Motorradpolizei, die mit den ersten Sonnenstrahlen auf den einschlägigen Routen ihre Kontrollen durchführen. Dabei zeigt sich: Wenn einer über die Stränge schlägt, dann richtig; ansonsten bleibt die Mehrheit lieber auf der rechtlich sicheren Seite und erspart sich so Bußgelder und Führerscheinentzug.

Unfälle im Freizeitsport

Abseits von der Straße sind die Unfallstatistiken im Sportbereich interessant. Denn einerseits wird tatsächlich zwischen Sportarten unterschieden, andererseits können Betroffene eines Unfalls dadurch in ganz verschiedene Statistikgruppen fallen und unterschiedlich bewertet werden.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es etwa 90.000 Sportvereine in Deutschland, etwa 24 Millionen Menschen und damit jeder vierte Einwohner ist in einem Verein engagiert. Der Fußball dominiert dabei deutlich mit 6,85 Millionen Mitgliedern (2014) vor Handball, Volleyball, Boxen und Kampfsportarten sowie dem Reitsport.

Eingebetteter MedieninhaltKarikatur: „Fußball-Verletzung“; Quelle: www.timoessner.de

Die Erhebung der Daten ist mitunter etwas weit gegriffen und nicht unbedingt in jedem Punkt nachvollziehbar. So wird für 2014 lustigerweise „Spazieren gehen“ als Top-Notch-Sportart mit annähernd 63 Prozent Beteiligung der Deutschen an „mindestens mehrmals monatlich ausgeübten Freizeitaktivitäten, Aktivitäten und Sportarten“ deklariert – wozu offenbar auch der Weg zur Arbeit oder vom Vereinssport nach Hause gezählt wird.

Dafür spricht, dass die Zahlen für die Bevölkerung ab 14 Jahren genannt werden – also einem Alter, in welchem die Kinder inzwischen ohne Begleitung der Eltern zur Schule gehen. Oder anders betrachtet: Wie viele Jugendliche kennen Sie, die als Lieblingssport „Spazieren gehen“ angeben würden – vor Fußball, Skateboard fahren oder Reitsport?

Unfallstatistik: Sprechen wir von einem „echten“ Sport?

Das liegt vor allem an dem feinen Unterschied der meldepflichtigen und der nicht-meldepflichtigen Sportunfälle. So müssen etwa Reitunfälle in Deutschland nicht explizit als Sportunfall gemeldet werden. Trotzdem zählt etwa „Walking“ oder „Nordic Walking“, also im weitesten Sinne „Spazieren gehen“, zu einer Sportart – was vermutlich aus fachärztlicher Sicht durchaus sinnvoll erscheint, wenn man den physiologischen Nutzen mit dem Risiko einer Verletzung vergleicht. Selbstredend verletzt man sich beim Reiten eher und mit hoher Wahrscheinlichkeit schwerer als beim Spaziergang.

Es war allerdings trotz intensiver Recherche nicht möglich, eine offizielle Liste der Bundesregierung zu finden, in welcher „akkreditierte“, also „öffentlich anerkannte“ Sportarten gelistet sind.

Eine Kategorisierung geschieht offenbar entweder nach öffentlicher Anerkennung („Wie viele üben den Sport aus?“) und Tradition („Wie lange gibt es den Sport schon?“) oder, wie oben laut vermutet, nach dem Risiko einer Unfallgefahr gegenüber dem gesundheitlichen Nutzen.

Beispiel: Skateboard vs. Reitsport

Ein Beispiel ist das bei Männern beliebte Skateboard. Verkehrsrechtlich gilt das Skateboard nicht als Fahrzeug, weil ein eigener Antrieb fehlt. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) § 24 Abs. 1 gilt das Skateboard als ein „besonderes Fortbewegungsmittel“ und steht damit auf derselben rechtlichen Grundlage wie ein Rollstuhl oder ein Tretroller. So zählen Skater jeden Alters als „Kind mit Spielzeug“ bzw. übergeordneter als Fußgänger. Das führt zu der kuriosen und mitunter direkt gefährlichen Pflicht für Skateboarder, den Gehweg zu benutzen.

