Demokratische Planung: Das neue Argument-Heft und eine Tagung

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Die Diskussion über Auswege aus und Alternative zum Kapitalismus, das hört man allenthalben, habe mit der großen Krise seit 2007 neuen Schwung erhalten. Über den tatsächlichen Zustand der systemkritischen Linken ist damit erst einmal nicht viel gesagt. Denn weder sind Debatten notwendig mit realer Bewegung verbunden, noch hat, wer die richtige Frage gestellt hat, auch schon die passenden Antworten. Man kann es am Beispiel der Debatte um Verstaatlichung und Vergesellschaftung in der Linkspartei sehen: Es gibt einen Streit darum, ob und wie weit der Bruch mit kapitalistischen Eigentumsverhältnissen bereits einen Pfad gesellschaftlicher Transformation eröffnet, oder ob die neue Qualität sich nicht erst in den konkreten Formen der demokratischen Teilhabe zeigen wird.

Ein bisschen außen vor bleibt dabei die Frage, wie und in welchem Maße Produktion, Reproduktion, Distribution denn im Sinne einer res publica tatsächlich gesteuert werden können. Das aktuelle Argument-Heft (286, Inhaltsverzeichnis) widmet sich nun dem Thema „Demokratische Planung und solidarische Ökonomie“ und nimmt damit einen teils schon länger abgerissenen Faden wieder auf. Wolfram Adolphi und Jörg Roesler blicken auf diesem zunächst theoretisch beschrittenen Weg in die Zukunft noch einmal in den Rückspiegel (China, Frankreichs Planification). Alexander Recht und Alban Werner buchstabieren das Alphabet demokratischer Planung durch und werfen unter anderem die Frage auf, „ob der Staat in seiner heutigen Form dazu überhaupt geeignet ist, den beschriebenen Anforderungen zu genügen“. Hans-Jürgen Krysmanski stellt die Bedeutung der Netze für demokratische und dezentrale Kooperationsformen heraus. Annika Beckmann und Daniel Fastner diskutieren zwei Modelle partizipativer Ökonomie, die bereits aus der Erfahrung des gescheiterten Realsozialismus schöpfen konnten (Parecon, Inclusive Democracy). Und schließlich geben die Beiträge von Jan Köstner sowie Bernd Röttger einen Einblick in die Argument-internen Debatten zum Thema.

Die Diskussion ist damit nicht beendet – im Gegenteil. Wolfgang Fritz Haug hat im Editorial des Heftes darauf hingewiesen: „Die hier angerissenen Fragen dürfen nicht wieder von der Tagesordnung verschwinden. Ihre wissenschaftliche Beantwortung könnte sich eines Tages als überlebenswichtig herausstellen.“ An diesem Donnerstag startet eine international besetzte Konferenz zum Thema in Esslingen.

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Geschrieben von

Tom Strohschneider

vom "Blauen" zum "Roten" geworden

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