Corornavirus-Krise: Hilferuf eines Deutschen

Corornavirus Wie es einem in Panama gestrandeten Mathematikdozent ergeht

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Mich erreicht ein Hilferuf eines Mathematikdozents einer der größten Universitäten in der Bundesrepublik, der seit Tagen in dem lateinamerikanischen Kleinstaat Panama festsitzt und vergebens auf Hilfe sowie seinen Rückflug nach Deutschland wartet.
Hier sein eindringlicher wie kritischer Bericht:
Panama-City. Vor genau zwei Wochen ging es mit der Lufthansa 484 nach Panama - zum Urlaub in den Semesterferien. Alles lief ab wie am Schnürchen. Insbesondere, weil bis da, nach meiner Kenntnis, noch keiner in Panama
an dem Coronaviurs erkrankt war. Fieber messen am Flughafen war in Sekundenbruchteile geschehen. Das Hotel war ok - mit Pool und Fitnessraum.
Die ersten beiden Tage verliefen auch fantastisch. Ein Tag auf der Terrasse der Miraflores Schleusen vergeht wie im Flug.
Eine Tour mit dem (offenen) Robinson R44 Hubschrauber über den Kanal und die City bleibt auf Ewigkeit in Erinnerung.
Notstand erlassen
Dann kam der 12. März. Notstand in Panama…etwa 50 Erkrankungen.
Zuerst war auch alles moderat. Versammlungen mit mehr als 50 Menschen wurden verboten. Pool und Fitnessraum wurden geschlossen. Alles noch zu verkraften. Mein Rückflug in die Heimat am 17. März stand noch.
Dann aber alles im Stundentakt…Panama stoppte alle Flüge aus Europa und wollte das aber, nach meinen Informationen, "moderat" handhaben, weil auch viele Panamanesen wieder nach Hause wollten. Dann kam aus meiner Sicht der Supergau aus Europa. Einreisestopp.
Jetzt glitt die Situation ins Chaos. Praktisch überall. Eine fragwürdigere Entscheidung konnte es meiner Ansicht nach nicht geben.
Nach einem organisiertem Chaos versucht man nachträglich alle Deutsche nach Hause zu holen, so mein Urteil.

Aber wie? Die Krisenvorsorgeliste namens Elfand funktionierte mehr schlecht als recht. IT im Jahre 2020 in Deutschland. Bin jetzt mittlerweile aber endlich in die Rückholliste eingetragen. Für mich hier ist das einzige Kompetenzzentrum Herr Glueckher von der Deutschen Botschaft. Bis jetzt habe ich auf alle Anfragen ( vermutlich wurde ich sogar ein paar mal lästig) immer eine angemessene Antwort bekommem. Dafür auch auf diesem Wege meine herzlichen Dank.
Der Lufthansa-Flug 485 wurde auch gestrichen - mit einer suffizienten Nachricht der Lufthansa: "Wir kontaktieren Sie in Kürze mit einer Lösung." Die kam natürlich nicht. Nach unendlichem Bemühen in der Warteschleife konnte ich irgendwie eine Umbuchung auf den 20.März erwirken. Wenn das nicht so traurig wäre, erreichte mich noch ein neues Angebot der Lufthansa. Zum Schmunzeln: "Flug von Panama City nach New York JFK und dann von Newark nach Frankfurt." Ich sollte also als Transitpassagier aus JFK heraus, gemütlich durch New York fahren, in Newark mit dem
Koffer neu einschecken und dann nach Frankfurt. Inklusive Coronatest alles in gut vier Stunden. Noch Fragen?
Der Flug wurde übrigens mehreren Deutschen im Hotel angeboten Das kann Ihnen, lieber Leser, ein Vierjähriger in der Kita bestätigen, dass das nicht geht.
Soviel zum Krisenmanagement der Lufthansa. Seitdem keine Infos mehr von der "Kompagnie", weder auf Anfrage per Mail noch irgendeine Möglichkeit zum Kontaktieren. Nichts, gar nichts, null. Eine Frechheit.

Der Flug am 20. März ist natürlich gestrichen, und als Krönung wurde der Flug in meiner
Buchung nicht nur annulliert, sondern ganz
rausgenommen. Ein bezahlter Flug! Keine Möglichkeit
mehr irgen
dwie darauf zuzugreifen. Aus meiner ganz persönlichen Sicht ist das reiner Diebstahl, aber das werden am Ende die Juristen entscheiden.

Kritik eines Mathematikers

Hier in Panama-City geht jetzt alles im Zeitraffer. Laut Dekret 500 sind alle! Hotels geschlossen, nur noch bei einigen gibt es einen Notbetrieb. Essen auf dem Zimmer. Allgemeine Ausgangssperre von 21 bis fünf Uhr morgens.
Sonst nur noch die notwendigen Erledigungen erlaubt, etwa im
Supermarkt.
Der Flughafen ist seit Montagmorgen
(Ortszeit) für kommerzielle Flüge geschlossen, heißt es im Hotel. Es sind schon Touristen mit gebuchten Flügen abgewiesen worden. Was bleibt? Hoffnung auf das deutsche Rückholprogramm.

Und: Ich kann Condor nur bitten, schnell zu handeln…in ein paar Tagen könnte das für einige hier zu spät sein.

Abschließend äußere ich eine k
onstruktive Kritik eines Mathematikers:

Lassen wir mal alle Verschwörungstheorien beiseite, und gehen davon aus, dass es sich hier um die
in der Literatur bekannte Kaskade (Hochschaukeln) handelt. Jeder will den anderen übertreffen. Wenn das unkontrolliert weitergeht , ist es nicht ausgeschlossen, dass durch Stress oder andere Situationen weitaus höherer Schaden entsteht, wenn der nicht bereits entstanden ist. Was soll eigentlich passieren, wenn sich etwa
ein Virus im Range von Ebola weltweit auf den Weg macht? Neutrale Wissenschaftler, weitab von kommerziellen Interessen, sollen sich hierzu mal äußern.

Der Bericht gibt die Meinung des Mathematikers wider, nicht die von Tintenfisch.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
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