Freibeuter auf den Datenbahnen

Netzgeschichten In Deutschland sammeln ein paar Begeisterte für eine winzige Piratenpartei, in Schweden stehen die Betreiber von Pirate Bay, der größten Filesharing-Site, vor Gericht

Piratenpartei
Zurzeit sammelt die Piratenpartei Unterschriften, um zur Europa- und Bundestagswahl zugelassen zu werden .
Worum es geht? Um alles Gute fürs Internet. Mehr frei fließendes Wissen, weniger Patentrechte – aber besseren Datenschutz. Und sonst? Das war’s schon. Öde Politik würde das Programm verwässern. Wer also findet, dass man nur ein Problem lösen sollte – das dafür aber richtig – der halte die Augen offen nach Piraten mit einer Unterschriftenliste in der Hand. Man erkennt sie an einem Logo mit schwarzer Fahne auf weißem Grund.

Netzpiraten
Ist das kostenfreie Downloaden von Filmen und Musik geistiger Diebstahl oder Informationsfreiheit? Sind die, die die Technik dazu stellen, skrupellose Kriminelle oder kühne Vorreiter der Internetrevolution? Dieser Streit beschäftigt in den kommenden Wochen ein Stockholmer Gericht, wo der Prozess gegen die Betreiber der weltweit größten Filesharing-Site The Pirate Bay beginnt – Pirate Bay hat Schätzungen zufolge 22 Millionen Nutzer. Vier schwedische Datenfreaks sitzen auf der Anklagebank, Vertreter der Film- und Musikindustrie im Zeugenstand, Gefängnisstrafen und eine Schadenersatzforderung von elf Millionen Euro stehen im Raum. Der Prozess verspricht, in der nächsten Zeit nicht nur die Bloggosphäre in Atem zu halten. Laut boingboing.net verkauften private Händler vor dem Gerichtsaal Tickets, die Verhandlung ist bereits ausverkauft.

Michael Preiner schreibt dazu in seinem Freitag-Blog:

"Der zweite Prozesstag gegen die vier Betreiber des Torrent-Dienstes "Pirate Bay" begann mit einer überraschenden Erklärung der Staatsanwaltschaft. Diese wird am Mitttwoch die Hälfte der Anklage gegen die vier fallen lassen.

Die Techniker konnten der Staatsanwaltschaft in Gesprächen klar machen, dass sie keinerlei Einfluss darauf hätten, was Torrent-User mit den Dateien auf ihren Rechnern machen. Damit war der Teil der Vorwurfe nicht mehr vertretbar, in dem die Staatsanwaltschaft den Pirate Bay-Betreibern die Mithilfe zur Erstellung von illegalen Kopien anlastete. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei bewiesen in der bisherigen Verhandlung, dass sie vom Filesharing und dem Bit-Torrent-System keinen Schimmer haben.

Per E. Samuelson, derRechtsanwalt eines Angeklagten, spricht in diesem Zusammenhang von einer "Sensation": "Es geschieht ja nicht alle Tage, dass man nach einem Tag gleich den halben Prozess gewinnt," stellte er sichtlich zufrieden fest. Der schwedische Jounalist Sam Sundberg hält es für sehr wahrscheinlich, dass
die Anklage aufgrund dieses technischen Unvermögens platzt.
Es verwundert immer wieder, mit wie wenig technischem Verständnis sich Staatsanwälte und Polizei in den zugegebenermaßen komplexen Bereich des Internets wagen und Anklagen erheben, ohne zu wissen, dass diese oftmals reiner Unsinn sind."


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