Die entstellte Wahrheit

Essay Helmut Lethens „Der Schatten des Fotografen“ hat den Leipziger Buchpreis gewonnen. Zu Recht, findet Tom Kummer, denn das Buch lehrt uns, Bildern gründlich zu misstrauen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 13/2014

Ach, die Medien! Sie leisten Erstaunliches, können Kriege entscheiden, Skandale provozieren, und immer noch gelten sie als die vierte Macht im Staat. Dabei sind sie wie nie zuvor in den Grundsatz vernarrt: „Seeing is believing“. Online-Plattformen demonstrieren dies mit immer bewegteren Bildern, Augenzeugenvideos, Videopaparazzi überall, Promis richten die Kamera auf sich selbst und kreieren eine Pseudo-Intimität.

Hollywood war in diesem Bilderkrieg schon immer die unheimlichste, weil perfekteste Kraft. Man konnte hier früh Strömungen studieren, die heute weltweit ein Nonstop-Social-Networking dominieren, dessen Herzkammer nicht das Wort, sondern das Bild ist. Was könnte also aktueller sein als der Versuch, hinter die unheimliche Realität von B