Ein Unfall mit dem Skateboard wird also zu einem Fall der Verkehrsstatistik, sofern am Unfallort die Straßenverkehrsordnung gilt. Der gleiche Unfall auf dem Skateplatz ist eine Verletzung beim Freizeitsport und wird also ein Fall für die Gesundheitsstatistik. Dabei überlegt das IOC schon laut, ob man Skateboards 2020 als Olympia-Disziplin zulassen will.

Ein Reitunfall dagegen ist rechtlich gesehen immer ein Unfall beim Freizeitsport – egal ob das Pferd im Wald, auf dem Vereinsgelände oder bei den Olympischen Spielen strauchelt.

Es drängt sich also der Eindruck auf, dass eine Einschätzung darüber, ob eine Aktivität ein Freizeit- oder Profisport ist, von den Gesundheitskosten abhängt – also von der Versicherung und damit von ultimativ der Frage: „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verletzung RICHTIG teuer wird?“

Extremsport vs. Autosport

Ein Indiz dafür ist, dass es tatsächlich schwierig bis unmöglich sein kann, bestimmte Extremsportarten zu versichern. So müssen Sie zum Beispiel beim Bungeespringen eine Erklärung unterschreiben, dass Sie oder Ihre Familie bei einem Absturz keine finanziellen Forderungen stellen. Zudem neigen Krankenversicherungen dazu, Extremsportlern extreme Versicherungsprämien abzunötigen oder Ihnen schlichtweg keine Lebensversicherung zu verkaufen.

Beim Autosport sieht die Rechtslage wieder ganz anders aus: Bei einem Unfall in Verbindung mit einem illegalen Autorennen etwa wird von der Verkehrspolizei stumpf die Liste abgearbeitet: Galt die StVO? Sind die Fahrer volljährig? Haben die Fahrer gültige Führerscheine? Wenn diese grundlegenden Fragen alle mit „Ja“ beantwortet werden können, ist der Rest eine Sache für den Bußgeldkatalog nach Schema F und die reguläre Unfall- bzw. Krankenversicherung.

So kann das Risiko für die ausübenden „Sportler“ bei ähnlicher Risikolage von Behörden und Versicherungen ganz unterschiedlich gehandhabt werden.

Leichtsinn von Sportanfängern

Was den Verkehr mit dem Sport vereint, das sind die maßgeblichen Ursachen für Unfälle. Die Gründe sind eher banal und geradezu bezeichnend menschlich: Einerseits ist es der Übermut der Anfänger – andererseits die Überschätzung der Halbprofis.

Während der Recherche über Unfallstatistiken fiel mir zunächst auf: Es gibt keine einheitlichen Statistiken. Allein bei Verkehr und Sport wird schon unterschieden. Beim Sport unterscheidet man zwischen Profisport als vollwertige Arbeit und dem Freizeitsport. Doch da hört es noch lange nicht auf: Im Reitsport etwa finden viele Turniere im Ausland statt und sind in den bundesweiten Unfallstatistiken gar nicht erfasst.

Skifahren im Sommer

So konnte ich mit Erstaunen lesen, dass Skifahren auch in den Sommermonaten bei den Deutschen sehr beliebt ist. Natürlich fragt man sich zunächst, wo es in Deutschland im Sommer geöffnete Skigebiete gibt. Die Antwort ist: Tatsächlich gibt es beispielsweise in den Höhenlagen der Alpen viele Skipisten, die ganzjährig befahrbar sind. Aufgrund der Witterungsbedingungen im Sommer und der hohen Lage passieren allerdings auch häufiger Unfälle – etwa durch Lawinenauslösung – und leider auch ungleich schwerere Unfälle – etwa beim Absturz.

Der Leser mag sich an dieser Stelle an den Erdkundeunterricht erinnern: Wenn auf der Nordhalbkugel Sommer ist, herrscht auf der südlichen Erdhälfte Winter. So geht die Wintersaison in Neuseeland, Australien, Chile oder Argentinien von Juni bis Oktober, was natürlich viele Skifahrer aus Deutschland anzieht. Wenn Sie sich auf der Piste in Chile ein Bein brechen, wird das aber noch lange nicht in der bundesweiten Unfallstatistik gezählt, auch wenn Sie deutscher Staatsbürger sind. Der Grund liegt offenbar wieder an der Erhebungsmethode der Versicherung: Denn die Behandlung im chilenischen Krankenhaus übernimmt die Auslandskrankenkasse bzw. die Auslandsabteilung Ihrer Krankenkasse.

