Entlastung für Studierende: Was kommt zuerst – der Frühling oder die 200 Euro?

Meinung Versprechen fallen leicht. Aber bei der digitalen Umsetzung der Energiepauschale lässt FDP-Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger die Studierenden im Kalten warten
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)
Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP)

Foto: Imago/Ipon

Die Digitalisierung soll uns nervige Behördengänge und unnötige Bürokratie ersparen. Toll! Aber was, wenn das Digitale Selbstzweck wird und die Komplikationen bleiben? Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will, dass die 200-Euro-Energiepauschale für Studierende und Fachschüler:innen einfach und sicher online beantragbar ist – und verschleppt dabei das Wichtigste an der Soforthilfe: das Sofort.

Mehr als jeder Dritte Studierende in Deutschland galt 2021 – noch vor der Energiekrise – als armutsgefährdet. Bei Studierenden, die allein oder nur mit Kommiliton:innen leben, war das Risiko noch höher: Hier waren es ganze drei Viertel, die unerwartete Ausgaben – zum Beispiel einen plötzlichen Anstieg der Heizkosten – nicht stemmen können. Die Not ist groß.

BundID, Pin, NFC-scanfähiges Handy

Anfang September versprach die Bundesregierung daher insgesamt 3,5 Millionen jungen Menschen 200 Euro Zuschuss, um ihnen durch den Winter zu helfen. Das Geld soll einfach online beantragt werden können, mit einem Zugangscode und einer „BundID“, mit der man sich online ausweisen kann.

Für die BundID braucht es nur die sechsstellige PIN für den elektronischen Personalausweis und die „AusweisApp2“, um den Ausweis zu scannen – vorausgesetzt, der eigene Ausweis hat die Online-Funktion, man kennt die PIN, man hat ein NFC-scanfähiges Handy und die App kollabiert nicht alle zwei Sekunden, wie es bei einem kurzen Selbstversuch der Fall war.

Die 200 Euro sind immer noch nicht da

Das Fazit bislang: Die Seite steht nicht, keine Codes sind verschickt, die BundID ist hoch kompliziert, der Winter ist fast vorbei und das Geld ist immer noch nicht da. Der Prozess ist zwar irgendwie digital, aber in erster Linie umständlich, kompliziert und langatmig in Aufbau und Ausführung.

Dass Deutschland digitale Infrastruktur entwickelt, ist wichtig. Nur ist es unverschämt, Studierende und Fachschüler:innen für ein Pilotprojekt zu missbrauchen, während diese sich den Wohnraum in ihren Studienstädten nicht mehr leisten können. Geschweige denn, ihn warmzuhalten.

Ab 15. März sollen nun die Auszahlungen beginnen. Voraussichtlich. Ihr Versprechen, das Geld „im Winter“ auszuschütten, würde Stark-Watzinger damit immerhin einhalten. Denn der offizielle Frühlingsanfang ist ja erst am 20. März.

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