Vera Lengsfeld hat es bis in Stephen Colberts Late Night Show geschafft. Und eigentlich ist damit schon alles über das „Busenplakat“ gesagt. Wahlkampf 2009, eine CDU-Kandidatin, deren Karriere längst vorbei ist. Die das nicht gemerkt hat, die noch einmal antritt, ihre Chance darin sieht, im Einerlei der Konkurrenz und der Flut der Botschaften mit Dekolleté aufzufallen: „Wir haben mehr zu bieten.“ Man denkt an schenkelklopfende Junge-Union-Streber, die sich wegen der Anspielung nicht mehr einkriegen. Und erinnert sich an bierernste Kommentare über Effekthascherei im Wahlkampf: So bitte nicht!
Die Kritik an Lengsfelds letztem Versuch war Löschen mit Benzin. Kein demokratiepolitisches Argument konnte das verhindern. Um diesen Fall von besonders sichtbarem Mangel an Inhalten in der politischen Kommunikation öffentlich zu skandalisieren, musste dem Objekt der Kritik der Gefallen der Aufmerksamkeit ja erst getan werden. Wer die Politik dafür schilt, es gehe ihr bei derlei Sexualisierung bloß um die Schlagzeile, ist nicht nur naiv, sondern schon Komplize. Es hat andere Beispiele gegeben, auch andere Debatten. Eine Typologie der Wahlplakate, die Sex, Haut und Körper in den Dienst politischer Kommunikation stellen, steht noch aus. Nicht alles, was nackt ist, muss sich den Vorwurf des Sexismus gefallen lassen. Nur jeder zweite Witz ist gut. Und manches, das sich intelligent dünkt, steht unter jedem Niveau.
Und Lengsfeld? Die hatte seinerzeit den Busen der Kanzlerin ungefragt für ihre Wahlwerbung okkupiert. Ohne diese Unterwerfung wäre es bloß eine Peinlichkeit gewesen. Mit Merkel kam das Plakat immerhin bis ins US-Fernsehen. Die Ausweitung der Oberweitenzone hat Lengsfeld einen Sieg im Wettbewerb um Beachtung verschafft. In den Bundestag kam sie damit aber nicht.
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