Star Wars am Scheideweg

Star Wars Unter der Regie von J.J. Abrams soll der siebte Star Wars Teil enstehen. Wohin wird die Reise gehen?

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Die Saga geht weiter. Im Oktober vergangenen Jahres verkaufte George Lucas seine Firma „Lucasfilms“. Damit bestätigte sich, was viele Fans sowieso immer vermutet und natürlich auch gehofft hatten. Es würde neue Filme geben. Und zwar richtige Filme, neue Episoden, keine kindgerechten Animationsstreifen, bei denen nicht nur die Jünger der ersten Stunde graust, für die schon die Prequel-Trilogie eine Zumutung war.

Seit einigen Tagen steht nun zudem fest: Die Regie für Episode 7, die voraussichtlich 2015 erscheinen wird, soll Lost-Schöpfer J.J. Abrams die Regie übernehmen.

Tatsächlich war die Geschichte um den Krieg (oder vielmehr: um die Kriege) der Sterne von Lucas zwischenzeitlich sogar auf ganze zwölf Filme angelegt, dann nur noch auf neun und nach Fertigstellung dessen, was heute als Original Trilogy bekannt ist (Episoden IV-VI), sollte es zunächst gar keine neuen Filme mehr geben. Bekanntlich ist es anders gekommen und Lucas erzählte in einer weiteren Trilogie die Vorgeschichte zu den Abenteuern von Jedi-Ritter Luke Skywalker, Prinzessin Leia und Weltraumschmuggler Han Solo. 2005 schloss sich der Kreis mit „Episode III: Die Rache der Sith“ in der man nun endlich erfuhr, wie Anakin Skywalker vom begabten Jedi-Ritter zum Sith-Lord Darth Vader und sich die Galaktische Republik ins tyrannische Imperium verwandelte. Wieder hieß es danach, der Drops sei nun gelutscht. George Lucas betonte stets, Star Wars sei im Wesentlichen die Lebensgeschichten Anakin Skywalkers/Darth Vaders und da diese nun erzählt sei, gebe es keinen Anlass für weitere Pre- oder Sequelteile.

Indes boomte längst das sogenannte Expanded Universe (kurz EU), das das Universum des Sternenkriegs mit Comics, Romanen, Videospielen, Fernsehserien etc. um so manchen Charakter, Raumschiffstyp, Planeten und Handlungsstrang ergänzte. Vor allem die Videospiele sind für das kommerziell auch mehr als dreieinhalb Jahrzehnte nach Premiere von „Eine neue Hoffnung“ kommerziell noch extrem erfolgreiche Franchise mittlerweile von großer Bedeutung. Stolze sieben Millionen Mal verkaufte sich beispielsweise „The Force Unleashed“. Mit dem Online-Game „The Old Republic“ angesiedelt in einer Zeit Jahrtausende vor der Geburt Anakin Skywalkers sollte World of Warcraft und Konsorten Konkurrenz gemacht werden.

Das Herzstück des immer größer werdenden Komplexes Star Wars, das wird kein Fan bestreiten, bleiben aber doch die Filme. Die drei Teile der Original Trilogy wurden von George Lucas bereits als aufgepimpte Special Editions ein zweites Mal in die Kinos geschickt, 2012 lief „Die dunkle Bedrohung“ im neuen 3D-Gewand wieder über die Leinwände – die anderen Filme sollen folgen.

Mit anderen Worten: Nach viel Rumgeschraube am Alten geht es 2015 wieder weiter im Text.

Die große Frage lautet: Wie?Viel Kritik musste Lucas für seine Prequels einstecken, insbesondere für Episode I. Die meisten stießen sich am infantilem Slapstick-Humor, der sich im überdrehten Jar Jar Binks ebenso personifizierte wie in den eher albern als bedrohlich wirkenden Kampfdroiden, die die Imperiumssoldaten als Kanonenfutter ablösten.

Beklagt wurde auch, dass die nicht gerade spärlich eingesetzten CGI-Feuerwerke die märchenhafte Atmosphäre der alten Filme nicht aufkommen ließen. Mit Episode III wurde die Prequel-Reihe zum Abschluss hin zwar nicht weniger bombastisch, aber immerhin wieder düsterer und ernster.

Wohin wird nun Abrams die Saga führen? Ohne Frage, er ist kein untalentierter Mann. „Lost“ wurde seinerzeit zu Recht mit Preisen überhäuft und auch „Super 8“ oder „Cloverfield“ mögen keine schlechten Filme sein. Meisterwerke sind sie andererseits genau so wenig.

2009 war er Regisseur des „Star Trek“ Reboots, der die in die Jahre gekommene andere große Sci-Fi-Saga zeitgemäß neu interpretieren sollte. Raus kam dabei ein durchaus sehenswertes Spektakel mit viel Geballer im Weltraum, der allerdings unter einem schwachen Antagonisten litt. Er trug den Namen „Star Trek“, doch eigentlich hätte er auch jeden anderen für Science-Fiction-Kino tauglichen Namen tragen können. Abrams beraubte Star Trek nicht gänzlich seines Charakters, aber seine Version von Kirk, Spock, Uhura und all den anderen hatten eigentlich nur noch entfernte Ähnlichkeit zu ihren realen Vorbildern, was besonders deutlich wurde durch den Auftritt von Leonard Nimoy, dem alten Spock.Wird Star Wars das gleiche Schicksal ereilen wie den ewigen Rivalen?

Wenn J.J. Abrams Star Wars würdig fortsetzen will, dann muss er sich darauf besinnen, was die Qualität der ersten Filme ausmachte. Laserschwertduelle? Gerne, aber bitte nicht im Fünf-Minuten-Takt. Humor? Gerne, aber bitte auf einem gewissen Niveau.

Vor allem muss er verstehen, dass Star Wars nie etwas anderes war als die Übertragung eines klassischen phantastischen Erzählmusters, wie wir es in ähnlicher Form auch in Tolkiens „Herr der Ringe“ finden, in ein Science-Fiction-Setting. Es ist die Geschichte des ewigen Kampfes zwischen den Kräften des Guten und des Bösen, die um die Vormacht ringen.

Mit Blick auf die Episoden I-III könnte man fast den Eindruck gewinnen, selbst George Lucas wäre sich dessen nicht mehr wirklich bewusst.

2015 wird sich entscheiden, ob einer der größten Namen der Filmgeschichte zu seiner ursprünglichen Identität zurückfindet oder sie vielleicht gänzlich aufgibt.

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