Die Frage der Grundlagen: Woher stammt die Datenbasis?

Das Statistische Bundesamt hat übrigens das gleiche Problem wie ich bei der Recherche: Da Statista keine eigenen Fallzahlen zu Unfällen im Verkehr oder im Sport erhebt, ist die Behörde auf die Daten der Verkehrspolizei bzw. der Krankenkassen angewiesen. Sicherlich können sich da Fehler einschleichen, allerdings haben die Urheber der Daten ihrerseits ein hohes Interesse an Genauigkeit:

Die Polizei stellt mit den Fallzahlen nicht nur einen Bedarf dar – es gibt mehr Kriminalität, darum braucht man mehr Mittel –, sondern auch ihre Ermittlungserfolge, da man schließlich nicht als Versager dastehen will.

Die Krankenkassen wickeln anhand ihrer Unfallstatistiken die Auszahlungen und Forderungen ab. Während also auf der einen Seite die Krankenkassen eventuelle Betrugsversuche aus eigenem Antrieb aufspüren, sorgen auf der anderen Seite Ärzte und Patienten dafür, dass sie nicht übervorteilt werden.

Man kann also zunächst davon ausgehen, dass die Zahlen richtig sind – sofern man sie mühsam für einen Jahresvergleich zusammenrecherchieren kann.

Unfallursachen: Unachtsamkeit, Unerfahrenheit

Doch zurück zum Thema. Während gesammelte, einheitliche Statistiken über absolute Unfallzahlen schwer zu finden sind, fällt immer wieder ins Auge, dass die Gründe hierfür oft die gleichen sind: Entweder ist es technisches Versagen, etwa weil man ungeeignete Sportgeräte nutzt oder die Sicherheitseinstellungen z. B. für die Skibindungen falsch sind. In der überwiegenden Vielzahl der Fälle ist der Grund allerdings schlichtweg menschliches Versagen.

Das gilt besonders beim Skisport: Die meisten Unfälle geschehen aus Unachtsamkeit – entweder, weil man seine Offroad-Fähigkeiten überschätzt, Erhebungen unterm Schnee nicht rechtzeitig erkennt, oder ganz klassisch, weil man anderen Skifahrern in die Bahn grätscht.

Wer kennt nicht das erhebende, beflügelnde Gefühl, bergab zu gleiten und mit allen Sinnen die Abfahrt zu genießen. Gerne blendet man dabei mal aus, was um einen herum geschieht, bis etwas passiert. Da auch Freizeit-Skifahrer gerne Geschwindigkeiten von 40 bis 60 km/h erreichen, enden Unfälle dabei nicht selten fatal. Ein trauriges bekanntes Beispiel dafür ist der Zusammenstoß des Thüringer Spitzenpolitikers Dieter Althaus bei einem Skiurlaub mit einer Frau, die noch auf dem Weg ins Krankenhaus an ihren Verletzungen verstarb.

Die gute Nachricht ist, dass auch auf der Piste die wenigsten Unfälle tödlich enden. Die weitaus meisten brechen sich bei ungeübten Sprüngen oder Wendungen die eigenen Knochen oder unterschätzen ihre Fähigkeiten abseits der ausgewiesenen Pisten.

Eingebetteter MedieninhaltKarikatur: „No Risk, No Fun“; Quelle: www.timoessner.de

Die Zahlen gehen dabei von Saison zu Saison und von Gebiet zu Gebiet weit auseinander und sind daher nicht wirklich repräsentativ. Das ist für das Fazit aber glücklicherweise nicht wichtig.

Mitdenken – aufpassen – gemeinsam überleben

Wichtig ist die Erkenntnis: Gegen Unfälle aufgrund von menschlichen Schwächen wie Unachtsamkeit oder fehlender Erfahrung kann man am besten vorgehen, indem man die menschlichen Akteure schult und auf möglichst viele Extremsituationen vorbereitet.

Was für den Straßenverkehr die Fahrschule ist (und weiterführende Schulungen wie Fahrsicherheitsseminare), ist im Sport das Training. Eine gute Grundausbildung ist eben die beste Vorbeugung: Unfälle, die nicht passieren, muss man nicht behandeln. Darum gibt es einige schöne einfache Grundregeln für das Miteinander, die in nahezu allen Lebensbereichen greifen – vom Kindergarten bis zum Seniorenstift.

