Mit geborgter Stimme sprechen

Schnitt Wer heute zwischen 30 und 40 ist, sitzt zwischen allen Stühlen. Die Unschuld der Nachgeborenen zu behaupten, erscheint ebenso anmaßend, wie das Verstricktsein in Anspruch zu nehmen. Eine Annäherung am Vorabend des 1. September
Exklusiv für Abonnent:innen

Nachdem die Auseinandersetzung mit der Nazizeit und der "Einzigartigkeit" deutscher Geschichte lange um die Begriffe Schuld und Mitschuld kreiste, stellt sich heute die Frage, wie die zweite Nachkriegsgeneration mit ihrer Unschuld umgeht. Uns, den in den sechziger und siebziger Jahren Geborenen, kann man eine Schuld für die Verbrechen der Nazizeit nur noch unter Berufung auf eine religiös konnotierte Erbschuld oder eine ontologisch begründete Kollektivschuld zuschreiben. Beides erscheint für ein streitbares Verständnis von geschichtlicher Kontinuität wenig hilfreich. Aber folgt daraus im Rückschluss einfach, dass wir unschuldig sind?

Nach Jahrzehnten der schulmeisterlichen Aufarbeitung der "Nazigräuel" ist meine Generation vor die scheinbar bequeme Wa