Alles nur geklaut

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Bisher wollte die Diskussion, ob Mitleid ein allerletztes Motiv sein könnte, die SPD zu wählen, nicht recht in Gang gekommen. Darüber muss außer den Sozialdemokraten niemand traurig sein. Aber dass sich im Wahlkampf fast alles, was die Partei in die Hände nimmt, in Pech verwandelt, das ihr anklebt wie Hundescheiße, ist schon beeindruckend. Nach der „versehentlichen“ Indienstnahme von Gewerkschaftern für einen Aufruf zugunsten des Kanzlerkandidatendarstellers Frank-Walter Steinmeier, der inzwischen auch bei einem Naturschutzbund für Verärgerung gesorgt hat, ist nun der nächste Wahlkampfpatzer aktenkundig geworden. Eine auf der Website der Sozialdemokraten veröffentlichte Initiative für bessere Bildung behinderter Kinder, die auch von Politikern anderer Parteien unterzeichnet wurde, hat neue Kritik hervorgerufen. Es sei niemandem klar gewesen, dass der fraktionsübergreifend unterstütze Aufruf kurz vor der Wahl als „Unterstützerinitiative für die SPD“ recycelt werden soll, hieß es am Donnerstag. „Es wäre ehrlich gewesen, uns darauf hinzuweisen“, sagte der Grünen-Abgeordnete Markus Kurth und der CDU-Parlamentarier Hubert Hüppe fühlt sich „gelinkt“. Die SPD konterte, man habe vor einer Woche darauf hingewiesen worden, dass es sich um eine Aktion der Partei handele. Als der Aufruf Anfang September erstmals öffentlich wurde, war von einer Wahlkampfinitiative offenbar nicht die Rede. Die Forderung zugunsten der UN-Behindertenkonvention hat unter Fachpolitikern nicht das Zeug zum Streitgegenstand, auch der Linken-Abgeordnete Ilja Seifert hatte sie unterstützt. Er taucht nun wie Kurth, Hüppe und der FDP-Abgeordnete Erwin Lotter nicht mehr mit seiner Unterschrift unter dem Papier auf. Apropos Initiative: Am Freitag wird in der Frankfurter Rundschau eine ganzseitige Anzeige erscheinen, auf der Künstler zur Wahl der SPD aufrufen. Mit dabei unter anderem Klaus Staeck, Ulrich Matthes, Inge Jens und Sebstain Krumbiegel von den Prinzen. Hoffentlich ist hier nicht alles nur geklaut.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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