Feindliche Übernahme

1968 in der Provinz II Wie die NPD im Schwäbischen auf 50 Prozent kam und "die Lodenmäntel" trotzdem ein wenig das Fürchten lernten
Exklusiv für Abonnent:innen

In den deutschen Dörfern und Kleinstädten war vom Hauch der Revolte anfangs wenig zu spüren. Die nur spärlich gesendeten Bilder erreichten viele Haushalte nicht, man hatte noch keinen Fernseher. Als wir 15-jährigen Gymnasiasten im Religionsunterricht - der gelegentlich liberalen Enklave ansonsten autoritärer Schulkultur - gefragt wurden, was "APO" bedeute, wusste gerade mal eine meiner Mitschülerinnen eine Antwort.

Im selben Jahr zog die NPD in den Landtag von Baden-Württemberg ein und erzielte mit 9,8 Prozent ihr Rekordergebnis. Dies geschah am 28. April, nur gut zwei Wochen nach den Schüssen auf Rudi Dutschke. Es waren nicht nur die alten Nazis und sonstige Gestrige, die diese Partei wählten, es waren auch junge Arbeiter, die sich von den