1. Offensichtlichen Gefahren vorbeugen

Ob Glassplitter auf dem Spielfeld oder Schnaps im Autofahrer: Es gibt Dinge, die sind so einleuchtend widersinnig, dass nahezu jeder sie als naheliegende Fehlerquelle ausmerzen kann. Die Praxis zeigt allerdings, dass dies nicht immer so einfach ist.

Wenn die Gewöhnung einsetzt, dass Sportgeräte immer funktionieren, geht es auch ohne Kontrolle 99 Male gut. Ähnlich wie beim Gewohnheitstrinker hinterm Steuer ist das Geschrei hinterher groß, wenn beim 100. Mal ein Unfall passiert.

Es hat also nichts mit übertriebener Sorgfalt zu tun, wenn man ein Auge auf die technischen Hilfsmittel hat – und im gleichen Maße auf sein Umfeld. Nicht jeder auf dem Feld hat die gleichen Fähigkeiten oder ist optimal vorbereitet. Denken Sie an den betrunkenen Autofahrer: Wenn er gegen alle Vernunft auf der Straße unterwegs ist, müssen Sie zwangsläufig für ihn mitdenken, um nicht Gefahr zu laufen, das Opfer eines alkoholbedingten Unfalls zu werden.

2. Persönliche Grenzen kennen

Darum sollte man auf allen Bahnen stets Rücksicht vor Übermut walten lassen. Extremsport ist bestimmt großartig für Körper und Geist, bringt aber beiden wenig, wenn man dabei der natürlichen Auslese zum Opfer fällt. Merke: Lieber bei 99 Prozent zur Sicherheit einhalten, statt auf Teufel komm raus die 105 Prozent zu forcieren.

3. Teamgeist für alle!

Übertriebener Ehrgeiz gefährdet oftmals neben dem Ausübenden auch seine Umgebung. Wer sich zu sehr auf sein Ziel versteift, verliert die anderen aus dem Blick. Als Faustregel für alle Situationen im Leben gilt auch im Sport und auf der Straße: Die Freiheit des Einzelnen hört da auf, wo sie die Freiheit anderer verletzt. Oder anders ausgedrückt: Tu anderen nichts, was du nicht selbst erleben möchtest.

Das ist eine Form der Prävention, die jeder täglich ausüben kann, im Job, auf der Straße und in der Freizeit. Die Regeln kann man auch wunderbar weitergeben, da sie gewissermaßen selbsterklärend und für jeden halbwegs empathischen Menschen nachvollziehbar sind, ohne dass er sich geschulmeistert fühlen muss. Vorsicht ist eben besser als Nachsicht – logisch.

Das löst vielleicht nicht die Frage um einheitliche Statistiken – aber bestimmt können wir so gemeinsam die Zahl der Unfälle und Getöteten reduzieren. Und das wäre doch auch schön.

Quellen:

https://www.adac.de/infotestrat/ratgeber-verkehr/statistiken/

http://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/polizei-oberhausen-stellt-unfallstatistik-vor-id10328305.html

http://www.sportscheck.com/beratung/skiberater/de/#&xcStartAt=wizard.phase1.field_of_application

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/dachau-kompliment-an-die-jugend-1.2369229

http://dejure.org/gesetze/StVO/24.html

http://www.zeit.de/sport/2014-08/skateboarding-olympia-ioc-jugendspiele

http://de.statista.com/themen/34/verkehrsunfall/

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/Verkehrsunfaelle.html

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/184918/umfrage/sportarten-in-deutschland-nach-anzahl-der-mitglieder/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/215312/umfrage/gesamtmitgliederzahl-deutscher-sportvereine/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/215297/umfrage/bevoelkerungsanteil-mit-einer-mitgliedschaft-im-sportverein-nach-alter/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/171072/umfrage/sportarten-fuer-die-besonderes-interesse-besteht/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/171601/umfrage/mehrmals-pro-monat-ausgeuebte-freizeitaktivitaeten/

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Timo Essner

Flensburger Jung, zweisprachig aufgewachsen, dritter Sohn von Literaten.Karikaturist und freier Redakteur in diversen Publikationen on- und offline.

Timo Essner

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden